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Die Walzenspinnen Solifugae auch Solpugida bilden eine Ordnung der Spinnentiere Arachnida die uber 900 Arten umfasst Anders als der Name vermuten lassen konnte handelt es sich bei den ungiftigen Walzenspinnen nicht um echte Spinnen WalzenspinnenWalzenspinne Solifugae spec Systematikohne Rang Urmunder Protostomia Uberstamm Hautungstiere Ecdysozoa Stamm Gliederfusser Arthropoda Unterstamm Kieferklauentrager Chelicerata Klasse Spinnentiere Arachnida Ordnung WalzenspinnenWissenschaftlicher NameSolifugaeSundevall 1833 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise der Walzenspinnen 3 Fortpflanzung 4 Walzenspinnen und Menschen 5 Systematik 6 Fossile Belege 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDie grossten Walzenspinnen konnen von Kopf bis Hinterleib bis zu 70 mm messen die meisten Arten sind aber wesentlich kleiner 1 Charakteristisch ist der deutlich gegliederte langgestreckte meist in seiner ganzen Breite dem gegliederten Vorderleib angewachsene Hinterleib aus elf Segmenten Weitere Kennzeichen sind die sehr grossen am Grund blasig aufgetriebenen und scherenformigen Kieferklauen Cheliceren sowie die senkrecht gegeneinander arbeitenden beinformigen Kiefertasterpaare Pedipalpen Walzenspinnen haben in zwei langen Fussklauen auslaufende Beine welche mit langen sproden Haaren besetzt sind Der Leib kann von dichtem Filz bedeckt sein Als Sinnesorgane besitzen die Walzenspinnen ein Paar grosser Einzelaugen direkt uber dem Chelicerenansatz und ein bis zwei Paar reduzierte Seitenaugen Hinzu kommen lange Tastborsten sowie Haftorgane auf den als grosse Tastbeine ausgebildeten Pedipalpen ausserdem jeweils funf hammerformige Organe Malleoli am letzten Beinpaar die wahrscheinlich als Chemorezeptoren dienen Auch das erste Laufbeinpaar wird als Fuhlerbein genutzt so dass die Walzenspinnen nur auf sechs Beinen laufen Lebensweise der Walzenspinnen BearbeitenDie Walzenspinnen leben meist in Trockengebieten vor allem in Wusten und Steppen Einige Arten sind im Mittelmeerraum zu finden Die meisten Arten sind nacht oder dammerungsaktiv und verbringen den Grossteil des Tages in selbstgegrabenen Wohnrohren unter Steinen Die nordamerikanische Art Mossamedessa abnormis lebt weitgehend unterirdisch Es gibt auch Arten die tagaktiv sind und sich bei hohen Temperaturen in der Sonne auf Beutesuche begeben 2 Generell ist uber die Lebensweise vieler Arten von Walzenspinnen wenig bekannt nur einzelne sind genauer untersucht 1 Walzenspinnen ernahren sich insbesondere von Insekten Webspinnen Skorpionen anderen Walzenspinnen und sogar von kleinen Reptilien Sie suchen aktiv nach Beute die durch die Pedipalpen festgehalten und durch die schweren Cheliceren aktiv zerkleinert wird Die Nahrung wird ausserhalb des Korpers vorverdaut und gelangt anschliessend breiig in den Verdauungstrakt Giftdrusen fehlen diesen Tieren Bei Gefahr drohen die Walzenspinnen dem potentiellen Angreifer mit den Cheliceren wobei einige Arten auch durch das Aneinanderreiben der Zangen stridulieren konnen Die Cheliceren zahlen in Relation zur Korpergrosse zu den starksten Beisswerkzeugen im Tierreich Sie konnen Gestein bearbeiten und in zahen Kadavern sowie an Saugetieren tiefe Fleischwunden reissen Ihr Biss ist fur den Menschen sehr schmerzhaft und kann grosse Schwellungen durch Infektionen hervorrufen Walzenspinnen sind ausserst schnell in ihrer Fortbewegung die sie jedoch oft ruckhaft unterbrechen was vermutlich daher ruhrt dass die Tiere als Atmungsorgane lediglich Tracheen besitzen Walzenspinnen sind aggressive Tiere die sich oftmals auch grosseren Gegnern stellen diese in der Regel jedoch nur dann angreifen wenn sie sich bedroht fuhlen Daher sind Bisswunden bei Menschen eher selten und meist auf Fehler im Umgang mit diesen Tieren zuruckzufuhren Fortpflanzung BearbeitenBei der sehr kurzen und heftigen Balz der Walzenspinnen ergreift das Mannchen das Weibchen mit den Cheliceren wirft es auf den Rucken und bearbeitet die Genitalregion mit einer speziell dafur vorgesehenen Borste auf den Cheliceren die als Flagellum bezeichnet wird Danach wird ein Spermienpaket Spermatophore des Mannchens entweder mit den Cheliceren bei Othoes saharae oder direkt von der mannlichen Genitaloffnung bei Eremobates durangonus in die weibliche Genitaloffnung ubertragen Der Ruckzug des Mannchens muss vorsichtig erfolgen da es ansonsten vom Weibchen als Beutetier angesehen und gefressen werden kann Kannibalismus Ist das Weibchen bereits trachtig oder aus anderen Grunden nicht paarungswillig wird das Mannchen ebenfalls als Beute betrachtet und verspeist Die Eiablage erfolgt in speziell gegrabenen Brutkammern Die Eier werden hier von den Weibchen bewacht und verteidigt Brutpflege Uber mehrere Nymphenstadien Anzahl nach Art verschieden entwickeln sich die Tiere zu ausgewachsenen Walzenspinnen Walzenspinnen und Menschen BearbeitenIhre Erscheinung und die Geschwindigkeit mit der sich viele Walzenspinnen fortbewegen haben zu einer Vielzahl an Namen und Bezeichnungen z B wind scorpions sun spiders camel spiders hair cutters und zu Ubertreibungen und Legenden gefuhrt 1 Tatsachlich sind die ungiftigen Tiere nicht gefahrlich fur Menschen obgleich grossere Exemplare mit ihren Cheliceren schmerzhafte Wunden in der Haut verursachen konnen Aufgrund ihrer Schnelligkeit und Wildheit wurden zu Unterhaltungszwecken Walzenspinnen auf andere Walzenspinnen oder Skorpione losgelassen zum Beispiel von in Libyen stationierten britischen Soldaten 1 Die antiken Schriftsteller Alian und Plinius der Altere erzahlen von dem gefahrlichen Biss der Walzenspinne welcher angeblich ganze Lander unbewohnbar gemacht haben soll Systematik BearbeitenDie nachsten Verwandten der Walzenspinnen sind die Pseudoskorpione mit denen sie die gleichartige Chelicere die bei den Pseudoskorpionen allerdings sehr viel kleiner ist sowie den Aufbau ihres Tracheensystems teilen Man unterscheidet die folgenden 12 Familien innerhalb der Walzenspinnen Die in Europa vorkommenden Arten sind innerhalb der Familien aufgefuhrt Ammotrechidae Roewer 1934 Ceromidae Roewer 1933 Daesiidae Kraepelin 1899 Biton ehrenbergi Karsch 1880 verbreitet in Griechenland und auf Sizilien Biton velox Simon 1885 verbreitet auf Sizilien Gluvia dorsalis Latreille 1817 auf der Iberischen Halbinsel verbreitet Gluviella rhodiensis Di Caporiacco 1948 verbreitet in Griechenland Gluviopsilla discolor Roewer 1933 verbreitet in Griechenland und der Turkei Gluviopsis rufescens Pocock 1897 verbreitet von Griechenland bis Arabien Eremobatidae Kraepelin 1901 Galeodidae Sundevall 1833 Kamelspinne Galeodes arabs C L Koch 1842 kommt nicht in Europa vor Galeodes araneoides Pallas 1772 an der Nordkuste des Schwarzen Meeres bis zum Kaspischen Meer Galeodes elegans Roewer 1934 verbreitet in Nordmakedonien Griechische Walzenspinne Galeodes graecus C L Koch 1842 verbreitet in Griechenland Bulgarien Nordmakedonien und der Turkei Galeodes hellenicus Roewer 1934 verbreitet in Griechenland Galeodes rhodicola Roewer 1941 verbreitet in Griechenland Galeodes ruptor Roewer 1934 verbreitet in Griechenland und der Turkei Gylippidae Roewer 1933 Gylippus cyprioticus Lawrence 1953 verbreitet auf Zypern Gylippus syriacus Simon 1872 verbreitet von Zypern bis in die Turkei und den Nahen Osten Hexisopodidae Pocock 1897 Karschiidae Kraepelin 1899 Barrussus furcichelis Roewer 1928 verbreitet in Griechenland Eusimonia furcillata Simon 1872 verbreitet auf Zypern Eusimonia nigrescens Kraepelin 1899 verbreitet von Griechenland bis in den Nahen Osten Melanoblossidae Roewer 1933 Mummuciidae Roewer 1934 Rhagodidae Pocock 1897 Solpugidae Leach 1815Fossile Belege BearbeitenFossile Walzenspinnen sind ausserst selten Insgesamt sind nur vier Funde belegt Das alteste Fossil wurde im Pennsylvanium Oberes Karbon von Mazon Creek USA gefunden Ein Exemplar stammt aus dem tertiaren eozanen bis miozanen Dominikanischen Bernstein und zwei weitere aus dem eozanen oligozanen Baltischen Bernstein 3 4 5 Literatur BearbeitenFred Punzo The biology of camel spiders Arachnida Solifugae Springer Science amp Business Media New York 1998 301 S Peter Weygoldt Solifugae Solpugida Walzenspinnen In Westheide Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Einzeller und Wirbellose Tiere Gustav Fischer Verlag Stuttgart Jena 1997 S 484 485Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Walzenspinnen Solifugae Album mit Bildern Videos und Audiodateien Solifugen Links der International Society for Arachnology Walzenspinnen in Europa PDF Datei 58 kB Global Survey and Inventory of Solifugae Homepage of the Arachnid Order Solifugae auf engl abgerufen am 8 Marz 2011 Camel Spider Feeding von Stefan F WirthEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Fred Punzo The Biology of Camel Spiders Arachnida Solifugae Springer Science amp Business Media New York 1998 ISBN 978 0 7923 8155 6 S 301 Berg R J Berg amp P Berg 2018 Namibia fur Arthropoden Fans Auf den Spuren der Little five hundred Draco 16 60 67 George O Poinar Jr Life in Amber 350 S 147 Fig 10 Tafeln Stanford University Press Stanford Cal 1992 ISBN 0 8047 2001 0 A H Muller Lehrbuch der Palaozoologie Band II Invertebraten Teil 2 Mollusca 2 Arthropoda 1 Jena 1991 C Grohn Einschlusse im Baltischen Bernstein Kiel Hamburg 2015 ISBN 978 3 529 05457 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walzenspinnen amp oldid 239230090