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Als Leuchtorgane oder Photophore werden in der Biologie alle Organe bezeichnet die in der Lage sind Licht zu erzeugen Der Ausdruck Photophor altgriechisch fῶs phos Licht und foreys phoreus Trager bedeutet wortlich Trager des Lichts und wird daher auch auf zellulare also nicht in Organen oder Geweben organisierte Lichtquellen angewendet Leuchtorgane kommen bei einer grossen Anzahl von Lebewesen besonders bei marinen 1 vor die funktionell als Leuchtorganismen zusammengefasst werden konnen Ihnen allen ist gemein dass sie einen Teil der ihnen zur Verfugung stehenden Energie in Form von Licht freisetzen was als Biolumineszenz bezeichnet wird Das Licht wird entweder in speziell dafur vorgesehenen Organen selbst produziert oder entsteht mit Hilfe symbiotischer Leuchtbakterien die ebenfalls auf bestimmte Organe konzentriert sein konnen hauptsachlich bei Fischen 2 und einigen Kopffussern Leuchtorgane des Tiefseefisches Photostomias guernei Inhaltsverzeichnis 1 Biolumineszenz 2 Abgrenzung 3 Tiergruppen 3 1 Ringelwurmer 3 2 Krebstiere 3 3 Insekten 3 4 Kopffusser 3 5 Fische 4 Funktionen 4 1 Meeresleuchten 4 2 Insektenkommunikation 5 Einzelbelege 6 LiteraturBiolumineszenz Bearbeiten Hauptartikel Biolumineszenz Das Phanomen der Biolumineszenz zeigen verschiedene Organismen zu denen sowohl einzellige wie mehrzellige gehoren Das Vermogen Licht auszusenden wurde in Lebewesen mehrfach unabhangig voneinander entwickelt die jeweiligen biolumineszenten Systeme innerhalb der Zellen sind molekular verschieden die entsprechenden Gene nicht miteinander homolog 3 Doch liegt allen ein ahnliches biochemisches Grundprinzip zugrunde 3 4 Es beruht darauf durch chemische Einwirkung ein Molekul eines Luciferins in einen instabilen angeregten Zustand zu versetzen der unter Lichtabgabe in einen anderen stabilen Zustand ubergeht Fur die Einwirkung ist die Bindung des jeweiligen Luciferins an ein besonderes Protein entscheidend dies kann eine enzymatisch wirkende Luciferase sein oder das Photoprotein Aequorin Das durch die biolumineszente Reaktion veranderte Luciferinmolekul muss anschliessend wieder gegen ein neues ausgetauscht werden Der Reaktionszyklus ist mit einer Oxidation verbunden und fuhrt zur Decarboxylierung des Luciferins das unter Einsatz chemischer Energie wieder regeneriert wird Abhangig von der spezifischen Molekulstruktur des umgesetzten Luciferins wie des beteiligten Proteins sowie weiterer teils noch unbekannter Faktoren ist die Wellenlange des emittierten Lichts unterschiedlich von verschiedener Farbe 4 Abgrenzung BearbeitenBiolumineszenz hat sich in mehreren Reichen parallel entwickelt Bakterien Leuchtbakterien Protozoen Dinoflagellaten wie Noctiluca miliaris Pilze 5 Pflanzen einzellige Algen 3 TiereLeuchtbakterien Dinoflagellaten Protozoen und einzellige Pflanzen bestehen aus einer einzigen Zelle sie besitzen daher keine Organe Bei Pilzen sind Leuchteffekte nicht in einzelnen Korperpartien oder Organen lokalisiert die Bezeichnung Leuchtorgan ist hier also ebenfalls nicht anwendbar Stattdessen wird bei derartiger Lumineszenz in subzellularen Zellstrukturen meist von Photosomen und Szintillons gesprochen Nur bei Tieren wird daher von Leuchtorganen gesprochen Tiergruppen BearbeitenMindestens 30 Parallelevolutionen von Leuchtorganen konnen in verschiedenen Tierstammen unterschieden werden 4 Dazu gehoren jeweils einige Organismen der Nesseltiere Leuchtqualle Pelagia noctiluca Ringelwurmer Annelida Krebstiere Insekten Weichtiere Kopffusser Knorpelfische z B Kleiner Schwarzer Dornhai Etmopterus spinax KnochenfischeDie Erfassung aller Tiere mit Leuchtorganen ist noch unvollstandig 6 Ringelwurmer Bearbeiten Viele marine Ringelwurmer besitzen Leuchtorgane 7 Unter den Wenigborstern Oligochaeta gehort dazu Pontodrilus 7 Unter den Vielborstern Polychaeta einige Rohrenwurmer der Cirratulidae Terebellidae und Chaetopterus wie Chaetopterus variopedatus die leuchtenden Schleim wahrscheinlich zur Verteidigung produzieren 7 Chaetopterus kann ihn regelrecht ausschleudern 7 Auch Gastrolepidia wie der Seewalzen Schuppenwurm Gastrolepidia clavigera und Sylliden wie Odontosyllis konnen leuchtende Substanz intermittierend ausstossen 7 Bei Odontosyllis phosphorea dient dies auch der Partnerkommunikation 7 Krebstiere Bearbeiten nbsp Leuchtkrebs Meganyctiphanes norvegica Krill Unter den Krebstieren besitzen einige Ostrakoden Ruderfusskrebse Copepoda Flohkrebse Amphipoda Krill Euphausiacea Schwebegarnelen Mysida und Zehnfusskrebse Decapoda Leuchtorgane 7 Viele Muschelkrebse der Gattung Vargula z B Vargula hilgendorfii konnen Leuchtwolken zur Verteidigung abgeben 7 Bei Vargula besteht auch ein Sexualdimorphismus Oft gibt nur ein Mannchen bei Dammerung kurze Lichtimpulse ab umschwommen von nichtleuchtenden Mannchen 7 Bei Vargula graminicola konnen alle Mannchen synchron sehr kurze Lichtblitze 280 ms aussenden 7 Insekten Bearbeiten nbsp Leuchtorgan beim Weibchen des Grossen LeuchtkafersUnter den Insekten tragen einige Kafer Coleoptera u a Leuchtkafer oder Gluhwurmchen Lampyridae und Leuchtschnellkafer der Gattungen Cucujo und Pyrophorus Leuchtorgane Auch einige Zweiflugler Diptera sind biolumineszent so einige Arten der Langhornmucken Keroplatidae z B der neuseelandische Glowworm Arachnocampa luminosa Die Leuchtkafer z B Phrixotrix hirtus gehoren zu den am besten untersuchten Tieren mit Leuchtorgan 4 Bei ihnen beruht die biochemische Reaktion auf der Oxidation von Luciferin durch das Enzym Luciferase EC 1 13 12 5 welches evolutionar aus einer Coenzym A Synthase hervorgegangen ist 4 einer AMP CoA Ligase 8 Die biolumineszenten Phanomene von Leuchtkafer sind nicht einheitlich unter verschiedenen Kaferarten und manchmal auch innerhalb derselben Art konnen unterschiedliche Leuchtfarben produziert werden 4 Die Spitzkopfzikaden Fulgoromorpha dagegen auch Laternentragerartige genannt aus der Ordnung der Schnabelkerfe Hemiptera haben zwar oft einen auffalligen Kopffortsatz und erhielten ihren Namen nach dem Laternentrager Fulgora laternaria sie tragen jedoch ebenso wenig Leuchtorgane wie dieser dem es im 17 Jahrhundert irrtumlich zugeschrieben wurde 9 Kopffusser Bearbeiten Vampirtintenfisch Vampyroteuthis infernalis die Wunderlampen Lycoteuthis und andere Kalmare Theutida besonders der Tiefsee besitzen Leuchtorgane ebenso die Weibchen der Kraken aus der Familie Bolitaenidae Fische Bearbeiten Mitglieder von mindestens 21 marinen Fischfamilien aus 7 Ordnungen beherbergen symbiotische Leuchtbakterien in Leuchtorganen 10 Diese sind in anatomisch unterschiedlichen Organen untergebracht was auf analoge Entwicklungen hinweist 10 Typischerweise beherbergen Mitglieder einer Fischfamilie nur dieselbe Leuchtbakterienart 10 Vier symbiotische Leuchtbakterien aus Leuchtorganen von Fischen wurden isoliert 10 Aliivibrio fischeri Syn Vibrio Photobacterium kishanii Photobacterium leiognathi Photobacterium mandapamensisViele Fische weisen eine starke Pigmentierung durch Melanin Einlagerungen im Peritonalbereich und ihrem Magen auf 11 Die Funktion dieser Pigmentierung dient wahrscheinlich zur Unterdruckung verraterischer Lumineszenz ihrer Nahrung oder ihrer endosymbiotischen Darmbakterien 11 Funktionen BearbeitenDas Leuchten ist als Lebensausserung wie Laute und Farbung sowie im Rahmen von Verhalten zu betrachten Meeresleuchten Bearbeiten Bei Meerestieren helfen Leuchtorgane bei der Erfullung lebenswichtiger Funktionen zur innerartlichen Kommunikation 10 7 bei der Reproduktion 1 zum Anlocken von Beute 10 und zur Verteidigung 1 Eine weitere Funktion zur Tarnung besteht darin den eigenen Schatten von unten unsichtbar zu machen 12 Da Lichtverteilung und intensitat fur diesen Tarnzweck ausserst kritisch sind besitzen manche Tiere der mittleren Tiefe wie Haie aus der Unterfamilie der Laternenhaie Etmopterinae z B der Kleine Schwarze Dornhai Etmopterus spinax hormonell kontrollierte pigmentierte und formveranderliche Chromatophoren um ihre fein verteilten Lichtquellen abzudecken und so konstant an die Lichtverhaltnisse optimal anzupassen 12 Dies ist eine Form der gestaltauflosenden Tarnung Somatolyse nicht der Mimese welche unbelebte Formen imitiert Ein besonders schones Naturschauspiel ist das Meeresleuchten durch verschiedene Leuchtorganismen des Meeres die damit grosse Schwarme organisieren konnen Dabei kann es sich um Biolumineszenz aus Photosomen von Einzellern Dinoflagellaten wie Noctiluca oder aus Leuchtorganen von Leuchtquallen oder Leuchtkrebsen Krill handeln Insektenkommunikation Bearbeiten Bei Leuchtkafern wurde der Kommunikationseffekt durch Leuchten untersucht 13 14 Einzelbelege Bearbeiten a b c Steven H D Haddock Mark A Moline James F Case Bioluminescence in the sea In Marine Science Band 2 2010 doi 10 1146 annurev marine 120308 081028 enthalt eine Kladogramm der Biolumineszenz J A C Nicol The luminescence of fishes In Symp Zool Soc Lond Band 19 1967 a b c Therese Wilson J Woodland Hastings Bioluminescence In Annual Review of Cell and Developmental Biology Band 14 Nr 1 1998 S 197 230 doi 10 1146 annurev cellbio 14 1 197 a b c d e f Keith V Wood The chemical mechanism and evolutionary development of beetle bioluminescence In Photochemistry and Photobiology Band 62 Nr 4 1995 S 662 673 doi 10 1111 j 1751 1097 1995 tb08714 x D E Desjardin A G Oliveira C V Stevani Fungi bioluminescence revisited In Photochem Photobiol Sci Band 7 Nr 2 2008 S 170 182 doi 10 1039 b713328f PMID 18264584 Peter J Herring Systematic distribution of bioluminescence in living organisms In Journal of bioluminescence and chemiluminescence Band 1 Nr 3 1987 S 147 163 doi 10 1002 bio 1170010303 a b c d e f g h i j k Peter J Herring Bioluminescent communication in the sea In Peter J Herring Hrsgb Light and Life in the Sea Cambridge University Press Cambridge 1990 S 245 264 V R Viviani R A Prado D R Neves D Kato J A Barbosa A route from darkness to light emergence and evolution of luciferase activity in AMP CoA ligases inferred from a mealworm luciferase like enzyme In Biochemistry Band 52 Nr 23 2013 S 3963 3973 doi 10 1021 bi400141u B W Ridout Structure form and function of the lantern fly head process Unpublished thesis 1983 Birbeck college Zitiert In Geert Goemans The fulgoridae Hemiptera Fulgoromorpha of Guatemala In Biodiversidad de Guatemala Band 1 2006 S 337 344 a b c d e f Paul V Dunlap u a Inception of formation and early morphogenesis of the bacterial light organ of the sea urchin cardinalfish Siphamia versicolor In Marine Biology Band 156 Nr 10 2009 S 2011 2020 a b Peter J Herring Marine ecology and natural products In Pure Appl Chem Band 51 Nr 9 1979 S 1901 1911 a b Julien M Claes Jerome Mallefet The lantern shark s light switch turning shallow water crypsis into midwater camouflage In Biology Letters Band 6 Nr 5 2010 S 685 687 James E Lloyd Bioluminescent communication in insects In Annual Review of Entomology Band 16 Nr 1 1971 S 97 122 doi 10 1146 annurev en 16 010171 000525 James E Lloyd Bioluminescence and communication in insects In Annual Review of Entomology Band 28 1983 S 131 160 doi 10 1146 annurev en 28 010183 001023 Literatur BearbeitenE N Harvey Bioluminescence evolution and comparative biochemistry In Federation Proceedings Band 12 Nr 2 1953 S 597 606 PMID 13060362 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leuchtorgan amp oldid 232219947