www.wikidata.de-de.nina.az
Der Ruckenstreifen Kapuziner Sapajus libidinosus Syn Cebus libidinosus ist eine Primatenart aus der Unterfamilie der Kapuzineraffen innerhalb der Neuweltaffen Er galt ehemals als Unterart des Gehaubten Kapuziners Ruckenstreifen KapuzinerRuckenstreifen Kapuziner Sapajus libidinosus SystematikTeilordnung Affen Anthropoidea ohne Rang Neuweltaffen Platyrrhini Familie Kapuzinerartige Cebidae Unterfamilie Kapuzineraffen Cebinae Gattung Gehaubte Kapuziner Sapajus Art Ruckenstreifen KapuzinerWissenschaftlicher NameSapajus libidinosus Spix 1823 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Werkzeuggebrauch 5 Gefahrdung 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenRuckenstreifen Kapuziner sind mittelgrosse Primaten mit schlanken Gliedmassen und einem langen Schwanz Das Gewicht weiblicher Tiere variiert von 1 8 bis 2 6 kg bei mannlichen schwankt es zwischen 3 4 und 4 4 kg 1 Das Fell ist vorwiegend gelblich braun gefarbt am Rucken erstreckt sich der namensgebende dunkle Streifen Ebenfalls dunkel sind die Arme Beine und der Schwanz gefarbt Die Oberseite des Kopfes ist dunkelbraun die Haare hier bilden zwei Schopfe Verbreitung und Lebensraum BearbeitenRuckenstreifen Kapuziner kommen im nordostlichen Brasilien zwischen Rio Araguaia und Rio Sao Francisco nicht jedoch in der Nordwestecke von Maranhao und der Nordostecke von Para Lebensraum sind die trockenen Laubwalder in der brasilianischen Caatinga und im Cerrado Die ursprunglich der Art zugerechneten Kapuzineraffen im Pantanal im Osten Paraguays sowie im sudostlichen Bolivien und dem aussersten Norden Argentiniens werden heute als eigenstandige Art gefuhrt Azara Kapuzineraffe Sapajus cay 2 Lebensweise Bearbeiten nbsp Ein Ruckenstreifen Kapuziner beim Aufschlagen einer Nuss mit einem Stein nbsp Fruchte von Attalea barreirensisDiese Primaten sind wie alle Kapuzineraffen tagaktive Baumbewohner die sich vorwiegend auf allen vieren fortbewegen Beim Transport von Gegenstanden richten sie sich aber auf den Hinterbeinen auf Untersuchungen im Nationalpark Serra da Capivara in Brasilien zeigten dass die Tiere auf diese Weise bis zu 35 m uber den Boden zurucklegen Bemerkenswerterweise fuhrten etwa ein Funftel aller beobachteten zweibeinigen Bewegungen in den Baumen vertikal aufwarts Die uberwundenen Distanzen betrugen dabei bis zu 11 m 3 Die Tiere leben in Gruppen von bis zu 20 Tieren die sich aus mehreren Mannchen und Weibchen zusammensetzen Sie etablieren eine Rangordnung ein dominantes Mannchen leitet die Gruppe daneben gibt es auch ein fuhrendes Weibchen dem alle anderen Mannchen untergeordnet sind Dominante Mannchen sind meist 0 2 bis 1 kg schwerer als untergeordnete Geschlechtsgenossen 1 Sie sind Allesfresser die in erster Linie Fruchte zu sich nehmen Daneben fressen sie andere Pflanzenteile aber auch Insekten und kleine Wirbeltiere Bei einer Untersuchung in einer Caatinga Region im Bundesstaat Piaui fand man das sich ihre Nahrung zu 47 aus Fruchten zu etwa 30 aus Insekten und zu jeweils 4 aus Bluten und Blattern zusammensetzte In der Trockenzeit machen Fruchte der Palmen Astrocaryum campeste Attalea barreirensis Attalea sp Orbignya sp und Syagrus einen bedeutenden Teil der Nahrung aus da sie rund um das Jahr zur Verfugung stehen Um die harten Palmenfruchte zu offnen benutzen die Ruckenstreifen Kapuziner Steine als Schlagwerkzeug Ausserdem fressen die Affen auf Maisfeldern und Zuckerrohrplantagen 2 Der Impuls und die Partnerwahl bei der Paarung geht vom Weibchen aus allerdings wahlen die meisten das Alpha Mannchen das demnach die meisten Jungtiere der Gruppe zeugt Der mannliche Nachwuchs wachst schneller und langer als der weibliche Mannchen erreichen mit 9 8 Weibchen mit 7 5 Jahren ihr vollstandige Grosse Bei den Mannchen gibt es aber eine grossere Variationsbreite im Korpergewicht da Alpha Tiere noch einmal an Gewicht zulegen dieses aber mit dem Verlust der Position wieder reduzieren 1 Werkzeuggebrauch BearbeitenRuckenstreifen Kapuziner verwenden Steine um Wurzeln z B von Maniok auszugraben um in das Innere der Fruchte der Kakteenart Pilosocereus piauhyensis zu gelangen um Ameisenbauten zu offnen 2 und um Palmnusse zu knacken Werkzeuggebrauch bei Tieren 4 5 6 Dabei positionieren die Tiere die Nusse in eine stabile Lage die zumeist die symmetrischere Seite etwa einer Palmenfrucht darstellt Vor dem Auflegen der Nuss auf den Untergrund klopfen sie mit dieser mehrfach auf Damit suchen sie wahrscheinlich eine ideale stabile Lage und orientieren sich mit dem Gehor Der Fokus auf akustische Signale begrundet sich eventuell darin dass die Tiere beim Schlagen bestandig und wachsam die Umgebung beobachten 7 Zweige verwenden die Affen um in Baumhohlen und Felsspalten Echsen Insekten Honig oder Wasser zu finden 2 Nach archaologischen Untersuchungen an Schlagplatzen im Nationalpark Serra da Capivara in Brasilien reicht das Verhalten Nusse und harte Samen mittels Schlagsteinen aufzubrechen in der Region rund 3000 Jahre zuruck umspannt also rund 450 Generationen der Ruckenstreifen Kapuziner Dabei liessen sich auch mehrfach Variationen beim Gebrauch der Schlagsteine erkennen So waren die Schlagsteine anfanglich klein wurden dann aber im Zeitraum von vor 2400 bis 300 Jahren vor heute deutlich grosser und danach wieder kleiner Dies wird mit einer Veranderung im Nahrungsspektrum von kleineren Samen und Nussen hin zu grosseren und wieder zu kleineren erklart Womit dieser Wechsel zusammenhangt ist unbekannt Es stellt aber einen der wenigen Belege fur aufeinanderfolgende und sich ablosende Schlag beziehungsweise Werkzeugtraditionen ausserhalb der menschlichen Entwicklungslinie dar 8 Durch engagiertes Schlagen von Steinen aufeinander erzeugen die Ruckenstreifen Kapuzineraffen auch scharfkantige Steinscherben die genauso aussehen wie die ersten menschlichen Werkzeuge Diese Fahigkeit wurde bisher nur dem Menschen und Menschenaffen zugeschrieben Die Kapuzineraffen scheinen die scharfen Steinstucke nicht mit der Absicht herzustellen diese als Werkzeug etwa zum Schneiden zu benutzen Sie scheinen vielmehr die Absicht zu haben Spurenelemente aufzunehmen da sie wiederholt dabei beobachtet wurden das sie an den zerbrochenen Steinen leckten 9 10 Gefahrdung BearbeitenRuckenstreifen Kapuziner leiden in Teilen ihres Verbreitungsgebietes an der Bejagung wegen ihres Fleisches und an der Zerstorung ihres Lebensraumes Die IUCN die die Art auf zwei Arten Sapajus libidinosus und Sapajus cay aufteilt sieht die Bestande zwar im Ruckgang begriffen aber noch nicht im besorgniserregenden Ausmass Sie listet die beiden Arten daher als nicht gefahrdet least concern Diese Aufteilung auf zwei Arten wird von anderen Quellen 11 aber nicht mitgetragen Literatur BearbeitenThomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Verlag Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43645 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Dorothy M Fragaszy Patricia Izar Qing Liu Yonat Eshschar Leigh Anna Young und Elisabetta Visalberghi Body Mass in Wild Bearded Capuchins Sapajus libidinosus Ontogeny and Sexual Dimorphism American Journal of Primatology 78 2016 S 473 484 a b c d Anthony B Rylands Russell A Mittermeier Bruna M Bezerra Fernanda P Paim und Helder L Queiroz Family Cebidae Squirrel Monkeys and Capuchins Seite 400 in Russell A Mittermeier Anthony B Rylands und Don E Wilson Handbook of the Mammals of the World Volume 3 Primates Lynx Edicions Barcelona 2013 ISBN 978 8496553897 Tiago Falotico Agumi Inaba William C McGrew und Eduardo B Ottoni Vertical bipedal locomotion in wild bearded capuchin monkeys Sapajus libidinosus Primates 57 4 2016 S 533 540 doi 10 1007 s10329 016 0542 2 A C de A Moura und P C Lee Capuchin Stone Tool Use in Caatinga Dry Forest Science 306 5703 2004 S 1909 doi 10 1126 science 1102558 Michael Haslam Lydia V Luncz Richard A Staff Fiona Bradshaw Eduardo B Ottoni und Tiago Falotico Pre Columbian monkey tools Current Biology 26 13 2016 S R521 R522 doi 10 1016 j cub 2016 05 046 Brazilian Capuchins Have Used Stone Tools for at least 600 Years Meldung bei sci news com mit Video Dorothy M Fragaszy Qing Liu Barth W Wright Angellica Allen Callie Welch Brown und Elisabetta Visalberghi Wild Bearded Capuchin Monkeys Sapajus libidinosus Strategically Place Nuts in a Stable Position during Nut Cracking PLoS ONE 8 2 2013 S e56182 doi 10 1371 journal pone 0056182 Tiago Falotico Tomos Proffitt Eduardo B Ottoni Richard A Staff und Michael Haslam Three thousand years of wild capuchin stone tool use Nature Ecology amp Evolution 2019 doi 10 1038 s41559 019 0904 4 Kapuzineraffen erzeugen Steinwerkzeuge orf at 19 Oktober 2016 abgerufen am 20 Oktober 2016 Tomos Proffitt Lydia V Luncz Tiago Falotico Eduardo B Ottoni Ignacio de la Torre und Michael Haslam Wild monkeys flake stone tools Nature 539 2016 S 85 88 doi 10 1038 nature20112 D E Wilson und D M Reeder Mammal Species of the World Johns Hopkins University Press 2005 ISBN 0801882214Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ruckenstreifen Kapuziner Cebus libidinosus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sapajus libidinosus Spix 1823 bei ITIS Sapajus libidinosus und Sapajus cay bei der IUCN Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruckenstreifen Kapuziner amp oldid 232936396