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Dieser Artikel behandelt den Grossgrabhugel in Villingen Schwenningen Siehe auch Magdalenenberg Magdeburg Magdalenaberg bzw Magdalensberg Der Magdalenenberg ist ein eisenzeitlicher Grossgrabhugel und liegt etwa 740 m u NN am sudwestlichen Rand des Waldgebiets Laible auf dem Stadtgebiet von Villingen Schwenningen etwa zwei Kilometer sudwestlich des Stadtzentrums von Villingen Grossraumig gehort das Gebiet zur Ostabdachung des Schwarzwaldes Der Magdalenenberg ist mit einem Volumen von 33 000 Kubikmetern einer der grossten hallstattzeitlichen Grabhugel Mitteleuropas Der Magdalenenberg bei Villingen Ansicht von Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Erforschung 3 Funde 4 Ausstellung 5 Aktuell 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Kupferstich Belagerung der Stadt Villingen A 1704 oben der Magdalenenberg mit Lothringer KreuzNach dendrochronologischen Untersuchungen der Zentralgrabkammer wurde der Hugel der ehemals einen Durchmesser von 102 Metern und eine Hohe von ca 8 Metern besass 1 um 616 v Chr aufgeschuttet Uber den hier bestatteten Fursten und sein Volk ist wenig bekannt Als zugehorige Siedlung wurde haufig eine befestigte Anlage auf einer Bergzunge beim Zusammenfluss von Kirnach und Brigach heute Kapf genannt Keltische Siedlung Kapf vermutet was jedoch nach jungerem Forschungsstand als unsicher gelten muss In den Jahrzehnten nach der Erstbestattung wurden in und um den Hugel mindestens 126 weitere Graber angelegt die allesamt in die eisenzeitliche Hallstattkultur Ha D1 datieren Wenige Jahrzehnte spater wurde das Furstengrab geplundert wie sich anhand der noch erhaltenen Grabrauberspaten und Schaden am Fundgut nachvollziehen lasst Die Belegung hatte zu dieser Zeit wohl bereits geendet Unter dem Namen Kreuzbuhl wurde der Hugel im Salemer Rodel von 1320 uberliefert in einer Abschrift von 1465 erstmals erwahnt Auf einer Karte von 1610 ist ein Maria magdalenen creitz auf dem Hugel eingezeichnet eine Belagerungsskizze von 1704 zeigt an dieser Stelle ein Lothringer Kreuz 1633 gestand eine Burgerin unter dem peinlichen Verhor auf dem Hugel mit dem Teufel unter dem Namen Casperlin getanzt zu haben Erforschung Bearbeiten nbsp Der Magdalenenberg wahrend der Erstausgrabung im Herbst 1890 nbsp Die Furstengrabkammer im FranziskanermuseumDer ehemalige Villinger Amtsrichter Heinrich Konige wies 1887 den Direktor der Grossherzoglichen Altertumshalle in Karlsruhe Ernst Wagner darauf hin dass sich auf dem Magdalenenhugel beim Lauble auf der Hohe ein Grabhugel befande Wagner reiste daraufhin nach Villingen und legte einen Grabungsschnitt an der ihn von der kunstlichen Beschaffenheit des Hugels uberzeugte 2 Drei Jahre spater im Jahr 1890 begann die Grabung unter Leitung des Villinger Oberforsters Hubert Ganter Die Ausgraber kesselten den Hugel d h sie gruben sich von der Spitze in die Tiefe voran um lediglich die Hugelmitte zu untersuchen Dabei stiessen sie auf die Uberreste des Furstengrabes die Aufschluss uber die ehemals reiche Ausstattung gaben u a Reste eines vierradrigen Wagens Aufgrund der historischen Plunderung blieben bemerkenswerte Funde jedoch aus 1970 bis 1973 wurde unter Leitung des Archaologen Konrad Spindler der spater durch die Erforschung des Otzi zu Beruhmtheit gelangen sollte der gesamte Hugel und dessen unmittelbare Umgebung im Rahmen eines Projektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft freigelegt Dabei konnten neben 126 Nachbestattungen der Hallstattzeit mit reichen Beigaben auch die fast fundleere Bohlenkammer der beraubten Zentralbestattung dokumentiert und geborgen werden Lange Zeit umstritten waren die dendrochronologischen Daten aus der holzernen Grabkammer da sie potentiell einen wichtigen chronologischen Fixpunkt am Beginn der spaten Hallstattzeit bieten Im Juni 2011 veroffentlichte Allard Mees vom Romisch Germanischen Zentralmuseum RGZM in Mainz einen Aufsatz mit dem Titel Der Sternenhimmel vom Magdalenenberg 3 4 wonach die Anordnung der Graber um den Grabhugel ein fruhkeltisches Kalenderwerk darstelle Mit Hilfe einer speziellen Software der US Raumfahrtbehorde NASA habe der damalige Stand der Sternenbilder von der Winter bis zur Sommersonnenwende nachgezeichnet werden konnen Dadurch sei eine Datierung der gesamten Anlage auf 618 v Chr gelungen was von der dendrochronologischen Datierung der Holzer der Grabkammer 616 v Chr nur gering abweicht Die 126 Graber sind dieser Deutung zufolge nach nordlichen Sternbildern und dem Mondzyklus angeordnet 5 und nicht nach dem Sonnenzyklus wie Stonehenge 4 6 Diese Deutung der Anordnung der Nachbestattungen wurden auch angezweifelt Kritisiert wurden sowohl die mangelnde Quellenkritik 7 als auch die angewandte Methodik 8 Funde Bearbeiten nbsp Bernstein Collier Franziskanermuseum Villingen Schwenningen Aufgrund der Plunderung fanden sich in der Zentralgrabkammer nur wenige Reste eines vierradrigen Wagens eines Pferdezaumzeugs die Knochen eines Schweins sowie die des Fursten Die Deutung weiterer Fragmente darunter eines moglichen Bogens ist unsicher Sehr viel reichhaltiger war das Fundgut der ungeplunderten Nachbestattungen Gefunden wurden neben einfachen Schmuckstucken wie Gagat und Bronzeblecharmreifen zahlreiche Fibeln darunter eine sogenannte Drachen oder Dragofibel aus dem heutigen Slowenien Besondere Bedeutung hat auch das Bernstein Collier das auf mogliche Fernhandelsverbindungen in den Ostseeraum hinweist Als aussergewohnlich sind auch einige Antennendolche aus Bronze und Eisen zu bewerten Ausstellung BearbeitenDie Grabkammer 8 6 5 Meter die dendrochronologisch in das Jahr 616 v Chr datiert wird ist der grosste hallstattzeitliche Holzfund in Mitteleuropa und kann heute im Franziskanermuseum in Villingen besichtigt werden Zudem geben ca 300 Exponate Einblicke in das Leben einer schriftlosen Kultur Amulette und Kinderrasseln Rasiermesser und Nagelschneider zeugen von der Kontinuitat menschlicher Grundbedurfnisse Den Besucher erwarten ebenfalls ein Hugelmodell und ein Diorama Originalfotos und filme der beiden archaologischen Grabungen sowie eine Einfuhrung in die am Magdalenenberg eingesetzten archaologischen Methoden wie beispielsweise Dendrochronologie und Anthropologie Aktuell Bearbeiten nbsp Rekonstruierte StangensetzungenIm Stadtteil Sudstadt im Stadtbezirk Villingen entstanden in den fruhen 1930er Jahren verlauft die Magdalenenbergstrasse Im September 2014 wurde der Keltenpfad eingeweiht der das Franziskanermuseum und den Magdalenenberg miteinander verbindet Ein neu angelegter Fussweg mit Informationstafeln ermoglicht eine Umrundung des Grabhugels Auf der Hugelkuppe wurden einige der archaologisch dokumentierten Stangensetzungen rekonstruiert ausserdem wurde eine neue Sitzgelegenheit in Form eines handbearbeiteten Balkens auf einer Kiesflache mit den Ausmassen der Grabkammer geschaffen 9 10 Im Franziskanermuseum kann ein Augmented Reality Spiel auf Tablets mit dem Titel GeheimnisGraberei gespielt werden das eine fiktive Geschichte zum Magdalenenberg erzahlt und Rekonstruktionshypothesen zur ehemaligen Grabausstattung vorstellt 11 Literatur BearbeitenAllard Mees Der Sternenhimmel vom Magdalenenberg Das Furstengrab bei Villingen Schwenningen ein Kalenderwerk der Hallstattzeit In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums 54 2007 ISSN 0076 2741 S 217 264 Dirk Krausse Marina Monz Hrsg Neue Forschungen zum Magdalenenberg Archaologische Informationen aus Baden Wurttemberg Band 77 Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg Esslingen 2017 ISBN 978 3 942227 31 5 Konrad Spindler Magdalenenberg I Der hallstattzeitliche Furstengrabhugel bei Villingen im Schwarzwald 1 Band mit einem Vorwort von E Sangmeister und Beitragen von A von den Driesch G Gallay F Schweingruber u J Fuchs Neckar Verlag Villingen 1971 82 Tafeln 2 Faltbeilagen Konrad Spindler Magdalenenberg II Der hallstattzeitliche Furstengrabhugel bei Villingen im Schwarzwald 2 Band mit einem Vorwort von W Kimmig und unter Mitarbeit von G Gallay u W Hubener Neckar Verlag Villingen 1972 72 Tafeln 6 Faltbeilagen Konrad Spindler Magdalenenberg III Der hallstattzeitliche Furstengrabhugel bei Villingen im Schwarzwald 3 Band mit einem Vorwort von H Zurn unter Mitarbeit von G Gallay und mit einem Beitrag von R Hauff Neckar Verlag Villingen 1973 98 Tafeln 5 Faltbeilagen Konrad Spindler Magdalenenberg IV Der hallstattzeitliche Furstengrabhugel bei Villingen im Schwarzwald 4 Band Neckar Verlag Villingen 1976 ISBN 3 7883 0817 6 144 Tafeln 1 Faltbeilage Konrad Spindler Magdalenenberg V Der hallstattzeitliche Furstengrabhugel bei Villingen im Schwarzwald 5 Band mit Beitragen von S Boesken Hartmann W Fritz G Gallay Th E Haevernick H J Hundt U Korber Grohne I Kuhl S Muller W Paul K D Pohl P Volk und O Wilmanns Neckar Verlag Villingen 1977 ISBN 3 7883 0818 4 2 Faltbeilagen Konrad Spindler Magdalenenberg VI Der hallstattzeitliche Furstengrabhugel bei Villingen im Schwarzwald 6 Band unter Mitarbeit von F Schweingruber und mit Beitragen von W Fritz und O Rochna Neckar Verlag Villingen 1980 ISBN 3 7883 0819 2 50 Tafeln 17 Faltbeilagen Konrad Spindler Der Magdalenenberg bei Villingen Ein Furstengrabhugel des 6 vorchristlichen Jahrhunderts Mit Beitragen von E Hollstein und E Neuffer Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern in Baden Wurttemberg Band 5 Theiss Verlag Stuttgart Aalen 1976 2 Auflage 1999 ISBN 3 8062 1381 X 1 Faltbeilage Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Magdalenenberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Magdalenenberg Ausstellung im Franziskanermuseum Ein fruhkeltisches Stonehenge im Schwarzwald entdeckt NASA lost Ratsel von Schwarzwalder Stonehenge Krone At vom 16 Juni 2011 abgerufen am 17 Juli 2011Einzelnachweise Bearbeiten Felix Muller Menschen und Heroen Ahnenkult in der Fruhgeschichte Europas de Gruyter Berlin Boston S 223 Peter Grassmann In mannigfacher Beziehung merkwurdig Die erste Ausgrabung des Magdalenenberges im Jahr 1890 In Villingen im Wandel der Zeit Jahrgang XXXIX 2016 S 109 116 Allard Mees Der Sternenhimmel vom Magdalenenberg Das Furstengrab bei Villingen Schwenningen ein Kalenderwerk der Hallstattzeit Memento des Originals vom 6 September 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot web rgzm de web rgzm de Sonderdruck aus dem Jahrbuch des Romisch Germanisches Zentralmuseum 54 Mainz 2007 2011 erschienen S 217 264 a b Die Entratselung der Kelten Graber In Sudkurier 17 Juni 2011 siehe Bild vom Informationsdienst Wissenschaft Keltenkalender in XXL Nasa Technik entschlusselt Grabhugelfunktion 3sat nano Sendung vom 11 Januar 2012 Video abgerufen am 12 Januar 2012 Marina Monz Die Sterne vom Himmel geholt Ein quellenkritischer Kommentar zur Archaoastronomischen Deutung des Magdalenenbergs bei Villingen In Dirk Krausse Marina Monz Hrsg Neue Forschungen zum Magdalenenberg Archaologische Informationen aus Baden Wurttemberg Band 77 Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg Esslingen 2017 ISBN 978 3 942227 31 5 S 110 123 Wolfhard Schlosser Rezension zu Allard Mees Der Sternenhimmel vom Magdalenenberg Das Furstengrab bei Villingen Schwenningen ein Kalenderwerk der Hallstattzeit Jahrbuch des RGZM 54 2007 S 217 264 In Jahresschrift fur Mitteldeutsche Vorgeschichte 94 2014 S 569 573 Tourismus der Zukunft bei den alten Kelten In Schwarzwalder Bote 15 Mai 2013 Martina Zieglwalner Keltenpfad macht Geschichte lebendig In Schwarzwald Baar Villingen Schwenningen amp Umgebung 5 September 2014 Schwarzwalder Bote Auf Schwarzwaelder Bote de abgerufen am 11 Juli 2022 GeheimnisGraberei Ein Augmented Reality Spiel abgerufen am 11 Oktober 202148 0443 8 4437 Koordinaten 48 2 39 5 N 8 26 37 3 O Normdaten Geografikum GND 4036929 8 lobid OGND AKS VIAF 238985925 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magdalenenberg amp oldid 238469003