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Der Haubenkapuzineraffe Sapajus apella auch Gehaubter Kapuziner oder Haubenkapuziner genannt ist eine Primatenart aus der Familie der Kapuzinerartigen innerhalb der Neuweltaffen Das Verbreitungsgebiet der Affen reicht von der Nordostkuste Sudamerikas uber das Amazonasbecken bis zu den ostlichen Andenabhangen und gehort damit zu den ausgedehntesten Verbreitungsgebieten aller sudamerikanischer Affen HaubenkapuzineraffeHaubenkapuzineraffe Aufnahme aus Franzosisch Guyana der Terra typica der ArtSystematikTeilordnung Affen Anthropoidea ohne Rang Neuweltaffen Platyrrhini Familie Kapuzinerartige Cebidae Unterfamilie Kapuzineraffen Cebinae Gattung Gehaubte Kapuziner Sapajus Art HaubenkapuzineraffeWissenschaftlicher NameSapajus apella Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise und Ernahrung 4 Fortpflanzung 5 Systematik 6 Gefahrdung 7 Literatur 8 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Haubenkapuzineraffe mit gut ausgepragten HaarschopfenHaubenkapuzineraffen sind grosse stammig gebaute Kapuzineraffen mit breiten Kopfen flachen Gesichtern und relativ kurzen Armen und Beinen Sie erreichen eine Kopf Rumpf Lange von 37 5 bis 46 Zentimetern und eine Schwanzlange von 38 bis 49 Zentimetern Mit einem Gewicht von 2 3 bis 4 8 Kilogramm sind Mannchen deutlich schwerer als Weibchen die ein Gewicht von 1 3 bis 4 8 Kilogramm erreichen Das Fell ist relativ lang etwas gewellt Die Farbung der Art ist abhangig von der Region sehr variabel Auf dem Rucken ist sie gelbbraun graubraun oder dunkelbraun gefarbt Die Bauchseite ist gelblich oder rotlichbraun Die Arme die Beine und der Schwanz sind dunkler gefarbt als der Rumpf und oft mehr oder weniger schwarzlich Das Gesicht ist hellgrau oder graubraun die Oberseite des Kopfes ist schwarz Uber den Ohren ist oft je ein schwarzlicher Haarschopf vorhanden dem die Tiere ihren Namen verdanken Diese konnen jedoch auch kaum oder uberhaupt nicht ausgebildet sein Auffallig sind die schwarzen Wangenstreifen auf beiden Kopfseiten die sich oft am Kinn vereinen Die auf der venezolanischen Isla Margarita vorkommende Unterart Sapajus apella margaritae ist dunkler als die Tiere vom Festland 1 nbsp Grosskopf Kapuziner aus Bolivien nbsp Grosskopf Kapuziner aus Peru Im westlichen Amazonasbecken kommen drei Farbmorphen des Haubenkapuzineraffen vor die sich vom ausseren Erscheinungsbild her relativ deutlich von dem im ostlichen Amazonasgebiet lebenden Haubenkapuzinern unterscheiden und die einige Zeit lang als eigenstandige Art Grosskopf Kapuzineraffe klassifiziert wurden Die kolumbianische Morphe ist auf dem Rucken hellbraun und hat eine rotliche Bauchseite Die peruanische ist kastanienbraun mehr rotlich an den Korperseiten und gelb braun auf der Bauchseite Schwanz Beine und gelegentlich auch die Unterarme sind schwarz In Brasilien sind die Affen rotbraun auf dem Rucken die Kehle und die Brust sind schwarz oder rotlich Gliedmassen und Schwanz sind dunkelbraun oder schwarz Alle besitzen einen auffalligen dunklen Ruckenstreifen Die hornartigen schwarzlichen Haarbuschel auf dem Kopf ausgewachsene Exemplare verflachen mit zunehmendem Alter wieder Ein auffalliger Geschlechtsdimorphismus besteht nicht 1 nbsp Das Verbreitungsgebiet des Haubenkapuzineraffen 2 Verbreitung und Lebensraum BearbeitenHaubenkapuzineraffen sind im nordlichen Sudamerika vor allem im Amazonasbecken beheimatet Ihr Verbreitungsgebiet umfasst den sudlichen westlich der Anden gelegenen Teil Kolumbiens die amazonischen Tieflander von Peru das nordliche Bolivien weite Teile des nordlichen und mittleren Brasiliens Guyana Suriname und Franzosisch Guayana sowie kleine Randgebiete in Ecuador und Venezuela Die Nordgrenze des Verbreitungsgebietes bildet das Sudufer des Rio Meta eines Grenzflusses zwischen Kolumbien und Venezuela die Westgrenze sind die Anden im Suden kommen die Affen bis zum Oberlauf des Rio Beni in Bolivien vor In Kolumbien gibt es noch ein isoliertes Vorkommen im Departamento del Huila am Oberlauf des Rio Magdalena Eine weitere kleine isolierte Population lebt auf der venezolanischen Isla Margarita die von den nachsten Bestanden rund 800 Kilometer entfernt ist 1 Lebensraum dieser Art sind Walder wobei sie anpassungsfahig sind und in zahlreichen Waldtypen leben konnen von Regenwaldern bis zu Bergwaldern Mangrovenwaldern mit Palmen bestandene Sumpfe in den brasilianischen Bundesstaaten Amapa und Roraima auch in isolierten Waldinseln in Savannen und im aussersten Norden ihres Verbreitungsgebietes in den Galeriewaldern der Llanos In Peru kommt er am Osthang der Anden bis in Hohen von 1800 Metern vor in Kolumbien sind es 1300 Meter Die kleine Population in Huila lebt 2700 Meter hoch 1 Lebensweise und Ernahrung Bearbeiten nbsp Fruchtstand der Buriti PalmeHaubenkapuzineraffen sind tagaktive Baumbewohner im Geast bewegen sie sich vor allem vierbeinig fort Der Schwanz ist greiffahig und wird vorwiegend bei der Nahrungsaufnahme oder beim Hinunterklettern eingesetzt Sie leben in Gruppen von 10 bis 20 Tieren die aus mehreren Mannchen und Weibchen und dem gemeinsamen Nachwuchs bestehen Beide Geschlechter entwickeln eine Rangordnung dem dominanten Weibchen sind mit Ausnahme des Alpha Mannchens auch alle anderen Mannchen untergeordnet Die Rangordnung kommt unter anderem in Zugang zu Nahrungsressourcen und in Vorrechten bei der Fortpflanzung zum Tragen Die Nahrung dieser Primaten ist flexibel und abhangig vom Lebensraum und der Jahreszeit Wichtigste Nahrungsbestandteile sind Fruchte Samen Insekten Blatter Knospen Mark die fleischigen Blattbasen der Bromelien Bluten und Nektar Pflanzliche Nahrung macht uber 80 aus an tierischer Kost nehmen sie neben Insekten Spinnen Tausendfusslern und Schnecken manchmal auch kleine Wirbeltiere Frosche Echsen oder Vogel und Vogeleier zu sich Eine kleine Gruppe aus der Nahe von Manaus mit 9 bis 14 Exemplaren wurde hinsichtlich ihrer Nahrung intensiv studiert Sie ernahrte sich vor allem von Palmensamen die im Juli wahrend der fruhen Trockenzeit bis zu 52 ihrer Nahrung ausmachten Dabei wurden vor allem die Fruchte der Buriti Palme sowie von Astrocaryum munubaca Attalea maripa Oenocarpus bataua und Syagrus inajai verspeist Eine Gruppe im peruanischen Nationalpark Manu verbrachte den grossten Teil des Tages ca 50 mit der Suche nach tierischer Nahrung Die Aufnahme von pflanzlicher Nahrung nahm 16 ihrer Zeit in Anspruch vor allem am fruhen Morgen und wahrend des Nachmittags Zur Mittagszeit legten sie eine etwa eine halbe bis eine volle Stunde dauernde Ruhepause ein 1 Beutegreifer die dem Haubenkapuziner gefahrlich werden konnen sind vor allem grosser werdende Katzenarten und grossere Greifvogel 1 nbsp Junger Haubenkapuzier in KolumbienFortpflanzung BearbeitenDer Impuls zur Paarung geht vom Weibchen aus das sich seinen Partner grundsatzlich aussuchen kann Die meisten Jungtiere werden aber vom dominanten Mannchen gezeugt Nach einer rund funfmonatigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes rund 210 Gramm schweres Jungtier zur Welt Nicht nur die Mutter sondern auch andere Gruppenmitglieder kummern sich um es Nach uber einem Jahr wird es entwohnt die Geschlechtsreife tritt nach rund vier bis funf Jahren ein Systematik BearbeitenAls Autor der ersten wissenschaftlichen Beschreibung des Haubenkapuzineraffen gilt der schwedische Naturforscher Carl von Linne der der Affenart 1758 in seinem Werk Systema Naturae die Bezeichnung Simia apella gab 3 Spater wurde er der Gattung Cebus zugeordnet die 1777 durch den deutschen Gelehrten Johann Christian Polycarp Erxleben eingefuhrt wurde 4 und seit 2012 gehort er zur Gattung Sapajus 5 die schon 1792 durch den Robert Kerr aufgestellt wurde 6 Sapajus apella ist die Typusart der Gattung Sapajus die ausser S apella gegenwartig sechs weitere teilweise schwierig voneinander abzugrenzende Arten umfasst Molekulargenetisch lassen sich eindeutig die im Sudosten Brasiliens vorkommenden Arten Schwarzer Kapuziner S nigritus Schopfkapuzineraffe S robustus und Gelbbrust Kapuziner S xanthosternos vom Haubenkapuzineraffen unterscheiden Die ubrigen bilden zusammen eine einzige weitverzweigte Klade die in den brasilianischen Waldsavannen und im Amazonasgebiet vorkommt 7 8 Innerhalb dieser Klade werden der Ruckenstreifen Kapuziner S libidinosus und der Azara Kapuzineraffe S cay noch als eigenstandige vom Haubenkapuzineraffen verschiedene Arten anerkannt wahrend der im westlichen Amazonasgebiet lebende Grosskopf Kapuzineraffe S macrocephalus heute als Synonym bzw als Morphe des Haubenkapuziners gilt 2 9 10 Neben der auf dem sudamerikanischen Festland lebenden Nominatform Sapajus apella apella wird eine Unterart anerkannt Sapajus apella margaritae die in den Bergen der venezolanischen Isla Margarita vorkommt 1 11 Synonyme sind Simia apella Cebus apella Cebus fatuellus tocantinus und Sapajus macrocephalus Gefahrdung BearbeitenHaubenkapuzineraffen werden wegen ihres Fleisches bejagt besonders intensiv in Regionen in denen die grosseren Klammeraffen und Wollaffen ausgerottet worden sind Aufgrund ihrer Anpassungsfahigkeit und ihres grossen Verbreitungsgebietes zahlen sie aber nicht zu den bedrohten Arten Sie kommen auch in zahlreichen Schutzgebieten vor in Kolumbien z B im La Paya Nationalpark in Guyana im Kaieteur National Park in Peru in den Nationalparks Manu und Tingo Maria in Ecuador im Nationalpark Yasuni in Brasilien im Nationalpark Tumucumaque und in Bolivien in den Nationalparks Amboro Carrasco Isiboro Secure Madidi und Noel Kempff Mercado 2 Besonderes Augenmerk verlangt die Unterart auf der Isla Margarita Sapajus apella margaritae Deren Gesamtbestand wird auf nur 200 Exemplare geschatzt die IUCN listet sie als vom Aussterben bedroht critically endangered 11 Literatur BearbeitenThomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Verlag Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43645 6 Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A taxonomic and geographic Reference Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2005 ISBN 0 8018 8221 4 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Anthony B Rylands Russell A Mittermeier Bruna M Bezerra Fernanda P Paim amp Helder L Queiroz Family Cebidae Squirrel Monkeys and Capuchins S 402 405 in Russell A Mittermeier Anthony B Rylands amp Don E Wilson Handbook of the Mammals of the World Volume 3 Primates Lynx Editions 2013 ISBN 978 84 96553 89 7 a b c Boubli J P Stevenson P R Palacios E de la Torre S Ravetta A L Messias M R Carvalho A S amp Mittermeier R A 2021 Sapajus apella amended version of 2020 assessment The IUCN Red List of Threatened Species 2021 e T172351505A192594550 doi 10 2305 IUCN UK 2021 1 RLTS T172351505A192594550 en Abgerufen am 9 August 2022 C Linnaeus 1758 Systema Naturae per regna tria naturae secundum classes ordines genera species cum characteribus differentiis synonymis locis Editio Decima Reformata Tomus I Holmiae Stockholm impensis direct Laurentii Salvii S 824 DOI 10 5962 bhl title 542 Johann C P Erxleben Systema regni animalis Johann Friedrich Weygand Leipzig 1777 J W Lynch Alfaro J S Silva und A B Rylands How Different Are Robust and Gracile Capuchin Monkeys An Argument for the Use of Sapajus and Cebus American Journal of Primatology 74 4 2012 S 273 286 doi 10 1002 ajp 22007 Robert Kerr 1792 The animal kingdom or zoological system of the celebrated Sir Charles Linnaeus Class I Mammalia A Strahan and T Cadell London W Creech Edinburgh S 1 400 Marcela G M Lima Jose de Sousa e Silva Junior David Cerny Janet C Buckner Alexandre Aleixo Jonathan Chang Jimmy Zheng Michael E Alfaro Amely Martins Anthony Di Fiore A phylogenomic perspective on the robust capuchin monkey Sapajus radiation first evidence for extensive population admixture across South America Molecular Phylogenetics and Evolution Marz 2018 doi 10 1016 j ympev 2018 02 023 Link Antonio Marcio Gomes Martins Junior Jeferson Carneiro Iracilda Sampaio Stephen F Ferrari u Horacio Schneider Phylogenetic relationships among Capuchin Cebidae Platyrrhini lineages An old event of sympatry explains the current distribution of Cebus and Sapajus Genet Mol Biol vol 41 no 3 Ribeirao Preto Juli Sept 2018 doi 10 1590 1678 4685 gmb 2017 0012 Primates of the Neotropics IUCN Specialist Group Sapajus apella Linnaeus 1758 in der ASM s Mammal Diversity Database a b Ceballos Mago N amp Lynch Alfaro J 2020 Sapajus apella ssp margaritae The IUCN Red List of Threatened Species 2020 e T4079A70611951 doi 10 2305 IUCN UK 2020 3 RLTS T4079A70611951 en Abgerufen am 23 Dezember 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haubenkapuzineraffe amp oldid 230522013