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Solutreen Zeitalter mittleres JungpalaolithikumAbsolut ca 21 000 15 000 v Chr AusdehnungWesteuropa Zentraleuropa und OsteuropaLeitformenBlattspitzen Lorbeerblattspitzen Weidenblattspitzen und Kerbspitzen Das Solutreen Aussprache zolytreˈɛ ː ist eine archaologische Kultur des Jungpalaolithikums die wahrend des letzten Kaltemaximums der Weichseleiszeit von etwa 22 000 bis 18 000 BP in Westeuropa verbreitet war Der namengebende Fundort befindet sich bei Solutre Pouilly nahe Macon im Departement Saone et Loire Burgund Frankreich Der Fundplatz liegt unterhalb eines markanten Felsens der aus einem tektonisch schrag gestellten fossilen Korallenriff besteht und weithin als Gelandepunkt sichtbar ist Die Ausgrabungen in Solutre wurden kurz nach der Entdeckung erster Funde im Jahr 1866 begonnen Die ersten Grabungen wurden von den franzosischen Geologen Henry Testot Ferry und Adrien Arcelin durchgefuhrt Als Kulturstufe des Palaolithikums wurde das Solutreen erstmals 1869 von Gabriel de Mortillet verwendet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Zeitliche Einordnung und regionale Verbreitung 2 Klima und Tierwelt 3 Funde 4 Entdeckungen und Erfindungen 5 Kunstwerke 6 Fundstatten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseZeitliche Einordnung und regionale Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet des Solutreens ausser Belgien und Italien Die zeitlich relativ kurze Epoche des Solutreens folgt ab zirka 21 000 Jahren BP recht abrupt auf das Gravettien ohne dass sich ein langsamer und kontinuierlicher Ubergang erkennen liesse Fruheste Fundschichten und datierbare Felsbilder des Solutreens liegen im Ardeche Tal und vor allem im Perigord Frankreich seinem Hauptverbreitungsgebiet Daruber hinaus war es in Kantabrien Nordspanien sowie an der spanischen Mittelmeerkuste nahe Valencia und in Portugal verbreitet Obwohl fruher auch weiter ostlich gelegene Fundstellen mit Blattspitzen dem Solutreen zugeschrieben wurden gilt es heute als auf Westeuropa beschrankt Lediglich fur die in der Eifel gelegene Magdalenahohle wird eine kurze Besiedlung des Solutreens diskutiert 2 Unter unklaren Umstanden verschwindet das Solutreen gegen 17 500 Jahren BP ebenso plotzlich wieder wie es aufgetaucht war Als nachfolgende Kultur etabliert sich das Magdalenien das dem Oberen Jungpalaolithikum zugehort und in den Zeitraum von 18 000 12 000 v Chr datiert Es wird seinerseits vom Azilien Federmesser Gruppen abgelost Klima und Tierwelt BearbeitenKlimatisch fallt das Solutreen noch in den kaltesten Abschnitt Wurm III der Wurm Eiszeit Das Untere und das Obere Solutreen waren sehr kalt und trocken Im Mittleren Solutreen herrschten die etwas gemassigteren und feuchteren Bedingungen des Laugerie Interstadials im abschliessenden Solutreen die des Lascaux Interstadials Die Fauna wurde eindeutig vom Rentier beherrscht spater gesellten sich Rind Hirsch Steinbock Wolf Mammut und das Solutre Pferd hinzu nbsp Die Kurven zeigen den Wechsel der antarktischen Temperaturen in den Eisbohrkernen blau EPICA European Project for Ice Coring in Antarctica 3 wahrend der letzten Eiszeitalter im Vergleich zu den Veranderungen in der Ausdehnung der Polkappen rot Eisvolumen Vostock 4 grun nimmt Bezug auf die Messungen in der Wostok Station Funde Bearbeiten nbsp Blattspitze des Solutreens nbsp Schadel einer Frau aus dem Solutreen datiert auf 20 600 BP gefunden im Abri Pataud Departement Dordogne Frankreich Typisch fur das Solutreen sind Gegenstande die durch Abschlagen dunner Lamellen aus Feuerstein hergestellt wurden Charakteristisch sind die mittels einer neuartigen Drucktechnik flachenretuschierten Blatt und Kerbspitzen wovon ein Depot von etwa 20 000 Jahre alten Blattspitzen in Volgu nahe Digoin gefunden wurde Die im Musee Denon in Chalon sur Saone ausgestellten bis zu 40 cm grossen hauchdunnen funf bis sechs Millimeter dicken Spitzen zahlen zu den eindrucksvollsten Steingeraten des gesamten europaischen Palaolithikums Naturlich blieben auch viele Gerate aus dem Aurignacien weiterhin in Gebrauch insbesondere Schaber Seltener finden sich Stichel Ruckenmesser und Bohrer ebenfalls oft mit Rand und Flachenretuschen versehen In Frankreich lasst sich eine Vierteilung in Unteres Solutreen Mittleres Solutreen Oberes Solutreen und End Solutreen franz Solutreen final anhand des Fundinventars vornehmen An einigen Fundplatzen wird ein Proto Solutreen vorangestellt Leittypen der Substufen sind folgende Projektilspitzen Proto Solutreen unregelmassige nur recht wenig retuschierte Blattspitzen Unteres Solutreen einfache glatt gearbeitete Doppelspitzen Mittleres Solutreen doppelseitig retuschierte Lorbeer und Weidenblattspitzen Oberes und End Solutreen Kerbspitzen die leichter aufgesetzt werden konntenGeschossspitzen fur Wurfspeere und Weiteres wurden aus Geweih oder Knochen hergestellt Mit dem Niedergang der Kulturstufe des Solutreens verschwanden auch die fur sie typischen hervorragend gefertigten Blattspitzen um dann spater im Neolithikum als Pfeilspitzen und in der Kupferzeit beispielsweise als Dolche des dynastischen Agyptens wieder aufzutauchen Entdeckungen und Erfindungen Bearbeiten nbsp Die Menschen des Solutreens nutzten als erste NadelnDie Erfindung der aus Knochen hergestellten Nadeln mit Ohr im Oberen Solutreen erleichterte das Nahen der Fell Bekleidung Auch treten erstmals Lochstabe auf Es erschienen bis zu 18 9 Meter grosse Feuerstellen auf denen mehrere Tiere gleichzeitig gebraten werden konnten Fast alle angetroffenen Knochen sind zur Gewinnung des Knochenmarks aufgeschlagen worden An der Typlokalitat bei Solutre Pouilly fand man an einem steilen Berghang zahlreiche Knochen von Wildpferden die durch Ausfallung von Kalk in Verbindung mit Wasser und Sediment zu sogenanntem Pferdemagma frz Magma de cheval verbacken sind Die konglomeratartige Masse bedeckt dort eine mehr als einen Hektar grosse Flache und erreicht Dicken von bis zu einem Meter Man geht deshalb davon aus dass dort mehrere 10 000 Wildpferde erlegt wurden 5 Am Fourneau du Diable bei Bourdeilles Dordogne befindet sich eine von Steinen umringte viereckige Hutte Kunstwerke BearbeitenWeit vom Eingang entfernte Hohlenbereiche wurden erkundet was sich etwa an Felszeichnungen und Reliefs von Tieren zeigt Auch Kleinkunst findet sich gravierte Knochen bemalte Steinplattchen mit Figuren und Ohrgehange weisen auf ein entwickeltes Kunstverstandnis hin 6 Es fehlen allerdings fast vollstandig Vollplastiken Gearbeitete Tierreliefs stammen vom Roc de Sers Charente und vom Fourneau du Diable Als recht seltene Tierdarstellungen fungieren Moschusochse und Grosskatzen Fundstatten BearbeitenFrankreichBidon Hohle Ardeche Fourneau du Diable Abri Dordogne Gorge d Enfer Hohle Dordogne Grotte Chabot Hohle Gard Grotte du Placard Charente Cosquer Hohle bei Marseille Hohle von Cussac Dordogne Hohle von Isturitz Pyrenees Atlantiques Lascaux Dordogne Jeans Blancs Abri Dordogne La Greze Hohle Dordogne La Mouthe Dordogne Laugerie Haute Dordogne Enthalt das vollstandigste Profil des Solutreen Laussel Dordogne Pataud Abri Dordogne Roc de Sers Charente Solutre Pouilly Saone et Loire Typlokalitat Volgu Saone et LoireSpanienChufin Hohle Santander El Castillo Hohle Kantabrien Parpallo Hohle ValenciaLiteratur BearbeitenAdrien Arcelin Les fouilles de Solutre Macon 1873 H Breuil Quatre cents siecles d art parietal 1952 F Djindjian J Koslowski M Otte Le Paleolithique superieur en Europe A Colin 1999 ISBN 2 200 25107 6 Ph Smith Le Solutreen en France Bordeaux 1966 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Solutreen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fotografien von Solutreen Funden mit englischer Beschreibung Memento vom 13 Mai 2007 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Gabriel de Mortillet Essai d une classification des cavernes et des stations sous abri fondee surles produits de l industrie humaine Materiaux pour l histoire de l Homme 5 1869 Paris S 172 179 Mathias Probst Das Palaolithikum der Magdalenahohle bei Gerolstein Unpubl Magisterarbeit Mainz 2012 EPICA community members 2004 Eight glacial cycles from an Antarctic ice core Nature 429 6992 S 623 628 doi 10 1038 nature02599 ncdc noaa gov J R Petit J Jouzel D Raynaud N I Barkov J M Barnola I Basile M Bender J Chappellaz J Davis G Delaygue M Delmotte V M Kotlyakov M Legrand V Lipenkov C Lorius L Pepin C Ritz E Saltzman M Stievenard 1999 Climate and Atmospheric History of the Past 420 000 years from the Vostok Ice Core Antarctica Nature 399 S 429 436 ncdc noaa gov Harald Floss Solutre Museum fur Urgeschichte 2016 Monterrat S 66 Etwa in der ostspanischen Parpallo Hohle wo sich etwa 5000 Steinplatten mit Tierfiguren fanden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Solutreen amp oldid 233875057