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Georg August Schweinfurth 17 Dezemberjul 29 Dezember 1836greg in Riga Gouvernement Livland Russisches Kaiserreich 19 September 1925 in Berlin war ein russisch baltendeutscher Afrikaforscher Sein offizielles botanisches Autorenkurzel lautet Schweinf Georg Schweinfurth 1868 Georg SchweinfurthEhrengrab von Georg Schweinfurth im Botanischen Garten Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kritische Rezeption 3 Taxonomische Ehrung 4 Schriften und Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSeine Vorfahren kamen aus Wiesloch er selbst wurde in Riga geboren und wuchs streng pietistisch auf Schweinfurth studierte von 1856 bis 1862 in Heidelberg Munchen und Berlin u a Botanik und Palaontologie Durch die Bestimmung von Pflanzen die bei der 1859 60 durchgefuhrten Expedition an den oberen Nil von Robert Hartmann gesammelt worden waren machte er sich in Fachkreisen bereits als junger Mann einen Namen 1 Er bereiste 1863 bis 1866 Agypten und den Sudsudan sowie die Gebiete der Azande und Mangbetu im Kongo als Begleiter arabisch nubischer Elfenbeinhandler Abgrenzung des Nilgebiets im Sudwesten Bei einem Schiffbruch auf dem Kongo bei Kisangani busste er ein Auge ein 1867 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt 2 Seit 1882 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Am 15 August 1868 trat Schweinfurth in Suez seine dritte Afrika Reise an 3 Im Auftrag der Humboldt Stiftung in Berlin reiste er 1869 von Khartum aus nilaufwarts nach Faschoda und nach dem Gebiet der Dschur Mit Sklavenjagern immer weiter vordringend durchzog er die Lander der Bongo Schilluk Nuer und der Dinka unternahm eine Reise zu den seiner Ansicht nach kannibalischen Niam Niam besuchte das Land der Mittu und Madi und entdeckte 1870 im Lande der bis dahin noch unbekannten ebenfalls anthropophagen Monbutto Mangbetu den Uellefluss Uelle Makua Ubangi Ebenso gewann er sichere Kunde von dem Zwergvolk der Akka aus deren Kreis er einen Mann mit Namen Adimukuh der sich selbst als Akka bezeichnete zur spateren Erziehung mitnahm welcher jedoch im Spatsommer 1871 in Berber an Dysenterie starb 3 Nach Uberwindung der grossten Schwierigkeiten traf er im Juli 1871 wieder wohlbehalten in Khartum ein von wo aus er am 4 Oktober 1871 den Ausgangshafen Suez erreichte 1873 1874 bereiste Schweinfurth die Libysche Wuste und den Libanon Die von ihm erlangten Resultate in Ethnographie Botanik und Geographie reihen sich daher dem Bedeutendsten an was je auf afrikanischem Boden erreicht worden ist so Friedrich Embacher 1882 uber das Werk Im Herzen von Afrika In der Tat hatte sein Werk grossen Einfluss Aufgrund seiner profunden ethnographischen Kenntnisse uber Nordafrika wurde er zur Mitarbeit an mehreren Auflagen des Baedeker Bands Agypten und der Sudan gewonnen 1875 grundete er in Kairo die Geographische Gesellschaft und fand in Alexandria Unterstutzung bei Johannes Schiess 4 1889 zog Schweinfurth nach Berlin um dort seine botanischen Sammlungen dauerhaft einzurichten die er in den Folgejahren durch neue Forschungsreisen immer wieder bereicherte Schweinfurth blieb Junggeselle Er publizierte und stellte Sammlungen zusammen die noch heute wissenschaftlich genutzt werden Sein Hauptwerk war Im Herzen von Afrika Ab 1872 war er Mitglied ab 1906 Ehrenmitglied der Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte Er war Ehrenmitglied des Thuringisch Sachsischen Vereins fur Erdkunde 5 Daruber hinaus war er kolonialpolitisch tatig und 1887 Mitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft 6 Dabei nahm er Einfluss auf den Erwerb und die Organisation deutscher Kolonien und forderte in Vortragen wie etwa 1887 unmittelbar zur Eroberung auf 7 Zwischen Oktober und Dezember 1913 sass Schweinfurth dem Bildhauer Fritz Schaper Modell Die dabei entstandene Gipsbuste Schweinfurths befand sich im Nachlass Schapers und ist heute im Bestand der Alten Nationalgalerie Berlin Eine erste Marmorausfuhrung entstand 1914 gestiftet von Georg Minden und seiner Frau Franka fur die Raume der Gesellschaft fur Erdkunde in Berlin Eine zweite entstand im Auftrag des preussischen Kultusministeriums fur den Botanischen Garten in Berlin Dahlem 8 9 Schweinfurth wurde im Botanischen Garten in Berlin beigesetzt Sein Grab wurde spater zu einem Ehrengrab der Stadt Berlin erklart diesen Status behielt es bis zum Jahr 2009 10 Mehrere Strassen in deutschen Stadten sind nach ihm benannt Kritische Rezeption BearbeitenBereits 1885 wurde Schweinfurth vorgeworfen er nutze seine Reisebeschreibungen vor allem die ausgiebigen Beschreibungen des Kannibalismus um philanthropischen Haltungen und Zweifelsucht den Boden zu entziehen 11 Paola Ivanov hielt ihn sogar fur die Hauptursache dass lange der Kannibalismus der Azande geradezu selbstverstandlich fur eine Tatsache gehalten wurde 12 Deren Bezeichnung als Numniam ubernahm Schweinfurth von den Dinka die in ihnen anscheinend Kannibalen sahen oder sie als solche verunglimpfen wollten 13 Susan Arndt Heiko Thierl und Ralf Walther gingen 2001 so weit zu sagen dass sich Kannibalismus in keinem einzigen Fall in Afrika nachweisen liess 14 Schweinfurth selbst verstand es obwohl er die Zweifel und die Ubertreibungen der Zeitgenossen hier der Nubier und vor allem der angeblichen Kannibalen selbst nennt diese mit einer Art uberlegenem westlichen Kolonialwissen beiseite zu wischen Die Nubier wollen sogar wissen dass hie und da Trager die unterwegs gestorben und verscharrt waren aus ihren Grabern geholt worden sind Einige der Niamniam wiederum beteuerten dass bei ihnen zu Hause das Menschenfressen in so hohem Grad verabscheut werde dass jeder sich weigere mit einem Kannibalen aus einer Schussel zu essen Und er setzt fort Von allen bekannten Volkern Afrikas deren Kannibalismus feststeht scheinen die Fan an der aquatorialen Westkuste in mehr als einer Hinsicht den Niamniam stammverwandt zu sein 15 Taxonomische Ehrung BearbeitenIhm zu Ehren wurde die Pflanzengattung Schweinfurthia A Braun der Pflanzenfamilie der Wegerichgewachse Plantaginaceae und Schweinfurthafra Kuntze aus der Familie der Malvengewachse Malvaceae benannt 16 Als einer der ersten beschrieb Schweinfurth regionale Unterschiede zwischen den Schimpansen im Westen und im Osten des afrikanischen Kontinents Darum tragt der Ostafrikanische Schimpanse oder Langhaarschimpanse Pan troglodytes schweinfurthii eine Unterart des Gemeinen Schimpansen seinen Namen Schriften und Werke BearbeitenBeitrag zur Flora Aethiopiens Georg Reimer Berlin 1867 online bei Bayerische Staatsbibliothek digital Reliquiae Kotschyanae Georg Reimer Berlin 1868 online bei Bayerische Staatsbibliothek digital Linguistische Ergebnisse einer Reise nach Centralafrika Wiegandt amp Hempel Berlin 1873 Im Herzen von Afrika F A Brockhaus Leipzig 1874 Teil 1 bei archive org Teil 2 online bei archive org Artes Africanae Illustrations and descriptions of productions of the industrial arts of Central African tribes Brockhaus u a Leipzig 1875 Digitalisat Discours prononce au Caire a la seance d inauguration le 2 juin 1875 Soc Khediviale de Geographie Alexandria 1875 Abyssinische Pflanzennamen in Abhandlungen der koniglichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin S 1 84 1893 Vegetationstypen aus der Kolonie Eritrea Vegetationsbilder 2 Reihe Heft 8 1905 online bei archive org Arabische Pflanzennamen aus Aegypten Algerien und Jemen Dietrich Reimer Ernst Vohsen Berlin 1912 online bei Biodiversity Heritage Library Auf unbetretenen Wegen in Aegypten Hoffmann und Campe Hamburg 1922 Afrikanisches Skizzenbuch Deutsche Buch Gemeinschaft Berlin 1925Literatur BearbeitenGeorg Schweinfurth Im Herzen von Afrika 1868 1871 Erdmann Stuttgart 1984 ISBN 3 522 60450 4 Manfred Kurz Der Afrikaforscher Georg August Schweinfurth 1836 1925 Zum Gedenken an seinen 150 Geburtstag In Kraichgau Bd 10 1987 S 125 131 Christoph Marx Der Afrikareisende Georg Schweinfurth und der Kannibalismus Uberlegungen zur Bewaltigung der Begegnung mit fremden Kulturen In Wiener Ethnologische Blatter Bd 34 1989 S 69 97 Ursula von den Driesch Schweinfurth Georg August In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 50 f Digitalisat Renate Germer Georg Schweinfurth und das Reich der Pharaonen In Badische Heimat Jg 97 2017 Heft 3 S 382 389 Digitalisat Steffen Seischab Georg Schweinfurth Entdeckungsreisender Wissenschaftler Schriftsteller Pro Heraldica Deutsche Forschungsgesellschaft fur Heraldik und Genealogie mbH Stuttgart 2022 ISBN 978 3 924131 47 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georg Schweinfurth Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Georg Schweinfurth Quellen und Volltexte Literatur von und uber Georg Schweinfurth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Georg Schweinfurth in der Deutschen Digitalen Bibliothek Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Georg Schweinfurth In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digital Zeitungsartikel uber Georg Schweinfurth in den Historischen Pressearchiven der 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Wartung nfp Kaiserlich Deutsches Generalkonsulat Agypten Bericht uber Dr Schweinfurth In Wissenschaftliche Reisen zur Erforschung des Inneren von Asien und Afrika in GStA PK I HA Rep 76 V c Sekt 1 Tit XI Teil V A Nr 5 Bd 3 Kairo 15 Marz 1886 Verzeichnis der Mitglieder des Thuringisch Sachsischen Vereins fur Erdkunde am 31 Marz 1885 Memento vom 1 Dezember 2017 im Internet Archive Michael Schubert Der schwarze Fremde das Bild des Schwarzafrikaners in der parlamentarischen und publizistischen Kolonialdiskussion in Deutschland von den 1870er bis in die 1930er Jahre Steiner Stuttgart 2001 S 96 Anm 111 Matthias Fiedler Zwischen Abenteuer Wissenschaft und Kolonialismus der deutsche Afrikadiskurs im 18 und 19 Jahrhundert Bohlau Koln 2005 S 100 Bernhard Maaz Georg Schweinfurth Recherche Staatliche Museen zu Berlin Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz abgerufen am 3 Februar 2023 Eine Buste des Forschers Georg Schweinfurth In Vossische Zeitung Berlin 8 Juli 1914 S 4 Schweinfurth im Ehrungsverzeichnis des Luisenstadtischen Bildungsvereins Wilhelm Schneider Die Naturvolker Missverstandnisse Missdeutungen und Misshandlungen Paderborn 1885 S 170 Paola Ivanov Vorkoloniale Geschichte und Expansion der Avungara Azande R Koppe 2000 S 78 Wolfgang Cremer Pfeifen Hanf und Tabak in Schwarzafrika Eine historische Darstellung 2004 S 180 Susan Arndt Heiko Thierl Ralf Walther AfrikaBilder Studien zu Rassismus in Deutschland Unrast 2001 S 369 Georg Schweinfurth Im Herzen von Afrika Kapitel 12 Das Volk der Niamniam der Vielfresser Lotte Burkhardt Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen Erweiterte Edition Teil I und II Botanic Garden and Botanical Museum Berlin Freie Universitat Berlin Berlin 2018 ISBN 978 3 946292 26 5 doi 10 3372 epolist2018 Normdaten Person GND 118760041 lobid OGND AKS LCCN n81092030 VIAF 27187771 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schweinfurth GeorgALTERNATIVNAMEN Schweinfurth Georg August vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher AfrikaforscherGEBURTSDATUM 29 Dezember 1836GEBURTSORT Riga Gouvernement Livland Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 19 September 1925STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Schweinfurth amp oldid 236521578