www.wikidata.de-de.nina.az
Bab edh Dhra ist der moderne Name einer archaologischen Fundstatte am sudostlichen Ende des Toten Meeres im heutigen Jordanien nahe der Lisan Halbinsel Der Ort war moglicherweise Ausgangspunkt fur die Legendenbildung um den biblischen Ort Sodom Reste der StadtmauerHugel mit SchachtgrabernSchachtgraberDer Ort war wahrend der Fruhbronzezeit rund 1000 Jahre lang besiedelt und hatte damals durch die Lage am Ausgang des Wadi Karak das von Karak herab fuhrt eine dauerhafte Wasserversorgung Mehrere Siedlungsphasen und Reste einer massiven Stadtbefestigung konnten gefunden werden Unweit des Ortes liegen mehrere grosse Graberfelder mit ca 20 000 Schachtgrabern von denen bisher nur wenige archaologisch untersucht sind Tausende weiterer zum grossen Teil beraubter Graber liegen in der Ebene Richtung Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Besiedlungsphasen 2 1 Fruhbronzezeit IA etwa 3200 3100 v Chr 2 2 Fruhbronzezeit IB etwa 3100 2950 v Chr 2 3 Fruhbronzezeit II etwa 2950 2640 v Chr 2 4 Fruhbronzezeit III etwa 2640 2250 v Chr 2 5 Fruhbronzezeit IV etwa 2250 2150 v Chr 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksForschungsgeschichte BearbeitenSchon im 19 Jahrhundert erkannten Forscher Ruinen in der Gegend von Bab edh Dhra Erst bei Oberflachen Untersuchungen von 1924 unter Leitung von William Foxwell Albright wurde das ummauerte Areal der Stadt aus dem 3 Jahrtausend v Chr entdeckt Regulare Ausgrabungen fanden 1965 1967 unter Paul Lapp statt der 1970 unerwartet verstarb Zwei seiner Mitarbeiter Walter E Rast und R Thomas Schaub ubernahmen die Verantwortung fur die Schluss Publikation der Ausgrabungen und unternahmen 1973 noch einen Survey wobei sie vier weitere fruhbronzezeitliche Orte fanden Numeira Safi Feifeh und Khanazir Um die Bezuge zwischen den Orten zu erforschen begrundeten Rast und Schaub das Projekt Expedition to the Dead Sea Plain 1 Sie fuhrten zwischen 1975 und 1981 vier weitere Ausgrabungskampagnen in Bab edh Dhra durch Dabei wurden 33 Schachtgraber und vier Totenhauser ausgegraben Besiedlungsphasen BearbeitenIn der Region um Bab edh Dhra wurden Uberreste aus der mittleren und jungeren Altsteinzeit der Jungsteinzeit und der Kupfersteinzeit gefunden Fruhbronzezeit IA etwa 3200 3100 v Chr Bearbeiten Aus der Fruhbronzezeit IA sind bei den Grabungen in Bab edh Dhra von 1956 bis 1981 rund 60 Schachtgraber untersucht worden Die Querschnitte der Schachte sind in der Regel rund bis oval nur vereinzelt rechteckig Unten offnen sich seitwarts ein bis mehrere bis zu funf Grabkammern die jeweils mehrere Bestattungen und wechselnde Keramikinventare bergen Die Kammern variieren in der Form von rund bis eckig mit einem Durchmesser von 1 5 bis 2 5 Metern Die flachen leicht gerundeten bis gewolbten Decken haben eine Hohe von 0 75 bis 1 25 Metern Nur in wenigen Fallen liegen die Skelette im naturlichen Gelenkverbund Meist sind die Knochen in der Mitte des Kammer aufgeschichtet und die Schadel liegen von Eingang gesehen links davon in einer Reihe Diese Anordnung weist auf Sekundarbestattungen hin auch wurden unter den Knochen oft Reste von Matten gefunden Bei der Keramik uberwiegen die handgemachten Gefasse weite tiefe Schalen grosse Kruge mit Leistenhenkeln mittlere und kleine mit Osenhenkeln Das meiste ist Feinkeramik mit dunner Wandung und einem orange roten polierten Uberzug Als Dekoration zieht sich haufig eine Linie eingedruckter Punkte unterhalb der Offnung um das Gefass Weitere Beigaben sind Keulenkopfe Muschelarmreife Steinkruge Schmuckperlen ungebrannte Tonfigurinen sowie selten Kleidungsstucke und holzerne Objekte Nur geringe Reste zeitgleicher Besiedlung wurden an einigen Stellen gefunden sie deuten auf eine temporare oder saisonale Anwesenheit der Bewohner hin Im Zusammenhang mit den Zeichen fur Sekundarbestattungen schliessen die Ausgraber dass in dieser Phase der Ort von nomadisierenden Hirtenstammen von Zeit zu Zeit aufgesucht wurde um die Gebeine der Verstorbenen an einem gemeinsamen Platz zu bestatten 2 Fruhbronzezeit IB etwa 3100 2950 v Chr Bearbeiten In der Fruhbronzezeit IB etablierte sich in Bab edh Dhra eine dorfliche Struktur Davon zeugen an vielen Stellen die materiellen Funde und Siedlungshorizonte auf dem untersten Stratum direkt uber dem naturlichen Kies und Mergel Stellenweise wurden Steinfundamente Reste von Lehmziegelmauerwerk und Ascheanhaufungen vorgefunden In der Bestattungskultur gibt es Kontinuitat und Neuerung Aus der Fruhbronzezeit IB wurden vier Schachtgraber mit ahnlicher Ausstattung wie in der Fruhbronzezeit IA ausgegraben Zwei Oberflachengraber waren direkt uber alteren Schachtgrabern angelegt Zwei runde Totengebaude aus Lehmziegeln stehen fur die markanteste Anderung der Bestattungsbrauche Ihr Durchmesser betragt 3 5 bis 3 7 Meter der Eingang ist jeweils von Orthostaten flankiert die einen Tursturz tragen Von der Turschwelle geht es hinunter auf den Kammerboden Die letzte Bestattung liegt im Gelenkverbund und die fruheren waren zur Seite geschoben worden So wurden die Hauser uber langere Zeit genutzt Das eine von beiden zeigt starke Brandspuren und enthalt Schadel die Verletzungen von einer scharfen Waffe aufweisen Dies und die durchgehenden Ascheschichten auf dem Siedlungshorizont lassen auf ein gewaltsames Ende dieser Phase schliessen 2 Fruhbronzezeit II etwa 2950 2640 v Chr Bearbeiten Die ersten Zeichen einer aufkommenden stadtischen Kultur erscheinen in der Fruhbronzezeit II Eine Ummauerung definierte das Stadtgebiet in dem die Bevolkerung anwuchs Die beiden hochsten Areale im Sudwesten und Nordosten wurden als offentliche Flachen genutzt Im Sudwesten mit Blick uber das Tote Meer wurde ein Breitraum Heiligtum 12 6 m ausgegraben Funf Saulenbasen entlang der Raummitte zeigen die Position von grossen Holzsaulen an die das Dach trugen Auf der hochsten Stelle im Nordwesten mit Blick uber das Wadi Karak stand ein grosses Gebaude mit mindestens vier Raumen Aufgrund der Lage da es keine Haushaltskeramik enthalt und weil mehrere Raume mit umlaufenden gemauerten Banken ausgestattet sind wird es als administratives Zentrum gedeutet Zur Mitte der Stadt hin sind die Wohn und Werkstatt Bereiche mit meterdicken Schichten von Kulturabfallen assoziiert In einem Hof wurden ein tiefes mit Lehm verputztes Getreidesilo und Reste von zwei Holzbottichen gefunden Bei den Bestattungen zeigte sich eine Kontinuitat gegenuber der Fruhbronzezeit IB mit einer grossen runden Bestattungskammer die Keramik der Fruhbronzezeit II enthielt und einem runden Totenhaus aus Lehmziegeln mit Kraggewolbe Es wurden in dieser Phase auch die ersten rechteckigen Totenhauser gebaut die bei der Auffindung sowohl Keramik aus der FBZ II als auch spatere Ware der FBZ III enthielten 2 Fruhbronzezeit III etwa 2640 2250 v Chr Bearbeiten In der Fruhbronzezeit III entwickelte sich die Stadt zu ihrem Hohepunkt sie wurde mit einer bis zu sieben Meter breiten Mauer umschlossen Die auf einem Steinfundament ruhende Lehmziegelkonstruktion wurde auf drei Seiten nachgewiesen am steilen Nordhang ist sie weitgehend erodiert Das Haupttor im Westen ermoglichte den Zugang zu einem Platz der vom Heiligtum im Suden uberragt wurde Es war zu Beginn der Fruhbronzezeit III auf den Fundamenten des Vorgangerbaues mit geanderter Innenausstattung neu errichtet worden Innerhalb der Stadt wurden drei Hauptbauphasen unterschieden die jeweils fundamentale Anderungen zeigten wobei die letzte Phase in der Qualitat nachliess In dieser Zeit wurden die Verstorbenen meist in rechteckigen Totenhausern beigesetzt Neun davon wurden insgesamt ausgegraben Die Eingange auf der Langsseite waren immer von grossen Orthostaten flankiert Die Grosse der Hauser bewegt sich zwischen 2 80 4 80 und 7 50 15 Metern Sie waren uber langere Zeit im Gebrauch wobei die Gebeine der vorherigen Bestattung jeweils zur Wand geschoben wurden Die Keramik umfasst eine Vielfalt von Formen flache Schalen und Teller Napfchen und Ollampen Kruge und Tassen auch in Miniaturformen 3 Mehrere der Totenhauser scheinen gleichzeitig belegt worden zu sein sodass die Frage nach der Unterscheidung sozialer Gruppen auftritt Als Beleg fur eine soziale Oberschicht mag das grosste der Hauser dienen in dem einige goldene Schmuckstucke gefunden wurden Typische Funde sind ansonsten Bronzemesser gebogene Axte Schieferpaletten holzerne Kamme Kleidungsstucke auch aus feinem Leinen und verschiedene Perlen und Muscheln als Schmuck 2 Die ummauerte Stadt nahm etwa 4 5 ha ein und bot mit etwas Umland Patz fur 600 bis 1000 Einwohner Die Wasserressourcen und das Ackerland ermoglichten eine gute Versorgung mit Feldfruchten Nachgewiesen wurden in den Strata Einkorn Emmer Gerste Weizen Weintrauben Oliven Feigen Kichererbsen Linsen Pistazien und Mandeln Die Grosse der gefundenen Leinsamen lassen auf Bewasserungsanbau schliessen Webgewichte die in der Stadt gefunden wurden und grossere Mengen an Leinen in der Grabern weisen auf eine lokale Textil Industrie hin 4 Unter der tierische Knochenfunden dominieren Schaf und Ziege aber auch grosse Saugetiere wie Esel und Rind sind vertreten Lokale Handelskontakte belegen Keramikfunde nur in der Gegend von Numeira Fur Fernhandel sprechen Schieferpaletten Kamme Zylindersiegel mit agyptischen sowie Keramik mit syrischen Formen Auch zwei Metall Dolche im syrischen Stil wurden gefunden wovon einer aus Zinn Bronze besteht und zu den altesten echten Bronzegegenstanden in der Levante zahlt Im Ubrigen sind neben unlegiertem Kupfer Mischungen mit Arsen nachgewiesen die moglicherweise aus Anatolien kommen aber in der Zeit uberall im Vorderen Orient im Gebrauch waren 2 Gegen Ende der Fruhbronzezeit III scheint es zu einem Niedergang der Stadt mit mindestens teilweiser Zerstorung gekommen zu sein Fruhbronzezeit IV etwa 2250 2150 v Chr Bearbeiten In der Fruhbronzezeit IV war bei Bab edh Dhra wieder eine offene dorfliche Ansiedlung eine Besiedlung der alten Stadtflache war nur in wenigen Bereichen nachzuweisen Im Norden wurde ein ummauerter zeremonieller Platz mit einem steinernen Altar aufgedeckt In diesem Bereich fanden sich Dutzende von Tierhornern und ein Raucherstander Bei den beiden ausgegrabenen Schachtgrabern dieser Epoche waren die Schachte mit Steinen ausgekleidet Sie enthielten in einer einzelnen grossen Kammer Bestattungen teilweise im Skelettverbund und grosse Mengen an Keramik der Fruhbronzezeit IV Diese weist nicht mehr die Formenvielfalt der vorherigen Epoche auf Vielmehr ahnelt sie der Keramik aus Fruhbronzezeit IB was von den Ausgrabern als Zeichen fur einfachere Lebensverhaltnisse gedeutet wird die auf den Zusammenbruch der stadtischen Strukturen und Handelsverbindungen folgte 2 Entsprechend der Auswertung von C14 Daten endete die Besiedlung von Bab edh Dhra etwa um 2200 v Chr 3 Literatur BearbeitenR Thomas Schaub Walter E Rast Bab edh Dhra Excavations in the Cemetery Directed by Paul Lapp Reports of the Expedition to the Dead Sea Plain Jordan 1 Eisenbrauns Winona Lake 1989 ISBN 0 931464 51 X Walter E Rast R Thomas Schaub Hrsg Bab edh Dhra Excavations at the Town Site 1975 1981 Reports of the Expedition to the Dead Sea Plain Jordan 2 Eisenbrauns Winona Lake 2003 ISBN 1 57506 088 4 Preview bei Google books Donald J Ortner Bruno Frohlich The early Bronze Age I tombs and burials of Bab edh Dhra Jordan AltaMitra Press Lanham MD 2008 ISBN 978 0 7591 1075 5 Einzelnachweise Bearbeiten The Expedition to the Dead Sea Plain a b c d e f The Expedition to the Dead Sea Plain Bab edh Dhra a b Schaub und Rast 1989 J M Adovasio R L Andrews AASOR 46 1979 S 181 186 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bab edh Dhra Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien EDSP Projektseite Bab edh Dhra Bab edh Dhra Bioarchaeology Knochen als Studienobjekte Seite der Universitat Melbourne Fotos aus Bab edh Dhra31 253928 35 534184 Koordinaten 31 15 14 1 N 35 32 3 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bab edh Dhra amp oldid 236762769