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Le Moustier ist ein prahistorischer Fundplatz im Tal der Vezere bei Peyzac le Moustier im franzosischen Departement Dordogne Das Mousterien eine der Perioden des Palaolithikums von vor 120 000 bis vor 40 000 Jahren wurde nach diesem Fundort benannt Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Funde 2 1 Le Moustier 1 2 2 Le Moustier 2 3 Oberer Abri 4 Unterer Abri 5 UNESCO Welterbe 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeographische Lage Bearbeiten nbsp Le Moustier oberer im Mousterien besiedelter AbriDer die beiden Fundstatten enthaltende treppenartig aufgebaute Felssporn aus Kalken des Obereturons und des Unteren Coniaciums liegt in unmittelbarer Ortsnahe von Le Moustier nur 100 Meter nordlich der Kirche In diesem Felssporn befinden sich die beiden Hauptfundstellen ein im Mousterien besiedelter oberer Abri und 15 Meter darunter auf der Ebene des heutigen Vezere Tales rund 70 Meter uber dem Meer ein unterer Abri Der Felssporn liegt zwischen Vimont und Vezere von denen er geformt wurde Er wird von einer Hohle gekront Die Wande oberhalb der Abris sind teils uberhangend Die Fundstelle gehort nicht zur Gemeinde von Peyzac le Moustier sondern bereits zum Gebiet der Gemeinde Saint Leon sur Vezere An einem rechtsseitigen Prallhang der Vezere rund 500 Meter sudwestlich von Le Moustier und kurz unterhalb der Einmundung des Vimont wurde aus dem anstehenden Gestein unterhalb des Weilers sous le Ruth ebenfalls eine Felswand herauserodiert in der sich zwei weitere prahistorische Fundstellen befinden Fundstelle Le Ruth und Abri Cellier Le Moustier liegt etwa 10 Kilometer nordostlich von Les Eyzies de Tayac Sireuil entfernt Funde BearbeitenDie ersten Grabungen wurden von Edouard Armand Lartet und Henry Christy im Jahr 1860 unternommen Dabei entdeckten sie grobe Steinwerkzeuge die als Mousterien anfangs noch Moustierien in die Wissenschaft eingingen Spater ubernahm Gabriel de Mortillet diese Bezeichnung fur eine der Perioden des Palaolithikums Zu den Forschern die Anfang des 20 Jahrhunderts Ausgrabungen leiteten gehorten Maurice Bourlon Otto Hauser und Denis Peyrony Le Moustier 1 Bearbeiten Der Schweizer Vorgeschichtsforscher Otto Hauser war ab 1907 der erste der im unteren Abri arbeitete Hier wurde 1908 das Skelett eines jugendlichen Neandertalers entdeckt Am 12 August 1908 begann eine neunkopfige Expertengruppe unter Leitung des Breslauer Anthropologen Hermann Klaatsch mit der Bergung Der Fund wurde zunachst als Homo mousteriensis Hauseri bezeichnet 1 2 Ein weiterer bedeutender Fund Hausers war das 1909 entdeckte Skelett des Mannes von Combe Capelle Beide Skelette wurden von Hauser fur die damals exorbitante Summe von 160 000 Goldmark an das Konigliche Museum fur Volkerkunde verkauft wobei allein 110 000 Goldmark auf das Skelett von Le Moustier entfielen 3 4 Der fur Fossilfunde bis dahin einmalig hohe Preis konnte von Hauser vor allem deshalb erzielt werden da es gleichzeitig einen solventen Interessenten in den USA gab Der Gropiusbau wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs bombardiert dabei verbrannten grosse Teile des postkranialen Skeletts Erst in den 1970er Jahren wurden die erhaltenen Skelettteile begutachtet es handelte sich noch um 13 Fragmente Der Schadel war wahrend der letzten Kriegsjahre als unersetzlicher Schatz separat aufbewahrt worden dieser wurde von der Roten Armee nach dem Krieg mit anderen Sammlungsbestanden in die Sowjetunion verbracht und 1958 an die Berliner Sammlungen zuruckgegeben Identifiziert wurde der in Mitleidenschaft gezogene Schadel erst 1965 von einer Museumsmitarbeiterin anhand von alten Abbildungen 5 Eine Bestandsaufnahme des Zustandes erfolgte 1996 6 anschliessend wurde er mit computergestutzten Methoden 3D Computertomographie virtuell neu zusammengesetzt 7 8 Le Moustier 2 Bearbeiten Als ein Glucksfund sind die von Denis Peyrony 1910 in Le Moustier entdeckten Gebeine eines Neandertalerkindes in die Geschichte eingegangen Kurz nachdem das Skelett der Offentlichkeit vorgestellt worden war verschwand es jedoch auf unerklarliche Weise auf dem Wege zur Untersuchung nach Paris wie man meinte Erst 2002 konnte ein franzosischer Anthropologe die Spur des Baby Skeletts wieder aufnehmen und fand es schliesslich im Musee National de Prehistoire in Les Eyzies de Tayac Sireuil vergessen in einem riesigen Magazin 9 Oberer Abri BearbeitenDer obere 4 Meter hohe Abri auch als klassische Hohle bezeichnet liegt auf der zweiten Terrasse etwa 15 Meter uber Flussniveau Er wurde 1930 ausfuhrlich von Denis Peyrony untersucht der eine sehr prazise Beschreibung veroffentlichte Seine sedimentare Abfolge enthielt sogenanntes MTA Mousterien de tradition acheuleenne an der Basis gefolgt von typischem Mousterien sowie unterem und mittlerem Aurignacien Der Abri war einst vollstandig von Sedimenten aufgefullt Heute ist der obere Abri total ausgeraumt Unterer Abri Bearbeiten nbsp Unterer Abri von Le MoustierVon diesem etwa 7 Meter hohen von der Vezere ausgekolkten und ebenfalls vollkommen zusedimentierten Abri stammen die Neandertalerfunde von Hauser 1907 und von Peyrony 1910 Jugendlicher Neandertaler Moustier 1 Neugeborenes Moustier 2 Die Sedimentfolge wird in 12 Lagen A bis L unterteilt 10 Die Basislagen A bis C sind steril und bestehen aus Flusssanden Gerollen und Tonen Die Flusssedimente der Lage D enthalten abgerollte Silexe Mousterien tritt zum ersten Male in Lage F auf gefolgt von MTA in Lage G Lagen H und I sind sandig und fuhren erneut abgerollte Silexe In Lage J findet sich typisches Mousterien in ihr wurden die beiden Neandertaler entdeckt Das Neugeborene wurde bestattet und in die Lagen H bis J eingebettet Lage K beherbergt Mousterien und Chatelperronien Lage L schliesslich zeigt Uberreste aus dem mittleren Aurignacien An dieser Abfolge testeten dann Francois Bordes und Maurice Bourgon ihr typologisches Charakterisierungsschema Anlasslich einer INQUA Tagung im Jahr 1969 uberarbeiteten und prazisierten H Laville und Jean Philippe Rigaud die von Peyrony zuvor gemachten stratigraphischen Angaben Zahlreiche radiometrische Datierungen mittels Thermoluminiszenz und ESR wurden an der Abfolge des unteren Abri vorgenommen Die gewonnenen Altersangaben bewegen sich hierbei zwischen 56000 und 40000 Jahren BP Der untere Abri war demzufolge wahrend der Wurm Kaltzeit von Neandertalern aufgesucht worden Im Gegensatz zum oberen Abri wurde der untere Abri nicht vollstandig ausgeraumt ein Teil des Sedimentpakets blieb fur spatere Untersuchungen erhalten Das Typprofil ist noch vorhanden ausserdem wird eine kunstliche Nachbildung desselben ausgestellt UNESCO Welterbe BearbeitenBereits 1910 wurde auf Initiative Peyronys die Fundstelle Le Moustier vom franzosischen Staat erworben Seit 1979 sind die beiden Abris zusammen mit den anderen prahistorischen Statten und Hohlen als Weltkulturerbe Vezere Tal Fundorte und Hohlenmalereien bei der UNESCO eingetragen Literatur BearbeitenHerbert Ullrich The Neandertal Adolescent Le Moustier 1 New Aspects New Results Berliner Beitrage zur Vor und Fruhgeschichte Band 12 Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz 2005 ISBN 3886094987 Farizy C amp Vandermeersch B Le Moustier In Dictionnaire de la Prehistoire unter der Leitung von A Leroi Gourhan Presses universitaires de France Paris 1988 Valladas H Geneste J M Joron J L et Chadelle J P Thermoluminescence dating of Le Moustier Dordogne France In Nature 322 n 6078 1986 S 452 454 Weblinks BearbeitenLe Moustier Erforschungsgeschichte und LagebeschreibungEinzelnachweise Bearbeiten Otto Hauser Decouverte d un squelette du type du Neandertal sous l abri inferieur du Moustier In L Homme Prehistorique Band 7 1909 S 1 9 Hermann Klaatsch Otto Hauser Homo mousteriensis Hauseri ein altdiluvialer Skelettfund im Departement Dordogne und seine Zugehorigkeit zum Neandertaltypus Friedrich Vieweg und Sohn Braunschweig 1909 Vorgeschichtliche Abteilung Die neue Zusammensetzung des Schadels vom Homo Mousteriensis Hauseri In Amtliche Berichte aus den Koniglichen Kunstsammlungen 34 Jahrgang 1912 Nr 1 S 2 5 Almut Hoffmann Zur Geschichte des Fundes von Le Moustier Acta Praehistorica et Archaeologica Band 29 1997 S 7 16 Der Schadel des Homo Mousteriensis Hauseri wieder in Berlin Abbildung des Schadels von Homo mousteriensis Hauseri in Praehistorische Zeitschrift Band 43 44 Heft 1 2 S 1 doi 10 1515 prhz 1966 43 44 1 2 1 J L Thompson A Bilsborough The current state of the Le Moustier 1 skull Acta Praehistorica et Archaeologica Band 29 1997 S 17 38 Marcia S Ponce De Leon Christoph P E Zollikofer New evidence from Le Moustier 1 Computer assisted reconstruction and morphometry of the skull In The Anatomical Record 254 Jahrgang Nr 4 1999 ISSN 0003 276X S 474 489 doi 10 1002 SICI 1097 0185 19990401 254 4 lt 474 AID AR3 gt 3 0 CO 2 3 J L Thompson B Illerhaus A new reconstruction of the Le Moustier 1 skull and investigation of internal structures using 3 D mCT data In Journal of Human Evolution 35 Jahrgang Nr 6 1998 ISSN 0047 2484 S 647 665 doi 10 1006 jhev 1998 0261 Maureille B A lost Neanderthal neonate found In Nature Band 419 2002 S 33 34 Paul Mellars und Rainer Grun A Comparison of the Electron Spin Resonance and Thermoluminescence Dating Methods The Results of ESR Dating at Le Moustier France In Cambridge Archaeological Journal Band 1 Nr 2 2008 S 269 276 doi 10 1017 S095977430000040844 993888888889 1 06 Koordinaten 44 59 38 N 1 3 36 O Vezere Tal Fundorte und Hohlenmalereien Abri de Cro Magnon Abri du Poisson Font de Gaume La Micoque La Mouthe Laugerie basse Laugerie haute Le Grand Roc Les Combarelles Le Cap Blanc Lascaux Cro de Granville Roc de Saint Cirq Le Moustier La Madeleine Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Le Moustier amp oldid 235150503