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Eine Fibel lateinisch fibula Klammer Bolzen Spange Schnalle Heftnadel Schliesse ist eine metallene dem Prinzip der Sicherheitsnadel entsprechende Gewandnadel deren alteste nachgewiesene Formen aus der Bronzezeit stammen und die bis ins Hochmittelalter verwendet wurden Germanische Prunkfibel aus Untersiebenbrunn fruhes 5 JahrhundertHallstattzeitliche Kahnfibeln Inhaltsverzeichnis 1 Funktion 2 Aufbau 3 Herstellung 4 Vorkommen 5 Agraffe 6 Zitat 7 Archaologische Bedeutung 8 Terminologie und Typologie Beispiele 9 Bedeutende Fibelsammlungen 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseFunktion Bearbeiten nbsp Silberne Fibel der vorromischen Eisenzeit aus Hamburg Fuhlsbuttel 4 1 Jahrhundert v Chr Fibeln wurden benutzt um Kleider Umhange und Mantel zusammenzuhalten Gewandschliessen Sie losten die Gewand Nadel ab Neben ihrer praktischen Funktion dienten sie auch als Schmuck und konnten mit Anhangern Pendilien versehen werden Sie waren oft zugleich Symboltrager z B Rangabzeichen oder sollten als Glucksbringer mit einer besonderen Ornamentik Unheil abwehren Sie bestehen aus einer Nadel und einem Bugel oder einer Decke Die altesten Fibeln bestehen aus zwei Teilen bei den jungeren Exemplaren sind Nadel und Bugel durch eine federnde Spirale oder durch ein Scharnier verbunden Man kann sie am ehesten mit einer heutigen Brosche oder Sicherheitsnadel vergleichen Der Vorteil der Fibel gegenuber der zuvor verwendeten Nadel bestand darin dass die schliessbare Fibel nicht so leicht aus der Kleidung rutschte und je nach Gestaltung ein Uberstand uber die Nadelspitze die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen minderte Fibeln wurden schon in antiker Zeit teilweise durch Schnallen abgelost Mit dem Aufkommen des Knopfes kamen sie ganz aus der Mode Aufbau Bearbeiten nbsp Latenezeitliche Certosa Fibel oben romische Zwiebelknopffibel unten beide RekonstruktionenMan kann grundsatzlich nach der Art des Verschlussmechanismus zwischen Scharnier und Spiralfibeln unterscheiden Zu jeder Fibel gehort auch ein Nadelhalter Dieser befindet sich am Fuss der Fibel Der grosse sichtbare und oftmals reich verzierte Teil einer Fibel wird als Bugel bezeichnet Die Spiralkonstruktion ist nicht nur bei romischen Fibeln anzutreffen sondern man kann sie auch bei vielen vorromischen und mittelalterlichen Fibeltypen antreffen Die Scharnierfibeln sind hingegen fast ausschliesslich romisch Herstellung Bearbeiten nbsp Fibel von Braganza nbsp Scheibenfibelpaar aus dem ArnegundegrabDie meisten Fibeln wurden aus Bronze hergestellt Es gibt aber auch Funde aus Eisen Gold oder Silber Die Oberflachen von Bronzefibeln konnen auch noch einen Uberzug aus anderen Metallen aufweisen meist aus Weissmetall d h Zinn sehr selten aus Silber oder Gold Fibeln wurden zuerst gegossen Dazu wurde das Wachsausschmelzverfahren mit verlorener Form benutzt Das heisst dass die Lehmgussformen nach einmaliger Benutzung zerstort wurden also verloren gingen Nach dem Guss wurden die Fibeln durch Schmieden oder Kaltverformen z B Hammern nachbearbeitet Die meisten Fibeln wurden aus einem Gussstuck gefertigt Es gibt aber auch Fibeltypen die aus mehreren Teilen bestehen und zusammengelotet wurden Die rohen Fibeln wurden auf vielfaltige Art und Weise verziert So kann der Fibelkorper durch Punktierungen Stempelverzierungen Gravuren Kerbungen oder Facettierungen verziert werden Ausserdem gab es auch noch die Moglichkeit der Einlagen und Auflagen auf den Fibelkorper Diese konnten aus Blech Glas Buntmetall Perlen etc bestehen Vorkommen Bearbeiten nbsp Hallstatt GehangefibelFibeln wurden sowohl in den schriftlosen prahistorischen Kulturen als auch bei den Griechen Romern und Byzantinern benutzt Die altesten zweiteiligen Fibeln zum Beispiel Urfibeln sind seit der alteren Bronzezeit bekannt Die einteilige Konstruktion kam im 14 bzw 13 Jahrhundert vor Christus im Bereich sudlich der Alpen auf Fibeln blieben bis ins 14 Jahrhundert nach Christus in Gebrauch als sie zuerst von der Haftel dann von Knopf und Knopfloch abgelost wurden Als Schmuckstuck erhalt sie sich jedoch in der Brosche Schliessen des Typs wie Dowris Latchet kommen ausschliesslich in Irland vor In der Tradition des Berberschmucks in Marokko Algerien und Tunesien wurden silberne Fibeln in verschiedenen Formen vor allem zu besonderen Anlassen von Berberfrauen bis ins 20 Jahrhundert getragen Agraffe BearbeitenNicht genau definiert ist die Abgrenzung der Fibel von der Agraffe fr Haken die im Spatmittelalter auftritt und meist rund oder vierpass sechspass oder achtpass formig ist Die Agraffe dient dem Zusammenhalten zweier Kleidungsstucke sie ist entweder an dem einen Stoffteil fest angenaht und durch einen Haken in eine am anderen Stoffteil befestigte Ose eingehangt oder sie ist an beiden Seiten eingehakt und kann vom Kleidungsstuck abgenommen werden Sie dient als Schmuckstuck in der geistlichen und weltlichen Kleidung 1 Der grune Dresdner Diamant ist Bestandteil einer Agraffe Zitat Bearbeiten Sie waren schon wieder die Klippe ganz hinaufgeklettert da schrie Minta plotzlich sie habe die Agraffe ihrer Grossmutter verloren die Agraffe ihrer Grossmutter das einzige Schmuckstuck das sie besitze eine Trauerweide aus Perlen sie mussten sich doch erinnern Virginia Woolf Die Fahrt zum Leuchtturm Insel Verlag Leipzig 1979 S 98 Archaologische Bedeutung BearbeitenVor allem der Bugel wurde regional und zeitlich sehr unterschiedlich ausgestaltet und diente auch als Schmuck Dadurch sind viele Fibelformen fur Archaologen als Leitfossil ein wichtiger Anhaltspunkt bei der Datierung von Funden und Befunden Die grosse Menge von Fundstucken mit zeitlich und regional typischen Dekorationselementen ermoglichte die Aufstellung einer kompletten Typologie zeitlich aufeinander folgender Fibelformen Terminologie und Typologie Beispiele Bearbeiten nbsp Brillenfibel aus Eisen thrakisch kimmerisch 9 8 Jahrhundert v Chr nbsp Romische Tierfibel Hahn emaillierte Bronze 100 200 ca 3 3 cm Gallo Romisches Museum Tongern nbsp Scheibenfibel bronze emailliert 180 220 gefunden in Tongeren Gallo Romisches Museum Tongern nbsp Zwiebelkopffibel vergoldete Bronze 335 365 8 3 cm gefunden in Tongeren Gallo Romisches Museum TongernNach der Form der Fibel unterscheidet man viele unterschiedliche Fibelarten Die Benennung erfolgt in vielen Fallen nach der Form so etwa bei Armbrustfibeln Brillenfibeln Bugelfibeln Dragofibeln oder Drachenfibeln Urnesfibeln Ellbogenfibeln auch als Ellenbogenfibeln bezeichnet Omegafibeln provinzial romisch Quoit Fibeln angelsachsisch Scheibenfibeln Tierfibeln zum Beispiel Vogelfibeln ViolinbogenfibelnAuch Details der Konstruktion oder der Verzierung konnen bei der Namengebung ausschlaggebend sein vgl etwa die Augenfibeln Distelfibeln Knickfibeln Fibula Praenestina Ringfibeln Schnabelfibeln Schusselfibeln Zwiebelknopffibeln Benennungen nach einzelnen Fundorten oder Fundregionen sind ebenfalls gebrauchlich Duxer Fibeln nach Duchcov heute Tschechien Hunterstonfibel Schottland Fibeln von Meldorf nach Meldorf Langton Down Fibeln nach einer Ortschaft in England Marzabotto Fibel nach Marzabotto Munsinger Fibeln nach dem Graberfeld Munsingen Rain Nauheimer Fibeln nach Bad Nauheim Fibeln der Berber im MaghrebBenennung nach dem vermutlichen Hersteller eines Fibeltypes Aucissafibeln oder Legionarsfibeln Nertomarusfibeln Manchmal werden die Formen nach den Gliederungen der Bearbeiter benannt bekannt ist etwa die typologische Einordnung kaiserzeitlicher Fibeln durch den schwedischen Prahistoriker Oscar Almgren Die Zeitstellung kann ebenfalls in die Benennung einfliessen so etwa bei einigen latenezeitlichen Formen zum Beispiel Fruhlatene Schema Bedeutende Fibelsammlungen BearbeitenBedeutende Fibelsammlungen finden sich in folgenden Museen Romisch Germanisches Museum in Koln Romische und Fruhgermanische Fibeln Hellweg Museum in Geseke mehr als 250 mittelalterliche Fibeln 6 bis 13 Jahrhundert aus WestfalenLiteratur BearbeitenOscar Almgren Studien uber nordeuropaische Fibelformen der ersten nachchristlichen Jahrhunderte mit Berucksichtigung der provinzial romischen und sudrussischen Formen 2 Auflage erganzt durch ein Nachwort Kabitzsch Leipzig 1923 Hans Appler Die bronze und eisenzeitlichen Fibeln des Alttiroler Raumes Nord Sud Osttirol Trentino mit Ausblicken auf benachbarte Gebiete Fibeln der Bronze und Eisenzeit des Alttiroler Raumes mit Ausblicken auf benachbarte Gebiete Neue archaologische Forschungen zur Vorgeschichte und Romerzeit in Tirol Band 2 Hans Appler Wattens u a 2018 ISBN 978 3 200 05723 4 Judy Birmingham The Development of the Fibula in Cyprus and the Levant In Palestine Exploration Quarterly Band 95 Nr 2 1963 S 80 112 doi 10 1179 peq 1963 95 2 80 Ulrich Boelicke Die Fibeln aus dem Areal der Colonia Ulpia Traiana Xantener Berichte Band 10 von Zabern Mainz 2002 ISBN 3 8053 2944 X Digitalisat Ertugrul Caner Fibeln in Anatolien Prahistorische Bronzefunde Abteilung 14 Band 8 Teil 1 Beck Munchen 1983 ISBN 3 406 09015 X Elisabeth Ettlinger Die romischen Fibeln in der Schweiz Handbuch der Schweiz zur Romer und Merowingerzeit Francke Bern 1973 Zugleich Bern Universitat Habilitations Schrift 1969 Ronald Heynowski Fibeln erkennen bestimmen beschreiben Bestimmungsbuch Archaologie 1 Deutscher Kunstverlag Berlin u a 2012 ISBN 978 3 422 07119 3 Herbert Kuhn Die germanischen Bugelfibeln der Volkerwanderungszeit Akademische Druck u Verlagsanstalt Graz Teil 1 Die germanischen Bugelfibeln der Volkerwanderungszeit in der Rheinprovinz 2 verbesserte Auflage 1965 Teil 2 Die germanischen Bugelfibeln der Volkerwanderungszeit in Suddeutschland 2 Bande Bd 1 Die Grundlagen Bd 2 Die Ergebnisse 1974 ISBN 3 201 00406 5 Teil 3 Die germanischen Bugelfibeln der Volkerwanderungszeit in Mitteldeutschland 1981 ISBN 3 201 01149 5 Eckhard Meineke Rosemarie Muller Heiko Steuer Ulrich Zimmermann Margot Maute Wolf Gunter Mansfeld Biba Terzan Hans Jurgen Hassler Kazimierz Godlowski Hans Ulrich Voss Jasper von Richthofen Astrid Bohme Schonberger Lars Jorgensen Klaus Duwel Max Martin Tania M Dickinson Egon Wamers Torsten Capelle Fibel und Fibeltracht In Heinrich Beck u a Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 8 Euhemerismus Fichte 2 vollig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage de Gruyter Berlin u a 1994 ISBN 3 11 016858 8 S 411 607 Friedhelm Pedde Vorderasiatische Fibeln Von der Levante bis Iran Abhandlungen der Deutschen Orient Gesellschaft 24 Saarbrucker Druckerei und Verlag Saarbrucken 2000 ISBN 3 930843 57 9 Zugleich Berlin Freie Universitat Dissertation 1999 Friedhelm Pedde Development and Extension of Near Eastern Fibulae in the Iron Age In Ricardo Eichmann Hermann Parzinger Hrsg Migration und Kulturtransfer Der Wandel vorder und zentralasiatischer Kulturen im Umbruch vom 2 zum 1 vorchristlichen Jahrtausend Akten des internationalen Kolloquiums Berlin 23 bis 26 November 1999 Kolloquien zur Vor und Fruhgeschichte 6 Dr Rudolf Habelt Bonn 2001 ISBN 3 7749 3068 6 S 485 496 Friedhelm Pedde Fibeln in Grabern In Altorientalische Forschungen Band 30 Nr 1 2003 S 85 92 doi 10 1524 aofo 2003 30 1 85 Johannes A Potratz Vorgeschichtliche Gerate Eine kleine Formenfibel der vorgeschichtlichen Archaologie Orion Bucher 105 Lux Murnau u a 1957 Jasper von Richthofen Fibelgebrauch gebrauchte Fibeln Studien an Fibeln der alteren Romischen Kaiserzeit Archaologische Berichte Band 13 Dr Rudolf Habelt Bonn 2000 ISBN 3 7749 3010 4 zugleich Dissertation Universitat Hamburg 1996 1997 Digitalisat Emilie Riha Die romischen Fibeln aus Augst und Kaiseraugst Forschungen in Augst Band 3 ZDB ID 916720 1 Mit Beitragen von Rudolf Fichter und Chrysta Hochhaus Amt fur Museen und Archaologie des Kantons Basel Landschaft Augst 1979 Digitalisat Emilie Riha Die romischen Fibeln aus Augst und Kaiseraugst Die Neufunde seit 1975 Forschungen in Augst Band 18 Romermuseum Augst Augst 1994 ISBN 3 7151 0018 4 Digitalisat Efi Sapouna Sakellarakis Die Fibeln der griechischen Inseln Prahistorische Bronzefunde Abteilung 14 Band 4 Beck Munchen 1978 ISBN 3 406 00773 2 Ernst Gunter Strauss Studien zur Fibeltracht der Merowingerzeit Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie 13 Dr Rudolf Habelt Bonn 1992 ISBN 3 7749 2590 9 Zugleich Kiel Universitat Dissertation 1989 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fibeln Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Fibel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Elisabeth Moses Agraffe In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Band 1 Stuttgart 1933 Sp 216 220 Online Normdaten Sachbegriff GND 4071199 7 lobid OGND AKS LCCN sh85048042 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fibel Schliesse amp oldid 234976053