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Die Urnenfelderkultur Kurzel UK ist die am weitesten verbreitete mitteleuropaische Kultur der spaten Bronzezeit Sie bestand etwa von 1300 v Chr bis 800 v Chr 1 in der Urnenfelderzeit Da der Bestattungsritus Leichenverbrennung auf einem Scheiterhaufen und die Beisetzung des Leichenbrandes in Urnen auch in anderen Kulturen geubt wurde ist die Urnenfelderkultur durch weitere Kriterien wie typische Bronze und Keramikformen definiert Die Urnenfelderkultur folgt der Hugelgraberkultur 1 der mittleren Bronzezeit In vielen Teilen ihres Verbreitungsgebietes wird die Urnenfelderkultur mit Beginn der Eisenzeit durch die Hallstattkultur abgelost Vereinfachte Karte der europaischen Kulturen um 1200 v Chr Bezeichnungen in englischer Sprache Lausitzer KulturKnovizer Kulturzentrale UrnenfelderkulturNordische UrnenfelderkulturDanubische KulturTerramare Kultur Kulturen der Westeuropaischen BronzezeitKulturen der Nordischen BronzezeitUrnenfelderkultur Zeitalter Spate BronzezeitAbsolut etwa 1300 v Chr bis 800 v Chr Relativ Bz D Ha B3AusdehnungRotgefarbte Flache Verbreitungsgebiet der Urnenfelderkultur Suddeutschland Schweiz Ost und teilw Sudfrankreich Katalonien Oberitalien Slowenien Tschechien westliche Donaulander Inhaltsverzeichnis 1 Chronologie 2 Verbreitung der Urnenfelderkultur 3 Bestattungsritus 4 Keramik 5 Bronzeerzeugnisse 6 Siedlungen 7 Bergbau 8 Landwirtschaft 9 Forschungsgeschichte 10 Nachfolgende Kulturen 11 Siehe auch 12 Literatur 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseChronologie BearbeitenDie Urnenfelderkultur wird in mehrere relativchronologische Stufen eingeteilt die als Bronzezeit D Bz D sowie Hallstatt A und B Ha bezeichnet werden da die Unterscheidung zur eisenzeitlichen Hallstattkultur zunachst undeutlich war Hermann Muller Karpe und andere Forscher fuhrten eine weitere Untergliederung der Stufen durch Spate Bronzezeit Fur den Bereich der suddeutschen Urnenfelderkultur wurde die Chronologie von Lothar Sperber weiter verfeinert Stufen nach Hermann Muller Karpe Stufen nach Lothar Sperber Absolute ChronologieBz D SB Ia etwa 1300 v Chr bis 1200 v Chr SB IbHa A1 SB IIa etwa 1200 v Chr bis 1100 v Chr Ha A2 SB IIb etwa 1100 v Chr bis 1050 v Chr Ha B1 SB IIc etwa 1050 v Chr bis 950 v Chr Ha B2 SB IIIa etwa 950 v Chr bis 880 v Chr Ha B3 SB IIIb etwa 880 v Chr bis 800 v Chr Verbreitung der Urnenfelderkultur Bearbeiten nbsp Bronzehelm der Urnenfelderkultur aus Thonberg in Oberfranken einer der altesten Helme nordlich der Alpen nbsp Waffen der UrnenfelderkulturDie Urnenfelderkultur war uber weite Teile des westlichen Mitteleuropa verbreitet Sie reichte vom Pariser Becken im Westen im Osten bis nach Niederosterreich reichte in erweiterter Definition im Sudwesten vom spanischen Katalonien bis Oberitalien Die Grenzen zwischen ihrem Verbreitungsgebiet im engeren Sinne und Regionen die lediglich unter mehr oder weniger starkem Einfluss der Urnenfelderkultur standen sind dabei nicht immer deutlich zu ziehen zumal sie sich im Verlauf der Spatbronzezeit mehrfach verschieben Als ein mogliches Entstehungszentrum kommt vor allem der nordliche ostliche und sudostliche Voralpenraum und dabei insbesondere die Laugen Melaun Kultur in Frage Von dort aus verbreiteten sich wichtige Merkmale der Urnenfelderkultur in alle Himmelsrichtungen Wenige Jahrhunderte spater ist sie in Italien wo sie von der Villanovakultur abgelost wird und in Siebenburgen wieder verschwunden Nach Sudfrankreich und Nordostspanien hingegen breitete sie sich erst gegen Ende der Spatbronzezeit etwa im 9 Jahrhundert vor Christus aus In Deutschland verlief die Nordgrenze etwa vom Niederrhein bis zum Thuringer Wald In Osterreich zahlten der Alpen und Donauraum zum Kernbereich der Urnenfelderkultur 2 Das Gebiet der UK wird in einen westlichen und einen ostlichen Kreis gegliedert In der alteren und mittleren Urnenfelderzeit lag die Grenze zwischen den beiden Kreisen im Bereich Strudengau Dunkelsteinerwald in der jungeren Phase gehorte der oberosterreichisch salzburgische Raum zum Ostkreis 2 Anhand von Unterschieden in der Keramik wurden innerhalb des westlichen UK Kreises seit Beginn der Hallstattzeit A drei grossere Regionalgruppen definiert die rheinisch schweizerische die untermainisch schwabische und die oberbayerisch salzburgisch sudoberosterreichische Gruppe Die Definition der rheinisch schweizerischen sowie der untermainisch schwabischen Gruppe geht auf Emil Vogt und Wolfgang Kimmig zuruck Die Grenze dieser beiden Gruppen fallt annahernd mit der Ost und der Nordgrenze Sudbadens und weiter nordlich mit dem Rhein zusammen Die Ostgrenze der untermainisch schwabischen Gruppe ist entlang der Westgrenze Oberfrankens Mittelfrankens und Niederbayerns sowie sudlich entlang der Isar zu fassen Wahrend der Hallstattzeit A und der Hallstattzeit B bildete die rheinisch schweizerische Gruppe mit der Urnenfelderkultur des ost und zentralfranzosischen Raumes eine mehr oder minder einheitliche Keramikprovinz heraus Die oberbayerisch salzburgische Gruppe grenzt im Westen an die untermainisch schwabische Gruppe und im Norden an die niederbayerisch sudoberpfalzische Keramikprovinz Sie endet an der Inn Salzach Linie Die Lausitzer Kultur die im Nordosten an das Verbreitungsgebiet der Urnenfelderkultur grenzt ahnelt dieser im Bestattungsbrauch und in manchen Aspekten der materiellen Kultur Von manchen Forschern wird sie deshalb ebenfalls zur Urnenfelderkultur gerechnet Bestattungsritus Bearbeiten nbsp Ausgegrabenes spatbronzezeitliches Urnengrab im Botanischen Garten Marburg nbsp Urnen Fundort Lahnberge Botanischer Garten Marburg Die Toten wurden auf Scheiterhaufen verbrannt die Knochenreste und die Asche wurden anschliessend in Grabgruben in Behaltnissen aus Stoff oder Holz sowie in tonernen Urnen auf Urnenfeldern beigesetzt Dabei konnen schlichte Brandgraber und aus Steinen errichtete Grabkammern unterschieden werden Im Einzelnen ist der Bestattungsritus in den verschiedenen Regionen unterschiedlich ausgepragt und war im Verlauf der Spatbronzezeit gewissen Anderungen unterworfen Bei den Bestattungssitten und den Grabformen kommen entsprechend viele Varianten vor es gab Brandgruben Brandschuttungs Urnen und sogenannte Glockengraber aber auch Graber mit Steinschutz Bei Brandgrubengrabern wurde der Scheiterhaufen direkt uber der spateren Grabgrube errichtet und seine Reste nach dem Abbrennen an Ort und Stelle mit Erdreich oder Steinen uberdeckt Bei Brandschuttungsgrabern wurden die aus dem Scheiterhaufen aufgelesenen Knochenreste und die Asche der Toten auf den Boden eines separat vom Scheiterhaufen angelegten Grabes gestreut Danach wurde hier der Leichenbrand mit Erde oder Steinen bedeckt Bei Urnengrabern wurden die Knochenreste in grossere Urnen geschuttet hinzugegeben wurden noch die meist fast vollstandig verbrannten Beigaben Die Urne wurde meistens mit einer Schale abgedeckt In oder neben die Urne wurde haufig ein vier bis sechsteiliges Keramikservice gestellt Bei Glockengrabern wurde die Urne mit einem grosseren Tongefass meist ein grosses Vorratsgefass uberstulpt Der Steinschutz spatbronzezeitlicher Graber kommt in Form von Steinpackungen Steinunterlagen und Wandsteinen vor Daneben treten vollstandig aus Steinplatten konstruierte Steinkistengraber auf die sowohl Aschestreuungen als auch Urnen und Korperbestattungen enthalten konnen In vielen Regionen wurden in der Urnenfelderkultur grosse Graberfelder angelegt beispielsweise Kelheim mit mehr als 258 Ingolstadt Zuchering mit mehr als 316 Franzhausen mit uber 400 2 Grabern Eines der grossten bekannten uberhaupt befindet sich am Westrand des Duisburger Stadtwaldes am Fuss des Quellheiligtums Heiliger Brunnen mit mehreren tausend Grabhugeln von denen bis auf einige heute noch erhaltene fast alle beim Wachsen der Stadt im 19 Jahrhundert uberbaut wurden 3 Vor allem westlich des Rheins sind die Graberfelder sehr viel kleiner was vielleicht auf andere gesellschaftliche Organisationsformen schliessen lasst Teilweise wurden die Urnen mit Kreisgraben eingefasst oder in Grabhugeln bestattet Auf manchen Graberfeldern wurden nur ausgewahlte Bestattungen so behandelt was moglicherweise ebenfalls als Hinweis auf eine besondere Stellung des jeweiligen Toten gedeutet werden kann In den Niederlanden wurden Urnenfelder besonders im Gebiet der Kempen gefunden Ein einigermassen erhaltenes Urnenfeld ist das auf der Boshover Heide bei Weert Der Grund fur die Erhaltung ist der schlechte Boden dort Daruber hinaus liegen in Vaassen und an den Grabhugeln in Veldhoven Reste von erhaltenen Urnenfeldern Die Urnenfelderzeit Bayerns kennt einige wenige Graber einer hochgestellten Oberschicht der sogenannten Wagenfahrer welche auf dem Scheiterhaufen zusammen mit vierradrigen Reprasentationswagen verbrannt wurden beispielsweise aus Poing Die Waffenbeigabe im Grab kennzeichnet vermutlich eine Kriegerschicht mit einer fuhrenden gesellschaftlichen Rolle Schwerter wurden dabei allerdings nur in sehr wenigen Grabern gefunden Anstatt der Beigabe im Grab kommt es im Lauf der Spatbronzezeit vermehrt zur Deponierung von Waffen und Geraten in Gewassern ein Ritus mit vermutlich kultischem Hintergrund Keramik Bearbeiten nbsp Urne aus Urnengrab 1000 800 B C Donk B Gallo Romisches Museum TongernDie typische Keramik der Urnenfelderkultur variiert von Grossgefassen wie henkellosen Zylinder Trichter und Kegelhalsgefassen Amphoren sowie doppelkonischen Gefassen bis hin zu Kleingefassen wie Bechern Krugen Knickwandschalen konischen Schalen tellerartigen flachen Schalchen und Napfen In den Formen vor allem aber in der Verzierung der Keramik lassen sich zeitliche und regionale Unterschiede beobachten Der untermainisch schwabischen Gruppe ist die Ausschmuckung von Innenflachen generell fremd eine Gliederung oder Verzierung erfolgt normalerweise nur auf der Aussenseite der Keramik wobei eine plastische Verzierung mit Riefen und teilweise auch Buckeln ein besonders charakteristisches Merkmal der untermainisch schwabischen Gruppe bildet Dagegen stellt die Verzierung von Innenflachen besonders bei Schalen ein Charakteristikum der rheinisch schweizerischen Gruppe dar Unter den verschiedenen Verzierungstechniken sind Kammstrich Ritz und Stempelverzierung sowie polychrome Verzierung typisch fur die rheinisch schweizerische Gruppe Rote Bemalung und Graphitierung erscheinen in der Urnenfelderkultur erst mit der Stufe Ha B ihr Auftreten ist hier so charakteristisch dass sie ein wichtiges Datierungsmerkmal darstellt Der Ursprung der Rotfarbung ist noch nicht vollig geklart Es durfte aber kein Zufall sein dass sie besonders im Gebiet der rheinisch schweizerischen Gruppe aufkommt steht doch die bunte und abwechslungsreiche Ornamentik der rheinisch schweizerischen Urnenfelderkultur in starkem Gegensatz zum konventionellen Stil der untermainisch schwabischen Gruppe Bronzeerzeugnisse Bearbeiten nbsp Bronzekultwagen aus Acholshausen nbsp Bronzerader von Hassloch nbsp ErlauterungenDie Metallbearbeitung erreichte in der Urnenfelderkultur einen hohen technischen Stand Bronzeerzeugnisse wurden zum grossten Teil in Gussformen aus Stein und gelegentlich aus Bronze gegossen seltener hingegen wird wohl der arbeits und zeitaufwendige Guss in verlorener Tonform gewesen sein Doppelschneidige Rasiermesser Auf Bronzegiesserwerkstatten in Siedlungen der Urnenfelderkultur weisen bei Ausgrabungen gefundene Schmelztropfchen hin Ein besonderes Charakteristikum der Urnenfelderkultur ist die grosse Anzahl an Gegenstanden aus Bronzeblech Die Anfertigung von bronzenen Beinschienen Eimern Helmen Schopfgefassen Sieben und Tassen erfolgte dabei durch die Technik des Treibens Aus mehreren Teilen zusammengesetzte Stucke wurden durch Niete zusammengefugt andere Objekte durch bronzene Klammern oder durch Umbiegen und Ineinandergreifen der Blechrander Sowohl aus Grab als auch aus Depotfunden liegen viele unterschiedliche Typen von Schmuckstucken vor wie Stirn Ohr Hals Brust Arm Finger und Beinschmuck Ausser aus Bronze wurden Schmuckstucke aus Zahnen von Tieren aus Knochen Bernstein Glas und Gold angefertigt Der Formenreichtum an bronzenen Werkzeugen und Waffen spiegelt sich dagegen nicht so sehr in den Grabern sondern besonders in den zahlreichen Depotfunden der Urnenfelderkultur wider Unter den Werkzeugen sind bronzene Beile und Sicheln am haufigsten Zur Bewaffnung zahlten dagegen Dolche Schwerter Lanzen Speere sowie Pfeilspitzen Bei den Dolchen Lanzen sowie bei Pfeil und Bogen kann man im Einzelnen meist nicht mit Klarheit sagen ob es sich um Jagd oder Kriegswaffen handelt Besonders die Schwerter scheinen neben ihrer praktischen Funktion als Kriegswaffe auch eine Funktion als Statussymbol erfullt zu haben Je nachdem wie die bronzene Schwertklinge und der Schwertgriff aus organischem Material miteinander verbunden waren lassen sich Exemplare mit Griffzunge platte und dorn unterscheiden Um Statussymbole durfte es sich aber vor allem bei Schwertern mit Griffen aus Bronze gehandelt haben Vollgriffschwerter Wahrend der Stufe Bronzezeit D waren vor allem bronzene Riegsee Schwerter Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee Rixheim Schwerter Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim und vereinzelt fruhe Griffzungenschwerter verbreitet Wahrend der Zeitstufe Ha A1 waren unter anderem Dreiwulstschwerter Vollgriffschwerter mit drei Wulsten auf der Griffstange ublich die in der Stufe Ha B2 3 durch Antennen Schalenknauf und Karpfenzungenschwerter abgelost wurden Zum Ende der Urnenfelderkultur gelangten vereinzelt eiserne Gegenstande durch Tauschhandel in deren Verbreitungsgebiet Solche Eisenfunde liegen unter anderem aus Sudwestdeutschland vor Siedlungen BearbeitenDie Siedlungsstrukturen mit Dorfern glichen denen der vorangegangenen Epochen Neben Weilern gab es auch Siedlungszentren vielfach lagen diese auf Inselbergen Es waren dies oft 20 bis 30 Hektar grosse Siedlungen die von Wall Graben Systemen umgeben waren In Ormoz Slowenien gab es eine 400 mal 380 Meter grosse Siedlung mit rechtwinklig angelegten befestigten Strassen Gut untersuchte Siedlungen sind auch der Freinberg in Linz und Rainberg in Salzburg Je nach Art der Bauten gibt es zwei Typen von Siedlungen beim ersten Typ gibt es nur gleichartige kleine rechteckige Gebaude Im zweiten Typ gibt es kleinere Hutten neben grossen hallenartigen meist zweischiffigen Gebauden Letztere waren Wohn und Gemeinschaftshauser die kleinen wahrscheinlich Werkstatten und Speicher 2 Bergbau BearbeitenIn den nordlichen Ostalpen war der Kupferbergbau von grosser wirtschaftlicher Bedeutung Uberregional bedeutend waren der Mitterberg und die Kelchalpe bei Kitzbuhel Auf der 1500 Meter hoch gelegenen Kelchalm wurden zahlreiche Holzgerate gefunden Darunter Kerbholzer die zum Zahlen dienten und einen Hinweis auf eine beginnende Verwaltung darstellen In Altmannern wurden Reste der Verzimmerung Sickertrog Reste und Siebe als Hinweise auf eine Aufbereitung unter Tage sowie ein Arschleder gefunden In Worgl wurde ein Gewerbeareal mit uber 100 Feuerstellen gefunden In Krumpenthal Steiermark wurde ein grosseres Areal zur mehrphasigen Verhuttung gefunden mit Rostbetten und Schmelzofen Charakteristisch fur den Ostalpenraum sind Zwillingsofenanlagen mit Rostbetten auf zwei Arbeitspodien 2 Die Salzgewinnung im Salzkammergut geht in die mittlere Bronzezeit zuruck Im 13 Jahrhundert begann jedoch der Untertagebau von Bergsalz in fester Form In Hallstatt reichen die Funde bis 215 Meter unter die Erdoberflache Holzwerkzeuge wie Fulltroge waren ganz gleichartig gefertigt ebenso die Kienholzspane Dies lasst auf eine industriemassige Produktion schliessen 2 Landwirtschaft BearbeitenSchweine Rinder Schafe und Ziegen sowie Pferde und Hunde dienten als Haustiere 1 Forschungsgeschichte BearbeitenDer suddeutsche Prahistoriker Ernst Wagner formulierte 1885 in seinem Werk Hugelgraber und Urnen Friedhofe in Baden im Zusammenhang mit spatbronzezeitlichen Grabfunden erstmals die Bezeichnung Urnen Friedhofe Die Publikation Ernst Wagners wurde 1886 von Otto Tischler in der Westdeutschen Zeitschrift kommentiert Dabei sprach Tischler von Urnenfeldern der Bronzezeit und pragte damit den Begriff der fur die Urnenfelderkultur namengebend wurde Georg Kraft leistete 1927 weitere Grundlagenarbeit mit seiner Beschreibung der Grabergruppe Melz Rixheim Bz D sowie mit seiner Arbeit zu Oberdingen fur die Zeitstufe Ha A im Raum Wurttemberg Emil Vogt gliederte 1930 nur kurze Zeit spater die Urnenfelderkultur im sudwestlichen Mitteleuropa aufgrund der Keramik in eine West und eine Ostgruppe diese beiden Gruppen sind nicht identisch mit dem oben im Abschnitt zur Verbreitung der Urnenfelderkultur genannten ostlichen oder westlichen UK Kreis die sich auf sehr viel grossraumigere Gliederungseinheiten beziehen Die beiden von Vogt aufgrund ihrer unterschiedlichen Keramikstile als Ost und Westgruppe unterschiedenen Regionalgruppierungen umschrieb dann 1940 Wolfgang Kimmig als die rheinisch schweizerische und die untermainisch schwabische Gruppe der Urnenfelderkultur Kimmig wies in dieser Arbeit zur Urnenfelderkultur in Baden der untermainisch schwabischen Gruppe ganz Wurttemberg als Teilprovinz zu die im Laufe der Zeit aber unter den Einfluss der rheinisch schweizerischen Gruppe gelangt sei Egon Gersbach teilte 1951 mit Hilfe wurttembergischer Funde die Zeitstufe Ha B in die Unterstufen Ha B1 und Ha B2 ein im Jahr 1959 legte Hermann Muller Karpe eine ahnliche Untergliederung fur den gesamten suddeutschen Raum vor Dabei gliederte er Ha A in Ha A1 und Ha A2 sowie Ha B in Ha B1 Ha B2 und Ha B3 Wiederum E Gersbach versuchte 1961 ebenfalls Ha B in drei Unterstufen zu teilen die Forschung ubernahm jedoch diese Dreiteilung von Ha B ebenso wenig wie jene von Muller Karpe Die Existenz einer Mittelstufe Ha B2 bleibt umstritten Erst 1972 sollte mit der Arbeit von R Dehn eine Gesamtbearbeitung der Urnenfelderkultur in Nordwurttemberg vorliegen Dehn unterteilte dabei Ha A1 nochmals in Ha A1a und Ha A1b Er bezeichnete Nordwurttemberg als Teilgebiet der untermainisch schwabischen Gruppe seine Hoffnung in diesem Raum eine Kontaktzone zu anderen Urnenfeldergruppen zu finden sollte sich nicht bestatigen Nach dieser Arbeit von R Dehn folgten weitere Arbeiten zur Stufe Bz D 1971 von Ch Unz zur Keramik 1974 von H Reim zur Bewaffnung 1980 von A Beck zu den Trachtbestandteilen Diese Autoren betonten im Gegensatz zu den Arbeiten von W Kimmig von 1948 bis 1950 einen kontinuierlich verlaufenden Kulturwandel von der Hugelgraber zur Urnenfelderkultur 1981 und 1987 folgten noch zwei Arbeiten von Stadelmann und Biel Uber die Ursachen fur den Wandel von der vorangehenden Mittelbronzezeit zur Urnenfelderkultur der Spatbronzezeit besteht noch keine Einigkeit Vor allem in der alteren Forschung war die These verbreitet dass am Beginn der Spatbronzezeit in vielen Gebieten Europas Volkerwanderungen einsetzten in deren Verlauf sich durch kulturelle Vermischung kleinerer Kulturgruppen schliesslich die Urnenfelderkultur herausbildete Als Ursache hierfur wurde zum Teil eine starke Bevolkerungszunahme vermutet deren Auswirkungen durch einen kurzfristigen Klimaeinbruch zeitweise verstarkt worden sein konnten Richard Pittioni etwa vertrat 1938 die Ansicht dass in der Lausitz zwischen Sachsen Brandenburg und Schlesien im 13 Jahrhundert v Chr eine grosse Abwanderung der Bevolkerung eingesetzt habe Als Folge der Begegnung verschiedener eingewanderter Menschengruppen mit der alteren einheimischen Bevolkerung entstanden nach Pittioni in verschiedenen Teilen Europas lokale Urnenfeldergruppen Ausserdem ging Pittioni aufgrund bestimmter Gemeinsamkeiten bei archaologischen Funden wie etwa haufig wiederkehrende ahnliche Gefasstypen davon aus dass die verschiedenen Urnenfeldergruppen einer Gemeinschaft mit derselben Sprache angehorten So waren ihm zufolge alle Urnenfelderleute Alteuropaer die weite Teile Europas in Besitz genommen hatten Andere Prahistoriker bezweifelten grosse Volkerwanderungen so zum Beispiel Georg Kraft Er schloss diese Theorie 1927 nach der Untersuchung suddeutscher Urnenfelder aus Wolfgang Kimmig bestritt 1964 dass die verschiedenen Urnenfeldergruppen einem Volk angehorten aber wie auch Pittioni ging er von Wanderungen aus die neben Kulturkontakten sowie einem damit einhergehenden Kulturaustausch mit vielen verschiedenen Beeinflussungen fur die Entstehung und Ausbreitung der Urnenfelderkultur verantwortlich gewesen sei So fuhrten nach Kimmig diese Wanderungen der Urnenfelderleute uber Griechenland die agaischen Inseln bis nach Syrien Palastina und Agypten Die Vielfalt der einzelnen Gruppen legte demnach den Schluss nahe dass in der Urnenfelderkultur kein ethnisch einheitlicher Komplex vorliegt sondern vielmehr vom Vorhandensein verschiedener Stamme ausgegangen werden muss die spater an der Herausbildung der verschiedenen eisenzeitlichen Volksgruppen beteiligt waren Italiker Iberer Ligurer Kelten Eine geographische Zuordnung einzelner Regionalgruppen der Urnenfelderkultur zu erst Jahrhunderte spater namentlich uberlieferten Stammen und Volkern ist anhand der archaologischen Funde jedoch nicht moglich Als bindende Gemeinsamkeit der Trager der Urnenfelderkultur darf die Annahme neuer religioser Vorstellungen zu Beginn der Spatbronzezeit vermutet werden was in weiten Teilen Europas zu einem Wandel der Bestattungssitten fuhrte Nachfolgende Kulturen BearbeitenIm Herzen der Urnenfelderkultur weitraumig nordlich der Alpen bildete sich ab etwa 800 v Chr die eisenzeitliche Hallstattkultur heraus Der Ubergang zur Hallstattkultur erfolgte dabei ohne Bruche also fliessend Geschirr Waffen und Schmuckstucke blieben in weiten Bereichen gleich auch die urnenfelderzeitlichen Siedlungen blieben bestehen etliche Graberfelder wurden weiterhin benutzt 2 Zumindest dies lasst auf ethnische Kontinuitat schliessen Siehe auch BearbeitenBronzezeit Mitteleuropa Literatur BearbeitenRosemarie Muller Urnenfelderkultur In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 31 Walter de Gruyter Berlin New York 2006 ISBN 3 11 018386 2 S 549 558 Dirk Brandherm Westliche Urnenfelderkultur In A M Wittke Hrsg Fruhgeschichte der Mittelmeerkulturen Historisch archaologisches Handbuch Der Neue Pauly Supplementband 10 J B Metzler Stuttgart 2015 ISBN 978 3 476 02470 1 S 202 209 Georg Kraft Die Stellung der Schweiz innerhalb der bronzezeitlichen Kulturgruppen Mitteleuropas In Schweizerisches Landesmuseum in Zurich Hrsg Anzeiger fur Schweizerische Altertumskunde Nr 29 1927 OCLC 643581766 ZDB ID 280173 5 S 1 16 74 90 137 148 209 216 Emil Vogt Die spatbronzezeitliche Keramik der Schweiz und ihre Chronologie Denkschriften der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft Band 66 Nr 1 Fretz Zurich 1930 DNB 365623105 Wolfgang Kimmig Die Urnenfelderkultur in Baden Untersucht aufgrund der Graberfunde Romisch germanische Forschungen Band 14 de Gruyter Berlin 1940 DNB 580368998 Hermann Muller Karpe Beitrage zur Chronologie der Urnenfelderzeit nordlich und sudlich der Alpen Romisch Germanische Forschungen Band 22 de Gruyter Berlin 1959 DNB 453502202 Lothar Sperber Untersuchungen zur Chronologie der Urnenfelderkultur im nordlichen Alpenvorland von der Schweiz bis Oberosterreich Antiquitas Reihe 3 Abhandlungen zur Vor und Fruhgeschichte zur klassischen und provinzial romischen Archaologie und zur Geschichte des Altertums Band 29 Habelt Bonn 1987 ISBN 3 7749 1700 0 Frank Falkenstein Eine Katastrophen Theorie zum Beginn der Urnenfelderkultur In Chronos Beitrage zur prahistorischen Archaologie zwischen Nord und Sudosteuropa Festschrift fur Bernhard Hansel Herausgegeben von Cornelia Becker Marie Luise Dunkelmann Carola Metzner Nebelsick Heidi Peter Rocher Manfred Roeder und Biba Terzan Verlag Marie Leidorf Espelkamp 1997 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Urnenfelderkultur Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c Urnenfelderkultur In Bertelsmann Universal Lexikon In zwanzig Banden Band 18 Teno Verk Bertelsmann Lexikon Verlag Gutersloh 1993 Lizenzausgabe ISBN 3 570 01558 0 OCLC 722039472 S 289 a b c d e f g Otto H Urban Der lange Weg zur Geschichte Die Urgeschichte Osterreichs Ueberreuter Wien 2003 ISBN 3 8000 3969 9 S 188 224 Die Bronzezeit in Duisburg Abgerufen am 23 August 2023 nbsp Dieser Artikel wurde am 24 Dezember 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4062146 7 lobid OGND AKS LCCN sh85141431 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urnenfelderkultur amp oldid 236768075