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Dieser Artikel befasst sich mit dem Treiben von Metallen Fur weitere Bedeutungen siehe Treiben Begriffsklarung Treiben auch Treibarbeit ist ein kunstlerischer oder industrieller Arbeitsprozess beim Freiformen von Metallen und zahlt zu den Umformverfahren Handwerkliche Treibarbeit in Eisenblech an der Einfriedung einer Villa in Wiesbaden um 1910 Der mythische Vogel Hamsa Signet des birmanischen Konigs Alaungphaya Treibarbeit auf dem Goldenen Brief von 1756 Beim Treiben wird Blech durch Schlage mit Meissel Punzen Schlegel und Treibhammer plastisch verformt meist im kalten Zustand Die ins Blech getriebene konkave Verformung wird auf der Ruckseite des Blechs als konvexe Form sichtbar Erleichtert wird die Verformung durch das Arbeiten auf einer nachgiebigen Unterlage Kunsthandwerker wie Gold und Silberschmiede verwenden als Unterlage Treibpech oder kitt der den Hammerschlagen ausreichenden Widerstand entgegensetzt und nach der Arbeit durch Erhitzen wieder geglattet wird Beim kunstlerischen Treiben werden Vertiefungen ins Blech getrieben um auf der Ruckseite ein Relief zu erzeugen Zum Treiben wird oft weichgegluhtes Blech verwendet Kupferblech erhartet wahrend der Bearbeitung durch Kaltverfestigung und muss gegebenenfalls wieder in die ursprunglich entspannte kristalline Struktur zuruckversetzt werden Rekristallisation Bereits im Altertum war diese Technik der Metallbearbeitung bekannt Die Anfange liegen nach bisherigen Erkenntnissen in Mesopotamien 1 der ersten Hochkultur der Menschheitsgeschichte In altagyptischer Zeit wurden hervorragende Werke der Treibtechnik aus Silber Gold und Bronze geschaffen die etwa als Grabbeigaben erhalten geblieben sind Inhaltsverzeichnis 1 Technik 2 Verwendung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseTechnik BearbeitenArbeitstechnisch wird zwischen Aufziehen Tiefziehen Prellen Verdrangen und Stauchen unterschieden Aufziehen geschieht durch kreisformiges Hammern von der Mitte des Werkstucks aus wobei spiralformig zum Rand hin gearbeitet wird Tiefziehen ist das in der Regel industrielle Verfahren zum Niederdrucken eines unten hohlliegenden Bleches wobei es das Ein falten des Materials zu verhindern gilt Eindellen bezeichnet den handwerklichen Vorgang des Treibens in einer Holzmulde Prellen wird verwendet um enghalsige Gefasse mittels eines Spezialwerkzeugs einem Prelleisen auszudellen sprich nach aussen zu formen Das Prellen ist eine Hilfsmethode wenn die normale aussere Bearbeitung mit Treibhammern selbst im Zusammenspiel mit Punzen nicht mehr moglich ist vor allem bei einem gewunschten Heraustreiben enghalsiger Hohlkorper wie zum Beispiel Vasen Trinkgefasse oder auch andere etwa als industrielle Prototypen genutzte plastisch verformte Werkstucke Beim Prellen wirken die Schlage indirekt Das Prelleisen wird durch Schlage eines leichten Hammers in Schwingungen versetzt die am abgerundeten Ende des Eisens eine Verformung des Werkstucks bewirken Verdrangen wird gern sowohl beim Treiben als auch beim Schmieden verwendet um den Materialquerschnitt auf einer festen Unterlage Amboss zu reduzieren Stauchen wird beim Treiben auch Einziehen genannt Es muss dabei das Faltenschlagen bzw Reissen des Materials beachtet werden nbsp Handwerkliche Treibarbeit Das Blech liegt dabei im rotlichen Ziselierkitt der die Verformung des Blechs erlaubt indem er unter den Schlagen nachgibt Das zu treibende Blech oder auch Vollmaterial aus Metall wird etwa mittels eines Treib oder Schmiedehammers auf der spateren Ruckseite bearbeitet und dehnt sich dabei aus Wenn dies auf einem festen Grund wie dem Amboss bzw Treibamboss geschieht so verformt sich dabei eine grossere Partie des Blechs zu einer Wolbung Auf einem nachgiebigen Untergrund ist demgegenuber ein wesentlich feineres und genaueres Arbeiten moglich vergleichbar mit dem Tiefziehen Zum Fertigen eines Reliefs wird das zu bearbeitende Blech zum weiteren Heraustreiben und gegebenenfalls spateren Ziselieren auf Blei oder Kitt gelegt Hier wird dagegen von der Vorderseite gearbeitet Die Bearbeitung geschieht mit Hilfe verschieden geformter Treibhammer und Punzen oder auch mit diversen Treibstockeln Haufig wird dabei eine Anke verwendet Als Unterlage fur kunstlerisch freies Arbeiten dient ein Treibsack ein mit Sand oder ahnlichem Material gefullter Lederbeutel Feinere Arbeiten werden durch Einbetten des Bleches in Treibkitt und anschliessendes Treiben bzw Ziselieren mittels kleinerer Werkzeuge erreicht Die am besten zum handwerklichen Treiben geeigneten Metalle sind Kupfer und bestimmte Kupferlegierungen so genannte Knetlegierungen wie weiche Messing zum Beispiel Tombak Silber und aus Kostengrunden eher selten Goldlegierungen Grundsatzlich eignet sich auch gut Aluminium und rostfreier Edelstahl Auch die von Natur aus harteren und somit schwieriger zu bearbeitenden Bronze und Eisenbleche sind selbstverstandlich auch zum Treiben geeignet Letztere sind eher im architektonischen Bereich zu finden Nur die Technik des Treibens konnte in fruher Zeit zum Beispiel bei der Herstellung von Gefassen oder antiken Helmen und vielen anderen angewandt werden Andere Moglichkeiten gab es zur raumlich kunstlerischen Metallbearbeitung bis in die spate Neuzeit bzw Moderne nicht was naturlich auch auf Alltagsgegenstande wie Topfe oder grosse Kessel zutraf Das bekannte Verfahren des Giessens wurde in der Regel aus Kostengrunden vermieden Beim Treibvorgang wird das Kristallgefuge des Metalls gestort da die Verformung durch handwerklich oder industrielle Bearbeitung Tiefziehen die Versetzungsdichte erhoht und das Material kaltverfestigt Dabei wird das Metall zunehmend harter und sproder man spricht von Verfestigung Ein Ausgluhen des Bunt oder legierten Edelmetalls und anschliessenden Abkuhlen in Wasser zwischen den einzelnen Phasen des Werkvorgangs stellt die ursprungliche Plastizitat wieder her Dadurch kann wiederholt getrieben werden bis die endgultige Form erreicht worden ist Manchmal zum Beispiel bei der Herstellung von Gefassen muss das Werkstuck nach dem Erreichen der gewunschten Form noch abgehammert werden um eine erneute und gewunschte Verfestigung zum Gebrauch zu erreichen Berufe welche heute noch mit dem Treiben verwandt sind heissen Kunstschmied Schmied Kupferschmied Goldschmied Silberschmied Spengler auch Klempner genannt was nichts mit der umgangssprachlichen Berufsbezeichnung fur den Gas Wasserinstallateur zu tun hat Gurtler usw Fruhere heute fast ausgestorbene Berufsbezeichnungen die einen Bezug zum Metalltreiben haben Grobschmied Pfannenschmied Kesselschmied Waffenschmied Harnischschmied Plattner Blechschmied Blechner Rotschmied Kettenschmied Schlosser Werkzeugschmied usw Viele Anforderungen an das Treiben von Metall werden heute vom Kunstschmied ubernommen Der Lehrberuf zum bereits in den 1980er Jahren abgeschafften Kunstschmied heisst heute Metallbauer Fachrichtung Gestaltung In diesem Beruf werden jedoch nicht mehr alle zur Verfugung stehenden grundlegenden Kenntnisse der Metallbearbeitung vermittelt wie es zum Beispiel bei einer fruheren Ausbildung zum Schmied ublich war Verwendung BearbeitenJe nach Verwendung kann beim Treiben zum Beispiel ein Relief entstehen Diese Art der Metallbearbeitung wurde und wird haufig im Kunsthandwerk angewendet So konnen hochwertige und zugleich dauerhafte Ornamente oder grafische Darstellungen geschaffen werden Weiterhin werden einzigartige Schalen Vasen zum Beispiel in Aufzieh und Prelltechnik Leuchten Schmuck oder auch Portrats hier wegen der Detailgenauigkeit in Kupfer oder Edelmetallen von Kunstschmieden bzw Silber und Goldschmieden gefertigt Vor allem fur architektonisch eingebundene Kunst oder Unikate im Designbereich und Kleinserien spezieller Rohrleitungsbau oder auch im Bereich Restaurierung ist das Treiben von Metall auch heute unverzichtbar Nachdem die Autohersteller zunehmend den Anspruch haben alle je hergestellten Modelle im Museum zeigen zu konnen werden vermehrt auch ganze Fahrzeugkarosserien durch Treiben rekonstruiert Es sind oft Spezialisten mit jahrzehntelanger Erfahrung die solche Arbeiten durchfuhren Schon ein geschwungener Kotflugel benotigt viele tausend Hammerschlage und ist dementsprechend teuer In fruheren Zeiten also um 1920 bis ca 1950 gab es sog mechanische Treibhammer unter anderem zum Herstellen gerundeter Karosserieteile fur Autos Das waren Maschinen die sehr schnell leichtere Schlage auf das im kalten Zustand zu bearbeitende dunne Stahl Blech ausfuhrten und nur durch erfahrene Meister bedient werden konnten Ein Beispiel zur Verwendung von Vollmaterial in Bezug zum Treiben findet sich in der Geschichte des Tobiashammers in Thuringen Hier wurden mit einem historisch wasserradgetriebenen Schwanzhammers bis zum Zusammenbruch der DDR 1989 Kessel Pfannen aber vor allem Kesselpauken aus einem Stuck produziert deren Klang bis heute einen Massstab setzt Ein heute vielgesehenes Beispiel von getriebenem Metall ist zum Beispiel der Rahmen des goldenen M im McDonald s Leuchtzeichen Es wird aus einer geraden L formigen Stahlleiste getrieben Noch popularer durfte die Freiheitsstatue in New York sein deren Hulle aus 2 57 mm starken Kupferblechen getrieben wurde Oder auch die Quadriga aus 2 mm Kupfer auf dem Brandenburger Tor in Berlin geschaffen 1793 von dem Kupferschmied Emanuel Jury nach einem Entwurf von Johann Gottfried Schadow Gerade in Berlin kann man weiter viele herausragende Beispiele figuraler Treibkunst zum Beispiel auf den Giebeln des Gendarmenmarktes oder auch auf dem Museum fur Kommunikation bewundern Durch den Zweiten Weltkrieg komplett zerstort wurden die bis sechs Meter hohen Kupfer Plastiken in den 1970er bis 1990er Jahren durch den Berliner Kunstschmied und Metallbildhauer Achim Kuhn originalgetreu rekonstruiert Siehe auch BearbeitenToreutik Sphyrelaton Ziselieren Drucken Umformen Literatur BearbeitenErhard Brepohl Theorie und Praxis des Goldschmieds 15 erweiterte Auflage Fachbuchverlag Leipzig im Hanser Verlag Munchen u a 2003 ISBN 3 446 22364 9 Manfred Kluge Lektorat Metalltechnik Metallbau und Fertigungstechnik Grundbildung Europa Fachbuchreihe fur Metallberufe 9 erweiterte Auflage Verlag Europa Lehrmittel Haan Gruiten 2007 ISBN 978 3 8085 1139 8 Deutsches Kupfer Institut e V Hrsg Treiben von Kupfer und Kupferlegierungen Deutsches Kupferinstitut e V Dusseldorf 1993 ISBN 3 921505 07 0 Otto Schmirler Werk und Werkzeug des Kunstschmieds Wasmuth Tubingen 1981 ISBN 3 8030 5040 5 franzosisch englisch deutsch Der Silberschmied Lehr und Handbuch Ruhle Diebener Stuttgart 1982 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Repousse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary treiben Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Harald Hauptmann Ernst Pernicka Hrsg Die Metallindustrie Mesopotamiens von den Anfangen bis zum 2 Jahrtausend v Chr Orient Archaologie 3 Leidorf Rahden 2004 ISBN 3 89646 633 X Beitrage von Barbara Helwing Joachim Lutz Uwe Muller und Michael Muller Karpe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Treiben amp oldid 217845560