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Hermann August Ludwig Klaatsch 10 Marz 1863 in Berlin 5 Januar 1916 in Eisenach war ein deutscher Mediziner vergleichender Anatom und Anthropologe Er trat auch als Urgeschichtsforscher und Ethnographikasammler hervor Hermann KlaatschLeben BearbeitenHermann Klaatsch entstammte einer bis ins 17 Jahrhundert zuruckreichenden Familie von Arzten Der Vater August Hermann Martin Klaatsch 1827 1885 hatte sich als Schuler des bedeutenden Naturwissenschaftlers Johannes Peter Muller ab 1833 Ordinarius fur Anatomie Physiologie und Pathologie in Berlin und Begrunder der modernen Physiologie ursprunglich der vergleichenden Anatomie gewidmet woruber er auch 1850 promovierte Aussere Umstande bedingten jedoch dass er sich der praktischen Laufbahn zuwandte Mit seiner Ehefrau Julie Klaatsch geb Schwendler 1829 1895 hatte er drei Kinder Clara Klaatsch verheiratete von Gossler 1857 Hermann Klaatsch 1863 1916 und Julie Klaatsch verheiratete von Hake 1867 1910 Hermann Klaatsch ging auf das Konigliche Wilhelms Gymnasium in Berlin und begann achtzehnjahrig das Medizinstudium an der Universitat Heidelberg unter Carl Gegenbaur dessen Einfluss ihn bereits in den ersten Semestern dazu bewog sich der vergleichenden Anatomie zu widmen 1885 bestand Klaatsch das medizinische Staats sowie das Doktorexamen an der Universitat Heidelberg und folgte anschliessend der Aufforderung Heinrich Wilhelm Waldeyers dem seinerzeit bedeutendsten vergleichenden Anatomen eine Assistentenstelle am Anatomischen Institut in Berlin zu ubernehmen Diese Stelle bekleidete Klaatsch bis 1888 Anschliessend wurde er von Karl Gegenbaur erneut nach Heidelberg gerufen um eine freiwerdende Assistentenstelle am dortigen Anatomischen Institut zu ubernehmen Am 26 Juli 1890 habilitierte sich Klaatsch an der Universitat Heidelberg als Privatdozent fur Anatomie des Menschen 1895 erfolgte seine Ernennung zum ausserordentlichen Professor fur menschliche Anatomie an der Heidelberger Universitat 1896 schied er jedoch wieder aus dem Institutsverband aus und widmete sich ganz seinen privaten Studien und Vorlesungen In die folgenden Jahre fielen auch mehrere Reisen nach Frankreich Belgien Kroatien und England auf denen er auch anthropologischen und palaolithischen Fragestellungen nachging sowie eine Kreuzfahrt nach Spitzbergen die er zum Studium der pelagischen Fauna nutzte Von 1904 bis 1907 unternahm Klaatsch auf Anregung seines Freundes und Berufskollegen des Heidelberger Anthropologen und Urgeschichtlers Otto Schoetensack eine dreijahrige Australienreise in der es primar um die Frage der Anthropogenese auf australischen Boden gehen sollte Nach den bedeutenden palaoanthropologischen Funden in Europa Neandertaler aber auch in Asien Java Mensch hatte sich Schoetensack verstarkt daruber Gedanken gemacht welcher Kontinent als das Ursprungsland der Menschheit insgesamt angesehen werden konnte Er gelangte zu der Auffassung dass der australische Kontinent die Urheimat des Menschengeschlechts bildete Klaatsch schloss sich dem definitiven Urteil Schoetensacks uber den Ursprung der Menschheit in Australien zwar nie ganz an ergriff jedoch die Chance am Beispiel der australischen Aborigines Fragen zum Prozess der Menschwerdung naher zu untersuchen und womoglich zu klaren Da Schoetensack die weite Reise aus gesundheitlichen Grunden selbst nicht antreten konnte kamen die beiden Wissenschaftler uberein dass Klaatsch den funften Kontinent bereisen und Beweise fur den dortigen Ursprung der Menschheit sammeln sollte Finanziell unterstutzt durch den Frankfurter Bergwerksgesellschafter und Haupteigner der Lancelot Zinnmine in Nord Queensland Franz Egon Clotten reiste Klaatsch im Februar 1904 ab Im ersten Jahr bereiste Klaatsch Queensland Brisbane Cairns Cooktown und die Cape York Halbinsel und freundete sich mit dem bedeutenden Arzt Ethnologen und Schutzbeauftragten der Aborigines Walter Edmund Roth an Danach gelangte Klaatsch nach Sydney wo er funf Monate blieb Anschliessend bereiste er Melbourne Warrnambool Adelaide und reiste via Albany nach Westaustralien Entlang der Westkuste gelangte er nach Broome von wo aus er eine Reise nach Bali und Java unternahm Durch Malaria geschwacht kam er im Mai 1906 zuruck nach Broome Australien Von dort aus reiste er via Wyndham und Derby nach Darwin im Nordterritorium und verbrachte auch zwei Wochen auf Melville Island Von Darwin reiste er via Sydney nach Tasmanien Den Aufenthalt auf der Insel unterbrach er fur eine Wissenschaftlertagung in Adelaide im Januar 1907 Im Februar 1907 reiste er aus Australien ab und gelangte per Seereise quer uber den Pazifik sowie via Kanada und die Vereinigten Staaten am 3 April 1907 wieder nach Deutschland Da sich Beweise fur die Entstehung der Menschheit in Australien so schwer finden liessen und Klaatsch gleichzeitig Anfragen von deutschen Volkerkundemuseen vorlagen Ethnographika fur deren Bestande zu sammeln ging Klaatsch wahrend seiner Reise mehr und mehr zum Sammeln von ethnographischen Objekten uber Dadurch kam er auch in Kontakt mit Aborigines in entlegenen Regionen Australiens Er fertigte Notizen und Zeichnungen an und sammelte insgesamt mehr als 2000 ethnographische Objekte der australischen Aborigines die er von Australien aus in mehreren Tranchen an die Museen in Deutschland verschickte Nach seiner Ruckkehr im April 1907 wurde Klaatsch auf eine ausserordentliche Professur fur Anthropologie und Ethnologie an die Universitat Breslau berufen Als selbstandiger Extraordinarius war Klaatsch in Breslau dem Anatomischen Institut und damit der medizinischen Fakultat zugeordnet Bekannt sind seine vergleichend anatomischen Studien uber Primaten sowie seine Arbeiten zur Stammes und Rassengeschichte Er leistete auch einen wesentlichen Beitrag zur Erstbeschreibung des als Homo heidelbergensis benannten Unterkiefers von Mauer 1902 erschien die Abhandlung Entstehung und Entwicklung des Menschengeschlechtes in Kraemers Weltall und Menschheit Klaatsch war einer der Wissenschaftler die fruh die Auffassung vertraten dass der Mensch nicht aus Affen entstanden sein konnte Der Umweg uber das Baum und Klettertier hatte eine entsprechende Anpassung erfordert die ihre Spuren an der menschlichen Anatomie hinterlassen haben musste Im Jahr 1903 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt Literatur BearbeitenGaston Mayer Klaatsch Hermann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 697 f Digitalisat Walter Jankowsky Hermann Klaatsch und die Entwicklung der modernen Anthropologie In Walter Jankowsky Hrsg Abhandlungen aus dem Gebiet der Anthropologie Darmstadt 1962 S 25 31 Corinna Erckenbrecht Vom Forschungsziel zur Sammelpraxis Die Australienreise und die volkerkundliche Sammlung Hermann Klaatsch im Lichte neuer Quellen In Kolner Museums Bulletin Berichte und Forschungen aus den Museen der Stadt Koln 3 2006 S 25 36 Corinna Erckenbrecht Auf der Suche nach den Ursprungen Die Australienreise des Anthropologen und Sammlers Hermann Klaatsch 1904 1907 In Ethnologica N F 27 2010 Koln Wienand Verlag Meyers Enzyklopadisches Lexikon Bibliographisches Institut Lexikonverlag Mannheim Wien Zurich 1975 Band 13 S 735 Hans Kraemer Herausgeber Weltall und Menschheit Bong Berlin und Leipzig 1902 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hermann Klaatsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Theorie der ursprunglichen ZweifussigkeitNormdaten Person GND 11752297X lobid OGND AKS LCCN n85800888 VIAF 67245333 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Klaatsch HermannALTERNATIVNAMEN Klaatsch Hermann August LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher AnthropologeGEBURTSDATUM 10 Marz 1863GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 5 Januar 1916STERBEORT Eisenach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Klaatsch amp oldid 232812479