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Die Steinkiste englisch stone cist danisch stengrav oder hellekiste schwedisch hallkista kornisch cistvaen oder kistvaen franzosisch coffre megalithique ist ein steinzeitliches oder jungeres Depot fur Skelette oder menschliche Knochen Diese Form findet sich in Teilen Eurasiens und im Orient sowie in Sud und Ostasien In den Gebieten mit europaischer megalithischer Architektur finden sich Steinkisten parallel zu anderen Anlagenarten aber auch vor oder nach deren Errichtung In der Schweiz gehort die ab 4300 v Chr auftretende Steinkiste vom Typ Chamblandes zu den altesten megalithischen Anlagen Estnisches Steinkistenfeld Joelahtme source source source source source source source Drohnenvideo von Steinkisten in JoelahtmeKung Rings grav ist eine Steinkiste in der Nahe des Delsjon bei Goteborg in SchwedenSteinkiste im Harford Moor DevonSteinkiste von Chagford auch Meacombe CistDie Monumente sind Ausdruck der Kultur und Ideologie neolithischer Gesellschaften Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung 1 Steinkisten bestehen zumeist aus flachen senkrecht gestellten Steinplatten in einer kastenartigen selten einer polygonalen Form Wenn sie unterirdisch oder bodennah liegen konnen sie ausser mit einer selten mehreren Deckenplatte von einem Cairn einer Rose oder einem Tumulus bedeckt sein Nur ausnahmsweise lokal ist auch der Boden aus Steinplatten Inhaltsverzeichnis 1 Typologie 2 Abgrenzung zwischen Steinkisten Grabkisten und Urdolmen 2 1 Steinkisten im Umfeld der Trichterbecherkulturen 2 2 Endneolithikum 2 3 Bronzezeit 2 4 Sonstige 3 Felskistengraber 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTypologie BearbeitenEine Steinkiste hat im Prinzip keinen Zugang allerdings gibt es solche mit Seelenloch Obwohl es oberirdisch angelegte Steinkisten gibt die mitunter in einem inzwischen abgetragenen Hugel lagen Juelsberg waren die meisten in die Erde eingetieft Filholm Folehaven in Danemark Die nordjutlandischen Grabkisten mit Randsteinen Zugang Schwellensteinen und geraumiger Kammer deren Deckstein mitunter sogar von Steinpfosten getragen wird erinnern an Tempelbauten Die Frage ob bestimmte kleine Kisten megalithischer oder submegalithischer Natur sind ist wie beim Urdolmen 2 umstritten Hans Jurgen Beier bezeichnet vom Material her kistenartige Bauten mit seitlichen Zugang als Ganggrabkisten Abgrenzung zwischen Steinkisten Grabkisten und Urdolmen BearbeitenIn der Nekropole von Brussow Wollschow in der Uckermark kamen 14 Urdolmen funf sind erhalten und 28 Steinkisten vor In vielen Fallen ist eine klare Trennung unmoglich 3 Die Unterschiede bestehen im Grad der Einsenkung und im Material der Wandsteine Bei Urdolmen bestehen sie aus Geschieben bei Steinkisten aus Platten Ob dies fur die neolithischen Menschen von Relevanz war bleibt fraglich Der Grundplan der nordischen Grabkisten ist wie bei vielen Dolmen birnenformig trapezformig oder zumeist viereckig In Verlangerung der Kammer setzt ein kurzer nach Suden weisender Gang mit einem Schwellenstein an Von dem schwedischen Archaologen Oscar Montelius 1843 1921 wurde die Steinzeit in eine Dolmen Ganggrab und Steinkistenzeit eingeteilt Die Steinkistenzeit entspricht dabei dem Endneolithikum Becherkulturen Diese Einteilung hat kaum noch Bestand Steinkisten nbsp Steinkisten bei Gielow nbsp Steinkisten bei Gielow nbsp Grundriss der Steinkiste bei Vadstena Schweden nbsp Steinkiste von Sondrum in Halland nbsp Steinkiste bei Melzow Uckermark nbsp Keltiberische Steinkiste in SpanienSteinkisten im Umfeld der Trichterbecherkulturen Bearbeiten nbsp Steinkiste in Lindern Oldenburg Im Norden Mitteleuropas und in Skandinavien erscheint die Steinkiste mit der jungeren Phase der Trichterbecherkulturen TBK etwa ab 3500 v Chr Am Ende der Steinzeit gibt es in diesem Gebiet und daruber hinaus folgende unterscheidbare Kisten die kleinen Kisten in der Uckermark die Grabkisten an der Strasse der Megalithkultur im westlichen Niedersachsen die Grabkisten und mit grobem Trockenmauerwerk erstellte Kisten in Nordjutland die megalithischen Steinkisten in Schweden die megalithischen Steinkisten unter Hugeln in Kujawien Polen die kleineren Steinkisten aus Blockmaterial werden in Mitteldeutschland als Blockkisten oder kammern Wollschow 19 29 bezeichnet Der Ubergang zu den Steinkisten deren Wande aus mehr plattigem Material bestehen und zu den Urdolmen ist fliessend die Kisten der Nachfolger der TBK Steinkiste im Uelzener Stadtwald die Block oder Plattenkisten der Kugelamphorenkultur im nordostlichen Polen Steinkisten in Ostpreussen die endneolithischen oder spateren Kisten der Bootaxtkultur in Schweden der Kugelamphoren Kultur der Bernburger Kultur der Becherkulturen und anderer KulturenIm hercynischen Raum sind auch eigene Bezeichnungen wie Galeriegrab ublich Endneolithikum Bearbeiten nbsp Bargloyer SteinkisteEndneolithische Steinkisten finden sich auch unter Erd und Steinhugeln Als Beispiel dafur ist die Bargloyer Steinkiste mit ihrem von Schalchen ubersaten Deckstein zu nennen Die Steinkiste in der Feldmark Rade die Steinkiste von Fehrenbruch und die Steinkiste von Deinste sind wahrscheinlich Anlagen der Einzelgrabkultur In Sachsen Anhalt sind die Kisten von Langeneichstadt Bernburger Kultur und die ungeoffnete vorgefundene Steinkiste von Esperstedt Schnurkeramiker zu nennen Besonders zahlreich sind grosse bis zu 14 m lange und kleine Kisten dieser Zeit in Schweden Sodra Harene in Vastergotland Fjallsokla Frandefors in Dalsland Sie liegen sowohl im Boden als auch unter zumeist flachen Erd und Steinhugeln von eckiger ovaler oder runder Form K Ebbesen zahlt 17 Steinkisten auf die sich als sekundare Einbauten in den Grabhugeln von Megalithanlagen der TBK finden Bronzezeit Bearbeiten In Schweden werden die Steinhugel unter denen sich die nunmehr ausschliesslich kleinen Steinkisten finden Rose genannt Eine eindrucksvolle Konstruktion ist die Rose von Kauparve auf Gotland Hier geben die Kisten am Ende ihre rechteckige Form auf und werden knapp unter der Erdoberflache als Schiffe gestaltet Eine Variante der Steinkiste ist die Grabkiste die in Schweden aus plattigen bearbeiteten Tafeln errichtet wurde und bildsteinartige Verzierungen tragt die bis in christliche Zeit 1200 n Chr in Gebrauch ist In Norwegen wurde im Drakjihaugen bei Steinkjer eine dreieckige Steinkiste mit Leichenbrand gefunden Auf Orkney wurde eine solche im Fresh Knove entdeckt Weitere schottische Steinkisten finden sich bei Beauly auf dem Dunan Aula und in Holm Inverness Eine andere seltene Form die oft in Verbindung mit Steinkisten anzutreffen ist sind die im Englischen Boulder Burials genannten Felsblockgraber Einige Felsblocke tragen auch Cup and Ring Markierungen oder Schalchen beziehungsweise Schalengruben Letztlich wird in den nun wieder sehr kleinen Steinkisten auch Leichenbrand deponiert Smerup auf Thyholm Danemark Die bekannteste Steinkiste Deutschlands ist die Steinkiste von Anderlingen im Landkreis Rotenburg Wumme auf deren sudlichem Abschlussstein drei menschliche Figuren in der Manier skandinavischer Felsritzungen zu sehen sind die in Deutschland einzigartig sind Die Kammer aus Granitplatten war nordwestlich sudostlich ausgerichtet und hat die lichten Masse von 2 0 Meter mal 0 7 Meter Von der einstigen Korperbestattung haben sich nur wenige Knochenreste erhalten Nach den Beigaben zu urteilen war hier in der alteren Bronzezeit ein Mann bestattet worden Die Steinkiste von Anderlingen wurde versetzt und im Maschpark von Hannover neu aufgebaut In Norwegen wo die meisten Kisten im Ostfold liegen Haldenvassdraget Spydeberg sind nur etwa ein Dutzend Steinkisten bekannt Sonstige Bearbeiten Die sieben Steinkisten und die steinzeitliche Siedlung von Kasekula auch Kasekla liegen in Laanemaa in Estland ca 0 5 km sudwestlich vom Zentrum des Dorfes Sie wurden 1971 entdeckt und im Jahr 1973 wurde die nordlichste in einem Steinkreis gelegene Steinkiste ausgegraben Felskistengraber Bearbeiten nbsp Steinkistengrab bei Los Navalucillos Provinz ToledoMehrere in den Felsgrund gehauene und ursprunglich von Steinplatten bedeckte Steinkistengraber finden sich in der Nekropole von Marshan bei Tanger Marokko Sie wurden in romischer Zeit neu genutzt Funde von romischen Grabbeigaben sind im Musee de la Kasbah ausgestellt Fruh und hochmittelalterliche Steinkistengraber befinden sich in einem von der ortlichen Kirche uberragten Felsen in Duruelo de la Sierra im Nordwesten der spanischen Provinz Soria In den westlich angrenzenden Nachbarorten Palacios de la Sierra und Quintanar de la Sierra finden sich ahnliche Felsgraber Weitere Graber dieser Art wurden bei der Ortschaft Los Navalucillos in der zentralspanischen Provinz Toledo entdeckt Die mittelalterliche Nekropole von Pecina zahlt etwa 50 Graber dieser Art Originell sind auch die Steinkistengraber bei der Ermita de San Vicente bei Cervera de Pisuerga Siehe auch BearbeitenListe von SteinkistenLiteratur BearbeitenHans Jurgen Beier Die megalithischen submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thuringer Wald Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas Band 1 ZDB ID 916540 x Beier amp Beran Wilkau Hasslau 1991 zugleich Halle Wittenberg Universitat Habilitations Schrift 1991 Die megalithischen submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire in den funf neuen ostdeutschen Bundeslandern ehemals DDR eine Bestandsaufnahme Warwick M Bray David H Trump Lexikon der Archaologie Edison Prager Munchen 1973 ISBN 3 499 161877 englisch Dictionary of Archaeology 1970 unter dem Stichwort Steinkiste O G S Crawford Stone Cists In Antiquity Band 2 1928 S 418 422 Detlef W Muller Rosemarie Muller Steinkisten In Sebastian Brather Wilhelm Heizmann Steffen Patzold Hrsg Germanische Altertumskunde Online De Gruyter Berlin New York 2010 Ewald Schuldt Die Nekropole von Wollschow Kreis Pasewalk und das Problem der neolithischen Steinkisten in Mecklenburg In Bodendenkmalpflege in Mecklenburg Jahrbuch 1974 1975 ISSN 0067 9461 S 77 144 Lene Melheim Fra hellekiste til asroys fra asroys til hellekiste Om a putte ting i boks 2006 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Steinkisten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Steinkiste Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Faszination Archaologie Suche nach Steinkiste im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Suche nach Steinkiste In Deutsche Digitale Bibliothek Suche nach Steinkiste im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte Ergebnis uberprufen und SBB 1 setzen Einzelnachweise Bearbeiten Johannes Muller Neolithische Monumente und neolithische Gesellschaften In Varia neolithica Band 6 Neolithische Monumente und neolithische Gesellschaften Beitrage der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Neolithikum wahrend der Jahrestagung des Nordwestdeutschen Verbandes fur Altertumsforschung e V in Schleswig 9 10 Oktober 2007 Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas Band 56 Beier amp Beran Langenweissbach 2009 ISBN 978 3 941171 28 2 S 7 16 hier S 15 Literaturliste in H J Beier Die megalithischen submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thuringer Wald 1991 separate Zahlung Ewald Schuldt Die Nekropole von Wollschow Kreis Pasewalk und das Problem der neolithischen Steinkisten in Mecklenburg In Bodendenkmalpflege in Mecklenburg Jahrbuch 1974 1975 S 77 144 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinkiste amp oldid 236072559