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Otto Karl Friedrich Schoetensack 12 Juli 1850 in Stendal 23 Dezember 1912 in Ospedaletti Ligurien Italien war ein deutscher Anthropologe und Palaontologe der 1908 den Unterkiefer von Mauer wissenschaftlich beschrieb und als Homo heidelbergensis benannte Spatere Palaoanthropologen benutzten diesen Artnamen als Bezeichnung fur die europaischen Nachfahren des Homo erectus das heisst fur Fossilfunde der Gattung Homo aus der Zeit von vor ca 600 000 bis vor 200 000 Jahren Otto Schoetensack 1882 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Unternehmer in Gottingen und Ludwigshafen 1 3 Studium in Freiburg 1 4 Forschung in Heidelberg 1 5 Tod 2 Auszeichnungen 3 Veroffentlichungen Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Otto Schoetensack war der jungste von funf Sohnen des Stendaler Gymnasiallehrers Heinrich August Schoetensack 1812 1891 und seiner Ehefrau Julie Schoetensack geb Wurger 1804 1870 Die wissenschaftlichen Interessengebiete von Schoetensacks Vater waren Sprachwissenschaft und Geschichte Im Jahr 1867 verliess Otto Schoetensack als Sekundaner das Gymnasium Von 1868 bis 1870 absolvierte er eine Lehre als Drogist in Hamburg Anschliessend arbeitete er als kaufmannischer Angestellter in Hamburg Unternehmer in Gottingen und Ludwigshafen Bearbeiten nbsp Anzeige der Chemischen Fabrik vormals Hofmann amp Schoetensack in Ludwigshafen am Rhein1873 wurde Schoetensack Teilhaber der chemischen Fabrik Saame amp Co in Gottingen die mit einem neuen Verfahren Chloralhydrat herstellte Im Oktober 1877 wurde die Firma aus dem Handelsregister geloscht 1 Im selben Monat war Schoetensack Mitgrunder der Firma Hofmann amp Schoetensack oHG in Ludwigshafen am Rhein 1881 ging daraus die Chemische Fabrik vormals Hofmann amp Schoetensack AG mit Hauptsitz in Mannheim und dem Werk in Ludwigshafen hervor 1 Das Aktienkapital des Unternehmens betrug 900 000 Goldmark Das Unternehmen beschaftigte 200 Arbeiter in der Produktion Es lieferte unter anderem grosse Mengen Ather an das Mannheimer Unternehmen Boehringer Mannheim Schoetensacks Unternehmen war auch Hersteller von Chloralhydrat Chloroform und Gallussauren Die Firma prosperierte Otto Schoetensack heiratete 1878 Marie geb Schneider 1856 1938 die Tochter eines Arztes aus Ludwigshafen am Rhein Der Ehe entsprossen zwei Sohne der Rechtswissenschaftler August Schoetensack 1880 1957 und der Rechtsanwalt Otto Schoetensack junior 1883 1963 Schoetensack litt zunehmend an Atemwegsbeschwerden moglicherweise aufgrund von giftigen Emissionen in der Chemiefabrik Wegen einer chronischen Bronchitis verkaufte er schliesslich sein Unternehmen Finanziell abgesichert widmete er sich fortan der Wissenschaft insbesondere der Palaoanthropologie Studium in Freiburg Bearbeiten 1883 ging Otto Schoetensack mit seiner Frau und seinen zwei Sohnen nach Freiburg im Breisgau Er begann nun mit Mitte dreissig ein Studium der Mineralogie Geologie Anthropologie Palaontologie und erganzender Wissenschaften 1885 wurde er an der Universitat Freiburg mit einer Dissertation uber Die Nephritoide des Mineralogischen und Ethnolographisch prahistorischen Museums der Universitat Freiburg zum Dr phil promoviert woraufhin ihm die Universitat Freiburg im Jahr 1886 die Leitung dieses Museums ubertrug Forschung in Heidelberg Bearbeiten nbsp Otto Schoetensacks Wohnhaus in Heidelberg Blumenstrasse 11888 zog Schoetensack mit seiner Familie nach Heidelberg Sie lebten in einem Haus in der Blumenstrasse 1 das sie erworben hatten spater befand sich die Rechtsanwaltskanzlei des Sohnes Otto Schoetensack junior in diesem Haus In Heidelberg schloss sich Otto Schoetensack der Freimaurerloge Ruprecht zu den funf Rosen an Zunehmend interessierte er sich fur die Genese hoheren Lebens und die Entwicklungsgeschichte des Homo sapiens Als Palaontologe richtete er sein Augenmerk auf die Sedimentgesteine in den Sandgruben der Umgebung darunter die in der Nahe von Mauer gelegene Grube Grafenrain Mit dem Eigner dieser Grube Herrn Rosch war er freundschaftlich verbunden Schoetensack liess die Grube uberwachen Er sorgte dafur dass die Arbeiter sorgsam mit den Funden umgingen und ihm diese umgehend in Heidelberg meldeten 1904 wurde er an der naturwissenschaftlich mathematischen Fakultat der Universitat Heidelberg fur Urgeschichte des Menschen mit einer Arbeit uber die Saugetierfauna des Neolithikums habilitiert Diese Arbeit war im Wesentlichen eine wissenschaftliche Aufarbeitung seiner Erforschungen der Sedimente und der Fossilien in den umliegenden Sandgruben nbsp Modell des Unterkiefers von MauerNach fast 20 Jahren zahlte sich die planmassige Uberwachung der Sandgrube Grafenrain bei Mauer aus Am 21 Oktober 1907 barg der Arbeiter Daniel Hartmann einen fossilen Unterkiefer Am nachsten Tag wurde Schoetensack unterrichtet der den Fund sofort intensiv zu erforschen begann Er liess die Fundstelle von einem Geometer auf den Zentimeter genau vermessen Den Unterkiefer von Mauer untersuchte er wie auch andere Fossilienfunde im Palais Haus zum Riesen damals der Sitz des Geologisch Palaontologischen Instituts der Universitat Heidelberg unter der Leitung von Wilhelm Salomon Calvi Unterstutzt unter anderem durch Hermann Klaatsch konnte Schoetensack belegen dass der Unterkiefer zu einem Mitglied der Gattung Homo gehorte Er nannte die Spezies Homo heidelbergensis 1908 fasste er seine Erkenntnisse in der Schrift Der Unterkiefer des Homo heidelbergensis aus den Sanden von Mauer bei Heidelberg zusammen Diese Erstbeschreibung des Homo heidelbergensis war sein wissenschaftliches Hauptwerk Sie machte ihn weltweit bekannt und gilt noch heute als vorbildliche Fundbeschreibung Tod Bearbeiten nbsp Familiengrab auf dem Heidelberger BergfriedhofSchoetensacks Gesundheitszustand verschlechterte sich mehr und mehr Er war kaum noch in der Lage seine wissenschaftlichen Vortrage vor einer grosseren Horerschaft zu halten In dem Ort Ospedaletti nahe Sanremo an der italienischen Riviera gelegen erhoffte er sich Linderung von seiner fortschreitenden Atemwegserkrankung Hier starb er am 23 Dezember 1912 im Alter von 62 Jahren und wurde auf dem Friedhof in Ospedaletti bestattet Seine Ehefrau Marie uberlebte ihn um 25 Jahre Sie starb 1938 in Heidelberg und wurde auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt Waldabteilung B Reihe 1 Die beiden Sohne liessen aus diesem Anlass die Gebeine ihres Vaters nach Heidelberg uberfuhren und sie im selben Grab bestatten In dem Familiengrab ruhen auch der Sohn Otto Schoetensack junior und dessen Ehefrau Nelly Auszeichnungen Bearbeiten1909 Titularprofessor an der Universitat Heidelberg 1909 korrespondierendes Mitglied der Anthropologischen Gesellschaften von Brussel und Florenz Korrespondierendes Mitglied der Anthropologischen Gesellschaften von Moskau und Paris Ehrenmitglied der Societe odontologique de France Mitglied der Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und UrgeschichteAn Otto Schoetensack erinnert eine bronzene Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus in Heidelberg Blumenstrasse 1 nbsp Die Erstbeschreibung des Homo heidelbergensis TitelseiteVeroffentlichungen Auswahl Bearbeitenmit Eduard Krause Die megalithischen Graber Steingrabkammern Deutschlands In Zeitschrift fur Ethnologie Band 25 1893 S 105 Uber die Bedeutung der Hocker Bestattung In Zeitschrift fur Ethnologie Band 33 1901 S 522 Der Unterkiefer des Homo heidelbergensis aus den Sanden von Mauer bei Heidelberg Ein Beitrag zur Palaontologie des Menschen Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1908 digitalisiert online Gutenberg eTextLiteratur BearbeitenWolfgang Schoetensack Jurgen Schoetensack Das Leben von Prof Dr Otto Schoetensack In Gunther A Wagner Karl W Beinhauer Hrsg Homo heidelbergensis von Mauer Das Auftreten des Menschen in Europa Universitatsverlag C Winter Heidelberg 1997 ISBN 3 8253 7105 0 S 62 71 Gunther A Wagner Karl W Beinhauer Hg Homo heidelbergensis von Mauer Das Auftreten des Menschen in Europa Heidelberg HVA 1997 ISBN 3 8253 7105 0 Gunther A Wagner u a Hg Homo heidelbergensis Schlusselfund der Menschheitsgeschichte Stuttgart Konrad Theiss Verlag 2007 ISBN 978 3 8062 2113 8 Homo heidelbergensis 100 Jahre Fundwiederkehr des Unterkiefers von Mauer Themenheft 2 2007 der Zeitschrift Palaeos Menschen und Zeiten hrsg von Homo heidelbergensis von Mauer e V Mauer 2007 ISSN 1863 1630 Gerfried Ziegelmayer Schoetensack Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 436 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Homo heidelbergensis Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Dagmar Drull Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803 1932 Springer 2 Auflage 2019 S 729 Normdaten Person GND 116889977 lobid OGND AKS LCCN n87829343 VIAF 79389524 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schoetensack OttoALTERNATIVNAMEN Schoetensack Otto Karl Friedrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Anthropologe und VorgeschichtlerGEBURTSDATUM 12 Juli 1850GEBURTSORT StendalSTERBEDATUM 23 Dezember 1912STERBEORT Ospedaletti Italien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Schoetensack amp oldid 235312568