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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Dolch Begriffsklarung aufgefuhrt Der Dolch ist eine kurze zweischneidige Stichwaffe mit meist symmetrischem Griff 1 DolchAngabenWaffenart MesserBezeichnungen Dagger Ponardo DagueVerwendung WaffeEntstehungszeit ca 120 000 v ChrEinsatzzeit bis aktuellVerbreitung WeltweitGesamtlange ab 20 cm variierendKlingenlange bis ca 40 cm variierendKlingenbreite variierendKlingenstarke variierendGriffstuck Holz Metall Kunststoff Jade Elfenbein GummiBesonderheiten verschiedene Ausfuhrungen und FormenListen zum Thema Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Beschreibung 3 Urgeschichte 4 Geschichte 5 Rechtliche Situation 6 Varia 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Ursprung des deutschen Worts Dolch ist ungewiss es begegnet erst seit dem 15 Jahrhundert zunachst im oberdeutschen Raum Das Deutsche Worterbuch der Bruder Grimm nahm 1860 noch an dass es sich um ein Lehnwort aus dem Slawischen handele 2 heute gilt aber als gesichert dass das Gegenteil der Fall ist und polnisch und tschechisch tulich aus dem Deutschen entlehnt wurden Naheliegend ist ein Zusammenhang mit lateinisch dolo bzw griechisch dolwn dolōn Stilett Stossdegen wobei sich dieser Begriff moglicherweise mit einheimischem also germanischem Wortgut vermischte In dieser Hinsicht wurde etwa altnordisch dalkr Spange Fibel angefuhrt ein entsprechendes alt oder mittelhochdeutsches Wort ist indes nicht uberliefert 3 Denkbar ist auch dass es sich beim Dolch eigentlich um eine mit einem deutschen Diminutivsuffix wie che n oder ke n versehene quasi makkaronische Verkleinerungsform des lateinisch griechischen dolo n handelt 4 Beschreibung BearbeitenIm Gegensatz zum Messer das primar zum Schneiden ausgelegt ist ist der Dolch als Stichwaffe konzipiert Bei Dolchen ist der Schneidenwinkel 1 69 bis 2 mal so gross wie bei einem einschneidigen Messer derselben Klingenbreite und dicke Aus diesem Grund sind Dolche tendenziell stumpfer als Messer dabei ist jedoch zu berucksichtigen dass der Schneidenwinkel kein allein entscheidendes Kriterium fur die Scharfe einer Klinge ist 5 Bei den Grundformen lassen sich Dolche grundsatzlich in zwei Formen unterscheiden Zum einen solche mit linsen oder rautenformigem Querschnitt mit oder ohne Hohlkehle und zum anderen Dreikantklingen jeweils mit partiellem oder ohne Hohlschliff Die erstgenannten sind noch zum Schneiden geeignet wahrend die letztgenannten stabiler sind und auch gegen leichtere Rustungstypen eingesetzt werden konnten Urgeschichte Bearbeiten nbsp Blattspitze des Solutreen nbsp Dolch von Allensbach nbsp FischschwanzdolcheZur Griffmontage siehe Schaftung Vor und Fruhgeschichte Die Faustkeile des Altpalaolithikums konnen als alteste Formen des Dolch Konzepts Stossspitze zwei Schneiden angesehen werden Auch symmetrisch geformte Mousterien Spitzen weisen beidseitig retuschierte Kanten auf Die Blattspitzen des spaten Mittelpalaolithikums konnen sowohl Feuersteindolche quer geschaftete Faustmesser als auch Speer bzw Lanzenspitzen gewesen sein was durch die vollstandige Zersetzung der organischen Materialien nicht mehr zu erkennen ist Ahnliche Formen von Blattspitzen gab es erneut im jungeren Gravettien im sudwesteuropaischen Solutreen sowie im Mesolithikum und Neolithikum wobei die Tradierung im Gebrauch wegen der grossen kulturellen Bruche unwahrscheinlich ist Die zunehmend asymmetrische Form seit dem Solutreen macht die Griffmontage als Dolch sehr wahrscheinlich oberes Bild Im Jungpalaolithikum speziell im mahrischen Pavlovien vor ca 25 000 Jahren gab es in Dolchform zugespitzte Knochen Fundplatz Predmosti sowie Dolche aus Geweih oder Elfenbein In Pavlov wurde ein 56 Zentimeter langer und zwei Zentimeter breiter dolchartiger Gegenstand aus Mammutelfenbein gefunden Dolche aus Feuerstein treten wieder wahrend des Mesolithikums auf Einen mit Bastwicklung erhaltenen Dolch der aus einer beidseitig spitz retuschierten grossen Feuersteinklinge gefertigt ist gibt es vom Fundplatz Nischneje Veretije in Nordrussland mit Radiokohlenstoffdaten der Fundschicht um ca 8000 v Chr In der Fundstelle Olenij Ostrov in Karelien wurde ein etwa gleich alter Knochendolch mit eingeklebten Feuersteinklingen gefunden 6 Auch aus der Kongemose Kultur Danemark gibt es verzierte Knochendolche mit beidseitig eingekitteten Feuersteinsplittern Wahrend des Spat und Endneolithikums waren Dolche aus Feuerstein in Mitteleuropa erneut weit verbreitet So trug der als Gletschermumie gefundene Otzi einen mit Griff versehenen Dolch bei sich Ein ahnlicher Fund stammt aus Allensbach am Bodensee aus einer Fundstelle der Horgener Kultur mittleres Bild In der neolithischen Dolchzeit von 2300 1600 v Chr erfuhr der Feuersteindolch als so genannter Fischschwanzdolch die hochste Vollendung der Steinbearbeitung unteres Bild Bereits in der Kupferzeit gab es Dolche aus Kupfer zum Beispiel in der Glockenbecherkultur in Suddeutschland In der fruhbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur waren Dolche aus einem Stuck Bronze gegossen einschliesslich Griff Erst im Verlauf der Bronzezeit kamen Dolche auf bei denen Griffschalen aus organischem Material wie Holz Knochen und Horn gefertigt waren und vernietet wurden nbsp Dolch aus Luristan ca 1000 v Chr ca 31 cm langGeschichte Bearbeiten nbsp Ein indischer Dolch aus dem 18 JahrhundertIm Laufe der Zeit entwickelte sich der Dolch von der spitzen Stosswaffe zum zweischneidigen Gerat mit der moglichen allerdings eingeschrankten Funktion als Messer und wurde damit etwas vielseitiger verwendbar Bronzedolche vom Typ Gamov stammen bereits aus dem 9 oder 8 Jahrhundert v Chr und wurden von Steppenvolkern benutzt An Bronzedolchen aus Grabern der Zeit vor 1550 bis 1250 Jahren v Chr wurden Anhaftungen von organischem Material Knochen Muskelfasern Sehnen nachgewiesen die auf eine Verwendung der Dolche beim Zerlegen von Jagdbeute zuruckgefuhrt werden 7 Zur Ausrustung romischer Legionare gehorte vom 2 Jahrhundert vor bis zum 3 Jahrhundert nach der Zeitenwende ein Dolch Pugio mit breiter etwa 30 cm langer Klinge Julius Caesar wurde der Uberlieferung nach mit diversen 23 oder 35 Dolchstichen ermordet 8 Der Dolch kam im 12 Jahrhundert als Waffe in den mittelalterlichen Heeren auf Er war die Weiterentwicklung des allseits gebrauchlichen Allzweckmessers aus dem Mittelalter Zu Beginn war er wohl als Erganzung zum Ritterschwert gedacht und sollte als Zweitwaffe bei Schwertbruch oder verlust zum Einsatz kommen Zu dieser Zeit wurde auch der Panzerbrecher Misericordia Gnadgott zum Durchstossen von Kettenrustungen erfunden Um 1300 entwickelte sich in Norditalien eine zweischneidige stark profilierte Klinge Basilard Dieser Dolch verbreitete sich dann um 1400 uber die Alpen in den suddeutschen Raum Anders als das Schwert unterlag der Dolch keinen standesspezifischen Regularien was wohl an seiner Verbreitung lag Dass er auch im Krieg eine besondere Rolle hatte verdeutlicht der Gebrauch durch die Eidgenossen in der Schlacht bei Dornach im Jahre 1499 wo der Sieg uber die Landsknechte Maximilians entscheidend vom Einsatz des Dolchs abhing Dolchformen des Spatmittelalters sind der Ringknaufdolch und der Scheibendolch welcher mitunter auch als Scheibenknaufdolch bezeichnet wird Ab dem 16 Jahrhundert etablierte sich eine Kampftechnik bei der ein Parierdolch zusammen mit dem Schwert genutzt wurde er sollte dabei feindliche Schwerthiebe parieren Wurde im Mittelalter der Dolch noch mit der Spitze nach unten gefuhrt wird er bei dieser Technik mit der Spitze nach oben gehalten Ebenfalls im 16 Jahrhundert wurde das Stilett als Stichwaffe mit langer spitzer Klinge entwickelt Ein Dolch wurde als Alternative fur den Sabel seit 1901 von deutschen Marineoffizieren seit 1935 auch von Offizieren des Heeres bis 1945 zur Ausgehuniform getragen Der Grabendolch des Ersten Weltkriegs waren Vorlaufer der spater als Kampfmesser bekannten Klingenwaffen In der Liste von Dolchen gemass den Kennblattern fremden Gerats D 50 1 sind von der Wehrmacht genutzte Waffen dieser Art eingetragen Da ein Dolch anders als etwa Schwert oder Speer verdeckt getragen werden kann galt er zeitweise als wenig ritterliche Mord Waffe wie es zum Beispiel in der Wortschopfung von der Dolchstosslegende zum Ausdruck kommt Rechtliche Situation BearbeitenDolche werden in der Regel als Waffe betrachtet Der Besitz kann mit Einschrankungen erlaubt sein der Transport ist in der Regel nur mit Beschrankungen moglich 9 Varia Bearbeiten Der Dolch ist auch ein Sonderzeichen Unicode Zeichen U 2020 Windows und Linux Eingabe mit Alt 0134 Siehe auch Bearbeiten nbsp Portal Waffen Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Waffen Liste von Dolchen Hieb und Stichwaffen Jambia Katar Messer und Dolchformen Stangenwaffe Heraldik Literatur BearbeitenWendelin Boeheim Handbuch der Waffenkunde Das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18 Jahrhunderts E A Seemann Leipzig 1890 ISBN 3 8262 0212 0 Textarchiv Internet Archive Erstauflage bis 2016 mehrfach nachgedruckt David Harding Hrsg Waffenenzyklopadie 7000 Jahre Waffengeschichte 1 Auflage Motorbuchverlag Stuttgart 2008 ISBN 978 3 613 02894 4 englisch Weapons an international encyclopedia from 5000 B C to 2000 A D 1990 Ubersetzt von Herbert Jager Martin Benz Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dolch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Dolch Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Wendelin Boeheim Handbuch der Waffenkunde siehe Literatur DOLCH m In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Deutsches Worterbuch Hirzel Leipzig 1854 1961 woerterbuchnetz de Universitat Trier Dolch In Digitales Worterbuch der deutschen Sprache Marlies Philippa u a Etymologisch Woordenboek van het Nederlands Amsterdam University Press Amsterdam 2003 2009 s v dolk wapen Uber die Scharfe von Klingen Website von Tremonia Fechten Abgerufen am 28 April 2014 N N Gurina Mesolit Karelij Das Mesolithikum Kareliens In Kolzov Hrsg Mesolit SSSR Das Mesolithikum der UdSSR Teil der Reihe Archaeologia SSSR Archaologie der UdSSR Bd 2 Tafel 10 S 217 Nauka Moskva 1989 Isabella Caricola et al Organic residue analysis reveals the function of bronze age metal daggers In Scientific Reports Band 12 Artikel Nr 6101 2022 doi 10 1038 s41598 022 09983 3 Research finally answers what Bronze Age daggers were used for Auf eurekalert org vom 29 April 2022 Die zeitlich nachste Quelle Nikolaos von Damaskus 24 90 spricht von 35 Wunden Spatere Texte vermerken dass Caesar 23 mal getroffen worden sei siehe Plutarch Caesar 66 Sueton Divus Iulius 82 2 Appian Burgerkriege 2 117 493 Waffengesetz und Patrick Schulz Cederic Tiemeshen Einsatzrecht kompakt Falle zum Waffenrecht fur die weitere Ausbildung Richard Boorberg Verlag Stuttgart 2021 ISBN 3 415 07089 1 S 54 ff Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Klingenwaffen nach Lange Messer Dolch Kurzschwert Langschwert Anderthalbhander Zweihander Normdaten Sachbegriff GND 4150386 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dolch amp oldid 235205303