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Die Terramare Kultur war eine etwa zwischen 1750 und 1150 v Chr also wahrend der mittleren Bronzezeit in Oberitalien verbreitete Kultur Sie erstreckte sich uber die Poebene insbesondere sudlich des Flusses in der Emilia Romagna sowie im Gebiet um Verona in Venetien und im Friaul aber auch in der Lombardei dort hauptsachlich am Gardasee VerbreitungDie Bezeichnung Terramare deutet bereits auf die Zugehorigkeit zur Gruppe der Feuchtboden bzw Pfahlbausiedlungen Diese Siedlungsformen sind rund um die Alpen bereits ab etwa 4250 v Chr belegt Beinahe zeitgleich in der Vasi a bocca quadrata Kultur in Norditalien und in der Aichbuhler und Schussenrieder Gruppe in Deutschland Um 3500 v Chr war diese Siedlungsweise bereits zwischen der Franche Comte Ostfrankreich und Slowenien uber einige alpine Kulturen in Deutschland der Schweiz und Osterreich verbreitet In Nordwestitalien war die Lagozza Kultur eine Gruppe der Chassey Lagozza Cortaillod Kultur ihr fruhester Trager Nach einer etwa 1500 Jahre wahrenden Lucke im italienischen Fundaufkommen Hiatus wurde die Bauform die z B im Schweizer Kanton Zug nur wahrend der Glockenbecherphase vollig zum Erliegen kam wieder aufgenommen Jetzt waren die Polada und die Terramare Kultur der italienischen Mittelbronzezeit Bronze medio ihre Trager Diese letzte Phase wenn man sie uberhaupt mit der Fruhphase in Verbindung bringen kann verebbte nach etwa 500 Jahren In der Eisenzeit war das Phanomen im zirkumalpinen Raum endgultig verschwunden 1 Rekonstruierte Hauser der Terramare Kultur Montale Rangone Modena Keramik der Terramare KulturInhaltsverzeichnis 1 Namensgebung 2 Forschung 3 Landwirtschaft 4 Poviglio 5 Kulturgut 6 Kult und Graber 7 Ende der Terramaren 8 Museen 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseNamensgebung BearbeitenIn der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts wurde auf den ansonsten tonreichen Ackern in der Poebene archaologisch fundreiche Erde die grossere Anteile Mergel enthielt als Dunger verwendet Ihr Name terra marne Mergel wurde spater zu Terramare verschliffen Heute sind als Folge dieses Vorgehens die meisten der alten Siedlungsplatze zerstort Forschung BearbeitenDie wissenschaftliche Erforschung der Terramaren erfolgte zweiperiodig Sie begann bereits in der Geburtsstunde der prahistorischen Archaologie Italiens im Kontext mit den Analysen der zirkumalpinen Pfahlbauten wurde dann jedoch fur beinahe ein Jahrhundert unterbrochen Zwischen 1860 und 1880 sammelten Luigi Pigorini 1842 1925 Gaetano Chierici 1819 1886 und Pellegrino Strobel 1821 1895 stratigraphische Informationen in den Terramaren Ab den 1985er Jahren richtete sich das Interesse der Forschung auf die Terramaren um ihre Gesellschaftsstruktur zu erkunden Die altere Bronzezeit zwischen dem Ende des 30 und dem 17 Jahrhundert v Chr hinterliess in der Emilia Romagna wenig Spuren in diesem Zeitraum war die Gegend vermutlich dunn besiedelt Im 16 und 15 Jahrhundert v Chr wurden etwa 60 Terramaren errichtet was mit starken Bevolkerungswachstum einherging In der Fruhphase war die Grosse der Siedlungen mit 1 bis 1 5 ha recht einheitlich Ab dem 14 Jahrhundert tritt eine grossere Fluktuation ein Siedlungen werden aufgegeben oder vergrossert einzelne Siedlungen werden bis zu 20 ha gross Nur etwa jede zehnte Siedlung war uber vier bis funf Jahrhunderte kontinuierlich besiedelt Landwirtschaft BearbeitenPollenanalysen in Monte Leoni Parma Tabina Modena und Poviglio zeigen dass die Umgebung der Siedlungen Weizen Gerste und Hafer und einige Gemusearten insbesondere die Saubohne angebaut wurden Genutzt wurden auch Apfel Birne Brombeeren Kornelkirsche und Feige moglicherweise auch Wein Gesammelt wurden Beeren Eicheln und Haselnusse Die in der ansonsten fur die Landwirtschaft gerodeten Siedlungsumgebung stehen gebliebenen Waldinseln bestehen aus Erlen Ahorn Hasel Holunder und vereinzelt Eiche Von Bedeutung war primar die Haltung von Rindern Schafen und Schweinen Sie wurden sowohl fur Sekundarprodukte Knochengerat Fell etc die Rinder auch als Arbeitstiere genutzt Die Jagd spielte eine geringe Rolle Pferde wurden in geringer Zahl nachgewiesen es fanden sich aber Votivfiguren aus Ton Sie sind ein Hinweis auf die soziale Bedeutung des Pferdes 2 Poviglio BearbeitenDie Terramare San Rosa di Poviglio wurde grossflachig ausgegraben Sie wird in Anbetracht der ansonsten mageren Datenlage als beispielhaft fur die Terramare angesehen 3 Die Siedlung wurde mehrfach gegrundet Anfangs war die weniger als einen Hektar grosse Flache mit einem Graben und einer Palisade umgeben Spater wurde Letztere durch einen Wall ersetzt Im Verlauf des 14 Jahrhunderts wurde das Dorf sudlich des Walls um das Funffache erweitert Diese nun 5 ha grosse Anlage war mit einem neuen Wall und einem kleinen Graben umgeben Innen bestand die Bebauung aus Silogruben fur Getreide Zisternen und aus Pfostenreihen deren Orientierung in einigen Siedlungen so auch in Poviglio konstant blieb Die Pflaster aus gestampfter und im Feuer gebrannter Erde scheinen in Muraiola di Povegliano Veneto zu ebenerdigen Strukturen in Poviglio dagegen zu erhoht auf einer holzernen Plattform errichteten Strukturen zu gehoren Ahnliche Muster wurden in der Levante gefunden und anlasslich der Ausgrabung von Bab edh Dhra am Toten Meer einer Darre zugeordnet 4 In Poviglio fand man in Verbindung mit den Pfostenreihen von Keramik und Lehmresten umgebene konische Aschehaufen Da Mollusken Untersuchungen und bodenkundliche Analysen belegen dass an diesem Ort kein Wasser stand durfte es sich um eine Aufpfahlung auf trockenem Land gehandelt haben Kulturgut BearbeitenNeben den Kochgefassen die sich in den Formen wiederholen wurden grosse bikonische Vorratsgefasse Feinkeramik Ess und Trinkgeschirr gefunden Keramik ist durch Material und Formenreichtum gekennzeichnet und deutet auf hohes technisches Niveau hin 5 Die Verzierung der Henkel mit rinderhornformigen Fortsatzen die symbolisches Format besassen trat innerhalb des Gebietes der Terramaren regional begrenzt auf und veranderte sich mit der Zeit Es wurden viele Bronzegegenstande gefunden in Italien sind nur die Funde im Gebiet um den Gardasee reichhaltiger Das Formenspektrum der sudlichen Terramarebronzen ahnelt diesen Durch zahlreiche Gegenstande und Abfalle ist Knochen und Geweihbearbeitung belegt vor allem die von Hirschgeweih Ihre Standardisierung in Form Grosse und Verzierung besonders am Ende der mittleren Bronzezeit deutet auf Produktion in spezialisierten Werkstatten hin Eingefuhrt wurden Bernsteinperlen aus dem Baltikum und durchbohrte Muscheln die aus fossilen Lagerstatten oder von der adriatischen oder tyrrhenischen Kuste stammen Ausserdem wurden Bronzen Pfeilspitzen Rasiermesser und Sichelklingen aus Silex gefunden Ende der spaten Bronzezeit Sie stammen wahrscheinlich aus der Gegend um Verona Ein Beispiel das vielleicht fur Handel auf jeden Fall aber fur kulturinternen Tausch spricht ist die Existenz von Mahlsteinen aus apenninischem Sandstein mitunter auch aus Tuff oder Granit der aus der Gegend nordlich des Gardasees stammt Diese Guter wurden vermutlich in Einbaumen auf dem Wasserweg transportiert aber auch ein Transport mit Wagen ware denkbar 5 Kult und Graber BearbeitenIn Poviglio konnte ein fur die Niederlegung von Weihegaben bestimmter Bereich lokalisiert werden Auf wenigen Quadratmetern lagen dort 20 Hengstfigurchen die ein ausgepragtes Geschlechtsteil aufwiesen so dass die Darstellung mit Fruchtbarkeitsriten in Zusammenhang stehen durfte Votivobjekte zahlen allerdings zu den raren Zeugnissen dieser Kultur Es handelt sich um recht rohe Tierfiguren ohne kunstlerischen Wert Brotlaibidole oder Miniaturgefasse die als Beleg fur eine an das Haus gebundene Herstellung bzw Kultausubung interpretiert werden Unterschiede im Totenbrauchtum der Terramaren Leute werden in der Lombardei und der Emilia Romagna fassbar In beiden Gegenden wurde Kremation praktiziert In der Emilia wurden die Urnen ohne Beigaben und sonstige Auszeichnung mit Tonschusseln bedeckt auf Friedhofen etwa 100 Meter ausserhalb der Siedlungen beigesetzt teilweise in Reihen ubereinander Dies wird als Hinweis gesehen dass kein Interesse daran bestand an die soziale Stellung oder Identitat des Verstorbenen zu erinnern 6 In der Lombardei wurden hingegen auch Korperbestattungen mit Grabbeigaben gefunden wie etwa Schwerter in zehn gruppierten Grabern in der Nekropole von Olmo di Nogara auf dem Boden der Gemeinde Nogara sudlich von Verona Die Kremation wird als Zeichen der Indogermanisierung der Halbinsel angesehen Ende der Terramaren BearbeitenMitte des 12 Jahrhunderts v Chr wurden offenbar uberraschend alle Terramaren aufgegeben In der Emilia Romagna lebte in mehr als 60 Siedlungen eine Bevolkerung die auf ca 35 000 Personen geschatzt wird Einige Jahrhunderte lang bis zur erneuten Kolonisierung durch die Etrusker im 6 Jahrhundert war die mittlere Poebene dann anscheinend entvolkert denn es gibt keine Funde aus dieser Zeit Die fruher vertretene Hypothese einer Klimakatastrophe konnte durch Untersuchungen in Poviglio widerlegt werden Pollenanalysen zeigen dass die Sedimentation zwischen der Bronze und der romischen Zeit kontinuierlich verlief Ein Grund fur die Aufgabe kann die Auslaugung der intensiv genutzten Ackerflachen gewesen sein Eine andere Moglichkeit ist eine aussere Bedrohung Auf diese weisen die gegen Ende der Besiedlung errichteten Anlagen hin die als Verteidigungsanlagen interpretiert werden Gegen wen diese errichtet wurden ist aber vollig unbekannt Die Kultur zerfiel wahrend der Periode als sich die Protovillanova Kultur herausbildete Museen BearbeitenEs existieren Freilichtmuseen und Museen in Parco archeologico e Museo all apperto della Terramare di Montale bei Modena Museo della Terramara S Rosa PoviglioLiteratur BearbeitenMaria Bernabo Brea Die Terramaren in der Poebene In Helmut Schlichtherle Hrsg Pfahlbauten rund um die Alpen Archaologie in Deutschland Sonderheft 1997 Konrad Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1146 9 S 63 70 Annaluisa Pedrotti Markus Felber Ubaldo della Torre Le palafitte dell arco alpino meridionale In Archaologie der Schweiz Bd 27 Nr 2 2004 ISSN 0255 9005 S 66 72 Christian Strahm Chronologie der Pfahlbauten In Helmut Schlichtherle Hrsg Pfahlbauten rund um die Alpen Archaologie in Deutschland Sonderheft 1997 Konrad Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1146 9 S 124 130 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Terramare Kultur Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien http users unimi it geoarch poviglio Poviglio html http www mtsn tn it rete palafitte asp http www parcomontale it terramare shtml http www anzolaprimadellemilia itEinzelnachweise Bearbeiten Strahm Chronologie der Pfahlbauten 1997 S 125 Chronologietabelle Brea Die Terramaren in der Poebene 1997 S 66 Brea Die Terramaren in der Poebene 1997 S 65 M Ziegler 2004 Bericht im Daily Star Libanon a b Brea Die Terramaren in der Poebene 1997 S 68 Brea Die Terramaren in der Poebene 1997 S 69 Normdaten Sachbegriff GND 112275924X lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Terramare Kultur amp oldid 225969381