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Der Moschusochse Ovibos moschatus auch als Bisamochse oder Schafsochse bezeichnet ist ein Paarhufer aus der Unterfamilie der Antilopinae innerhalb derer gehort er in die Verwandtschaftsgruppe der Ziegenartigen Caprini Die bis zu 1 50 m hohen mannlichen und bis zu 1 30 m hohen weiblichen Tiere sind Bewohner der arktischen Tundren und heute ursprunglich nur noch in Gronland Kanada und Alaska zu finden Im Jahre 1974 wurde jedoch in Nordsibirien auf der Taimyr Halbinsel eine Herde Moschusochsen aus Kanada und Alaska wieder erfolgreich angesiedelt Kleinere Herden ursprunglich gronlandischer Tiere leben inzwischen auch in Norwegen und Schweden Der Gesamtbestand wird heute auf etwa 145 000 Tiere geschatzt MoschusochseMoschusochse Ovibos moschatus Systematikohne Rang Stirnwaffentrager Pecora Familie Horntrager Bovidae Unterfamilie AntilopinaeTribus Ziegenartige Caprini Gattung OvibosArt MoschusochseWissenschaftlicher Name der GattungOvibosBlainville 1816Wissenschaftlicher Name der ArtOvibos moschatus Zimmermann 1780 Inhaltsverzeichnis 1 Palaontologie 2 Herkunft des Namens 3 Verbreitung 4 Lebensraum und Lebensweise 5 Korperbau 5 1 Gestalt und Grosse 5 2 Horner 5 3 Augen 5 4 Hufe 5 5 Fell 6 Fortpflanzung 7 Verhalten 7 1 Verhalten in der Herde 7 2 Verhalten gegenuber Fressfeinden 7 3 Verhalten wahrend der Brunft 8 Naturliche Todesursachen 9 Mensch und Moschusochse 9 1 Gefahrdung durch Menschen 9 2 IUCN Einstufung und Bestand 9 3 Gefahrdung von Menschen 10 Unterarten 11 Nachste verwandte Tierarten 12 Literatur 13 Dokumentation 14 Weblinks 15 EinzelnachweisePalaontologie Bearbeiten nbsp Moschusochse auf der Insel Bolschoj Begitschew Naturaldenkmal Terpey Tumus RusslandDie Vorlaufer der heutigen Moschusochsen entwickelten sich vor etwa einer Million Jahren in der Tundra des nordlichen Zentralasien Die altesten Fossilien der Moschusochsen Gattung Ovibos wurden in Deutschland gefunden und stammen aus der Mindeleiszeit Diese pleistozanen Moschusochsen unterscheiden sich von der heutigen Form durch grossere Korpermasse und sonstige Merkmale und werden deshalb zoologisch meist als eigene Art Ovibos pallantis im Gegensatz zu Ovibos moschatus eingestuft Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich uber die nordlichen Teile Eurasiens und Nordamerikas das sie vor etwa 500 000 Jahren uber die Beringstrasse erreichten In besonders kalten Zeitabschnitten zogen sie sich weit nach Suden zuruck und gelangten bis nach Ungarn Frankreich und vermutlich sogar Nordspanien Am Ende der Wurmeiszeit gingen vor allem die Bestande der eurasischen Vorkommen zuruck vermutlich durch das Verschwinden der Mammutsteppen und trockenen Tundren verursacht Diese trockenen Flachen wurden durch feuchte Moostundren und dichte Walder abgelost die den Moschusochsen als Lebensraum wenig zusagen In Eurasien hielten sie sich am langsten auf der Taimyr Halbinsel von wo sie erst vor etwa 4000 Jahren verschwanden Das Aussterben der eurasischen Moschusochsen fallt zeitlich mit dem der letzten Mammuts auf der nordsibirischen Wrangelinsel zusammen Im Norden von Nordamerika und in Nordostgronland uberlebten die Moschusochsen dagegen bis in die Gegenwart Palaontologische Funde zeigen dass der Moschusochse die letzte nicht ausgestorbene Art eines mehrere Arten umfassenden Horntrager Zweiges ist Sein Uberleben verdankt der Moschusochse offenbar der Anpassung an extrem kalte Standorte Die ausgestorbenen Arten waren dagegen an warmere Klimazonen angepasst z B der Praeovibos priscus der trotz dieser Bezeichnung keinen Vorlaufer sondern eine parallel zu Ovibos moschatus existierende Art darstellte Wahrend des Pleistozans war der grosser und schlanker als Ovibos moschatus gewachsene Helm Moschusochse Symbos cavifrons Bootherium bombifrons oder Bootherium sargenti in Nordamerika weit verbreitet Mit der Bestimmung seiner Fossilfunde tat sich die zoologische Forschung schwer Zunachst hielt man den Helm Moschusochsen fur eine ausgestorbene Bisonart Bison appalachicolus dann wurde Bootherium heute allgemein als Weibchen von Symbos cavifrons eingestuft als eigene Gattung beschrieben Andere fossile Moschusochsen waren Euceratherium collinum eine an Gebirgsgegenden angepasste Moschusart und Soergelia mayfieldi Herkunft des Namens BearbeitenIhren Namen verdanken die Moschusochsen dem Umstand dass die Mannchen zur Paarungszeit eine Substanz in den Urin abgeben die moschusartig susslich riecht eine Moschus Druse wie etwa die Moschustiere besitzen die Moschusochsen jedoch nicht In Inuktitut der Sprache der Inuit heisst der Moschusochse Umimmaq d h Tier mit Fell wie ein Bart von umik Bart Der lateinische Artname Ovibos bedeutet Schafsochse Verbreitung Bearbeiten nbsp Bekanntes historisches Verbreitungsgebiet rot und Ansiedlungen im ehemaligen prahistorischen Verbreitungsgebiet blau Heute leben Moschusochsen in grosserer Zahl in Gronland Kanada Sibirien und Alaska sowie als kleinere Herden in Norwegen und Schweden Allerdings ist nur ihr Vorkommen im Norden Kanadas und im Nordosten von Gronland naturlichen Ursprungs In Alaska wurden die Moschusochsenbestande um die Wende zum 20 Jahrhundert ausgerottet Eine Wiederansiedlung gelang nachdem gronlandische Moschusochsen in den 1930er Jahren auf der vor der Westkuste Alaskas gelegenen Insel Nunivak ausgesetzt worden waren und sich von dort aus wieder entlang des arktischen Festlands verbreiteten nbsp Auf der russischen Wrangelinsel lebt mittlerweile eine Herde von etwa 100 Tieren Wiederansiedlungen in anderen Regionen Gronlands in Sibirien und in Norwegen verliefen ebenfalls erfolgreich Im norwegischen Dovrefjell Nationalpark bedurfte es allerdings 20 Jahre dauernder Versuche bis 1947 die Wiederansiedlung einer Moschusherde gelang 2011 lebten im Dovrefjell Nationalpark etwa 300 Tiere Heute in Schweden lebende Tiere entstammen einer aus einem Bullen zwei Kuhen und zwei Kalbern bestehenden Herde die 1971 von Norwegen hierher wechselte Auch auf der im Nordpolarmeer gelegenen russischen Wrangelinsel die 2004 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklart wurde konnten Moschusochsen erfolgreich ausgesetzt werden sie bilden inzwischen eine Herde von etwa 100 Tieren Ebenso gelang die Ansiedlung auf der Taimyr Halbinsel Ansiedlungsversuche auf Island wo der Moschusochse von Natur aus nie gelebt hat sind dagegen bislang gescheitert siehe auch die unter Gefahrdung aufgefuhrte Bestandstabelle Ein Bestand von 27 Moschusochsen die 1962 63 von Nordostgronland in die Gegend um Kangerlussuaq versetzt wurden war bis 2018 auf rund 22 000 Tiere angewachsen 1 Lebensraum und Lebensweise Bearbeiten nbsp Moschusochsenherde Victoria Insel Kanada Moschusochsen bevorzugen als Lebensraum niederschlagsarme Tundren Sie tolerieren grosse Kalte sind aber empfindlich gegen anhaltende Feuchtigkeit Uberwiegend halten sie sich in tiefer gelegenen Ebenen und Flusstalern auf in denen sich wahrend des Sommers Schmelzwasser und die geringen Niederschlage auf dem Permafrostboden sammeln und eine fur arktische Verhaltnisse saftige Vegetation wachsen lassen Sie ernahren sich von Holzgewachsen wie Birken und Weiden von denen sie die Blatter abstreifen und von Krautern wie Sauergrasern und Sussgrasern weiterhin von Flechten und Moosen Mannliche Tiere weisen nur wahrend einer Zeit von zwei Monaten im Jahr eine positive Nahrungsbilanz Gewichtszunahme auf und wahrend weiterer vier Monate ist ihre Nahrungsbilanz neutral keine Gewichtsveranderung Weibliche Tiere haben wahrend funf Monaten im Jahr eine positive Nahrungsbilanz und wahrend der verbleibenden sieben Monate eine negative Nahrungsbilanz Beide Geschlechter zehren wahrend des langen arktischen Winters von ihren Fettreserven Die Weibchen nutzen daruber hinaus ihre Fettreserven in den Zeiten in denen sie ihre Kalber saugen nbsp Alter Bulle Victoria Insel Kanada Gelingt es einem Tier wegen schlechter Weide und Wetterbedingungen nicht eine fur den Winter ausreichende Fettreserve aufzubauen droht der Hungertod meist im Spatwinter und zu Fruhjahrsbeginn Von der Anwesenheit der Moschusochsen profitieren eine Reihe anderer Tierarten Schneeammern und Spornammern etwa polstern ihre Nester mit der uberall in der Tundra zu findenden weichen Moschusochsenwolle aus im Winter fressen Eishasen und Schneehuhner von den von Moschusochsen frei gescharrten Pflanzen In der Nahe von Moschusochsen beobachtet man nicht selten auch Polarfuchse doch gibt es dafur bisher keine Erklarung Korperbau BearbeitenGestalt und Grosse Bearbeiten Moschusochsen besitzen eine stammige Gestalt mit dicken vor Kalte schutzenden Fettpolstern Auffallig sind der Buckel uber der Schulter und der im Verhaltnis zum ubrigen Korper grosse Kopf Ausgewachsene Tiere tragen ausserdem eine ausgepragte Mahne die vom Widerrist bis zum Hornansatz reicht Die mannlichen Tiere wiegen 300 400 kg sind 2 50 m lang und erreichen eine Schulterhohe von ca 1 50 m Die Kuhe wiegen 200 300 kg werden 2 30 m lang und bis zu 1 30 m hoch nbsp Moschusochsen im Bering Land Bridge National PreserveHorner Bearbeiten nbsp Schadel in BasalansichtDie bei beiden Geschlechtern kraftig ausgebildeten Horner sind mit nach oben gerichteten Spitzen gebogen Die Hornbasen an der Stirn der Mannchen sind als elastische Wulste verdickt und verbreitert sehr dicht beieinander stehend wahrend die Horner der Weibchen ein Fellband trennt Die Horner fangen beim vier bis sechswochigen Kalb zu wachsen an doch ist die Hornbildung erst um das sechste Lebensjahr abgeschlossen Etwa gleich lang dauert es bis die Weibchen ihr Endgewicht erreicht haben wahrend bei den Mannchen das Wachstum ein Jahr spater endet Die Horner werden zur Verteidigung und von mannlichen Tieren auch bei Brunftkampfen eingesetzt Augen Bearbeiten nbsp Portrat eines MoschusochsenDas Auge des Moschusochsen ist an die besonderen Bedingungen des arktischen Lebensraums gut angepasst Grosse Pupille und hochempfindliche Netzhaut gewahren einerseits ausreichende Sehfahigkeit wenn die Sonne wahrend der Wintermonate unter dem Horizont bleibt und als einzige Lichtquelle Mond und Sterne dienen Andererseits kann sich die Pupille zu einem horizontalen Schlitz verengen oder ganz verschliessen und so vor Schneeblindheit schutzen Ausserdem schutzen Pigmentkorperchen die Netzhaut vor blendendem von Schnee reflektiertem Sonnenlicht Hufe Bearbeiten Die Hufe sind breit rund und scharfkantig Mit den grosseren Vorderhufen sind die Moschusochsen in der Lage Schnee wegzukratzen oder Eis aufzubrechen Fell Bearbeiten Hauptartikel Moschusochsenfell nbsp Moschusochse im WinterfellDas lange dichte Fell der Moschusochsen ist aus mehreren unterschiedlichen Haararten zusammengesetzt und reicht fast bis zu den Hufen hinunter Vor allem das sehr dichte Winterfell lasst die Tiere massig erscheinen Gegen Ende des Winters ist dieses Haar ausgeblichen und die Fellfarbe uberwiegend gelbbraun statt dunkel bis schwarzbraun Am Sattel und an den Fussen kommen auch hellbeige bis gelbbraune Haarfarben vor Scrotum und Euter sind graubeige Einzelne Tiere und auch manche Populationen haben helle Haare auch im Gesicht Altere Tiere sind generell etwas heller gefarbt nbsp Moschusochse zur Zeit des Fellwechsels auf der Victoria Insel Nunavut KanadaUnmittelbar auf der Haut liegt ein dichtes 5 cm langes Unterfell aus feiner Wolle Es bedeckt das ganze Tier ausser an Hufen Hornern und einer kleinen Stelle zwischen Nustern und Lippen sein Wechsel erfolgt in den Monaten Mai bis Juli Daruber liegt eine Schicht grober Schutz oder Grannenhaare die wesentlich langer 45 bis 62 cm sind und vor allem Hinterteil Bauch Flanken und Kehle bedecken Das langste Schutzhaar wird an der Kehle getragen daher der Name Umimmaq Die Haut besitzt keine Talgdrusen weshalb die Haare Wasser und Regen nicht abweisen konnen Die an eine uberwiegend trockene Umgebung gewohnten Tiere sind besonders gefahrdet Nasse fuhrt bei ihnen nicht selten zu todlich endenden Erkaltungskrankheiten Kalber haben bei der Geburt zimtfarbenes Deckhaar und ein Unterfell aus dunkler Wolle das sie gemeinsam mit den isolierenden Fettdepots vor der Kalte schutzt Das langere Deckhaar erscheint erstmals am Ende des ersten Lebensjahres Wie erwahnt verlieren die Moschusochsen zur Mitte des Sommers ihre Unterwolle Da ihr Wechsel nicht gleichzeitig mit den Grannenhaaren erfolgt und die feinen Wollhaare an den Grannen haften bleiben wirken die Tiere eine Zeitlang sehr zottig Die Unterwolle der Moschusochsen zahlt zu den feinsten naturlichen Fasern Bezogen auf ihr Gewicht ist sie achtmal warmer als Schafswolle und so weich wie die Unterwolle der Kaschmirziegen In Alaska hat man deshalb Versuche unternommen Moschusochsen als Wollelieferanten zu domestizieren Aus dem Fell der halbzahmen Tiere wird die Unterwolle von Hand herausgekammt und zu hochwertigen Schals und Pullovern verarbeitet Ein domestizierter Moschusochse liefert durchschnittlich 2 5 kg Wolle im Jahr woraus Wollgarn von rund 18 km Lange mit einem Handelswert von ca 8200 US Dollar hergestellt wird Die Wolle ist unter der Inuktitut Bezeichnung Qiviuk im Handel Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Moschusochsenfamilie in GronlandWeibliche Moschusochsen werden im Alter von etwa vier Jahren fortpflanzungsfahig Mannliche Tiere erreichen ihre sexuelle Reife nach sechs Jahren Nur in Lebensraumen mit aussergewohnlich guten Bedingungen wie sie beispielsweise im norwegischen Dovrefjell gegeben sind werden die Tiere fruher geschlechtsreif Die Paarungszeit liegt in den Sommermonaten Juli und August Die Kuh ist 7 bis 9 Monate trachtig und gebiert meist nur ein Kalb das bei der Geburt etwa 10 bis 14 kg wiegt Jahrliche Geburten sind moglich das hangt jedoch von den Bedingungen des Lebensraums ab Bei der Geburt verfugt das Kalb uber einen Vorrat an braunem Fettgewebe das der Warmeproduktion dient Der Biogeograf Chris Lavers University of Nottingham Grossbritannien berichtet dass es einem Moschusochsenkalb moglich ist diesen Brennstoffvorrat so zu nutzen dass 13 Mal so viel Warme freigesetzt wird wie bei einem Menschen im Ruhezustand Die Saugezeit betragt bis zu 15 Monate obwohl die Kalber bereits eine Woche nach der Geburt zu grasen beginnen Verhalten BearbeitenVerhalten in der Herde Bearbeiten nbsp Herde mit Kalb Victoria Insel Nunavut Kanada nbsp Zeit der Ruhe Victoria Insel Nunavut Kanada nbsp Moschusochsenherde auf dem Ruckzug links aussen ein Wachterbulle nbsp Moschusochsen in typischer VerteidigungsstellungWahrend des Sommers umfasst eine Herde 5 bis 15 im Winter bis zu 100 Tiere Der Natur Essayist und Fotograf Barry Lopez erklart dass es problematisch ist aus einzelnen Beobachtungen auf die Herdenzusammensetzung und typische Verhaltensmuster zu schliessen Er hebt bei den Moschusochsen als einzigartig unter den Wiederkauern hervor dass sie besonders engen Korperkontakt zueinander halten und selbst wahrend der Flucht Schulter an Schulter und Flanke an Flanke galoppieren 2 Die Herden verhalten sich jedoch nicht nur wahrend der Flucht synchron Auch die Fress und Ruhephasen die jeweils 100 bis 150 Minuten dauern werden von der gesamten Herde eingehalten Anders als Rentiere und insbesondere Karibus unternehmen Moschusochsen keine grossen Wanderungen sondern durchziehen taglich langsam ihr Revier und legen dabei durchschnittlich etwa 2 km zuruck Bullen wie Kuhe beeinflussen die Bewegung der Herde und ihr Verhalten So ergaben z B Beobachtungen in Norwegen dass dort stets eine altere Kuh die sich moglichst gradlinig bewegenden Tiere anfuhrt Auch liegen die Sommer und Winterreviere haufig nur wenige Kilometer auseinander Im norwegischen Dovrefjell wo fur die Tiere besonders gute Lebensbedingungen herrschen halten sie sich das ganze Jahr uber in einem Gebiet auf das nur etwa 8 mal 13 km misst Verhalten gegenuber Fressfeinden Bearbeiten Die naturlichen Feinde der Moschusochsen sind Polarwolfe gelegentlich auch Eis und Braunbaren bzw Grizzlybaren Bei Angriffen fliehen die Tiere zunachst an einen etwas erhohten oder flach mit Schnee bedeckten Ort und wenden sich dann in einer phalanxformigen Aufstellung mit dem Gesicht dem Angreifer zu Werden sie z B durch Wolfe eingekreist ist diese Phalanx kreisformig die Jungtiere stehen geschutzt innerhalb dieses Kreises Einzelne Tiere Bullen Kuhe aber auch Halbwuchsige brechen dann immer wieder aus dem Kreis aus und attackieren die Angreifer Wolfe sind bei ihrem Angriff nur erfolgreich wenn es ihnen gelingt ein solches attackierendes Tier von der Herde abzudrangen oder wenn sie durch eine Lucke in der Phalanx ein Kalb ergreifen konnen Verhalten wahrend der Brunft Bearbeiten Wahrend der Brunftzeit kommt es unter den Bullen zu beeindruckenden Rangkampfen Zu den Drohgebarden vor dem eigentlichen Kampf gehoren neben herausforderndem Brullen das Reiben der Voraugendrusen am Boden oder am Vorderbein und wahrend eines langsamen und steifbeinigen Parallelschritts das seitliche Zeigen von Hornern und Kopf Beim eigentlichen Kampf galoppieren die Bullen frontal aufeinander zu und prallen mit den Stirnen voll Wucht aufeinander Dies kann sich bis zu zwanzigmal wiederholen Der Aufprall ist dabei so heftig dass einer der beiden Kampfer nicht selten auf die Hinterkeulen zurucksinkt oder beide Tiere sich aneinander hoch richten Zum Kampfverhalten gehort es auch dass die Widersacher einander in die Seiten stechen und sich so gelegentlich sogar todlich verletzen Verlierer sondern sich in der Regel von der Herde ab und leben in der Folge einzelgangerisch oder schliessen sich mit anderen mannlichen Tieren zusammen In der Herde werden sie nur noch geduldet wenn sie sich gegenuber dem Leitbullen unterwurfig verhalten Die Werbung um die Weibchen beginnt im Juni Der Leitbulle folgt dann seinen Weibchen beriecht sie ausgiebig und beginnt mit angehobenem Kopf zu flehmen Die Werbung wird bis August immer intensiver Zur Paarung bleibt die Kuh stehen wahrend der Bulle aufreitet und ihre Flanken mit den Vorderlaufen umklammert Naturliche Todesursachen BearbeitenDie Weibchen werden selten alter als 20 Jahre die Bullen vergreisen dagegen schon mit etwa 15 Jahren Hauptsachliche Todesursache ist das Verhungern wenn im Vorjahr nicht ausreichende Fettreserven aufgebaut werden konnten um den langen arktischen Winter zu uberstehen Auch Tod durch Erfrieren oder Ertrinken ist ublich wenn Tiere im Fruhjahr durch das Eis der zugefrorenen Flusse brechen Meist werden die geschwachten Moschusochsen Opfer von Raubtieren Manche sterben auch an Verletzungen die sie sich wahrend der Brunftkampfe zugezogen haben Mensch und Moschusochse BearbeitenGefahrdung durch Menschen Bearbeiten Fur einen mit Gewehr ausgerusteten von Jagdhunden begleiteten Jager sind Moschusochsen leichte Beute da die Tiere beim Angriff von Hunden wie bei dem von Wolfen ruhig in einem Verteidigungsring verharren und so ein ideales Ziel abgeben Fur die Eskimos waren Moschusochsen seit jeher wertvolles Jagdwild das ihnen neben Fleisch Haut und Wolle auch Horn und Knochen lieferte nbsp Bulle auf der Victoria Insel Territorium Nunavut KanadaDie Jagd auf Moschusochsen erreichte gegen Ende des 19 und zu Beginn des 20 Jahrhunderts ihren Hohepunkt Die grossen Polarexpeditionen nutzten das Fleisch der Moschusochsen nicht nur zur menschlichen Ernahrung sondern auch als Futter fur Schlittenhundgespanne Auch Walfanger schatzten Moschusochsenfleisch Die Hudson s Bay Company HBC trieb schwunghaften Handel mit den Fellen zwischen 1888 und 1891 verkaufte die HBC gemass eigenen Berichten 5 408 Moschusochsenfelle Zum Niedergang der Moschusochsenpopulation trug auch der Ankauf von Kalbern durch zoologische Garten bei Zum Einfangen der Kalber schoss man die erwachsenen Tiere einer Herde einfach nieder und auf diese Weise durften fur die 250 Moschusochsenkalber die zwischen 1900 und 1925 an Zoos verkauft wurden ca 2000 erwachsene Tiere getotet worden sein Nach Bekanntwerden der Fangmethoden stellten die Zoos nach 1925 den Erwerb von Moschusochsen ein In Kanada sind die Moschusochsen seit 1917 und in Teilen Gronlands seit 1974 unter Schutz gestellt Die Bestande haben sich dadurch wieder deutlich erholt siehe nachfolgende Bestandstabelle Aus Grunden der Traditionspflege hat Kanada den dort lebenden Inuit eine beschrankte Bejagung erlaubt Seit 1970 sind den Inuit jahrlich 20 Moschusochsen zur Jagd freigegeben Felle und Wolle durfen verkauft werden Auch in Gronland ist ausserhalb der Nationalparks eine begrenzte Jagd erlaubt In Alaska wird versucht Moschusochsen so weit zu domestizieren dass die Wolle gewonnen werden kann siehe obigen Abschnitt Fell IUCN Einstufung und Bestand Bearbeiten Bestand an Moschusochsen Land ca AnzahlKanada 3 121 000Gronland 3 9 500 12 500Sibirien Russland 4 7 800Alaska USA 3 3 700Dovrefjell Norwegen 5 300Harjedalen Schweden 6 7gesamt 145 000Die IUCN fuhrt den Moschusochsen gegenwartig nicht als bedroht In Deutschland sind nach der aufgrund des Bundesnaturschutzgesetzes erlassenen Bundesartenschutzverordnung Handel und Einfuhr von Moschusochsen verboten um die Jagd nicht zu begunstigen Gefahrdung von Menschen Bearbeiten Moschusochsen sind fur den Menschen relativ selten gefahrlich In Norwegen wurden z B bislang zwei Menschen von angreifenden Moschusochsen getotet Da sich bedroht fuhlende Moschusochsen nicht immer fluchten sondern ihre Verteidigungsstellung einnehmen und von ihr aus unversehens angreifen konnen wird den Besuchern des Dovrefjells nahegelegt einen Abstand von mindestens 200 m zu den Tieren einzuhalten mit Hunden sogar von mindestens 500 m Unterarten BearbeitenAlaska Moschusochse Ovibos moschatus moschatus in Alaska Kanada und Russland Gronland Moschusochse Ovibos moschatus wardi in Gronland Svalbard Norwegen und Schweden mit weissem Fellfleck auf der StirnNachste verwandte Tierarten Bearbeiten nbsp Gamsen zahlen zu den Ziegenartigen die ursprunglich als dem Moschusochsen nahestehend angesehen wurden Als am nachsten verwandte Tiergruppe galten ursprunglich die im nordlichen Tibet verbreiteten Takine Budorcas Als weitere Verwandte wurden die Seraue Capricornis die Gamsen Rupicapra die Schneeziege Oreamnos und der Mahnenspringer Ammotragus angesehen Die nahe Verwandtschaft zwischen den Takinen und dem Moschusochsen wurde von Wissenschaftlern seit 1850 vermutet da sich beide Gattungen in Korperbau und Verhalten ahneln Genetische Untersuchungen durch Pamela Groves und Gerald F Shields aus dem Jahr 1997 bestatigen dies jedoch nicht Ihre Untersuchungen legten stattdessen nahe dass der nachste Verwandte die Gorale Naemorhedus sind eine Gattung kleiner Ziegenvertreter aus Asien die sich vom Moschusochsen ausserlich deutlich unterscheiden 7 Nachfolgende Analysen konnten dies weitgehend untermauern In engerer Beziehung stehen zusatzlich die Seraue Alle drei Gattungen werden innerhalb der Tribus der Ziegenartigen Caprini zur Untertribus der Ovibovina gestellt 8 9 10 Literatur Bearbeiten nbsp Darstellung 1888 in einem Bericht zum Ersten Internationalen PolarjahrWolf Keienburg Hrsg Grzimeks Enzyklopadie Bd 5 Saugetiere Munchen 1988 ISBN 3 463 42005 8 Jochen Niehammer Franz Krapp Hrsg Handbuch der Saugetiere Europas Wiesbaden 1986 ISBN 3 89104 026 1 Chris Lavers Warum Elefanten grosse Ohren haben dem genialen Bauplan der Tiere auf der Spur Gustav Lubbe Bergisch Gladbach 2001 ISBN 3 7857 2047 5 Barry Lopez Arktische Traume Dusseldorf 1987 ISBN 3 442 72642 5 mit dem National Book Award ausgezeichnet Jork Meyer Sex ratio in muskox skulls Ovibos moschatus found at East Greenland Geschlechterverhaltnis bei Schadeln des Moschusochsen Ovibos moschatus in Ostgronland Memento vom 19 Februar 2009 imInternet Archive PDF 302 kB in Beitrage zur Jagd und Wildforschung 29 2004 187 192 ISSN 1436 3895 Gunter Biallawons Mein Norwegen Land der Stille Land des Lichts Die Moschusochsen vom Dovrefjell Tecklenborg Steinfurt 2000 ISBN 3 924044 85 6 Erhard Treude Zur Moschusochsen Haltung in Nouveau Quebec in Hans Josef Niederehe Alfred Pletsch Hg Beitrage zur landeskundlich linguistischen Kenntnis von Quebec Geographische Gesellschaft Trier 1977 S 126 139Dokumentation BearbeitenMarlene Wynants Der Moschusochse Wildnis Europa arte 2022 11 12 Online verfugbar bis 11 September 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moschusochse Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Moschusochse Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Seite Moschusochse des VdZ Verband der Zoologischen Garten e V Takin als nachster Verwandte des Moschusochsen Englische Mitschrift einer Radiosendung des Arctic Science Journeys Ovibos moschatus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Caprinae Specialist Group 1996 Abgerufen am 12 Mai 2006 Einzelnachweise Bearbeiten Elmer Topp Jorgensen Tom Christensen Katrine Raundrup Udsaetning af moskusokser In Niels Elers Koch Hrsg Gronland Trap Gronland Trap Danmark 6 Udgave Band 36 Trap Danmark Gads Forlag Horsholm Kopenhagen 2022 ISBN 978 87 7181 505 4 S 45 Barry Lopez Arktische Traume 1987 S 96 98 f a b c Stand 1991 2005 https apiv3 iucnredlist org api v3 taxonredirect 29684 In IUCN 2013 The IUCN Red List of 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comprehensive analysis of mitochondrial genomes Comptes Rendus Palevol 335 2012 S 32 50 Fayasal Bibi A multi calibrated mitochondrial phylogeny of extant Bovidae Artiodactyla Ruminantia and the importance of the fossil record to systematics BMC Evolutionary Biology 13 2013 S 166 Juan P Zurano Felipe M Magalhaes Ana E Asato Gabriel Silva Claudio J Bidau Daniel O Mesquita und Gabriel C Costa Cetartiodactyla Updating a time calibrated molecular phylogeny Molecular Phylogenetics and Evolution 133 2019 S 256 262 Der Moschusochse Wildnis Europa Staffel 2 Folge 1 13 Juni 2022 auf arte fernsehserien de Wildnis Europa Der Moschusochse arte 13 Juni 2022 programm ard de nbsp Dieser Artikel wurde am 29 Oktober 2004 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4170573 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moschusochse amp oldid 237276093