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Das Micoquien ist eine archaologische Kultur der Neandertaler in Mittel und Westeuropa benannt nach der sudfranzosischen Fundstatte La Micoque bei Les Eyzies de Tayac Sireuil deren Schwerpunkt im spaten Mittelpalaolithikum liegt ca 60 000 40 000 vor heute Neuere Forschungen sehen im Micoquien lediglich eine Steinwerkzeug Industrie die zeitlich uberlappend mit der Kultur des Mousterien auftrat Leitformen sind das Keilmesser und der Micoque Keil ein spezieller Faustkeil Typ Wenngleich erste Keilmesser Inventare bereits in der Eem Warmzeit 130 000 115 000 vor heute und im fruhen Abschnitt der Wurm bzw Weichsel Eiszeit gefunden wurden datieren die meisten Fundstellen Mittel und Westeuropas in die spate Neandertalerzeit Micoque KeilAusgewahlte Fundstellen des Micoquien aus der ROAD Datenbank CC BY SA 4 0 ROCEEH Inhaltsverzeichnis 1 Materielle Kultur 2 Der Micoquien Begriff 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksMaterielle Kultur BearbeitenTechnologisch ist das Micoquien durch das Auftreten asymmetrischer Faustkeile charakterisiert die wegen ihres stumpfen Ruckens als Keilmesser bezeichnet werden Keilmesser in ihrer typischen Form besitzen einen chronologischen Leitcharakter Andere Werkzeuge des Micoquien wie Schaber und kleine Faustkeile weisen sowohl Ahnlichkeiten zum Spat Acheuleen als auch zum Mousterien auf Die Faustkeile der Fundstelle La Micoque weisen oft eine abgerundete talonformige Basis auf und fuhrten fur diesen Typ zur Einfuhrung des Begriffs Micoque Keil siehe Abbildung Der Micoquien Begriff BearbeitenNamensgeber der Micoqien Kultur war der Archaologe und Kunsthandler Otto Hauser der den Begriff 1906 erstmals verwendete und 1916 an der Universitat Erlangen mit einer Dissertation uber die Micoquien Kultur promoviert wurde 1 2 3 Hauser verkaufte geschatzt weit uber 100 dieser Micoque Keile die er bei den Grabungen in La Micoque fand an Museen und Sammler Problematisch am Terminus Micoquien ist dass spatere Grabungen die wesentlich altere Zeitstellung der Micoque Keile am Fundplatz La Micoque offenbart haben die nun in die Riss Kaltzeit datieren 4 5 Bereits 1932 wies Henri Breuil die von Otto Hauser als Schicht 6 bezeichnete Micoquien Schicht erstmals dem Acheuleen zu Da sich die Keilmesserinventare ansonsten zunehmend als spateste Stufe des Acheuleen herausstellten ist die ursprunglich von Hauser propagierte Typuslokalitat chronologisch eher ungeeignet Daher wird von einigen Archaologen fur den chronologisch unscharfen Begriff Micoquien heute stattdessen der Terminus Keilmessergruppen verwendet 6 Der Begriff Keilmessergruppen spiegelt zudem das Verbreitungsgebiet in Mittel und Osteuropa wider das damit vom gleichzeitigen Micoquien Sudwestfrankreichs geographisch abgegrenzt wird Wichtige Fundstellen in Deutschland sind die Balver Hohle Nordrhein Westfalen der Bockstein im Lonetal Baden Wurttemberg der Fundplatz Lichtenberg Niedersachsen 7 und die Sesselfelsgrotte im Altmuhltal Bayern Literatur BearbeitenA Debenath J Ph Rigaud Le gisement de La Micoque In J Ph Rigaud dir Informations archeologiques circonscription d Aquitaine Gallia Prehist Band 29 1986 Paris CNRS S 236 237 A Debenath J Ph Rigaud La Micoque In Gallia Informations Prehistoire et Histoire Band 1 1991 Paris CNRS S 21 25 D Peyrony La Micoque et ses diverses industries In XVe Congres International d Anthropologie et d Archeologie Prehistorique suite Ve Session de l Institut International d Anthropologie Paris 20 27 Septembre 1931 Librairie E Nourry Paris 1933 S 1 6 D Peyrony La Micoque Les fouilles recentes Leur signification In Bulletin de la Societe Prehistorique Francaise Band 35 1938 S 121 257 288 Einzelnachweise Bearbeiten Otto Hauser La Micoque Dordogne und ihre Resultate fur die Kenntnis der palaolithischen Kultur 1 Teil Basel 1906 1907 Otto Hauser Uber eine neue Chronologie des mittleren Palaolithikums im Vezeretal Dissertation an der Universitat Erlangen 1916 Otto Hauser La Micoque die Kultur einer neuen Diluvialrasse Leipzig 1916 N Rolland Recent Findings from La Micoque and other Sites in South Western and Mediterranean France Their Bearing on the Tayacian Problem and Middle Palaeolithic Emergence In C B M McBurney G N Bailey P Callow Hrsg Stone Age Prehistory Studies in Memory of Charles McBurney Cambridge University Press Cambridge 1986 ISBN 0 521 25773 5 S 121 151 Gaelle Rosendahl La Micoque und das Micoquien in den altsteinzeitlichen Sammlungen des Reiss Museums Mannheim In Mannheimer Geschichtsblatter Neue Folge Nr 6 1999 S 315 351 Olaf Joris Zur chronostratigraphischen Stellung der spatmittelpalaolithischen Keilmessergruppen Der Versuch einer kulturgeographischen Abgrenzung einer mittelpalaolithischen Formengruppe und ihr europaischer Kontext In Berichte der Romisch Germanischen Kommission Band 84 2003 S 49 ff Stephan Veil Hrsg Vor 55 000 Jahren Ein Jagdplatz fruher Menschen bei Lichtenberg Landkreis Luchow Dannenberg Isensee 1995 ISBN 3 89598 274 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Micoquien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gerollgerate Industrien Rosendahl G 2004 Die oberen Schichten von La Micoque Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Micoquien amp oldid 234370107