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Carapax Plural Carapaces von altgriechisch xara3 charax Befestigungsanlage Palisade und pagios pagios fest ist eine Bezeichnung fur eine bei verschiedenen Tiergruppen Taxa unabhangig voneinander entstandene harte Bedeckung der Korperoberseite Bei Schildkroten heisst der Carapax gemeinsprachlich Ruckenschild oder Ruckenpanzer bei Krustentieren Krebstieren in der Kuche ist er ein Teil der Schale Inhaltsverzeichnis 1 Krebstiere 2 Schildkroten 2 1 Aufbau und Form 2 1 1 Ausbildungen des Ruckenschildes 2 1 2 Knochenplatten 2 1 3 Hornschilde Scuta 2 2 Funktion und Bedeutung 3 Spinnentiere 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKrebstiere Bearbeiten nbsp Lage des Carapax rot bei Krebstieren am Beispiel einer Atlantischen Weissen Garnele Penaeus setiferus Viele Krebstiere Crustacea besitzen eine Hautfalte die vom Kopfhinterrand Segment der 2 Maxille ausgeht diese kann auch primar z B Cephalocarida oder sekundar z B Asseln und Flohkrebse fehlen gehort also nicht zum Grundbauplan der Krebstiere Vielfach ist die chitinose Kopffalte durch eingelagerten Kalk panzerartig versteift vor allem bei vielen Zehnfusskrebsen Bedeckt diese Struktur als Ruckenschild einige oder ggf alle Rumpfsegmente wird sie Carapax genannt Der Carapax schliesst also an den Kopf an setzt sich uber dessen Hinterrand hinaus fort und erstreckt sich mehr oder weniger weit uber den Rumpf des Krebses Je nach Ausbildung kann er auch den Kopf selbst umhullen z B bei den Muschelkrebsen und mehr oder weniger weit auch seitlich herabgezogen sein Der Carapax ist eine Hautduplikatur des cuticularen Aussenskeletts d h er ist doppellagig und innen von Gewebe erfullt mindestens eine doppellagige Epidermisschicht mit ihren Versorgungseinrichtungen Der darunterliegende Rumpf besitzt zusatzlich noch seine eigene Kutikula Bei den Zehnfusskrebsen Decapoda beispielsweise Krabben Garnelen und Hummerartigen wird der Ruckenteil des Carapax als Notum bezeichnet die seitlichen Teile heissen Pleuren gleichnamig aber nicht homolog zu den so bezeichneten Seitenplatten der Insekten Der Carapax ist grundsatzlich ohne Bezug zu den Strukturen der ursprunglichen Korpersegmentierung die er uberdeckt Der Grad der Rumpfuberdeckung ist bei den verschiedenen Krebsgruppen unterschiedlich ausgepragt Bei den Ostrakoden und Krallenschwanzen Wasserflohe inklusive der Muschelschaler geht die Entwicklung am weitesten hier hullt der Carapax den gesamten Korper ein Diese Extremform besteht aus zwei Schalen eine an jeder Korperseite er ist also zweiklappig wie eine Muschelschale weil entlang der Mittellinie auf dem Rucken dorsal eine vollstandige Spaltung der Schalen erfolgt ist Bei den Krallenschwanzen gehen die Schalen ineinander uber darum wird diese Ausgestaltung als zweilappig bezeichnet Bei den sog hoheren Krebsen ist er mit einer unterschiedlichen Zahl von Segmentoberseiten Tergiten verschmolzen und bildet mit diesen eine starre Einheit Es existieren auch Krebsgruppen bei denen der Carapax an keiner Stelle mit den uberdeckten Segmenten verwachsen ist so beispielsweise bei dem Urzeitkrebs Triops Der Panzer ist hier mit dem Korper nur am Kopfhinterrand verbunden und liegt dem Rumpf lose auf Der Carapax kann sich nach vorne zu einem unpaaren mittig median gelegenen Vorsprung oder Fortsatz dem Rostrum verlangern Schildkroten Bearbeiten nbsp Ruckenpanzer einer Vierzehenschildkrote Testudo horsfieldii die Anwachsstreifen der Schilde sind zu erkennen nbsp Schema des Ruckenpanzers mit Hornschicht links und unterlagernder Knochenschicht rechts Das auffalligste der vielen Sondermerkmale der Schildkroten Testudinata ist der knocherne Panzer Viele Schildkroten konnen sich bei Bedarf Schutz vor Feinden oder ungunstiger Witterung vollstandig darin verbergen Fossilien von Schildkroten aus der Trias zeigen Tiere mit unvollstandiger Panzerung in einem Fall einen den Rippen nur lose aufliegenden Hautpanzer im anderen einen Bauchpanzer ohne Ruckenpanzer wobei aber die charakteristische Umbildung der Rippen derjenigen der heutigen Schildkroten entspricht 1 2 vgl dazu Ursprung des Schildkrotenpanzers Die Urschildkroten der Gattungen Proterochersis und der nur wenig jungeren Proganochelys aus dem mehr als 210 Millionen Jahre alten obertriassischen Stubensandstein Sudwestdeutschlands haben einen modernen Panzer der dem heute lebender rezenter Vertreter sehr ahnlich ist Aufbau und Form Bearbeiten Der Panzer einer Schildkrote besteht aus dem mehr oder weniger stark gewolbten dorsalen Carapax Ruckenpanzer und dem flachen ventralen Plastron Bauchpanzer die an den Seiten uber eine Knochenbrucke verbunden sind Grosse Offnungen am Vorder und Hinterende lassen den Kopf und die Vorderbeine beziehungsweise den Schwanz und die Hintergliedmassen hervortreten Rucken und Bauchpanzer zeigen den gleichen Grundaufbau Zuunterst liegt eine Lage aus fest miteinander verbundenen Platten aus Hautknochen Dermalknochen Osteodermen Diese massiven Knochen bilden einen starren Verband und geben dem Panzer seine Form und Stabilitat Daruber spannt sich eine Hautschicht die ausser bei den Weichschildkroten mit dunnen Schilden Schuppen aus Hornsubstanz Keratin bedeckt ist Diese werden aufgrund ihrer Form Scuta lat Einzahl Scutum genannt nach dem rechteckigen gewolbten Holzschild der romischen Legionare Der Carapax ist bei ausgewachsenen Exemplaren vollstandig verknochert und vor allem mit dem Schultergurtel und den ungewohnlich hoch angeordneten verbreiterten Rippen sowie mit Teilen des Beckengurtels und den Dornfortsatzen der Wirbelsaule fest verwachsen Die daruber liegenden Hornschilde sind etwas grosser als die Knochenelemente und leicht versetzt angeordnet die dadurch erreichte Uberdeckung der Zwischenraume steigert die Stabilitat des Panzers Die im Wasser lebenden Weichschildkroten haben keine Hornschilde sondern eine flexible ledrige Haut uber einem flachen runden Ruckenschild da sie die ursprunglich vorhandenen Schilde im Laufe ihrer Stammesgeschichte wieder verloren haben Die marginalen Knochen fehlen zumeist ebenfalls Eine Sonderentwicklung haben auch die Gelenkschildkroten genommen Eine scharnierartige gelenkige Verbindung im hinteren Drittel des Carapax erlaubt es ihnen den Panzer vollstandig zu schliessen Ausbildungen des Ruckenschildes Bearbeiten nbsp Strahlenschildkrote Astrochelys radiata eine Landschildkrote mit kuppelformigem Carapax nbsp Stromlinienformiger Schild einer Meeresschildkrote nbsp Auf dem Carapax von Weichschildkroten wie dieser Glattrand Weichschildkrote Apalone mutica fehlen die HornschildeVereinfacht lassen sich jeweils die Knochenplatten und Schilde nach ihrer Lage auf dem Carapax von innen nach aussen in Gruppen einteilen die Zahlung der Einzelelemente erfolgt von vorne kranial nach hinten kaudal Die Bezeichnungen der Knochenplatten stimmen vielfach mit denen der Hornschilde uberein und sind daher nicht eindeutig zudem gibt es viele Synonyme Knochenplatten Bearbeiten Die unpaare vorderste Platte in der Mitte median wird als Nuchale oder Nackenplatte lat nucha Nacken bezeichnet 8 Neuralia Bezugnahme auf den Neuralbogen des Wirbelkorpers setzen die Medianreihe fort Einzig die Neuralia sind mit den Dornfortsatzen der Wirbelsaule verwachsen Die Reihe wird durch das Pygale gr pyge Steiss abgeschlossen Oberhalb ist das Auftreten weiterer 1 bis 2 Pygalplatten der Suprapygalia moglich Zu beiden Seiten lateral der Neuralia sind je 8 Costalia lat costa Rippe Syn Pleuralia gr pleura Seite Rippe mit den Rippen verwachsen Der Rand des Knochenpanzers besteht beiderseits aus jeweils 11 Marginalia lat margo Rand Selten sind zusatzliche periphere Supramarginalia vorhanden ein ursprungliches Merkmal das den meisten fortschrittlicheren Formen fehlt Hornschilde Scuta Bearbeiten nbsp Verallgemeinertes Anordnungsschema der Hornschilde auf dem CarapaxDer unpaare vorderste mediane Cervical oder Nackenschild Syn Cervicale Nuchale Pracentrale lat cervix Hals ist vor den Wirbelsaulenschilden lokalisiert Nach Ansicht einiger Autoren zahlt der Nackenschild zu den Vertebralia Nachfolgend liegen 5 Vertebral oder Wirbelschilde Vertebralia Syn Centralia in einer medianen Reihe uber der Wirbelsaule Columna vertebralis Zu beiden Seiten der Wirbelschilde schliessen sich jeweils 4 Pleural Seiten oder Rippenschilde Costalia Syn Lateralia an Eingefasst wird der Carapax durch beiderseits je 12 Marginal oder Randschilde Marginalia Die beiden hintersten kaudal gelegenen Schilde die Postcentralia bilden gemeinsam den Supracaudal oder Schwanzschild Supracaudale Syn Caudale lat cauda Schwanz Die haufig auffallig gezeichneten und geformten nur wenige Millimeter dicken Scuta zeigen bei einer frisch geschlupften Schildkrote einen einzigen Wachstumsstreifen um das jeweilige Schildzentrum Areole Wahrend des Heranwachsens treten weitere Streifen hinzu dies geschieht aber in unregelmassigen Abstanden und wird bei alteren Exemplaren fast ganz eingestellt daher erlaubt die Anzahl der Wachstumsringe keinen Ruckschluss auf das Alter Die Form der Hornschilde ihre Anzahl und relative Lage zueinander beispielsweise die Anzahl der Rippenschilde die den Nackenschild beruhren variieren bei den einzelnen Arten Mit Hilfe dieser Merkmale lasst sich die Artzugehorigkeit am lebenden Tier eindeutig bestimmen Aber auch das Schildrelief kann sehr verschiedenartig sein So bilden die Scuta bei einigen Arten einen bei anderen insgesamt drei Langskiele aus Bei den Hockerschildkroten beispielsweise tritt der Mittelkiel Dorsalkiel auf den Wirbelschilden sehr deutlich hervor andere Arten zeigen zwei zusatzliche Lateralkiele entlang der Seitenschilde Haufig kommen auch individuelle Abweichungen vor speziell bei der Anzahl der Schilde Derartige Schildanomalien sind meist nicht genetisch bedingt sondern auf unterschiedliche Brutbedingungen der Eier im Nest zuruckzufuhren Die artspezifischen Angaben uber die Anzahl der Hornschilde entsprechen daher statistischen Mittelwerten Der Schildkrotenpanzer ist ein stabiles aber dennoch keineswegs unempfindliches Gebilde Unmittelbar unterhalb der Hornschilde befindet sich die von zahlreichen Blutgefassen und Nerven durchzogene und darum ausserst schmerzempfindliche Knochenhaut der Dermalknochen Bei starker mechanischer Einwirkung kann es zu Panzerfrakturen kommen Funktion und Bedeutung Bearbeiten nbsp Diese Schlupflinge der Schwarzknopf Hockerschildkrote Graptemys nigrinoda zeigen bereits den charakteristischen dreihockerigen Mittelkiel auf dem CarapaxDie Wolbung des Ruckenpanzers kann unterschiedlich stark ausgepragt sein Die an das Leben im Wasser angepassten Schildkroten wie die Halswender Schildkroten Pleurodira und die aquatisch oder amphibisch im Susswasser lebenden Arten der Halsberger Schildkroten Cryptodira haben flachere Carapaces als deren terrestrische Vertreter die Landschildkroten Testudinidae deren Ruckenpanzer eine charakteristisch kuppelartige Form aufweist Je starker die Wolbung des Ruckenpanzers desto grosser ist die mechanische Belastbarkeit und damit die Schutzwirkung Zudem steigert ein hochgewolbter Carapax fur die wechselwarmen Tiere das Vermogen Warme zu speichern Doch gibt es Einschrankungen Arten die zum Schutz vor Extremtemperaturen gezwungen sind tiefe Hohlen zu graben beispielsweise die Steppen oder Vierzehenschildkrote Testudo horsfieldii haben flachere Panzer als solche die in Regionen mit gemassigterem Klima leben Der Carapax der Meeresschildkroten zeigt ebenso deutliche Anpassungen an den Lebensraum und die Lebensweise Er ist flach und stromlinienformig auch der Knochenanteil ist reduziert um Gewicht einzusparen Der Schildkrotenpanzer ist eine einzigartige Entwicklung die seit mehr als 200 Millionen Jahren nahezu unverandert ist und wesentlich zum evolutionaren Erfolg dieser sehr alten Reptiliengruppe beigetragen hat Nur wenige Feinde sind in der Lage den Panzer einer ausgewachsenen Schildkrote zu uberwinden Greifvogel lassen Schildkroten aus grosser Hohe auf Felsen fallen auch werden sie von Krokodilen Crocodilia erbeutet Als grosste Bedrohung erweist sich aber der Mensch Aus der Hornsubstanz verschiedener Meeresschildkroten lasst sich das besonders im 19 Jahrhundert begehrte Schildpatt gewinnen Zwar ist die Nachfrage stark gesunken aber um den Jagddruck auf die aus anderen Grunden grosstenteils am Rande der Ausrottung stehenden Tiere zu minimieren haben sich seit 1994 mehr als 148 Staaten Stand 2000 im Artenschutzubereinkommen CITES verpflichtet den Handel mit Schildpatt zu verbieten darunter auch der Grossabnehmer Japan Spinnentiere Bearbeiten nbsp Mannliche Vogelspinne Grammostola cf porteri mit rotlichem CarapaxBei den Spinnentieren Arachnida ist der Carapax auch Peltidium zu gr lat pelta kleiner halbmondformiger Schild ein einheitlicher chitinoser Ruckenschild aus den miteinander verschmolzenen Segmentoberseiten Tergiten von Kopf Cephalon und Brust Thorax der den Vorderleib bedecken kann das Prosoma zumeist ungenau als Cephalothorax Kopf Brust bezeichnet Besteht das Peltidium aus mehreren Stucken bei den Geisselskorpionen Palpenlaufern und Walzenspinnen lauten die Bezeichnungen von vorne nach hinten Pro Meso und Metapeltidium Die Unterseite des Vorderleibs wird bei vielen Arten von einer dreieckigen Bauchplatte dem Sternum bedeckt Literatur BearbeitenUlrich Lehmann Palaontologisches Worterbuch 3 Auflage Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 423 03039 9 Robert L Carroll Palaontologie und Evolution der Wirbeltiere Georg Thieme Verlag Stuttgart 1993 ISBN 3 13 774401 6 Hans Eckhard Gruner 19 Stamm Arthropoda 1 Klasse Crustacea In H E Gruner M Moritz W Dunger Hrsg Lehrbuch der speziellen Zoologie begrundet von Alfred Kastner Band I Wirbellose Tiere 4 Teil Arthropoda ohne Insecta 4 Auflage Gustav Fischer Verlag Jena Stuttgart New York 1993 ISBN 3 334 60404 7 Weblinks BearbeitenKnochenschieben fur die Defensive Fur den Schildkrotenpanzer mussten Knochen neu sortiert werden Bericht von Jan Osterkamp vom 9 Juli 2009 auf spektrumdirektEinzelnachweise Bearbeiten Chun Li Xiao Chun Wu Olivier Rieppel Li Ting Wang Li Jun Zhao An ancestral turtle from the Late Triassic of southwestern China In Nature Band 456 27 2008 S 497 501 Walter G Joyce Spencer G Lucas Torsten M Scheyer Andrew B Heckert Adrian P Hunt A thin shelled reptile from the Late Triassic of North America and the origin of the turtle shell In Proceedings of the Royal Society B 276 2009 S 507 513 nbsp Dieser Artikel wurde am 30 August 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carapax amp oldid 238409144