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Zoopharmakognosie im Englischen zoopharmacognosy oder auch animal self medication bezeichnet Verhaltensweisen bei denen Tiere Selbstmedikation durch die Einnahme von Pflanzen Boden oder Insekten betreiben Papageien beim Aufnehmen von Tonmineralen in Tabopata Peru Inhaltsverzeichnis 1 Menschen und Beobachtungen 2 Beispiele 2 1 Saugetiere 2 2 Vogel 2 2 1 Geophagie 2 2 2 Zoopharmakognosie uber die Nahrungsaufnahme 2 2 3 Zoopharmakognosie durch ausserliche Anwendung 2 3 Reptilien 2 4 Insekten 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseMenschen und Beobachtungen BearbeitenZu den Pionieren auf dem Gebiet gehoren Daniel Janzen und Michael Huffman die sich mit der Verwendung von Heilmitteln durch Menschenaffen befassten Der Begriff zoopharmacognosy stammt von John P Berry damals ein Pflanzenbiochemiker und Doktorand an der Cornell University seinem Doktorvater Eloy Rodriguez und dem Anthropologen Richard W Wrangham die in den 1990er Jahren Gorillas in Uganda Bwindi Nationalpark beobachteten 1 In alterer Literatur wird mit Zoopharmakognosie auch der Zweig der Pharmakognosie bezeichnet der aus Tieren hergestellte Medikamente umfasst Beispiele BearbeitenSaugetiere Bearbeiten nbsp Zoopharmakognosie bei Katzen KatzengrasEs wurden mehr als 30 unterschiedliche Pflanzenarten dokumentiert die von Schimpansen Bonobos oder Gorillas als Heilpflanzen genutzt werden Bei Orang Utans konnte ebenfalls Zoopharmakognosie durch Pflanzen festgestellt werden 2 Schimpansen deren Verdauungssystem von Wurmern z B Fadenwurmern wie Oesophagostomum stephanostomum befallen ist nutzen die haarigen Blatter des Korbblutlers Aspilia rudis als Heilpflanze zur Selbstmedikation Die pelzigen stacheligen Blatter der wilden Sonnenblume gehoren normalerweise nicht zur Nahrung der Menschenaffen da sie bitter schmecken und mit Widerhaken besetzt sind Befallene Tiere falten die haarigen Blatter der Pflanze mit den Lippen und schlucken die Blattpakete dann unzerkaut hinunter Im Darm verfangen sich zahlreiche Wurmer in den Haaren der Blatter und werden mit ihnen gemeinsam ausgeschieden Dieses Verhalten wird insbesondere nach dem Einsetzen der Regenzeit beobachtet aufgrund der erhohten Infektionsgefahr durch Parasiten 2 Zur Behandlung von Durchfall lutschen Schimpansen das Mark aus den Zweigen der bitter schmeckenden leicht giftigen Scheinasternart Vernonia amygdalina oder kauen die Blatter ohne sie jedoch zu schlucken Eine gesundheitliche Besserung tritt meistens innerhalb eines Tages nach der Selbstbehandlung ein Auf Pflanzen spezialisierte Biochemiker fanden bei der Laboranalyse 13 bisher unbekannte Wirkstoffe aus der Gruppe der Steroidglykoside die antibakterielle oder antiparasitaren Eigenschaften haben 2 Bei Gehaubten Kapuzineraffen fertigen Mutter fur Verletzungen ihrer Jungtiere Verbande aus Pflanzenmaterial an 3 Daruber hinaus konnte ein erwachsenes Weibchen in Gefangenschaft beobachtet werden wie es uber mehrere Monate eigene Verletzungen an verschiedenen Korperteilen behandelte Dafur nutzte das Tier ein selbst hergestelltes Werkzeug mit dem Sirup auf Zuckerbasis auf die Wunden aufgetragen wurden bis diese verheilt waren 4 Vogel Bearbeiten Geophagie Bearbeiten Aras des Amazonasgebietes und viele andere Papageienarten in Amerika Afrika und Papua Neuguinea betreiben die sogenannte Geophagie also das Essen von Erde Die Vogel nehmen bei diesem Vorgang tonhaltigen Boden oder Kaolin ein Dadurch nehmen die Vogel Mineralstoffe auf und der Ton kann im Darm die in einigen Samenpflanzen enthaltenen Alkaloide absorbieren siehe auch Heilerde 5 Ausserdem fressen mehrere im Amazonasbecken ansassige Papageienarten Sedimente um pflanzliche Giftstoffe zu binden und zu neutralisieren Geophagie zur Aufnahme von seltenen Mineralstoffen wie Natrium konnte jedoch haufiger beobachtet werden 6 Zoopharmakognosie uber die Nahrungsaufnahme Bearbeiten Grosstrappen fressen Meloe Olkafer um den Parasitenbefall im Verdauungstrakt zu verringern 7 Der enthaltene Giftstoff Cantharidin kann dem Vogel auch selber schaden wenn er zu viele Kafer zu sich nimmt 8 Moglicherweise stimuliert die Aufnahme der Kafer auch den Geschlechtstrieb der mannlichen Trappen 9 Zoopharmakognosie durch ausserliche Anwendung Bearbeiten Uber 200 Vogelarten verwenden Ameisensaure um einen Befall durch Lause zu bekampfen Die Vogel walzen sich in Ameisenhugeln oder nehmen einzelne Ameisen auf und reiben sie mit dem Schnabel entlang ihrer Federn 10 Einige Vogel verwenden spezielles Nistmaterial um Infektionen oder Insektenbefall vorzubeugen Stare legen ihr Nest mit dem Kraut der Wilden Mohre aus Bei in diesen Nestern aufgezogenen Jungvogeln wurde ein hoherer Gehalt an Hamoglobin nachgewiesen Studien zeigen dass Mohrenkraut die Milbenzahl verringert 11 Der Haussperling verwendet in manchen Regionen Material vom Niembaum um sein Nest zu polstern bevorzugt aber chininhaltiges Laub des Pfauenstrauchs wenn ein Malariarisiko besteht 12 13 14 Reptilien Bearbeiten Landschildkroten graben im Boden nach kalziumhaltigen Mineralien und fressen diese Dieser Vorgang dient nicht der Sattigung sondern der Starkung des Panzers der Schildkrote Insekten Bearbeiten Weltweit produzieren Honigbienen ein antibakterielles Harz Propolis genannt Dies ist eine Mischung aus verschiedenen gesammelten Pflanzenexudaten Wachsen und Drusensekreten Es schutzt nicht nur vor Wind und Wetter sondern auch vor Krankheitserregern und Mikroorganismen Literatur BearbeitenCindy Engel Wild health Gesundheit aus der Wildnis wie Tiere sich selbst gesund erhalten und was wir von ihnen lernen konnen Animal Learn Verlag Bernau 2004 ISBN 3 936188 17 3 N Larkins S Wynn Pharmacognosy phytomedicines and their mechanisms In Vet Clin North Am Small Anim Pract 34 1 2004 Jan S 291 327 Review PMID 15032133 M A Huffman Animal self medication and ethno medicine exploration and exploitation of the medicinal properties of plants In Proc Nutr Soc 62 2 2003 May S 371 381 Review PMID 14506884 J B Githiori S Athanasiadou S M Thamsborg Use of plants in novel approaches for control of gastrointestinal helminths in livestock with emphasis on small ruminants In Vet Parasitol 139 4 2006 Jul 31 S 308 320 PMID 16725262 I Hahn K Zitterl Eglseer C Franz Phytomedicine in dogs and cats web based survey among veterinarians in Austria Germany and Switzerland In Schweiz Arch Tierheilkd 147 3 2005 Mar S 135 141 PMID 15801625 A Fowler Y Koutsioni V Sommer Leaf swallowing in Nigerian chimpanzees evidence for assumed self medication In Primates 48 1 2007 Jan S 73 76 Epub 2006 Aug 8 PMID 16897194 Pena Alvarado Marco Vinicio Die anthropologischen Grundlagen des Menschen Entwicklung medizinischer Praktiken und biokulturelle Vielfalt Von Evolution Menschwerdung und Medizin Verlag Dr Kovac Hamburg 2009 ISBN 978 3 8300 4511 3 Rajasekar Raman Sripathi Kandula Zoopharmacognosy self medication in wild animals In Resonance Marz 2008 S 245 pdf Eraldo Medeiros Costa Neto Zoopharmacognosy the self medication behavior of animals In Interfaces Cientificas 1 2012 S 61 72 Weblinks BearbeitenDer Affe als Apotheker In Greenpeace Magazin 1 01 Jennifer A Biser Really Wild Remedies Medicinal Plant Use by Animals Memento vom 5 Februar 2012 im Internet Archive 1998 Susan Lumpkin Wild Health How Animals Keep Themselves Well Memento vom 4 November 2011 im Internet Archive Von der Homepage des Smithsonian National Zoological Parks Einzelnachweise Bearbeiten W Wayt Gibbs Jungle medicine Scientific American Dezember 1996 S 20 a b c Selbstmedikation in Wald und Flur Arzte Zeitung aufgerufen am 12 Februar 2022 B G Ritchie amp D M Fragaszy 1988 Capuchin monkey Cebus apella grooms her infant s wound with tools American Journal of Primatology 1988 Volume 16 Issue 4 Pages 345 348 doi 10 1002 ajp 1350160407 Self treatment of wounds by a capuchin monkey Cebus apella von G Westergaard amp D Fragaszy Springer Link aufgerufen am 12 Februar 2022 J Diamond Evolutionary biology Dirty eating for healthy living In Nature 400 Jahrgang Nr 6740 1999 S 120 121 doi 10 1038 22014 PMID 10408435 Why Do Wild Parrots Eat Dirt In The Amazon 9 August 2017 Forbes aufgerufen am 12 Februar 2022 C Bravo L M Bautista M Garcia Paris G Blanco J C Alonso Males of a Strongly Polygynous Species Consume More Poisonous Food than Females In PLoS ONE 9 Jahrgang Nr 10 2014 S e111057 doi 10 1371 journal pone 0111057 PMID 25337911 PMC 4206510 freier Volltext I S Sanchez Barbudo P Camarero M Garcia Montijano R Mateo Possible cantharidin poisoning of a great bustard Otis tarda In Toxicon 59 Jahrgang Nr 1 2012 S 100 103 doi 10 1016 j toxicon 2011 10 002 PMID 22001622 P Heneberg On Otis tarda and Marquis de Sade what motivates male Great Bustards to consume Blister Beetles Meloidae In Journal of Ornithology 57 Jahrgang Nr 4 2016 S 1123 1125 doi 10 1007 s10336 016 1369 8 D H Clayton N D Wolfe The adaptive significance of self medication In Trends in Ecology amp Evolution 8 Jahrgang Nr 2 1993 S 60 63 doi 10 1016 0169 5347 93 90160 q PMID 21236108 L Clark J R Mason Effect of biologically active plants used as nest material and the derived benefit to starling nestlings In Oecologia 77 Jahrgang Nr 2 1988 S 174 180 doi 10 1007 bf00379183 PMID 28310369 Costa Neto E M Zoopharmacognosy the self medication behavior of animals In Interfaces Cientificas Saude e Ambiente 1 Jahrgang Nr 1 2012 S 61 72 doi 10 17564 2316 3798 2012v1n1p61 72 edu br Cowen Ron 1990 Medicine on the wild side animals may rely on a natural pharmacy Science News 138 280 2 Terrell Bernadette and Anne Fennell 2009 Osha Bear Root Ligusticum porteri J M Coult amp Rose var porteri Native Plants Journal 10 2 110 117 Jann Ichida Birds use herbs to protect their nests BJS Science Blog Wed 2004 05 26 Proceedings of the 104th General Meeting of the American Society for Microbiology 26 Mai 2004 abgerufen im 1 Januar 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zoopharmakognosie amp oldid 228592204