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Der Gemeine Schimpanse auch Gewohnlicher Schimpanse oder einfach nur Schimpanse genannt Pan troglodytes ist eine Primatenart aus der Familie der Menschenaffen Hominidae Zusammen mit dem Bonobo Zwergschimpansen bildet er die Gattung der Schimpansen Pan Beide Spezies sind die biologisch engsten Verwandten des Menschen Der Schimpanse ist robuster gebaut als der Bonobo und hat ein grosseres Verbreitungsgebiet das sich uber weite Teile des mittleren Afrika erstreckt Gemeiner SchimpanseGemeiner Schimpanse Pan troglodytes Systematikohne Rang Altweltaffen Catarrhini Uberfamilie Menschenartige Hominoidea Familie Menschenaffen Hominidae Unterfamilie HomininaeGattung Schimpansen Pan Art Gemeiner SchimpanseWissenschaftlicher NamePan troglodytes Blumenbach 1775 Inhaltsverzeichnis 1 Korperbau 2 Karyotyp und Genom 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Lebensweise 4 1 Fortbewegung und Aktivitatszeiten 4 2 Sozialverhalten 4 2 1 Innerhalb der Grossgruppe 4 2 2 Ausserhalb der Grossgruppe 4 3 Werkzeuggebrauch 4 4 Selbstmedikation 4 5 Kommunikation 5 Nahrung 6 Fortpflanzung 6 1 Paarungsverhalten 6 2 Geburt und Jungenaufzucht 7 Gemeine Schimpansen und Menschen 7 1 Forschung und Forschungsgeschichte 7 2 Haltung und Nutzung 7 3 Bedrohung 8 Systematik und Unterarten 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseKorperbau Bearbeiten nbsp Nachbildung eines weiblichen Schimpansenschadels Zoologische Sammlung RostockGemeine Schimpansen erreichen eine Kopfrumpflange von 64 bis 94 Zentimetern wie alle Menschenaffen sind sie schwanzlos Stehend werden sie zwischen 1 und 1 7 Metern hoch Mannchen erreichen ein Gewicht von 34 bis 70 Kilogramm und sind damit deutlich schwerer als Weibchen die zwischen 26 und 50 Kilogramm erreichen Tiere in Gefangenschaft konnen schwerer werden und 80 Kilogramm wiegen Das Fell ist schwarz oder dunkelbraun gefarbt Die Arme sind deutlich langer als die Beine die Spannweite zwischen den ausgestreckten Armen ist um die Halfte grosser als die Hohe des Tiers Die Hande sind durch die langen Finger und die vergleichsweise kurzen Daumen charakterisiert bei den Fussen ist die erste Zehe wie bei den meisten Primaten opponierbar Das Gesicht ist unbehaart Es ist generell heller als das des Bonobos auch haben Jungtiere ein helleres Gesicht als Erwachsene es gibt jedoch zusatzlich regionale Unterschiede Der Kopf der Schimpansen ist durch die hervorragenden runden Ohren die Uberaugenwulste und die hervorstehende Schnauze charakterisiert Die Grosse der Eckzahne ist stark geschlechtsdimorph bei Mannchen sind sie deutlich grosser Karyotyp und Genom BearbeitenDie genetische Information des Gemeinen Schimpansen ist innerhalb des Zellkerns in 24 Paaren von Chromosomen organisiert zwei davon Geschlechtschromosomen Das vollstandige Genom wurde erstmals 2005 analysiert es besteht aus 3 349 642 171 Basenpaaren Die genaue Anzahl der Gene ist noch unbekannt 1 2 Bonobos und Schimpansen haben sich im Verlauf ihrer Entwicklung mehrfach miteinander vermischt wie Studien am Genom beider Spezies zeigen 3 Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitung des Gemeinen Schimpansen mit vier Unterarten 1 Westlicher Schimpanse Pan troglodytes verus 2 Nigeria Schimpanse P t vellerosus auch P t ellioti 3 Zentralafrikanischer Schimpanse P t troglodytes 4 Ostlicher Schimpanse P t schweinfurthii Das Verbreitungsgebiet der Gemeinen Schimpansen erstreckt sich in einem breiten Gurtel durch das mittlere Afrika Es reicht in Westafrika von Senegal uber die sudostlich angrenzenden Lander bis in den westlichen Teil Ghanas uber Nigeria Kamerun Gabun die Republik Kongo den Sudosten der Zentralafrikanischen Republik die sudwestlichen Grenzregionen Sudsudans und den Norden und Osten der Demokratischen Republik Kongo bis in die westlichen Regionen Ugandas und Tansanias In der Demokratischen Republik Kongo bildet der kaum uberquerbare Kongo Fluss die Sudgrenze ihres Verbreitungsgebietes sudlich davon leben die Bonobos Die menschliche Besiedlung hat den Lebensraum dieser Tiere verkleinert und in eine Vielzahl kleinerer Flecken zerteilt Diese Tiere sind flexibler in Bezug auf ihren Lebensraum als andere Menschenaffen Sie kommen sowohl in tropischen Regenwaldern in trockenen Savannen sowie im Bergland bis zu 3000 Metern Hohe vor nbsp Schimpanse im RegenwaldLebensweise BearbeitenFortbewegung und Aktivitatszeiten Bearbeiten Gemeine Schimpansen konnen sowohl am Boden als auch auf den Baumen nach Nahrung suchen meist geschieht dies jedoch auf Baumen Am Boden bewegen sie sich wie alle afrikanischen Menschenaffen in einem vierfussigen Knochelgang fort das heisst dass sie sich auf den zweiten und dritten Fingergliedern aufstutzen Im Geast klettern sie entweder mit allen vier Gliedmassen oder bewegen sich an den Armen hangend suspensorisch fort In der Regel sind Schimpansen tagaktiv Zur Nachtruhe fertigen sie ein Nest aus Zweigen und Laub an Dieses Nest liegt meist auf Baumen in 9 bis 12 Meter Hohe und wird ublicherweise nur einmal verwendet Insbesondere in der Regenzeit ruhen sie auch manchmal tagsuber wofur sie ebenfalls Nester errichten Sozialverhalten Bearbeiten Innerhalb der Grossgruppe Bearbeiten Die Sozialstruktur der Schimpansen wird als Fission Fusion Organisation Trennen und Zusammengehen beschrieben Das heisst sie leben in Grossgruppen die sich aus 20 bis 80 Tieren zusammensetzen die sich oft in Untergruppen aufspalten etwa zur Nahrungssuche und dann wieder zusammenkommen insbesondere zur Nachtruhe Erwachsene Tiere gehen beispielsweise oft allein auf Futtersuche oder schliessen sich mit anderen zu einer kurzlebigen vorubergehenden Untergruppe zusammen Diese Untergruppen sind sehr flexibel und umfassen meist vier bis acht Tiere also deutlich weniger als beim Bonobo Die Zusammensetzung und Grosse der Untergruppen ist sehr variabel und unterscheidet sich auch von Population zu Population Starke und altere Mannchen fuhren und verteidigen die ganze Grossgruppe Die Mannchen entwickeln eine ausgepragte Rangstruktur Dazu dienen verschiedene Rituale wie laute Schreie Trommeln auf Baumstammen Kraftdemonstrationen sie schutteln Aste oder werfen Steine und demonstrativ schnelles Laufen oder Springen Sie investieren viel Zeit und Energie um ihren Rang innerhalb der Gruppe zu verbessern Sie bilden dazu unter anderem Koalitionen dies kann aber auch ein Tauschungsmanover eine Scheinallianz sein Die Jagd auf kleine Saugetiere und die Bewachung der Reviergrenzen die beide von Mannchen durchgefuhrt werden dienen ebenfalls diesem Zweck Auch die gegenseitige Fellpflege Komfortverhalten ist bei den Mannchen stark ausgepragt und unterstutzt die soziale Kommunikation Im Gegensatz dazu sind Weibchen oft einzelgangerischer und entwickeln eine weniger auffallige Hierarchie Eine Rangordnung ist aber trotzdem vorhanden das zeigt sich darin dass hohergestellte Weibchen etwa haufiger Nachwuchs haben Generell haben Weibchen ausser mit ihren Tochtern wenig Interaktion mit anderen Weibchen Das liegt auch daran dass die Weibchen ihre Geburtsgruppe bei Erreichen der Geschlechtsreife verlassen wahrend die Mannchen die meiste Zeit ihres Lebens bei ihrer Gruppe bleiben Die Interaktionen zwischen Mannchen und Weibchen sind variabel und naher im Abschnitt Paarungsverhalten beschrieben Ausserhalb der Grossgruppe Bearbeiten Eine Grossgruppe hat in der Regel ein bestimmtes Streifgebiet Dieses ist in Waldern 5 bis 40 Quadratkilometer gross in Savannen mit 120 bis 560 Quadratkilometern hingegen deutlich grosser Kleine Mannchengruppen patrouillieren oft an den Grenzen des Territoriums Tiere die nicht der eigenen Grossgruppe angehoren werden meist sehr aggressiv behandelt Die Verfolgung einzelner fremder Tiere wird manchmal dermassen brutal gefuhrt dass dafur das Wort Krieg verwendet wurde 4 siehe auch Schimpansenkrieg von Gombe Auch nicht fruchtbare Weibchen werden dabei nicht verschont Diese kriegsartigen Ubergriffe bei denen Gemeine Schimpansen manchmal auch unprovoziert in fremdes Territorium eindringen und die dortigen Tiere verfolgen und toten sind ausser bei ihnen und beim Menschen unter Primaten unbekannt 5 Werkzeuggebrauch Bearbeiten Gemeine Schimpansen wurden wiederholt beim Gebrauch von Werkzeugen beobachtet So verwenden sie zerkaute Blatter als Schwamme um Wasser aus Baumlochern zu schopfen Grashalme und Stocke werden bearbeitet und in Termitenhugel eingefuhrt um die Insekten verzehren zu konnen Steine oder Aste dienen als Hammer und Amboss um Nusse zu knacken und Aste werden als Haken benutzt um fruchttragende Aste heranziehen zu konnen Stocke und Steine dienen als Wurfgeschosse bei der Jagd und zur Verteidigung In jungster Zeit wurde auch beobachtet dass sie bearbeitete und zugespitzte Holzstocke als Spiesse verwenden um damit Galagos zu jagen 6 Es gibt zwar keine Hinweise dass sie Steine bearbeiten jedoch bewahren sie besonders geeignete Steine auf oder lagern sie an einer sicheren Stelle wo sie diese im Bedarfsfall wiederfinden konnen 7 Die einzelnen Populationen unterscheiden sich deutlich in Art und Haufigkeit des Werkzeuggebrauchs und keine einzelne Verwendung kommt bei allen Populationen vor So ist das Nussknacken mittels Steinen bislang nur bei der westlichen Unterart beobachtet worden bei den Tieren im Osten des Verbreitungsgebietes ist diese Praxis unbekannt Funde aus dem Nationalpark Tai in der Elfenbeinkuste belegen dass diese Praxis seit zumindest 4300 Jahren angewandt wird 8 In einer im Februar 2019 veroffentlichten Studie wird eine im Norden der Demokratischen Republik Kongo lebende Population des Ostafrikanischen Schimpansen P t schweinfurthii beschrieben die Stocke verschiedener Art kurze lange dicke oder dunne benutzt um verschiedene Ameisenarten oder den Honig von Stachellosen Bienen zu erbeuten Nusse und andere harte Fruchte sowie die Nester von Baumtermiten und die Gehause von Afrikanischen Riesenschnecken Achatina und Gelenkschildkroten Kinixys werden geoffnet indem diese an Baumstamme oder Steine geschlagen werden Bemerkenswert ist auch dass diese Schimpansen bevorzugt nicht auf Baumen sondern auf dem Erdboden schlafen 9 Der Werkzeuggebrauch ist ebenso wie der allabendliche Nestbau keine instinktive Tatigkeit sondern wird von den jungeren Tieren durch Beobachten von erfahrenen Tieren erlernt Selbstmedikation Bearbeiten Wie von dem Menschenaffen erforschenden Biologen Richard Wrangham 1972 in einem Nationalpark Tansanias beobachtet wurde haben Schimpansen verschiedene Methoden entwickelt sich von Parasiten zu befreien Hierfur werden raue scharfkantige Blatter bestimmter Pflanzen abgerissen sorgfaltig zusammengefaltet und unzerkaut geschluckt Infrage kommen die Blatter von etwa 30 Baumarten Kot Untersuchungen ergaben dass die Blatter unverdaut wieder ausgeschieden werden zusammen mit zahlreichen grossen Darmparasiten Es wird angenommen dass die raue Blattstruktur die Wurmer von den Darmwanden abschabt Hinzu kommt die abfuhrende Wirkung der in verschiedenen Blattern enthaltenen Gerbstoffe Ebenso zur Parasitenabwehr dient die abfuhrende Wirkung der in dem sehr bitteren Mark des Strauches Vernonia amygdalina enthaltenen Gerbstoffe der im Westen von Tansania wachst und von Schimpansen bei Bedarf gefressen wird Selbstmedikation ist ebenfalls keine angeborene sondern eine erworbene beziehungsweise gelernte Verhaltensweise die nur von einigen Populationen tradiert wird Einer solchen Horde neu hinzuwandernde Schimpansenweibchen die dieses Verhalten nicht kennen lernen es von den Mitgliedern der Horde durch Nachahmung 10 11 12 Kommunikation Bearbeiten nbsp Kopf eines SchimpansenGemeine Schimpansen kommunizieren untereinander mit einer Reihe von Lauten und Korperhaltungen Der haufigste Laut ist der Pant hoot genannte Ruf der der Kontaktaufnahme mit entfernten Gruppenmitgliedern dient Daneben verwenden sie auch einen Nahrungsruf ein bellendes Keuchen um andere Tiere auf eine Nahrungsquelle aufmerksam zu machen Gekreische oder grolendes Brullen bei der Jagd oder einen klagenden Wraaa Ruf der als Alarmsignal dient Ein hechelndes Ein und Ausatmen stellt ein Aquivalent zum menschlichen Lachen dar Auch Gesichtsausdrucke und Korperhaltungen dienen der Interaktion So wird Unterwerfung durch Ducken oder Prasentieren des Hinterteils signalisiert Zornige oder aufgeregte Tiere stellen sich auf zwei Beine strauben das Fell und pressen die Lippen zusammen Breites Grinsen ist oft ein Zeichen fur Nervositat oder Furcht Zum spektakularen Imponierverhalten dieser Tiere zahlen lautes Gebrull schnelles Umherlaufen Schleudern von Steinen oder Ziehen von grossen Asten Nahrung BearbeitenGemeine Schimpansen sind Allesfresser den Schwerpunkt ihrer Nahrung machen allerdings Pflanzen aus Wichtigster Nahrungsbestandteil sind Fruchte und Nusse 45 bis 76 sowie Blatter 12 bis 45 13 Erganzt wird die Nahrung durch Bluten Samen und tierische Beute so werden regelmassig Insekten verzehrt Gelegentlich machen sie auch Jagd auf Saugetiere wie kleine Paarhufer und kleinere Primaten wie Rote Stummelaffen Galagos und sogar Paviane Die Jagd wird meist von erwachsenen Mannchen durchgefuhrt und hat eine sehr starke soziale Komponente Mannchen teilen das Fleisch mit anderen Gruppenmitgliedern und versuchen so ihre Position in der Gruppenhierarchie zu verbessern oder beizubehalten Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Junger SchimpansePaarungsverhalten Bearbeiten Die Paarung kann das ganze Jahr uber erfolgen die Lange des Sexualzyklus betragt rund 36 Tage Der Ostrus dauert rund 6 bis 7 Tage wahrend dieser Zeit weisen die Weibchen eine deutliche Regelschwellung vor Neben Bonobos sind sie die einzigen Menschenaffen die dieses Merkmal haben es tritt aber beispielsweise auch bei Pavianen auf Das Paarungsverhalten ist variabel und kann verschiedene Formen annehmen Einerseits kann es zu einem promiskuitiven Verhalten innerhalb der Grossgruppe kommen sodass sich mehrere Mannchen und mehrere Weibchen untereinander fortpflanzen Daneben kann auch beobachtet werden dass ein Mannchen sich mit einem fruchtbaren Weibchen paart und es anschliessend bewacht und keine anderen Paarungspartner zulasst Schliesslich kommt es auch vor dass ein Mannchen und ein Weibchen eine kurzfristige Paarbildung eingehen und sich wahrend ihrer fruchtbaren Periode mehrere Tage zu zweit von der Grossgruppe absondern Der Paarungserfolg einzelner Mannchen kann sich durch Futtergabe an ausgewahlte Weibchen nahezu verdoppeln und stutzt damit die Fleisch gegen Sex Hypothese 14 15 Geburt und Jungenaufzucht Bearbeiten Nach einer Tragezeit von durchschnittlich 230 Tagen bringt das Weibchen in der Regel ein einzelnes Jungtier zur Welt Zwillingsgeburten sind selten Das Geburtsgewicht der Neugeborenen betragt rund 1 9 Kilogramm In den ersten sechs Lebensmonaten klammert sich das Jungtier am Fell der Mutter fest spater reitet es auf ihrem Rucken Die Entwohnung erfolgt erst nach 3 5 bis 4 5 Jahren doch bleibt das Jungtier meist noch eine langere Zeit bis zu zehn Jahre bei der Mutter Ein Weibchen kann alle funf bis sechs Jahre Nachwuchs zur Welt bringen es sei denn das Jungtier stirbt fruher Die Geschlechtsreife tritt im Alter von rund sieben Jahren ein aufgrund der Gruppenhierarchie erfolgt die erste Fortpflanzung meist einige Jahre spater bei Weibchen mit 13 bis 14 Jahren und bei Mannchen mit 15 bis 16 Jahren Im Gegensatz zu Menschen oder Gorillas tritt bei Schimpansen keine Menopause ein Zwar bekommen Weibchen ab dem 40 Lebensjahr seltener Junge dies ist allerdings allein auf gesundheitliche Grunde zuruckzufuhren 16 Die Lebenserwartung Gemeiner Schimpansen betragt in der Natur 30 bis 40 Jahre in Zoos werden sie manchmal uber 50 Jahre alt 17 Gemeine Schimpansen und Menschen BearbeitenForschung und Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Jane Goodall betrieb bahnbrechende Forschungen an freilebenden SchimpansenSeit wann die westliche Welt vom Schimpansen weiss ist nicht bekannt Der karthagische Seefahrer Hanno 440 v Chr brachte von seiner Afrikareise die Felle von drei wilden Frauen mit vermutlich Schimpansen oder Gorillas 1641 kam erstmals ein lebendiger Schimpanse in die Niederlande Er wurde vom niederlandischen Arzt Nicolaes Tulpius 1593 1674 der durch Rembrandts Gemalde Die Anatomie des Dr Tulp bekannt wurde untersucht die Befunde wurden unter dem Titel Indischer Satyr veroffentlicht Der englische Arzt und Zoologe Edward Tyson 1650 1708 untersuchte 1699 einen Schimpansen und stellte eine Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen diesem und dem Menschen fest Spatestens seit Darwins und Huxleys Werken zur Evolutionstheorie ruckten Schimpansen als nahe Verwandte des Menschen ins Licht der Offentlichkeit 1915 gelang Rosalia Abreu auf Kuba die erste Nachzucht eines Schimpansen in Gefangenschaft Wolfgang Kohler studierte von 1914 bis 1920 auf Teneriffa das Lernverhalten und den Werkzeuggebrauch von Schimpansen In der 2 Halfte des 20 Jahrhunderts ruckte die Lebensweise und das Verhalten der Schimpansen in den Mittelpunkt des Interesses Bahnbrechend wurde die Forschungstatigkeit Jane Goodalls an freilebenden Tieren im Gombe Stream National Park in Tansania Mitte der 1960er Jahre begann 150 Kilometer sudlich des Gombe Stream National Parks ein japanisches Forscherteam unter der Leitung von Professor Nishida mit der Habituierung zweier Schimpansengruppen im Mahale Mountains National Park Seit Mitte der 1980er Jahre erforscht hier Dr Michael Huffmann von der Kyoto Universitat den Medizinalpflanzengebrauch bei Schimpansen Die Kommunikationsfahigkeit dieser Tiere steht bis heute im Mittelpunkt der Forschung In den 1960er und 1970er Jahren gelang es dem Psychologen Roger Fouts mehreren Schimpansen Begriffe der amerikanischen Gebardensprache American Sign Language ASL beizubringen Die Schimpansin Washoe gilt heute als erstes nichtmenschliches Wesen das eine menschliche Sprache erlernt hat David Premack betrieb ahnliche Forschungen allerdings benutzte er Symbolkartchen Daneben werden weiterhin auch der Werkzeuggebrauch die Intelligenz und die Lernfahigkeit untersucht Gemeine Schimpansen schaffen es knifflige Probleme zu losen beispielsweise eine Frucht aus einem verschlossenen Behalter herauszuholen und bestehen den Spiegeltest das heisst sie erkennen sich selbst im Spiegel Um spezifische Vergleiche zwischen Menschen und diesen Tieren ziehen zu konnen wurde ein Genom Projekt fur Schimpansen initiiert In Leipzig wurde im Jahr 1997 das Max Planck Institut fur evolutionare Anthropologie neu gegrundet In der von Christophe Boesch geleiteten Abteilung Primatologie werden Sozialverhalten sprachliche Lernfahigkeit und Strategien der Fortpflanzung von Menschenaffen im Vergleich zum Menschen untersucht Haltung und Nutzung Bearbeiten nbsp Vermenschlichung eines Schimpansen zu Unterhaltungszwecken um 1910 in Ostafrika nbsp Schimpansen werden auch als Unterhaltungsobjekte benutzt meist ohne artgerechte HaltungDiese nahe Verwandtschaft der Schimpansen zu den Menschen bestimmt das Verhaltnis zu diesen Tieren deutlich mit Eine ausdrucksstarke Mimik und oft verbluffend menschenahnliche Verhaltensweisen machen den Gemeinen Schimpansen zur beliebtesten und bekanntesten aller Menschenaffenarten Im Tiergarten Zirkus auf Postern oder in Fernsehsendungen z B Daktari Unser Charly sind diese Tiere vielfach zu sehen Manchmal werden Gemeine Schimpansen auch als Heimtiere gehalten am bekanntesten war Bubbles der Affe Michael Jacksons In Forschung und Wissenschaft spielen diese Tiere eine wichtige Rolle So gibt es Erkrankungen die sich ausser am Menschen nur bei Schimpansen untersuchen lassen Beispielsweise konnen Schimpansen mit HI oder Hepatitis Viren infiziert werden erkranken jedoch nicht an Hepatitis oder AIDS Da mittlerweile einige symptomatische Therapieoptionen fur diese Erkrankungen zur Verfugung stehen geht die Anzahl der fur biomedizinische Forschungsaufgaben gebrauchten Schimpansen standig zuruck In einigen Staaten darunter auch Osterreich existieren mittlerweile Gesetze die die Verwendung grosser Menschenaffen fur die biomedizinische Forschung verbieten Da sich durch die lange Lebenserwartung und die Praxis ausgediente Laborschimpansen nicht einzuschlafern gemischt mit den Zuchtbestrebungen der letzten Jahrzehnte eine Uberzahl an Schimpansen aus europaischen und amerikanischen Labors ergeben hat gibt es mittlerweile auch Auffangstationen fur ehemalige Laborschimpansen Stichting Aap in den Niederlanden 18 Monkey World in Grossbritannien 19 HOPE in Osterreich 20 und Chimp Haven in den USA 21 Auch in der Raumfahrt wurden Schimpansen eingesetzt Am 31 Januar 1961 wurde der Schimpanse Ham im Rahmen des Mercury Programms der NASA mit der Mercury Redstone 2 MR 2 in den Weltraum geschossen Er uberlebte den 16 minutigen Flug In einem weiteren Experiment flog am 29 November 1961 der Schimpanse Enos mit der Mercury Atlas 5 drei Stunden und 20 Minuten durch das All Bedrohung Bearbeiten In freier Natur gelten Gemeine Schimpansen als bedroht Der Hauptgrund dafur ist die Zerstorung ihres Lebensraums durch Waldrodungen die dazu gefuhrt hat dass ihr Verbreitungsgebiet immer starker eingeschrankt und stark zersplittert wird Insbesondere die Populationen in Westafrika sind davon betroffen Doch werden sie auch wegen ihres Fleisches Bushmeat gejagt oder weil sie manchmal Plantagen verwusten Wahrend fruher lebende Tiere oft gefangen wurden um sie fur Tierversuche einzusetzen oder zu Haustieren zu machen ist der Lebendfang heute zuruckgegangen Das Washingtoner Artenschutz Ubereinkommen CITES verbietet den Handel mit Schimpansen komplett Die IUCN listet die Art als stark bedroht endangered und furchtet einen weiteren Ruckgang der Populationen Die beiden westlicheren Unterarten sind demnach starker bedroht als die Tiere im Osten des Verbreitungsgebietes Schatzungen uber die Populationsgrosse sind schwer durchzufuhren Moglicherweise lebten Anfang des 20 Jahrhunderts noch mehrere Millionen Gemeine Schimpansen diese Anzahl ist drastisch gesunken Eine Schatzung aus dem Jahr 1999 beziffert die Gesamtpopulation auf 150 000 bis 235 000 22 andere Quellen gehen von weniger als 100 000 Tieren aus 23 Der WWF veroffentlichte 2009 folgende Zahlen 21 000 bis 56 000 westafrikanische Schimpansen 70 000 bis 117 000 zentralafrikanische 76 000 bis 120 000 ostafrikanische und nur noch 5 000 bis 8 000 Nigeriaschimpansen somit insgesamt zwischen 172 000 und 301 000 Individuen 24 25 2019 ergab eine Schatzung fur die westafrikanischen Schimpansen einen Bestand von rund 53 000 Individuen bei einem Konfidenzintervall 95 von 17 577 bis 96 564 Individuen 26 Population des Westlichen SchimpansenDie folgenden Zahlen basierend auf unterschiedlichen Studien stammen aus den Jahren 1998 bis 2010 27 Staat Bestand Minimum Bestand Maximum Guinea a nbsp Guinea 8 100 29 000Sierra Leone nbsp Sierra Leone 3 000 10 400Liberia nbsp Liberia 7 000 28 Mali nbsp Mali 1 600 5 200Elfenbeinkuste nbsp Elfenbeinkuste 800 1 200Guinea Bissau nbsp Guinea Bissau 600 1 000Ghana nbsp Ghana 300 500Senegal nbsp Senegal 200 400Burkina Faso nbsp Burkina Faso 0 einigeNigeria nbsp Nigeria 0 Togo nbsp Togo 0 0Benin nbsp Benin 0 0Systematik und Unterarten Bearbeiten nbsp Kladogramm der Menschenaffen Pongo steht dabei fur Orang Utans Pan fur SchimpansenDer Gemeine Schimpanse Pan troglodytes bildet zusammen mit dem Bonobo oder Zwergschimpansen die Gattung der Schimpansen Pan Schatzungen zufolge trennten sich die beiden Arten vor zwischen 1 8 und 0 8 Millionen Jahren 29 Die Gattung der Schimpansen stellt innerhalb der Familie der Menschenaffen Hominidae das Schwestertaxon des Menschen dar Innerhalb der Gemeinen Schimpansen werden vier Unterarten unterschieden 30 Der Westafrikanische Schimpanse oder Echtschimpanse Pan troglodytes verus ist westlich des Dahomey Gaps im westlichen Afrika von Senegal bis Ghana verbreitet Ausserlich ist er durch ein rosafarbenes Gesicht gekennzeichnet das sich erst nach und nach dunkel farbt Diese Unterart unterscheidet sich im Schadelbau und in der Molekularstruktur deutlich von den anderen Unterarten sodass einige Autoren dafur pladieren sie als eigene Art Pan verus anzusehen 31 Der Nigerianisch Kamerunsche Schimpanse Pan troglodytes ellioti wurde erst kurzlich als Unterart anerkannt Er ist die seltenste Unterart und lebt im ostlichen Nigeria und dem westlichen Kamerun Der Sanaga trennt sein Verbreitungsgebiet von dem des Zentralafrikanischen Schimpansen Der Zentralafrikanische Schimpanse oder Tschego Pan troglodytes troglodytes ist durch ein dunkleres Gesicht als die ubrigen Unterarten charakterisiert Er ist westlich des Ubangi vom sudlichen Kamerun uber Gabun und die Republik Kongo bis in den Westen der Demokratischen Republik Kongo verbreitet und ist die bei weitem haufigste Unterart Der Ostafrikanische Schimpanse oder Langhaarschimpanse Pan troglodytes schweinfurthii sein Name geht auf den deutschen Afrikaforscher Georg Schweinfurth zuruck Als einer der ersten beschrieb Schweinfurth regionale Unterschiede zwischen den Schimpansen im Westen und im Osten des afrikanischen Kontinents Darum tragt der Ostafrikanische Schimpanse seinen Namen Er lebt nordlich und westlich des Kongos von der Zentralafrikanischen Republik und dem Norden der Demokratischen Republik Kongo bis in die westlichen Landesteile Ugandas und Tansanias Diese Unterart unterscheidet sich durch ein bronzefarbenes Gesicht und ein langeres Fell von den ubrigen Vertretern dieser Art 32 nbsp Verbreitungsgebiet des Westlichen Schimpansen P t verus nbsp Verbreitungsgebiet des Nigeria Schimpansen P t ellioti nbsp Verbreitungsgebiet des Zentralafrikanischen Schimpansen P t troglodytes nbsp Verbreitungsgebiet des Ostlichen Schimpansen P t schweinfurthii Der manchmal als eigene Art oder Unterart postulierte Riesenschimpanse oder Bili Schimpanse hat sich nach DNA Untersuchungen als Vertreter der ostlichen Unterart P t schweinfurthii herausgestellt 33 Literatur BearbeitenJane Goodall Grund zur Hoffnung Riemann Munchen 2006 ISBN 3 570 50079 9 ISBN 978 3 570 50079 8 Roger Fouts Stephen Tukel Mills Unsere nachsten Verwandten Von Schimpansen lernen was es heisst ein Mensch zu sein Limes Munchen 1998 Droemer Knaur Munchen 2002 ISBN 3 8090 3013 9 ISBN 3 426 77420 8 Thomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Berlin 2002 ISBN 3 540 43645 6 Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World Johns Hopkins University Press Baltimore 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gemeiner Schimpanse Pan troglodytes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schimpansenlaute und Bild Wild Chimpanzee Foundation Germany e V Jane Goodall Institut Deutschland Friends of Washoe offizielle Website der mit ASL Amerikanische Gebardensprache kommunizierenden Schimpansen Pan troglodytes in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Butynski et al 2000 Abgerufen am 10 Mai 2006 Rehabilitierte Laborschimpansen Zusammenfassung zum Schimpansen Genom engl Einzelnachweise Bearbeiten MapViewer Eintrag Initial sequence of the chimpanzee genome and comparison with the human genome In Nature 437 Jahrgang Nr 7055 September 2005 S 69 87 doi 10 1038 nature04072 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