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Der Rhesusaffe Macaca mulatta ist eine Primatenart aus der Gattung der Makaken innerhalb der Familie der Meerkatzenverwandten Er spielte in der Medizingeschichte eine wichtige Rolle da man an seinem Blut das erste Mal den nach ihm benannten Rhesusfaktor feststellte RhesusaffeRhesusaffeSystematikUberfamilie Geschwanzte Altweltaffen Cercopithecoidea Familie Meerkatzenverwandte Cercopithecidae Unterfamilie Backentaschenaffen Cercopithecinae Tribus Pavianartige Papionini Gattung Makaken Macaca Art RhesusaffeWissenschaftlicher NameMacaca mulatta Zimmermann 1780 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Beschreibung 3 Cytologie 4 Verbreitung und Lebensraum 5 Lebensweise 5 1 Aktivitatszeiten und Fortbewegung 5 2 Sozialverhalten 5 3 Nahrung 5 4 Fortpflanzung 5 5 Fressfeinde 6 Rhesusaffen und Menschen 6 1 Nutzung und Forschung 6 2 Gefahrdung 7 Systematik 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksEtymologie BearbeitenDer Name Rhesus kommt von Rhesos einem thrakischen Konig der griechischen Mythologie der im Trojanischen Krieg auf Seiten Trojas kampfte Der Name hat laut seinem Benenner Jean Baptiste Audebert 1759 1800 einem franzosischen Naturforscher und Maler keine tiefere Bedeutung 1 Beschreibung BearbeitenDas Fell des Rhesusaffen ist braun oder olivfarben das haarlose Gesicht ist rosa oder rotlich gefarbt Sein Schwanz ist mit rund 21 bis 23 Zentimetern Lange im Vergleich zu anderen Makakenarten mittellang Mannchen werden mit durchschnittlich 53 Zentimetern Kopfrumpflange und 7 7 Kilogramm Gewicht deutlich grosser und schwerer als Weibchen die 47 Zentimeter Kopfrumpflange und durchschnittlich 5 3 Kilogramm erreichen 2 Cytologie BearbeitenDas Genom des Rhesusaffen ist innerhalb des Zellkerns in 21 Chromosomenpaare organisiert einschliesslich eines Paars Geschlechtschromosomen Das vollstandige Genom wurde erstmals 2007 analysiert es besteht aus 3 097 370 727 Basenpaaren Die Anzahl der Gene zunachst auf 30 000 geschatzt ist noch unbekannt 3 4 Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp VerbreitungsgebietRhesusaffen leben in Asien ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Afghanistan uber Indien ihrem Hauptverbreitungsgebiet bis ins sudliche China und Thailand Verwilderte Gruppen leben auch in Florida und auf Puerto Rico Sie sind in Bezug auf ihren Lebensraum nicht wahlerisch Sie kommen sowohl im Flachland als auch in den Gebirgswaldern des Himalayas vor sogar in Grossstadten des indischen Subkontinents haben sie sich ausgebreitet Lebensweise BearbeitenAktivitatszeiten und Fortbewegung Bearbeiten Rhesusaffen sind wie alle Altweltaffen tagaktiv Je nach Lebensraum konnen sie sich vorrangig am Boden oder in den Baumen aufhalten Sie bewegen sich meist quadruped auf allen vieren fort und konnen auch gut schwimmen und dabei Distanzen bis zu einem Kilometer zurucklegen Die Grosse der Streifgebiete und die Lange der Tagesstreifzuge sind sehr variabel Wo sie in Tempeln oder Stadten leben und gefuttert werden sind ihre Streifgebiete zwischen 0 01 und 3 km gross und die taglich zuruckgelegten Wegstrecken kurz In bewaldeten Regionen legen sie rund 1 4 km am Tag zuruck und die Streifgebiete umfassen bis zu 15 km In Gebirgsregionen hingegen konnen die Gebiete bis zu 22 km umfassen und die Tagesstreifzuge bis zu 3 5 km 2 Sozialverhalten Bearbeiten nbsp Rhesusaffen vor dem Roten Fort im nordindischen Agra nbsp Rhesusaffe auf einem Zaun in Thailand Tempelaffe In ihrem Gruppenverhalten entsprechen Rhesusaffen den ubrigen Makaken Sie leben in grossen Gruppen von 10 bis 80 Tieren die sich aus vielen Mannchen Weibchen und Jungtieren zusammensetzen Weibchen verbleiben zeitlebens in ihrer Geburtsgruppe Cliquen nahe verwandter Weibchen bilden so den matrilinearen Kern der Gruppe Mannchen mussen beim Eintreten der Geschlechtsreife ihre Geburtsgruppe verlassen und verbringen ihr Leben oft in mehreren Gruppen hintereinander Die Weibchen etablieren eine stabile dauerhafte Rangordnung die vorwiegend vom Rang der Mutter abhangt und unter anderem in besserem Zugang zu Nahrungsquellen sichtbar wird Die Rangordnung der Mannchen ist weniger stabil der Status der Mannchen basiert auf einer Kombination aus sozialem und aggressivem Verhalten Aggressives Verhalten anderen Mannchen gegenuber umfasst unter anderem Schlage Reissen am Fell Ziehen am Schwanz und Bisse aber auch Drohgebarden Wenn ein Mannchen die dominante Rolle in der Gruppe innehat behalt es diese fur durchschnittlich zwei Jahre bei ehe es von einem anderen verdrangt wird Die soziale Rangordnung und gruppendynamische Einbettung entscheidet dabei auch uber den Schutz vor Tod und Verletzung 5 Das Territorialverhalten ist wenig ausgepragt Die Streifgebiete der einzelnen Gruppen uberlappen und verschiedene Gruppen treffen sich haufig was meistens friedlich ablauft Rhesusaffen kommunizieren mit einer Reihe von Lauten und Gesten Haufig sind Gurr und Grunzlaute zu horen etwa bei der Fortbewegung oder wenn sich ein Tier einem anderen zum Grooming annahert Es gibt auch Zwitscherlaute die eine Nahrungsquelle anzeigen schrille Alarmschreie und Drohlaute 6 Nahrung Bearbeiten Rhesusaffen haben sich gut an die Nahe des Menschen angepasst und ein Grossteil ihrer Nahrung kann aus menschlichen Quellen stammen entweder durch direkte Futterung oder indirekt indem sie auf Feldern in Garten oder in Mulltonnen nach Fressbarem suchen Sie sind Allesfresser die sich aber vorwiegend von pflanzlichen Materialien wie Fruchten Bluten Blattern Samen Baumsaften Krautern und Rinden ernahren Erganzt wird ihr Speiseplan durch Insekten Eier Krabben Fische und Pilze Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Rhesusaffe mit JungtierDie Paarungsbereitschaft der Rhesusaffen lasst sich an ausseren Anzeichen gut erkennen an einer Intensivierung der Rotfarbung des Afters sowie bei den Mannchen an einer deutlichen Vergrosserung der Hoden Wahrend Tiere die in hoheren Regionen leben eine fixe Paarungszeit haben im Herbst sodass die Jungen im Fruhling zur Welt kommen gibt es bei Flachlandbewohnern keine eindeutigen Zeiten Die Tragzeit betragt rund 165 Tage meist kommt ein einzelnes Jungtier zur Welt Nicht nur die Mutter sondern auch andere Weibchen der Gruppe und gelegentlich auch Mannchen kummern sich um das Junge das im zweiten Lebenshalbjahr entwohnt wird Weibchen werden mit drei Jahren geschlechtsreif Mannchen sind zwar prinzipiell mit rund vier Jahren zeugungsfahig erreichen ihre volle Grosse aber erst mit rund acht Jahren und pflanzen sich selten vorher fort Rhesusaffen konnen bis zu 30 Jahre alt werden Der alteste Rhesusaffe in Gefangenschaft ist Isoko eine Bewohnerin des Kyoto City Zoo in Kyoto die am 15 April 2021 ihren 43 Geburtstag feierte Sie wurde 1978 ebenfalls dort geboren 7 Fressfeinde Bearbeiten Rhesusaffen werden in ihrem westlichen Verbreitungsgebiet Pakistan Indien vor allem von Leoparden gerissen Aber auch Bengaltiger und Wolfe stellen eine Gefahr fur die Primaten dar Junge Tiere werden auch von Bengalkatzen oder Rohrkatzen gerissen Rhesusaffen und Menschen BearbeitenNutzung und Forschung Bearbeiten nbsp Der Rhesusaffe Sam bei seinem Raumflug 1959Im Hinduismus gelten Rhesusaffen als heilige Tiere Sie konnen unbehelligt in Stadten leben und finden sich oft bei Tempelanlagen Als Labor und Forschungstiere spielen sie aufgrund ihrer leichten Haltung eine bedeutende Rolle nicht nur wegen des Rhesusfaktors der 1940 an ihnen entdeckt wurde So wurden 1959 und 1960 Rhesusaffen von der NASA im Rahmen des Mercury Programms in den Weltraum geschickt Im Jahr 2000 wurden Rhesusaffen erstmals geklont 1985 etablierte Norman L Letvin das erste nicht menschliche Primaten Modell zur Erforschung von HIV nachdem es ihm gelungen war das Simiane Immundefizienz Virus SIV zu isolieren und nachzuweisen dass es bei indischen Rhesusaffen AIDS ahnliche Schadigungen des Immunsystems und Todesfalle verursacht 8 Im April 2007 wurde in der Fachzeitschrift Science das Ergebnis der detaillierten DNA Sequenzierung des Rhesusaffen Genoms bekannt gegeben 9 Es war nach Mensch und Schimpanse das dritte vollstandig sequenzierte Genom eines Primaten Demnach stimmen 93 5 der DNA Basenpaare der Rhesusaffen mit denen des Menschen uberein Uberrascht hat die Forscher dass die beim Menschen Phenylketonurie und Sanfilippo Syndrom verursachenden Genmutationen sich als die normalen Genvarianten der Rhesusaffen erwiesen Ein Vergleich von 13 888 Genen des Menschen der Schimpansen und der Rhesusaffen ergab zudem dass 233 Schimpansen Gene aber nur 154 Gene des Menschen sich so stark von den Rhesusaffen Genen unterscheiden dass sie veranderte Proteine kodieren 10 Dies bedeutet dass sich die Schimpansen im Verlauf der Stammesgeschichte weiter von den gemeinsamen Vorfahren von Schimpansen und Menschen entfernt haben als der Mensch source source source source source source source source source source source source RhesusaffeGefahrdung Bearbeiten Fruher wurden Rhesusaffen aber auch andere Affenarten zu Forschungszwecken aus ihren naturlichen Lebensraumen in afrikanischen asiatischen und lateinamerikanischen Waldern entfernt was gebietsweise zu bedeutenden Ruckgangen in der Population fuhrte 11 12 Allein Indien exportierte in den 1950er Jahren jahrlich ca 200 000 13 bis 250 000 14 12 Rhesusaffen wobei es bereits beim Einfangen in der Wildnis wahrend der Gefangenschaft und beim Transport in das jeweilige Bestimmungsland zu hohen Verlusten kam Die meisten Tiere wurden an amerikanische Forschungseinrichtungen verkauft wo sie z B zur Herstellung von Impfstoffen gegen Kinderlahmung oder in Strahlenversuchen zur Erprobung der Neutronenbombe eingesetzt wurden 13 Berichte der Internationalen Liga zum Schutz der Primaten uber diese und weitere Strahlenversuche mit Rhesusaffen z B zu den Auswirkungen der Atombombe gaben den Ausschlag dafur dass Indiens Ministerprasident Morarji Desai die Affenausfuhr am 1 April 1978 vollstandig stoppte 13 15 16 nachdem sie bereits vorher auf 20 000 Tiere pro Jahr gedrosselt worden war Zwar werden Rhesusaffen fur die Forschung heutzutage meist gezuchtet als neue Bedrohung ist jedoch die Zerstorung ihres Lebensraumes in den Mittelpunkt getreten In manchen Gebieten sind sie ausgestorben oder sehr selten geworden zum Beispiel in Sudchina und Tibet in Indien sind sie aufgrund ihres Status geschutzt Insgesamt listet die IUCN diese Art als potenziell gefahrdet Systematik BearbeitenDie nachsten Verwandten des Rhesusaffen sind der Formosa Makak aus Taiwan und der Japanmakak Die drei Arten bilden die mulatta Gruppe innerhalb der Gattung der Makaken Literatur BearbeitenRonald M Nowak Walker s Mammals of the World 6th edition Johns Hopkins University Press Baltimore MD 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A taxonomic and geographic Reference Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2005 ISBN 0 8018 8221 4 Einzelnachweise Bearbeiten Jean Baptiste Audebert Histoire naturelle des singes des makis et des galeopitheques Desray Paris S 62 64 Tafel amp Text gallica bnf fr 1799 1800 a b Zahlen nach Primate Factsheets MapViewer Eintrag Gibbs RA Rogers J Katze MG et al Evolutionary and biomedical insights from the rhesus macaque genome In Science 316 Jahrgang Nr 5822 April 2007 S 222 34 doi 10 1126 science 1139247 PMID 17431167 Melissa A Pavez Fox Clare M Kimock Nahiri Rivera Barreto Josue E Negron Del Valle Daniel Phillips Reduced injury risk links sociality to survival in a group living primate In iScience Band 25 Nr 11 November 2022 S 105454 doi 10 1016 j isci 2022 105454 elsevier com abgerufen am 15 November 2022 Audiodateien verschiedener Rhesusaffen Laute Memento vom 6 Februar 2007 im Internet Archive Oldest living rhesus macaque monkey in captivity Abgerufen am 11 September 2021 deutsch Andrew James McMichael Norman Letvin 1949 2012 In Nature Immunology Band 13 2012 S 801 doi 10 1038 ni 2399 Rhesus Macaque Genome Sequencing and Analysis Consortium Evolutionary and Biomedical Insights from the Rhesus Macaque Genome Science Band 116 Heft 5822 vom 13 April 2007 S 222 234 doi 10 1126 science 1139247 M A Bakewell P Shi J Zhang More genes underwent positive selection in chimpanzee evolution than in human evolution In Proceedings of the National Academy of Sciences 104 2007 S 7489 doi 10 1073 pnas 0701705104 Medical News 28 August 1972 a b Hans Ruesch Nackte Herrscherin Die Entkleidung der medizinischen Wissenschaft Edition Hirthammer Tier und Naturschutz GmbH Munchen 1978 ISBN 3 921288 44 4 S 67 a b c Horst Stern Tierversuche Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH Reinbek bei Hamburg 1981 ISBN 3 499 17406 5 S 75 Times of India 16 September 1955 Horst Szwitalski das nachste Opfer bitte In stern Nr 35 24 August 1978 S 17 dpa 5 Marz 1978 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rhesusaffe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien K A Cawthon Lang Primate Factsheets Rhesus macaque Macaca mulatta Macaca mulatta in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Eudey et al 2000 Abgerufen am 9 Mai 2006 nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 11 07 Minuten 6 22 MB Text der gesprochenen Version 11 Januar 2015 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Normdaten Sachbegriff GND 4133094 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rhesusaffe amp oldid 231713303