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Der Abri von Laugerie Haute ist einer der forschungsgeschichtlich wichtigsten archaologischen Fundplatze Frankreichs zur Klassifikation des oberen Jungpalaolithikums Er enthalt eine Schichtenfolge des Gravettiens Oberen Perigordiens Solutreens Badegouliens und Magdaleniens Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Stratigraphie und Alter 4 Der Fundplatz Laugerie Intermediaire 5 Klimageschichte 6 Kleinkunst 7 Funde 8 UNESCO Welterbe 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeographische Lage Bearbeiten nbsp Blattspitze des Solutreen Edouard LartetDer nach Sudosten hin offene Abri befindet sich etwa zwei Kilometer flussaufwarts von Les Eyzies de Tayac Sireuil Departement Dordogne entfernt am rechten Ufer der Vezere Im Vergleich zu Laugerie Basse liegt er etwas weiter flussaufwarts daher auch die Unterscheidung in franz Basse Unter und Haute Ober Die Steilwand besteht aus flachliegenden Kalken des Coniaciums Unmittelbar zwischen der Felswand und dem Fluss verlauft die von Perigueux kommende D 47 von der aus die Statte aber nicht eingesehen werden kann Die Gesamtlange des Felsuberhangs betragt etwa 180 Meter bei einer Tiefe von 10 Meter Die Untersuchungsflache betragt jedoch nur 132 Meter in der Lange da gegen Ende des Magdalenien III um 14 000 v Chr einsturzende Felsuberhange die Siedlungsflache teilweise verschutteten Diese herabgesturzten Felsen erlauben den Archaologen heute eine Unterteilung in Laugerie Haute Est und Laugerie Haute Ouest Die Grenze markiert ein im 17 Jahrhundert errichtetes Haus Schloss Chapoulie das den Felsen als Ruckwand nutzt Am Sudwestende der Felswand stehen die Ruinen des Hauses Fournier Mit einer geschatzten Tiefe von 35 Meter durfte Laugerie Haute vor dem Einsturz einer der beeindruckendsten Abris Frankreichs gewesen sein Die steinzeitliche Besiedlung war nicht nur auf den eigentlichen Abri beschrankt sondern reichte unter der jetzigen Strasse hindurch bis an den Fluss Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Felsuberhang von Laugerie HauteDie Forschungen am grossen Abri von Laugerie Haute begannen im Jahre 1863 als Edouard Lartet und Henry Christy im Zuge ihrer Grabungen im Department Dordogne hier Lorbeerblattspitzen des Solutreen entdeckten 1892 unternahmen E Massenat und Paul Girot weitere Sondierungen die 1895 von Louis Capitan fortgesetzt wurden 1901 gelang die Freilegung eines Niveaus aus dem Unteren Magdalenien mit Raclette Spitzen durch Louis Capitan Henri Breuil und Denis Peyrony Weitere Grabungen erfolgten ab 1907 von Otto Hauser Dessen Funde sind zum Teil an die Ur und Fruhgeschichtliche Sammlung der Universitat Erlangen verkauft worden und liegen als Katalog vor 1 Zwischen 1921 und 1925 wurden die Forschungen wieder aufgenommen Auf Veranlassung Peyrony s ging Laugerie Haute 1921 in Staatsbesitz uber eine Ausnahme bildet der Bereich in der Nahe des Hauses Fournier der in Privatbesitz verblieb Die Grabungen von Denis Peyrony und seinem Sohn Elie in diesen Jahren fuhrten zu einer ersten ausfuhrlichen Publikation 2 Weitere Grabungen folgten in den Jahren 1955 1958 durch Francois Bordes in Laugerie Haute Est sowie 1959 1960 gemeinsam mit Philip Smith in Laugerie Haute Ouest Von 1967 bis 1988 fuhrte Genevieve Guichard Grabungen durch Stratigraphie und Alter BearbeitenFur die Kenntnis des Jungpalaolithikums ist Laugerie Haute von entscheidender Bedeutung Die vertretenen Kulturepochen reichen vom Oberen Perigordien bis zum Beginn des Oberen Magdaleniens und uberspannen in etwa den Zeitraum von 22 000 Jahren bis 13 000 Jahren BP Zeitlich folgen die Ablagerungen von Laugerie Haute den in La Ferrassie und im Abri Pataud gegenwartigen Lagen Insgesamt konnten im Ostabschnitt 42 Lagen unterschieden werden ausgehendes Perigordien Solutreen Badegoulien sowie die erste Halfte aus dem Magdalenien Unter den alten Sammlungen finden sich auch noch Oberes Magdalenien V und VI dokumentiert Der Westabschnitt enthalt 12 Lagen die das gesamte Solutreen umfassen Die erste Stratigraphie der Fundstelle erstellte Denis Peyrony wahrend seiner Grabungen in den 1920er Jahren Diese grundlegende Abfolge der Schichten wurde von Francois Bordes und Philipp Smith modifiziert und somit noch aussagekraftiger gemacht vom Hangenden zum Liegenden 3 Magdalenien III Schicht 3 1 Est Magdalenien II Schicht 8 4 Est Magdalenien I Schicht 17 9 Est Magdalenien 0 Schicht 20 18 Est End Solutreen Schicht 23 21 Est 3 1 Ouest Oberes Solutreen Schicht 28 25 Est 7 4 Ouest Mittleres Solutreen Schicht 30 29 Est 11 8 Ouest Unteres Solutreen Schicht 32 31 Est 12 Ouest Aurignacien V Schicht 35 33 Proto Magdalenien Schicht 37 36 Est Perigordien VI Gravettien Schicht 42 38 Est Funde aus dem jungeren Magdalenien sowie dem Azilien in den obersten Schichten beschranken sich auf kurze Aufenthalte in dem von Felssturzen zerstorten Abri Durch Korrelation der unteren Schichten mit dem Abri Pataud dort ist Aurignacien Gravettien und Solutreen vorhanden lasst sich fur die Dordogne anhand der beiden Fundstellen die gesamte Kulturabfolge des Jungpalaolithikums belegen Der Fundplatz Laugerie Intermediaire BearbeitenOtto Hauser bezeichnete nur den ostlichen Teil des Abris Laugerie Haute Est mit Laugerie Haute den westlichen Teil Laugerie Haute Ouest dagegen als Laugerie Intermediaire 4 Er wollte damit zum Ausdruck bringen dass es sich um einen eigenen Siedlungsplatz handelt der zwischen Laugerie Haute und Laugerie Basse liegt Hier entdeckte Hauser im Jahre 1914 eine sogenannte Opferstatte einen 15 Meter langen und 8 Meter breiten ovalen Platz der von grossen Steinblocken umstellt war Im Zentrum lag eine Feuerstelle Artefakte und Schmuck weisen den Befund in das Magdalenien III IV Mittleres Magdalenien Wegen einiger Schadelteile mit Gehorn sowie den reichen Schmuck unter anderem viele Steine mit eingravierten Tieren interpretierte Hauser den Platz als Kultstatte eines Priesters der Urwelt Er schreibt dazu wortlich In seiner unmittelbaren Nahe lagen Dutzende von Schmuckstucken zierlich durchbohrte Zahnchen gelochte Steine und Knochenanhanger Bergkristallperlen Nadeln Ocker Kultstabe ein reicher Schmuck also den wohl ein Hauptling der Sippe am heiligen Feuer niedergelegt haben mochte Oder war s das Parament die Ausrustung des Priesters Otto Hauser 5 Aus heutiger Sicht fehlt dieser Interpretation die notige Distanz da eine Trennung in kultische Niederlegungen und Reste menschlicher Nahrung sehr willkurlich vorgenommen scheint Immerhin ist der Platz durch die Einfassung mit gravierten Felsblocken und platten von herausragender Bedeutung und eine bewusste Komposition derselben als Begrenzung des Platzes mit der Feuerstelle scheint vorstellbar Prof Dr Leo Gerlach Grunder der Erlanger Anthropologisch Prahistorischen Universitatssammlung erwarb im Jahre 1914 einen Grossteil der Funde aus der sogenannten Opferstatte Als Otto Hauser 1914 seinen Wohnsitz in Les Eyzies verlassen musste blieben die Steinblocke und die gesamte Grabungsdokumentation zuruck Sie gelten seitdem als verschollen Klimageschichte BearbeitenBedingt durch den relativ langen Zeitraum von rund 10 000 Jahren spiegeln die Ablagerungen in Laugerie Haute mehrere klimatische Oszillationen wider die von H Laville genauer untersucht wurden Der Beginn der Ablagerungen fallt noch in die ausgehende Wurm Kaltzeit unterbrochen von dem warmeren feuchteren nach Laugerie Haute benannten Laugerie Interstadial Mit Beginn des Magdaleniens kam es erneut zu einer Erwarmung Lascaux Interstadial auf die dann die Abkuhlung der Alteren Dryas folgte Die Altere Dryas wurde ihrerseits von zwei warmeren Abschnitten unterbrochen Pra Bolling Interstadial und Bolling Interstadial Kleinkunst BearbeitenIn Laugerie Haute Est wurde in allen Grabungskampagnen eine grosse Zahl von Kleinkunstwerken des mittleren Magdaleniens gefunden Diese werden zum uberwiegenden Teil im Prahistorischen Nationalmuseum Musee national de Prehistoire in Les Eyzies aufbewahrt Die Ur und Fruhgeschichtliche Sammlung der Universitat Erlangen zeigt einige der von Otto Hauser verkauften organischen Artefakte mit Kleinkunst auf seiner Homepage 6 Dazu gehoren ein Lochstab mit drei Pferdegravierungen aus Rengeweih ein Rengeweihstab mit der Darstellung eines Wolfes sowie einem Mischwesen Schlange und oder Phallus sowie diverse Knochenartefakte mit geometrischen Mustern Komplexe Szenen sind fur Kleinkunst des mittleren und jungeren Magdalenien typisch 7 Funde BearbeitenInsgesamt gesehen sind die Funde in Laugerie Haute nicht so reichhaltig wie in Laugerie Basse oder in La Madeleine Nennenswert sind neben den oben bereits erwahnten Exemplaren Ein 30 Zentimeter grosses tief eingraviertes Gneisgeroll aus dem Perigordien VII Das Motiv ist nicht ersichtlich Ein aus Rentierknochen hergestellter durchbohrter Stab ebenfalls aus dem Perigordien VII In einer recht flachgrundigen Reliefarbeit sind zwei gegenubergestellte Mammutpaare zu erkennen Dieses Motiv ist auch in Rouffignac gegenwartig Ein aus Rentierknochen hergestellter Umriss aus dem Solutreen soll nach F Bordes eine Grosskatze darstellen ein fur diese Epoche einmaliger Fund Ein Skelettfund aus dem Magdalenien am Sudwestende in der Nahe des Hauses Fournier Ein aus dem Grabungsschutt von Otto Hauser stammender Kalkblock in den der Kopf eines Moschusochsen eingraviert wurde ebenfalls sehr ungewohnlich UNESCO Welterbe BearbeitenSeit 1979 gehort Laugerie Haute im Verbund mit anderen bedeutenden Fundstatten des Vezere Tals zum UNESCO Welterbe Literatur BearbeitenFrancois Bordes Le Protomagdalenien de Laugerie Haute Est In Bulletin de la Societe Prehistorique Francaise 75 ISSN 0037 9514 S 501 521 Francois Bordes Nouvelles fouilles a Laugerie Haute Est premiers resultats In L Anthropologie Band 62 3 4 1958 S 205 244 Denis und Elie Peyrony Laugerie Haute pres des Eyzies Dordogne Memoire des archives de l Institut de Paleontologie Band 19 Masson 1938 ISSN 0373 6180 Hans Geer Unveroffentlichte Fundkomplexe aus den Grabungen Otto Hausers in der Ur und Fruhgeschichtlichen Sammlung der Universitat Erlangen Nurnberg Ein Beitrag zur Erforschung klassischer Stationen des Palaolithikums in Sudwestfrankreich Dissertation Erlangen 1972 PDF Download 330 MB Otto Hauser Der Mensch vor 100 000 Jahren Leipzig 1917 S 86 91 Karin Kurz Komplexe Darstellungen auf Kleinkunstwerken des Magdalenien In Menschen der Eiszeit Jager Handwerker Kunstler Herausgegeben von Leif Steguweit Furth Praehistorika 2008 S 83 91 ISBN 978 3 937852 01 0 PDF Download Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Laugerie Haute Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sammlung Laugerie Haute virtuelle Ausstellung der Ur und Fruhgeschichtlichen Sammlung der Uni ErlangenEinzelnachweise Bearbeiten Hans Geer Unveroffentlichte Fundkomplexe aus den Grabungen Otto Hausers in der Ur und Fruhgeschichtlichen Sammlung der Universitat Erlangen Nurnberg Ein Beitrag zur Erforschung klassischer Stationen des Palaolithikums in Sudwestfrankreich Dissertation Erlangen 1972 PDF Download 330 MB Peyrony D amp E Peyrony Laugerie Haute pres des Eyzies Dordogne A I P H memoire 19 1938 86 S Francois Bordes Nouvelles fouilles a Laugerie Haute Premiers resultats In L Anthropologie 1958 S 205 244 Laugerie Intermediaire Eine Opferstatte des Magdalenien Universitat Erlangen Nurnberg archiviert vom Original am 11 Juni 2007 abgerufen am 13 Juli 2019 Otto Hauser Der Mensch vor 100 000 Jahren Leipzig 1917 S 86 91 Sammlung Laugerie Haute Uni Erlangen Karin Kurz Komplexe Darstellungen auf Kleinkunstwerken des Magdalenien In Menschen der Eiszeit Jager Handwerker Kunstler Herausgegeben von Leif Steguweit Furth Praehistorika 2008 S 83 91 ISBN 978 3 937852 01 0 PDF Download 44 953194444444 1 0033333333333 Koordinaten 44 57 11 5 N 1 0 12 O Vezere Tal Fundorte und Hohlenmalereien Abri de Cro Magnon Abri du Poisson Font de Gaume La Micoque La Mouthe Laugerie basse Laugerie haute Le Grand Roc Les Combarelles Le Cap Blanc Lascaux Cro de Granville Roc de Saint Cirq Le Moustier La Madeleine Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laugerie Haute amp oldid 232476340