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Henri Duveyrier 28 Februar 1840 in Paris 25 April 1892 in Sevres 1 war ein franzosischer Afrikareisender Henri Duveyrier um 1890 Inhaltsverzeichnis 1 Jugend 2 Die Sahara Expeditionen 1857 1862 3 Das Tuareg Werk 4 Duveyrier und die koloniale Expansion Frankreichs in Nordafrika 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseJugend BearbeitenHenri Duveyrier war der Sohn des Dramatikers Charles Duveyrier 1803 1866 der mit Eugene Scribe zusammenarbeitete und das Libretto fur Giuseppe Verdis Oper Die Sizilianische Vesper 1855 schrieb Seine Mutter war eine geburtige Englanderin aus Bath Henri wuchs somit zweisprachig auf und entwickelte auch ein ausgesprochenes Talent fur Fremdsprachen Er erhielt seine Erziehung zum Teil in Deutschland zuerst auf einem Internat und dann an der Handelsschule in Leipzig Nach dem Wunsch des Vaters sollte er einen Beruf im Wirtschaftswesen ergreifen doch zeigte der junge Mann grosses Interesse an Ubersee speziell an Asien und Nordafrika So nahm er neben seinen betriebswirtschaftlichen Studien in Leipzig auch Privatunterricht in Arabisch bei dem seinerzeit international angesehenen Orientalisten Heinrich Leberecht Fleischer Die Sahara Expeditionen 1857 1862 BearbeitenFreunde des Vaters der sich zu den politischen Theorien des Sozialreformers Henri de Saint Simon bekannte lenkten Henris Interesse auf das Hinterland der franzosischen Kolonie Algerien Nach einer ersten Reise zum Rand der Sahara beschloss Duveyrier eine Expedition zu den nordlichen Tuareg die von allen bisherigen Reisenden als freundlich geschildert worden waren Er nahm Kontakt mit dem damals in London lebenden deutschen Afrikaforscher Heinrich Barth auf um sich von ihm unterweisen zu lassen Nach anfanglichem Zogern stimmte Barth zu und stattete Duveyrier auch mit Empfehlungsschreiben an die Fuhrer der Tuareg aus die er personlich kannte Ab 1859 unternahm Duveyrier mehrere Reisen in die Sahara wobei er nach Algerien Tunis und Fessan kam An Barths Forschungen bei den nordlichen Tuareg anknupfend sammelte er trotz seines jugendlichen Alters eine grosse Menge an ethnographischen und historischen Daten zusammen und schloss Freundschaft mit den Anfuhrern der Tuareg Kel Ajjer im Tassili n Ajjer Sudlibyen namentlich mit ihrem politischen Oberhaupt Ikhenukhen und dem religiosen Fuhrer Sidi Uthman die beide lange Zeit als Freunde der Europaer galten Ein weiteres Vordringen in das Ahaggar Gebirge und zu den dort lebenden Tuareg scheiterte an der geschwachten Gesundheit des jungen Forschers der nach seiner Ruckkehr nach Algier am Gehirnfieber erkrankte und beinahe verstarb Das Tuareg Werk Bearbeiten nbsp Tuaregkrieger in naiv romantisierender Sicht als Nachfahre eines Kreuzritters aus dem 1 Bd von Heinrich Barths ReisewerkNach seiner Genesung legte Duveyrier seine Beobachtungen in dem umfangreichen Werk Exploration du Sahara Bd 1 Les Touaregs du Nord Paris 1864 nieder das als Muster eines Reisewerks gilt und wofur ihm die goldene Medaille der Pariser Geographischen Gesellschaft zuteilwurde Inwiefern der gedruckte Text von dem saint simonistischen Abgeordneten Kolonialenthusiasten und Forderer Duveyriers Dr Warnier uberarbeitet worden war ist heute nicht mehr feststellbar Das ursprunglich auf zwei Bande konzipierte Werk war in erster Linie als Informationsquelle fur Wissenschaftler und nicht wie etwa die Reiseberichte von David Livingstone oder Richard Francis Burton als spannender Lesestoff fur die breite Masse gedacht Es schilderte nicht die Erlebnisse des Forschers sondern noch uber das Vorbild Heinrich Barth hinausgehend in drei grossen Abteilungen das Land die Natur und vor allem die Menschen des Tassili n Adjer die Tuareg Bis zum fruhen 20 Jahrhundert als das Land dieser Nomaden unter die franzosische Kolonialherrschaft geriet stellte Les Touaregs du Nord zusammen mit Barths Exkursen in seinem funfbandigen Reisewerk die einzige wissenschaftlich brauchbare Beschreibung der Tuareg und ihrer Kultur dar Fur das Bulletin der Geographischen Gesellschaft lieferte er haufig Beitrage schrieb auch zahlreiche Artikel fur die Annales des voyageurs und die Revue algerienne et coloniale Weiterhin arbeitete er zusammen mit seinem Vater an einer Enzyklopadie die das Wissen der Zeit im Sinne des Lehre von Saint Simon zusammenfassen sollte Auch Heinrich Barth konnte als Experte fur afrikanische Themen gewonnen werden verstarb aber bereits 1865 Der Tod von Charles Duveyrier bedeutete auch das Ende des ehrgeizigen Projekts Duveyrier und die koloniale Expansion Frankreichs in Nordafrika BearbeitenDer Deutsch Franzosische Krieg von 1870 brachte ihn als Gefangenen nach Neisse doch wurde er dank seiner personlichen Beziehungen zu den fuhrenden deutschen Afrikaexperten und Geografen rasch wieder auf freien Fuss gesetzt Danach ubernahm er 1878 mit Maunoir die Herausgabe der von Vivien de Saint Martin begrundeten geographischen Revue L annee geographique und wurde Mitarbeiter an dessen Dictionnaire de geographie universelle Angesichts seiner hervorragenden ethnographischen und geographischen Kenntnisse wurde der Forscher in den 1870er Jahren interessant fur die Kolonialbewegung in Frankreich Das vollig unrealistische Projekt des Chemin de Fer Transsaharien einer Eisenbahnlinie von Tunis zum Tschadsee und von dort uber Timbuktu zum Senegal wurde offen diskutiert und von staatlicher Seite und durch Wirtschaftskreise vor allem der einflussreichen Handelskammer in Marseille gefordert Duveyrier wurde als Gutachter verpflichtet da die Eisenbahn das Gebiet der nordlichen Tuareg durchschneiden sollte doch zeigen die Akten der vom Verkehrsministerium eingesetzten Kommission dass sein Einfluss auf die Entscheidungsfindung gering war Als eine Expedition unter dem Kommando des Colonel Flatters die eine geeignete Streckenfuhrung erkunden sollte im Fruhjahr 1881 von den Tuareg des Ahaggar Gebirges niedergemacht wurde schob man Duveyrier die Schuld hierfur zu Ihm wurde vorgeworfen er habe in seinem Reisewerk ein viel zu positives Bild der Wustennomaden gezeichnet obwohl dies nicht den Tatsachen entsprach Weiterhin habe er durch seine Stellungnahme die Entsendung einer genugend grossen Armeekolonne zum Schutz der Expedition Flatters verhindert und deswegen deren Untergang personlich zu verantworten Die eigentliche Schuld fur die Katastrophe lag bei den politischen Stellen um den einflussreichen Verkehrsminister und zeitweiligen Ministerprasidenten Charles de Freycinet Dieser hatte das unrealistische Projekt der Transsaharabahn zur Frage der nationalen Ehre hochstilisiert und in den Sitzungen der Kommission lediglich die Befurworter zu Wort kommen lassen ohne Duveyriers kritische Anmerkungen zur Kenntnis zu nehmen Nach dem Massaker an den Teilnehmern der Expedition benotigte Freycinet einen geeigneten Sundenbock den er und sein Umfeld in dem wenig durchsetzungsfahigen Duveyrier fanden In den Jahren nach dem Einsetzen der neuerlichen franzosischen Expansion in Nordafrika verfasste er mehrere kolonialpolitische Schriften so etwa La Tunisie 1881 sowie eine polemische Abhandlung uber die islamische Sanussiya Bewegung der er die Verantwortung fur alle fremdenfeindlichen Ubergriffe in der Sahara zuschieben wollte Die Streitschrift passte einerseits gut in das geistige Klima der 1880er Jahre die von einer europaweiten Angst vor einem aggressiven Islam gepragt war zum anderen glaubte sich Henri Duveyrier dadurch rehabilitieren und weitere Kritik wegen des Untergangs der Expedition Flatters von sich abwenden zu konnen In seinen letzten Lebensjahren wandte er sich verstarkt Marokko zu Im Jahre 1885 begleitete er eine diplomatische Mission an den Hof des Sultans Auch der Forschungsreisende und Einsiedler Charles de Foucauld der 1883 1884 als Jude verkleidet das fur Christen verbotene Hinterland der marokkanischen Kuste erforschte erfreute sich der Forderung durch Duveyrier Das Reisewerk de Foucaulds Reconnaissance au Maroc 1888 wurde von Duveyrier redigiert und erhielt die Goldene Medaille der Geographischen Gesellschaft Angesichts der privaten und beruflichen Probleme vor allem wegen der gegen ihn gefuhrten Kampagne wegen der gescheiterten Transsaharaeisenbahn beging Duveyrier 1892 Selbstmord Duveyrier war der letzte Vertreter der klassischen Afrikaforschung deren Augenmerk auf die Kultur der afrikanischen Volker gerichtet war und nicht auf die moglichen Vorteile aus den Ergebnissen der Forschung fur eine koloniale Expansion im Zeitalter des Imperialismus In dieser Hinsicht ist Duveyrier in der Nachfolge von Heinrich Barth zu sehen der bis zu seinem Tod im Jahr 1865 Duveyriers Freund und Forderer blieb Duveyrier geriet ab 1875 in den Strudel der kolonialpolitischen Begeisterung in Frankreich liess sich fur diese Ziele einspannen wohl auch in der Hoffnung auf eine gesicherte berufliche Stellung und scheiterte daran sowohl beruflich als auch personlich Henri Duveyrier war Ehrenmitglied des Thuringisch Sachsischen Vereins fur Erdkunde 2 Werke BearbeitenExploration du Sahara Les Touaregs du Nord Paris 1864 Sahara algerien et tunisien Journal de voyage Hg v C Maunoir u H Schirmer Algier 1905 Journal d un voyage dans la province d Alger Paris Editions des Saints Calus 2006 Literatur BearbeitenHenri Paul Eydoux Die Erforschung der Sahara Freudenstadt 1949 Michael Heffernan The limits of utopia Henri Duveyrier and the exploration of the Sahara in the nineteenth century The Geographical Journal 155 3 1989 342 352 Rene Pottier Henri Duveyrier Un prince saharien meconnu Paris 1938 Paul Vuillot L exploration du Sahara Paris 1898 Dominique Casajus Henri Duveyrier Un saint simonien au desert Paris Ibis Press 2007 ISBN 2 910728 63 3Weblinks BearbeitenThe Limits of Utopia Henri Duveyrier and the Exploration of the Sahara in the Nineteenth Century Henri Duveyrier chez les Touaregs D Casajus Henri Duveyrier et le desert des Saint Simoniens Auszug aus der 2007 erschienenen Biographie des Saharaforschers PDF 348 kB Einzelnachweise Bearbeiten https www britannica com biography Henri Duveyrier Verzeichnis der Mitglieder des Thuringisch Sachsischen Vereins fur Erdkunde am 31 Marz 1885 Memento vom 1 Dezember 2017 im Internet Archive Normdaten Person GND 116259124 lobid OGND AKS LCCN n94109383 VIAF 44328859 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Duveyrier HenriKURZBESCHREIBUNG franzosischer AfrikareisenderGEBURTSDATUM 28 Februar 1840GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 25 April 1892STERBEORT Sevres Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Henri Duveyrier amp oldid 235382558