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Der Pedipalpus ist eine umgewandelte Extremitat im Kopfbereich der Spinnentiere Arachnida Die paarigen Pedipalpen folgen bei den Spinnentieren als zweites Extremitatenpaar auf die Cheliceren oder Kieferklauen und werden gefolgt von im Grundbauplan vier Laufbeinpaaren Geisselskorpion Thelyphonida in Ruckenansicht Die Pedipalpen sind grun gekennzeichnet Mannliches Exemplar der Luchsspinne Oxyopes salticus mit am Ende verdickten PedipalpenDas Endglied der Pedipalpen der mannlichen Grossen Winkelspinne Eratigena atrica besteht aus Cymbium Tegulum und Embolus Der Name Pedipalpus von lateinisch pes Fuss und Palpus Taster nimmt Bezug auf die bei vielen Gruppen insbesondere bei den Webspinnen primare Funktion als Tastorgan Inhaltsverzeichnis 1 Funktion 2 Skorpione 3 Geisselspinnen 4 Webspinnen 4 1 Bulbus 4 2 Weitere Funktionen 5 Homologie des Pedipalpensegments 6 Literatur 7 EinzelnachweiseFunktion BearbeitenPedipalpen sind bei allen Gruppen die grosse Cheliceren besitzen das sind Webspinnen Walzenspinnen Palpenlaufer sowie viele Milben und Weberknechte Laufbein artig aufgebaut bei vielen Walzenspinnen und Vogelspinnen werden sie auch noch zum Laufen eingesetzt Bei den Webspinnen ahnelt ihre Gliederung derjenigen der Laufbeine besitzt aber ein Glied weniger der Metatarsus fehlt Bei den Ordnungen mit eher kleinen Cheliceren wie Skorpionen Geisselskorpionen Geisselspinnen Pseudoskorpionen werden sie waagrecht gehalten und tragen meist eine deutliche Schere Chela bei der ein aus dem Fussglied gebildeter beweglicher Scherenfinger gegen einen als Auswuchs der Schiene gebildeten unbeweglichen Finger arbeitet Alle Spinnentiere setzen den Pedipalpus zum Halten und Wenden der Nahrung ein Im Regelfall besitzt er auch eine reiche Ausstattung mit Sinneszellen und wird zum Fuhlen Riechen und Schmecken verwendet Nur bei den Pseudoskorpionen mundet in seine Spitze eine Giftdruse aus Bei zahlreichen Gruppen ist das Grundglied der Pedipalpen die Coxa oder Hufte teilweise im Dienst der Nahrungsaufnahme umgestaltet So sind zum Beispiel bei den meisten Spinnen Verbreiterungen ausgebildet die als Laden auch Kauladen Gnathocoxen oder Gnathobasen bezeichnet werden diese sind Teil der Begrenzung des ausseren Mundvorraums und dazu oft markant beborstet Entgegen der Namensgebung Kauladen dienen sie aber bei keiner Gruppe der Chelicerata tatsachlich zum Kauen der Nahrung Bei den Milben sind die Huften der Pedipalpen zu einer rohrenformigen Struktur verwachsen die Gnathosoma genannt wird 1 Skorpione BearbeitenInnerhalb der Arachnida wurde der Pedipalpus sowie die Chelicere auf vielfaltige Weise abgewandelt vor allem durch die mehrfach konvergente Ausstattung mit Scheren Diese bildeten sich bei den Skorpionen Geisselskorpionen Pseudoskorpionen und Kapuzenspinnen Bei den Pseudoskorpionen sind sie ausserdem mit Giftdrusen bestuckt Geisselspinnen BearbeitenBei den Geisselspinnen bilden die Pedipalpen grosse Fangbeine mit einschlagbaren Fussgliedern Haftorgane an den Pedipalpen findet man bei den Walzenspinnen diese dienen zum Fang von Beutetieren sowie als Haftstrukturen an glatten Steinen Webspinnen Bearbeiten nbsp Gegenuberstellung der Gliederung von Bein a und Pedipalpus b bei Webspinnen 1 Tarsus 2 Metatarsus 3 Tibia 4 Patella 5 Femur 6 Trochanter 7 CoxaAuch innerhalb der Webspinnen wurde der Pedipalpus umstrukturiert Hier dient er bei den mannlichen Tieren als Spermaubertrager Bulbus Bearbeiten Bei den Spinnenmannchen ist das letzte Glied des Pedipalpen ursprunglich das Fussglied in ein meist dreiteiliges Palpenorgan umgebaut Dieses Palpenorgan wird Bulbus genannt und enthalt im Inneren einen Hohlraum fur den Transport des Spermas Samengang oder Spermaphor Es wird von den Mannchen an der eigenen Geschlechtsoffnung oder an einem Spermanetz befullt Da der Bulbus selbst weder Nerven noch Muskeln enthalt erfolgt die Befullung wie auch die spatere Entleerung rein hydrostatisch durch Hamolymphdruck Dazu besitzt der Samengang der meisten Spinnen porose Wande die von einem drusigen Epithelium umgeben sind Bei der Paarung kann ein spezialisierter Teil dieses Organs Embolus genannt in die weibliche Geschlechtsoffnung eingefuhrt werden Dafur mussen die basalen Sklerite auf dem Organ Cymbium genannt auf die Geschlechtsoffnung des Weibchens abgestimmt sein diese nehmen an der Paarung selbst nicht teil tragen aber zahlreiche Sinneshaare Zahlreiche weitere je nach Gruppe unterschiedlich gestaltete Sklerite die teilweise bei der Expansion hebelartig gegeneinander bewegt werden verankern den Bulbus in der Epigyne genannten weiblichen Geschlechtsoffnung die dazu meist ebenso spezialisierte genau dazu passende Strukturen ausgebildet hat Entsprechend spricht man hier von einem Schlussel Schloss Prinzip Oft sind auch die Tibien gelegentlich weitere Beinabschnitte der Pedipalpen charakteristisch umgestaltet oft tragen sie besondere Fortsatze Apophysen Innerhalb vieler Gruppen der Webspinnen ist eine genaue Artbestimmung nur anhand dieser Strukturen moglich Die Weibchen besitzen in der Regel eine als Auffangbehalter wirkende Spermathek 2 Bei haplogynen Spinnen ist der Bulbus einfach gebaut und meist einheitlich kugel oder birnenformig Bei entelegynen Spinnen besteht der Bulbus aus mehreren zueinander beweglichen Skleriten und dazwischenliegenden hautigen Hamatodochen Das erste Sklerit ist das Cymbium Das Cymbium bedeckt das mediane grosste Sklerit des Bulbus welches Tegulum genannt wird und den Spermatophor beinhaltet Dann folgt der Embolus das eigentliche Sperma ubertragende Organ Es tragt an seiner Spitze die Ausmundung des Spermatophors und kann sehr lang und schlauchformig aufgerollt sein Weitere Funktionen Bearbeiten Weitere Funktionen sind das Tasten durch die dichte und lange Behaarung das Trommeln oder Zupfen am Netz zur innerartlichen Kommunikation z B bei der Balz oder auf dem Substrat vermutlich zur Orientierung z B bei Springspinnen Manche Arten weisen auch Stridulationsorgane an oder in den Pedipalpen auf Homologie des Pedipalpensegments Bearbeiten nbsp Der Weberknecht hat die Pedipalpen in einem Dreieck zur Mundoffnung hin angewinkelt Pedipalpen treten innerhalb der Arthropoden ausschliesslich bei den Chelicerata auf Sie bilden ein Extremitatenpaar das an einem der Korpersegmente im Kopfabschnitt ansetzt Man nimmt dabei an dass alle Extremitatenpaare der Arthropoden und auch der mit ihnen zu den Panarthropoda zusammengefassten Stummelfusser und Bartierchen seriell homolog sind das bedeutet die Abfolge der Segmente und ihrer Extremitaten ist im von den gemeinsamen Vorfahren ererbten Grundbauplan gleich aber bei jeder Gruppe in jeweils spezifischer Weise umgewandelt Welches Segment der anderen Arthropoden dem Segment das bei den Chelicerata die Pedipalpen hervorbringt homolog ist war in der Wissenschaft lange Zeit umstritten Aufgrund entwicklungsbiologischer und genetischer Untersuchungen vor allem der Auspragung der sogenannten Hox Gene konnte gezeigt werden dass das Pedipalpen Segment dasjenige ist das im Korperinneren den dritten Abschnitt des Arthropoden Gehirns Oberschlundganglion das Tritocerebrum hervorbringt Demnach sind die Pedipalpen homolog zu den zweiten Antennen der Krebstiere Das Extremitatenpaar dieses Segments ist bei den Insekten verloren gegangen Interkalarsegment Demgemass sind die Pedipalpen keinem der Kopfanhange der Insekten homolog 3 Literatur BearbeitenRainer F Foelix Biologie der Spinnen Georg Thieme Verlag Stuttgart 1979 ISBN 3 13 575801 XEinzelnachweise Bearbeiten Manfred Moritz 1993 Uberklasse Chelicerata In Gruner H E Herausgeber Lehrbuch der speziellen Zoologie Band I Wirbellose Tiere 4 Teil Arthropoda ohne Insecta Gustav Fischer Verlag Stuttgart Jena New York ISBN 3 334 60404 7 William G Eberhard amp Bernhard A Huber Spider Genitalia Chapter 12 in Janet Leonard Alex Cordoba Aguilar editors The Evolution of Primary Sexual Characters in Animals Oxford University Press 2010 ISBN 978 0 19 971703 3 Javier Ortega Hernandez Ralf Janssen Graham E Budd 2016 Origin and evolution of the panarthropod head A palaeobiological and developmental perspective Arthropod Structure amp Development 46 3 354 379 doi 10 1016 j asd 2016 10 011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pedipalpus amp oldid 219433547