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La Micoque ist eine prahistorische Fundstelle im Gebiet von Les Eyzies einer Gemeinde im franzosischen Departement Dordogne In ihr wurden zahlreiche Uberreste aus dem Mittelpalaolithikum entdeckt Diese Funde machten La Micoque zur Typlokalitat fur die archaologischen Stufen Micoquien und Tayacien Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichtliches 2 1 Grabungen 3 Stratigraphische Abfolge 4 Sedimentologische Deutung 5 Alter 6 Steinwerkzeuge 7 UNESCO Welterbe 8 Weblinks 9 LiteraturGeographische Lage BearbeitenDie Fundstelle La Micoque wurde nach einem verfallenen Gehoft gleichen Namens benannt Sie befindet sich auf der linken Flussseite des Manaurie 500 Meter vor dessen Mundung in die Vezere etwas stromaufwarts von Laugerie Haute Die Fundstatte ist kein Abri sondern liegt auf 75 bis 85 Meter Hohe uber N N im Freien zu Fussen einer kleinen Kalkwand 20 Meter hoher als der 200 Meter entfernte Flusslauf Geschichtliches Bearbeiten nbsp La Micoque im Jahr 2009La Micoque wurde 1895 von E Riviere entdeckt nachdem er von einem Bauern benachrichtigt wurde welcher beim Pflugen auf mehrere Feuersteinfaustkeile aufmerksam geworden war Anschliessend fuhrten Emile Cartailhac und Otto Hauser zum Teil recht unsystematische Grabungen durch Auf Hausers Untersuchungen in den Jahren 1906 bis 1914 geht auch der Begriff Micoquien zuruck um damit die ortsspezifische Steinwerkzeugsindustrie zu bezeichnen Nach Erwerb der Fundstatte durch den franzosischen Staat unterzog der in Staatsauftrag handelnde Denis Peyrony zwischen 1929 und 1932 La Micoque einer grundlichen Untersuchung In seiner detaillierten stratigraphischen Studie konnte er 15 Horizonte ausscheiden darunter 6 Horizonte mit archaologischem Fundmaterial 1956 unternahm Francois Bordes eine Kontrollgrabung in der er sein Augenmerk auf die Steingerate richtete Anfang der 1970er Jahre unterzogen H Laville und J Ph Rigaud die Fundstatte einer erneuten Revision gefolgt von weiteren Arbeiten von J Ph Rigaud und A Debenath im Zeitraum 1989 bis 1997 J P Texier und P Bertran veroffentlichten 1993 eine Revision zur Sedimentologie der Fundstatte Grabungen Bearbeiten Chauvet und Riviere 1896 Capitan 1896 Harle 1897 Peyrony 1898 Coutil 1903 1905 Cartailhac 1905 Hauser 1906 1907 Peyrony 1929 1932 Bordes 1956 Debenath und Rigaud 1983 1996Stratigraphische Abfolge BearbeitenGemass der letztgenannten Studie von Texier und Bertran kann La Micoque in drei sich verzahnende sedimentare Abfolgen untergliedert werden eine 2 50 Meter machtige untere Abfolge bestehend aus Gerollen und Schotter Sie enthalt keine archaologischen Uberreste und entspricht den von Laville und Rigaud ausgeschiedenen Lagen I bis XII eine 8 Meter machtige mittlere Abfolge Lagen 1 bis 5 entsprechen den Schichten A bis M Peyronys Sie enthalt eine 1 Meter machtige tonige Basislage Schicht A gefolgt von 7 Metern Geroll und korngrossengeregeltem Kalkschotter wechsellagernd mit roten sandig tonigen Partien Schichten E H und L von Peyrony Praktisch samtliche archaologisch relevanten Niveaus befinden sich in dieser mittleren Abfolge insbesondere die des Tayacien eine 2 Meter machtige sandig tonige obere Abfolge An ihrer Basis durften einst die Funde aus dem Micoquien gemacht worden sein die neueren Nachuntersuchungen gingen jedoch alle leer aus unmittelbar an der Typlokalitat ist diese obere Abfolge inzwischen auch gar nicht mehr vorhanden Sedimentologische Deutung Bearbeiten nbsp Typprofil von La Micoque mittlere Abfolge Schichten A bis F unteres Drittel bis zur markierten Blockschuttlage daruber Schichten G bis K Der Aufsatz rechts enthalt die Schichten L und M Die untere und mittlere Abfolge wurden fruher als kryoklastisches Phanomen angesehen d h Ablagerungen die durch eiszeitlich bedingtes Hangkriechen verursacht wurden Diese Ansicht wird mittlerweile nicht mehr aufrechterhalten vielmehr zeigen die Gerolle und Schotter alle Anzeichen eines Alluviums sie wurden also von einem Flusslauf abgesetzt sehr wahrscheinlich Teil eines verflochtenen Flusssystems Gastropodenfunde an der Basis der mittleren Abfolge bezeugen gemassigte Temperaturbedingungen fur den Beginn der mittleren Abfolge Die roten Zwischenlagen reprasentieren Hangrutschungen die von den Erhebungen oberhalb der Fundstatte ausgingen Es handelt sich hier nicht um ausgewaschene Palaoboden wie fruher noch angenommen wurde Alter BearbeitenGeomorphologische Uberlegungen Hohenlage der Terrasse an der Basis der mittleren Abfolge sowie zahlreiche neuere Altersdatierungen mittels ESR und der Uran Thorium Datierung lassen fur die untere und mittlere Abfolge ein Alter zwischen dem Sauerstoff Isotopenstufe 12 zwischen 470 000 und 440 000 Jahren und Isotopenstufe 10 zwischen 370 000 und 350 000 Jahren fur durchaus vertretbar halten Die tonhaltigen Gastropoden reichen Lagen an der Basis der mittleren Abfolge durften einem Interglazial entsprechen logischerweise dem OIS Isotopenstufe 11 Die untere und mittlere Abfolge wurden folglich bereits wahrend der Mindel Kaltzeit abgelagert Die obere Abfolge durfte im Verlauf des Holozans sedimentiert worden sein Steinwerkzeuge Bearbeiten nbsp Ein Faustkeil aus dem MicoquienDa die archaologischen Horizonte der mittleren Abfolge nach ihrer Ablagerung von bedeutenden Sortierungs und Umlagerungsprozessen betroffen wurden sollte bei ihrer Interpretation grosste Sorgfalt angebracht sein Sie enthalten in den Lagen 4 und 5 das von Henri Breuil definierte Tayacien Dieses wird durch relativ grobe schlecht gearbeitete Abschlage charakterisiert und die dazugehorigen Steinwerkzeuge erinnern an das Mousterien mit zahlreichen Schabern Messern und recht seltenen atypischen Faustkeilen Aufgrund der Wesensmerkmale und des Alters betrachtet es Francois Bordes jedoch als eine Vorstufe des Mousterien Pra Mousterien Das Micoquien an der Basis der oberen Abfolge Lage 6 Schicht N nach Peyrony wird als zum ausgehenden Acheuleen gehorig definiert Die dazugehorigen langlichen Faustkeile sind sehr sauber gearbeitet mit leicht konkaven Randern dicker Basis und feiner Spitze Eine Revision dieses Niveaus ist im Gange Die in La Micoque gefundenen Steinwerkzeuge gehoren zu den altesten im Perigord und sind daher fur das Verstandnis der geschichtlichen Entwicklung in dieser Region und daruber hinaus von fundamentaler Bedeutung UNESCO Welterbe BearbeitenSeit 1979 gehort La Micoque im Verbund mit anderen bedeutenden Fundstatten des Vezere Tals zum UNESCO Welterbe Weblinks Bearbeiten nbsp Commons La Micoque Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Erforschungsgeschichte und Kurzbeschreibung von La Micoque Jean Pierre Texier Bertrand Kervazo Arnaud Lenoble Roland Nespoulet Sedimentogenese des sites prehistoriques du Perigord Beinhaltet einen Beitrag uber La Micoque PDF 3 5 MB Literatur BearbeitenJean Pierre Texier Bertrand Kervazo Arnaud Lenoble Roland Nespoulet Sedimentogenese des sites prehistoriques du Perigord 23 24 avril 2004 ASF Association des Sedimentologistes Francais Nr 44 ASF Association des Sedimentologistes Francais Paris 2004 ISBN 2 907205 43 9 Exkursion Catherine Farizy La Micoque In Andre Leroi Gourhan Hrsg Dictionnaire de la Prehistoire Presses Universitaires de France Paris 1988 ISBN 2 13 041459 1 44 957666666667 1 0061666666667 Koordinaten 44 57 27 6 N 1 0 22 2 O Vezere Tal Fundorte und Hohlenmalereien Abri de Cro Magnon Abri du Poisson Font de Gaume La Micoque La Mouthe Laugerie basse Laugerie haute Le Grand Roc Les Combarelles Le Cap Blanc Lascaux Cro de Granville Roc de Saint Cirq Le Moustier La Madeleine Abgerufen von https de wikipedia org w index php title La Micoque amp oldid 208755244