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Bartierchen Tardigrada auch Wasserbaren genannt bilden einen Tierstamm innerhalb der Hautungstiere Ecdysozoa Die meistens weniger als einen Millimeter grossen achtbeinigen Tiere erinnern durch ihr Aussehen und ihre tapsig wirkende Fortbewegungsweise etwas an Baren was zu ihrer Bezeichnung im deutschen Sprachraum fuhrte Auch ihr wissenschaftlicher Name von lateinisch tardigradus langsam schreitend langsam zusammengesetzt aus tarde langsam und gradi Schritte machen schreiten einherschreiten 1 geht auf die langsame Fortbewegung zuruck BartierchenDas Bartierchen Milnesium tardigradumSystematikohne Rang Vielzellige Tiere Metazoa ohne Rang Gewebetiere Eumetazoa ohne Rang Bilateriaohne Rang Urmunder Protostomia Uberstamm Hautungstiere Ecdysozoa Stamm BartierchenWissenschaftlicher NameTardigradaSpallanzani 1777KlassenEutardigrada Heterotardigrada MesotardigradaSie leben weltweit im Meer Susswasser oder in feuchten Lebensraumen an Land besonders haufig findet man sie dort in Mooskissen Eine Eigenschaft der Tiere ist die Kryptobiose ein todesahnlicher Zustand in dem sie extreme Umweltbedingungen uberdauern konnen Bartierchen konnen sich sowohl vom Inhalt von Pflanzenzellen ernahren als auch rauberisch von kleinen Tieren wie Fadenwurmern Nematoda oder Radertierchen Rotifera die sie dazu anstechen und aussaugen Bartierchen pflanzen sich meistens geschlechtlich fort Manche Arten vermehren sich aber auch parthenogenetisch das heisst ohne Beteiligung von Mannchen die Eier der Weibchen entwickeln sich in diesem Fall ohne Befruchtung Die nachsten rezenten Verwandten der Bartierchen sind vermutlich Glieder Arthropoda und Stummelfusser Onychophora mit denen sie das Taxon Panarthropoda bilden Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 1 1 Extremitaten 1 2 Haut 1 3 Hamocoelom 1 4 Muskulatur 1 5 Atmung 1 6 Verdauungsorgane 1 7 Ausscheidungsorgane 1 8 Nervensystem 1 9 Sinnesorgane 1 10 Fortpflanzungsorgane 2 Verbreitung 3 Lebensraum 3 1 Lebensraum Meer 3 2 Lebensraum Susswasser 3 3 Lebensraum Land 3 4 Populationsdichten 4 Transport und Fortbewegung 5 Ernahrung 6 Fressfeinde Parasiten und Kommensalen 7 Hautung 8 Resistenzstadien 8 1 Cyclomorphose 8 2 Zysten 8 3 Anoxybiose 8 4 Osmobiose 8 5 Kryobiose 8 6 Anhydrobiose 9 Fortpflanzung und Lebenszyklus 9 1 Asexuelle Fortpflanzung 9 2 Sexuelle Fortpflanzung 10 Bartierchen und der Mensch 11 Stammesgeschichte 11 1 Moderne Formen 11 2 Ausgestorbene Formen 12 Systematik 13 Forschungsgeschichte 14 Diverses 15 Literatur 16 Weblinks 17 EinzelnachweiseAufbau Bearbeiten nbsp Ein Bartierchen im LichtmikroskopDie Grosse von Bartierchen liegt zwischen 50 Mikrometern bei einigen Jungtieren und 1 5 Millimetern bei einer Art der Gattung Macrobiotus betragt aber meist etwa 100 bis 500 Mikrometer so dass die Tiere zur Meiofauna gezahlt werden Sie haben einen relativ plumpen zylindrisch geformten Korper der bauchseitig abgeflacht ist und oberflachlich gesehen aus vier Korpersegmenten mit je einem Beinpaar und einem Kopfsegment zu bestehen scheint Dieser aussere durch Querfalten in der aussersten Hautschicht hervorgerufene Eindruck ist allerdings irrefuhrend Der nur wenig vom Rest des Korpers abgesetzte und differenzierte Kopf besteht wahrscheinlich nicht aus einem sondern aus drei miteinander verwachsenen Segmenten der Korper konnte dagegen nicht aus vier sondern moglicherweise aus funf Teilen zusammengesetzt sein Meereslebende Arten sind meistens farblos oder unauffallig weiss bis grau gefarbt wahrend sich bei land und susswasserlebenden Formen oft Farben wie Rot Gelb Grun Rosa Lila oder Schwarz finden Die Farbung wird entweder durch Pigmente in der Aussenhaut der Cuticula oder durch den farbigen Inhalt der Leibeshohle des Hamocoeloms oder des Darms hervorgerufen Oft wandern auch Farbstoffe aus dem Darm in das Hamocoelom und werden von dort aus in der Cuticula abgelagert Charakteristischerweise sind viele Gewebe der Bartierchen eutelisch das heisst die Zahl der Zellen aus denen sie bestehen ist genetisch festgelegt Grossenwachstum kann daher nicht durch eine Vermehrung der Zellenanzahl sondern nur durch ein Wachstum der individuellen Zellen selbst stattfinden Wird durch experimentellen Eingriff nach der ersten Zellteilung eine der beiden Tochterzellen abgetotet entwickelt sich dennoch ein anatomisch vollstandiges und lebensfahiges Tier das dann nur halb so viele Zellen enthalt wie normal 2 Extremitaten Bearbeiten nbsp Ein Bartierchen im Lichtmikroskop Nach oben hin und am Korperende links sind die Stummelbeine deutlich sichtbar Die restlichen liegen uber dem Korper und sind daher schwer zu erkennen An vier Rumpfsegmenten entspringt am linken und rechten Rand der Bauchseite ventrolateral je ein Stummelbein eine gelenklose Ausstulpung des Rumpfes wie sie sich auch bei der verwandten Gruppe der Stummelfusser findet Gelegentlich werden einzelne Regionen des Beines unterschieden die man dann als Coxa Hufte Femur Oberschenkel Tibia Schienbein oder Tarsus Fuss bezeichnet Da die Beine nur wenig differenziert sind ist die anatomische Grundlage dieser Begriffe fraglich in jedem Fall sind sie jedoch rein deskriptiv zu verstehen deuten also nicht auf eine evolutionare Verwandtschaft mit den entsprechenden Beinbestandteilen der Gliederfusser hin Viele im Meer lebende Arten sind in der Lage ihre Beine teleskopartig ineinanderzuschieben dabei helfen ihnen die bei allen Bartierchen innerhalb des Beines verlaufenden kurzen Muskeln Am Beinende sitzen meistens vier bis acht seltener bis zu dreizehn einziehbare Klauen die manchmal an dunnen Beinauswuchsen den Zehen sitzen und von speziellen Drusen den Klauendrusen sezerniert werden Bei einigen Arten sind die Klauen sekundar zu Haftscheiben abgewandelt bei der Gattung Apodibius sind keine Klauen vorhanden Oft zeigen die Klauen des vierten Beinpaares in die umgekehrte Richtung wie diejenigen der ersten drei Paare Haut Bearbeiten nbsp Vertreter der Echiniscoidea einer Ordnung der BartierchenNach aussen wird der Korper durch eine nicht zellige Aussenschicht die Cuticula und eine darunterliegende aus individuellen Zellen bestehende Innenschicht die Epidermis begrenzt Begeisselte Zellen treten in der Bartierchen Haut grundsatzlich nicht auf Die Cuticula ist 0 5 Mikrometer dick und besteht aus drei Schichten der ausseren Epicuticula mit einer Starke von etwa 0 1 Mikrometern einer darunterliegenden Intracuticula mit einer Dicke von ungefahr 0 2 Mikrometern und einer abschliessenden Procuticula die eine Starke von etwa 0 25 Mikrometer aufweist Sie setzt sich aus Chitin verschiedenen Glykoproteinen Polysacchariden Mucopolysacchariden Lipiden und Lipoproteinen zusammen und enthalt bei vielen land und susswasserlebenden Arten auch Pigmente Oft ist sie durch Hocker Dornen oder Grubchen ornamentiert und bei manchen Arten ruckseitig dorsal seltener seitlich lateral sehr selten auch bauchseitig ventral zu dicken Panzerplatten den Skleriten verhartet diese sind dann wie bei den Gliederfussern gelenkig verbunden Die Cuticula wird zusammen mit den Beinklauen und der Auskleidung des Vorder und Hinterdarms einschliesslich der in Ersterem enthaltenen Mundwerkzeuge der Stilette regelmassig gehautet Die Epidermis besteht aus einer eutelischen also innerhalb einer Art immer aus der gleichen Zellzahl bestehenden einfachen Zellschicht welche die daruberliegende Cuticula sezerniert Sie ist von der Leibeshohle nur durch eine dunne extrazellulare Trennschicht die sogenannte Basallamina abgeteilt Hamocoelom Bearbeiten Die Leibeshohle ist kein echtes Coelom das heisst sie ist nicht von einem auf embryonales Mesoderm zuruckfuhrbaren Gewebe ausgekleidet Alle Organe sind von ihr lediglich durch die dunne Basallamina getrennt Man bezeichnet die Leibeshohle daher als Pseudo oder da sie mit Blut gefullt ist als Hamocoelom Ein echtes Coelom findet sich nur um die einzige Keimdruse Gonade herum Das Blut ist farblos und dient nicht dem Sauerstofftransport Es zirkuliert durch Korperbewegungen ein eigentlicher Blutkreislauf existiert aber ebenso wenig wie separate Blutgefasse oder ein Herz Dafur ist es mit bis zu 200 frei schwebenden oder an der Basallamina verankerten Zellen den Hamozyten gefullt deren erste Aufgabe die Nahrstoffspeicherung zu sein scheint moglicherweise spielen sie auch bei der Bakterienbekampfung eine Rolle Muskulatur Bearbeiten Anders als bei den nahe verwandten Stummelfussern treten Muskeln bei den Bartierchen niemals in dicken Muskelschichten auf Stattdessen besteht die Muskulatur des Rumpfs und der Gliedmassen aus vereinzelten dunnen an der Cuticula befestigten Langsmuskeln die aus nur wenigen manchmal sogar nur aus einer einzigen Muskelzelle bestehen Sie arbeiten entweder gegen das Hamocoel das wie ein flussigkeitsgefullter Ballon als Hydroskelett wirkt oder antagonistisch gegeneinander wie die Armbeuge und streckmuskulatur des Menschen Ringmuskulatur findet man bei Bartierchen nicht Die Muskelzellen sind meistens glatt selten quergestreift wobei Letzteres vermutlich der ursprungliche Zustand ist glatte Muskulatur ist bei vielen Arten nach einer verbreiteten Hypothese erst sekundar als Anpassung an das Landleben entstanden Atmung Bearbeiten Muskeln benotigen fur ihre Arbeit Sauerstoff dessen durchschnittlicher Konsum bei Bartierchen auf zwischen 0 05 und 0 1 Kubikmillimeter pro Stunde und Milligramm Korpergewicht geschatzt wird Aufgrund des sehr gunstigen Verhaltnisses von Korperoberflache und volumen sind jedoch keine separaten Atmungsorgane notwendig und dementsprechend auch nicht vorhanden Der gesamte Gasaustausch kann durch einfache Diffusion uber die Haut stattfinden die dazu allerdings von einem dunnen Wasserfilm bedeckt sein muss Verdauungsorgane Bearbeiten Der Verdauungstrakt besteht aus einem langen von der Vorder zur Hinterseite des Korpers laufenden Schlauch der sich in Mundhohle Schlund Pharynx Speiserohre Mitteldarm und Enddarm Rektum gliedern lasst Die ersten drei Abschnitte werden als Vorderdarm Oesophagus zusammengefasst weil ihre aus Cuticula bestehende Auskleidung zusammen mit der cuticularen Hinterdarmauskleidung bei jeder Hautung abgestossen wird Die Mundoffnung befindet sich bei fleisch oder allesfressenden Arten Carnivoren und Omnivoren meistens endstandig am Vorderende des Korpers terminal bei Arten die sich von Pflanzen oder organischem Abfall ernahren Herbivoren und Detritivoren dagegen oft etwas hinter dem Vorderende auf der Bauchseite ventral subterminal Sie ist vielfach von einem Kranz aus 10 bis 30 harten quaderformigen Vorsprungen den sogenannten Lamellen Lamellae umgeben und sitzt manchmal auf einem Mundkegel der teleskopartig ausgefahren werden kann In die sich anschliessende rohrenformige Mundhohle mundet links und rechts je eine Speicheldruse die nicht nur Verdauungssekrete absondert sondern auch die fur Bartierchen charakteristischen Stilette synthetisiert Dieses sind harte meistens gerade gelegentlich aber auch gekrummte Nadeln die normalerweise im Innenraum Lumen der jeweiligen Speicheldruse liegen aber mit ihrer scharfen Spitze in die Mundhohle vorragen konnen Durch Pro und Retraktormuskeln die an ihrem verdickten Hinterende ansetzen konnen sie vorgestreckt oder eingezogen werden Querverlaufende Stiletthalter verbinden sie mit der Mundhohle wahrend ihr Vorderende im eingezogenen Zustand in eigenen Stilettscheiden ruht Bei carnivoren Arten sind sie meistens etwas kraftiger ausgepragt als bei herbivoren Formen Der Schlund besteht aus radial nach aussen laufenden quergestreiften Epithelmuskelzellen die von der Leibeshohle durch eine Basallamina abgetrennt sind Der Schlundinnenraum das Lumen ist dagegen von Cuticula ausgekleidet und durch seinen Y formigen triradiaten Querschnitt ideal zum effizienten Erzeugen von Unterdruck geeignet der dazu genutzt wird flussige Nahrung in den Darm einzusaugen Dieses Pumpenprinzip hat sich unabhangig auch bei anderen nicht naher verwandten Tieren wie etwa den Radertierchen entwickelt Eine aus wurfelformigen Zellen bestehende kurze Speiserohre die vermutlich Schleim sezerniert stellt die Verbindung zum Mitteldarm her der aus einschichtigem Epithelgewebe besteht das manchmal seitliche Ausstulpungen Mikrovilli besitzt die vermutlich dazu dienen die Oberflache zu vergrossern Beim Eintritt in den Darm wird die Nahrung oft durch eine peritrophe Membran eingehullt deren Funktion es ist das empfindliche Darmgewebe vor der Beschadigung durch Fremdkorper zu schutzen Der Mitteldarm sezerniert hydrolytische Enzyme nimmt Nahrstoffe aus der Nahrung auf speichert diese in Form von Fetten oder Polysacchariden und hat vermutlich auch eine Funktion bei der Ausscheidung von Abfallstoffen Bei vielen Arten findet sich hier eine umfangreiche Bakterienflora die vermutlich kommensal also ohne Beeinflussung ihres Wirts lebt teils aber wohl auch als Nahrungsquelle dient In einem kurzen von Cuticula ausgekleideten Enddarm werden die Nahrungsreste gesammelt moglicherweise auch noch einmal modifiziert und dann durch den bauchseitig etwas vor dem letzten Beinpaar auf der Mittellinie medial ventral gelegenen Anus an die Aussenwelt abgegeben Bei vielen Arten munden nicht nur die nachfolgend naher beschriebenen Malpighischen Drusen in den Enddarm ein sondern auch der Eileiter der Weibchen man bezeichnet den letzten Darmabschnitt in diesem Fall als Kloake Ausscheidungsorgane Bearbeiten Unverdauliche Reste Abfallprodukte des Stoffwechsels oder Schadstoffe konnen auf verschiedenem Wege an die Aussenwelt abgegeben werden Zum einen werden von der Epidermis viele Schadstoffe in die daruberliegende Cuticula eingebaut und dann bei der nachsten Hautung zusammen mit dieser abgestossen Daneben ubernehmen die Speicheldrusen wahrend der Hautung anscheinend eine Ausscheidungsfunktion Auch der Darm nimmt nicht nur Nahrstoffe auf sondern gibt wohl auch Schadstoffe aus der Leibeshohle an das Darmlumen den Darminnenraum ab Viele Arten die der Klasse Eutardigrada zugeordnet werden verfugen daneben noch uber drei sehr selten vier spezialisierte Organe die man als Malpighische Drusen bezeichnet Zwei von ihnen liegen seitlich lateral eine liegt ruckseitig dorsal des Darms Sie munden an der Verbindungsstelle von Mittel und Enddarm und dienen sehr wahrscheinlich der Ausscheidung stickstoffhaltiger Abfallstoffe Obwohl sie strukturell den gleichnamigen Drusen der Insekten ahneln handelt es sich wahrscheinlich nicht um homologe Organe das heisst sie gehen evolutionsgeschichtlich nicht auf eine gemeinsame Vorgangerstruktur zuruck Da sie bei den als ursprunglich geltenden meereslebenden Arten der zweiten grossen Klasse der Heterotardigrada nicht vorhanden sind gelten sie als evolutionare Anpassung an das Leben im Susswasser und an Land Einige landlebende Formen der Heterotardigrada verfugen an Stelle von Malpighischen Drusen uber spezielle bauchseitig gelegene Organe die am Ansatz des zweiten und dritten Beinpaares munden und vermutlich eine Ausscheidungsfunktion innehaben Echte Nephridien hochentwickelte Ausscheidungsorgane kommen dagegen bei Bartierchen grundsatzlich nicht vor Nervensystem Bearbeiten Das Nervensystem der Bartierchen besteht aus einem um den Vorderdarm laufenden Nervenring im Kopf und zwei paarig auf der Bauchseite nach hinten verlaufenden Nervenstrangen die durch Querverbindungen in jedem Rumpfsegment ein sogenanntes Strickleiternervensystem bilden Der vordere Nervenring besteht aus einem oberhalb der Mundhohle gelegenen Oberschlundganglion und einem unterhalb derselben befindlichen Unterschlundganglion zwei Ansammlungen von Nervenzellen die durch seitlich des Verdauungstrakts verlaufende Nervenbander miteinander zu einem Ring verbunden sind und als primitives Gehirn angesehen werden konnen Das Oberschlundganglion besteht aus zwei Paaren ruckseitig gelegener und zum Hinterende caudal ausgerichteter Gehirnlappen einem inneren und einem ausseren sowie einem weiteren seitlich der Stilette gelegenen Paar Das aussere ruckseitige Paar innerviert falls diese vorhanden sind die Augen und versorgt auch weitere am Kopf befindliche Sinnesorgane die Cirri und Clavae mit Nerven Es ist ausserdem in ungewohnlicher Weise mit den Ganglien des ersten Rumpfsegments verbunden Diese sind jedoch wie auch bei den verwandten Gliederfussern in erster Linie durch breite Nervenbander an das Unterschlundganglion angeschlossen Das Bartierchengehirn entsteht aus der Fusion mehrerer ursprunglich unabhangiger Ganglien was als Hinweis auf die Entstehung des Kopfes aus der Verschmelzung mindestens dreier Segmente gewertet werden kann Auch das Gehirn der eng verwandten Gliederfusser setzt sich aus mehreren Ganglien zusammen welche dort die drei Gehirnregionen Proto Deuto und Tritocerebrum bilden Deswegen wird manchmal vermutet dass es sich bei den entsprechenden Strukturen um Homologien handelt also Gewebe die auf gemeinsame Vorfahren von Bartierchen und Gliederfussern zuruckgehen Neuere elektronenmikroskopische Untersuchungen widersprechen dieser Ansicht und kommen stattdessen zu dem Ergebnis dass das gesamte Gehirn der Bartierchen evolutionsgeschichtlich dem Protocerebrum der Gliederfusser entspricht Zwei bauchseitig verlaufende Nervenstrange bilden das Rumpfnervensystem Sie entspringen am Unterschlundganglion und verlaufen parallel zueinander zum Hinterende des Tieres Jeder Nervenstrang weist vier oder funf Ganglien auf die den vier beintragenden Segmenten und vielleicht einem weiteren beinlosen Genitalsegment entsprechen Die zwei Ganglien eines Beinsegments sind miteinander durch querlaufende Nervenverbindungen verknupft Sinnesorgane Bearbeiten Viele aber nicht alle Bartierchen verfugen uber punktformige entweder rot oder schwarz gefarbte Augen Sie sind als sogenannte Pigmentbecherocelli ausgefuhrt das heisst jedes Auge besteht aus einer von zwei Photorezeptorzellen umschlossenen becherformigen Pigmentzelle deren konkave Seite der Korperoberflache und damit dem Licht zugewandt ist Sie werden durch die ausseren ruckseitigen Gehirnlappen mit Nerven versorgt und sind in ihrer speziellen Form nur bei Bartierchen anzutreffen Daneben finden sich bei manchen Arten auf den Rumpfsegmenten borstenformige Sensillen die vermutlich auf chemische oder Beruhrungsreize reagieren Fadenformige Sensillen die Cirri befinden sich besonders bei vielen meereslebenden Arten auf der Kopfruckseite und sind wahrscheinlich Tastsinnesorgane wahrend Clavae etwas dickere und von innen hohle Faden vermutlich Chemorezeptoren darstellen Bei vielen Arten finden sich um die Mundoffnung herum angeordnete warzenformige Erhebungen die Papillen die wahrscheinlich ebenfalls eine Funktion bei der Wahrnehmung der Umgebung innehaben Fortpflanzungsorgane Bearbeiten Bartierchen besitzen grundsatzlich nur eine unpaarig angelegte und von echtem Coelomgewebe umgebene Keimdruse Gonade die oberhalb des Verdauungstrakts gelegen und durch Bander am Vorderende der ruckseitigen Korperwand befestigt ist Im Hoden der Mannchen werden die begeisselten Spermien gebildet Von ihm gehen zwei Spermienleiter aus die sich bauchseitig an der vor dem Anus auf der Korpermittellinie gelegenen oft rohrenartig vorstehenden Geschlechtsoffnung der Gonopore vereinigen und zur Umwelt nach aussen offnen Die funktionell nicht erklarbare Dopplung der Spermienleiter wird als Hinweis auf den evolutionsgeschichtlichen Verlust einer Keimdruse gewertet Der Eierstock der Weibchen besitzt hingegen nur einen Eileiter der je nach Art entweder rechts oder links vom Darm liegt Seine Mundung liegt bei den Arten einer Klasse den Heterotardigrada in einer separaten meistens vor dem Anus gelegenen Gonopore bei den Arten der anderen Klasse den Eutardigrada dagegen im Hinterdarm der damit zur Kloake wird Viele Weibchen besitzen ein bis zwei Samenblaschen die bei einer Kopulation die Spermien der Mannchen aufnehmen und bis zur Eiablage speichern Zwittrige Individuen besitzen eine als Ovotestis bezeichnete Keimdruse in der sowohl Spermien als auch Eizellen heranreifen die durch einen gemeinsamen Ei bzw Samenleiter freigesetzt werden konnen Verbreitung BearbeitenBartierchen leben weltweit auf allen Kontinenten einschliesslich Antarktika und in allen Ozeanen Sie finden sich sowohl in mitteleuropaischen Regenrinnen als auch in regelmassig vereisten arktischen Tumpeln oder tropischen Regenwaldern in mehr als 6000 Metern Hohe im Himalaja Gebirge auf abgelegenen Inseln wie den Sudsandwich Inseln in der 4690 Meter tief gelegenen abyssalen Zone auf dem Boden des Indischen Ozeans oder mitten im Atlantik auf treibenden Braunalgen Obwohl sie in allen Klimazonen vorkommen besteht ein Verbreitungsschwerpunkt in polaren und gemassigten Breiten Erst auf Familien und Gattungsebene lasst sich eine biogeografische Struktur erkennen die mit der Trennung des Urkontinents Pangaea in Gondwana und Laurasia in Verbindung gebracht werden kann Insgesamt zehn Gattungen und 22 Arten sind aber selbst Kosmopoliten das heisst auf der ganzen Welt zu finden Sie gelten als Uberbleibsel einer vor der erdgeschichtlichen Epoche der Trias bestehenden Pangaea Fauna Die meisten anderen Arten besitzen ein raumlich eingeschranktes Verbreitungsgebiet Lebensraum Bearbeiten nbsp BartierchenNach ihrem Lebensraum Habitat lassen sich Bartierchen grundsatzlich als meeres marin susswasser limnisch oder landlebend terrestrisch beschreiben wobei die Trennung zwischen den letzten beiden Kategorien nur unscharf ist weshalb auch der zusammenfassende Begriff limnoterrestrisch haufig Verwendung findet Alle Bartierchen sind obwohl teilweise hochgradig austrocknungsresistent zum aktiven Leben auf einen dunnen Wasserfilm angewiesen Lebensraum Meer Bearbeiten Die marinen Arten leben sowohl in Salz als auch in Brackwasser und finden sich von der Gezeitenzone hinab uber die Flachwasserzone bis in die abyssalen Tiefebenen der Ozeane mindestens eine Art ist in der Lage den Wasserdruck zu uberstehen der auf dem Boden des Marianengrabens herrscht Ist der Meeresgrund schlammig ausgebildet haben sich die dortigen benthischen Bartierchen meistens durch einen starken wurmformigen Korper mit verkurzten Extremitaten an ihre Umgebung angepasst in sandigem oder gerolligem Untergrund der Spalten und Ritzen bietet finden sich dagegen eher Tiere mit kraftig ausgebildeten Stummelbeinen Eine Art hat sich anscheinend auf Manganknollen als Lebensraum spezialisiert wahrend andere in ausgedehnten Algenteppichen oder auf Tieren wie Steinkorallen Scleractinia Moostierchen Bryozoa Muscheln Bivalvia Asseln Isopoda Rankenfusskrebsen Cirripedia Seeigeln Echinoidea oder Seewalzen Holothuroidea leben teils kommensal also ohne Beeinflussung des Wirts teils aber auch parasitar Mindestens eine Art lebt auf treibenden Sargassum Algen mitten auf dem offenen Ozean in der Sargassosee Zum Land hin findet sich an fast allen Stranden eine ausgepragte Sandluckenfauna in den obersten Zentimetern des Bodens wo die Tiere zwischen einzelnen Sandkornern leben Sind mehrere Arten vorhanden verteilen sie sich meistens auf unterschiedliche Mikrolebensraume die sich durch Feuchtigkeits oder Temperaturunterschiede voneinander abgrenzen lassen Den Ubergang zu den terrestrischen Formen bilden diejenigen Bartierchen die in marinen Flechten leben welche sich oberhalb des bei Flut gewohnlich erreichten Wasserspiegels auf Felsgeroll angesiedelt haben und normalerweise nur von der salzigen Gischt erreicht werden Lebensraum Susswasser Bearbeiten nbsp Weisse SeeroseDie im eigentlichen Sinne limnischen Arten leben sowohl in Fliessgewassern als auch in Seen Teichen Tumpeln oder auch einzelnen Pfutzen Innerhalb eines Sees bilden Bartierchen meistens einen Bestandteil der bodenlebenden Sandluckenfauna Funde aus bis zu 150 Metern Tiefe sind bekannt Die Tiere leben meistens in den obersten sauerstoffhaltigen Zentimetern des Bodens finden sich zum Seeufer hin wo lockerer Sand die Tiere ernsthaft verletzen konnte aber meistens etwas tiefer Daneben werden auch Algen oder Wasserpflanzen besiedelt an der Seeoberflache finden sich Bartierchen gelegentlich in Seerosen Oft lassen sich einzelne Individuen in Regenrinnen aufspuren die Tiere werden vermutlich von Moosen des Dachs gewaschen sodass sie als terrestrisch gelten Schliesslich bilden auch heisse Quellen einen von manchen Arten besiedelten Susswasser Lebensraum Lebensraum Land Bearbeiten nbsp Polster Kissenmoos Grimmia pulvinataDie wichtigsten terrestrischen Habitate sind Moosrasen die dort lebenden Arten werden als moosliebend oder bryophil bezeichnet Weil Moose in den Zwischenraumen Wasser speichern konnen sie allerdings auch als aquatische Lebensraume angesehen werden Oft finden sich unterschiedliche Arten in den verschiedenen Zonen des Mooses die Bartierchen Faunen der Rhizoidschicht mit der die Moose im Boden verwurzelt sind und der photosynthetisch aktiven aber austrocknungsgefahrdeten Aussenschicht sind zum Beispiel nicht identisch Daneben finden sich die Tiere auch in Flechten oder geeigneten Blutenpflanzen wie etwa Bromelien Bromeliaceae Kannenpflanzen Nepenthaceae in Steinbrech Saxifraga Mannsschild Androsace oder Karden Dipsacus Bei all diesen Pflanzen sammelt sich etwa in den Blattansatzen oder anderen becherformigen Pflanzenteilen Wasser sie werden damit fur Bartierchen zu einem Miniaturlebensraum Daneben finden sich Bartierchen haufig in der Laubstreu von Waldern oder im Boden selbst wobei Buchenwalder anscheinend besonders beliebt sind Ein etwas ausgefalleneres Habitat sind die Gletscher der Hochgebirge Dort konnen dunkle Ablagerungen von Staub oder feinkornigem Geroll tagsuber zur Warmeabsorption und damit zum vorubergehenden Antauen der Oberflache fuhren in der dabei entstehenden wassrigen Kryokonit Schicht lassen sich ebenfalls Bartierchen finden Stadtische Lebensraume wurden bisher noch kaum untersucht Bartierchen sind nur dann aktiv wenn sie selbst in ihrem jeweiligen Substrat zumindest von einem dunnen Wasserfilm bedeckt sind so dass sie in ariden Gebieten wie etwa Wusten nicht leben konnen Viele terrestrische Arten sind allerdings extrem austrocknungsresistent und konnen daher regelmassige Trockenperioden und auch Temperaturextreme gut uberstehen Diesen grundlegenden okologischen Vorteil den sie mit manchen Radertierchen Rotifera teilen konnen sie gegenuber konkurrierenden Tieren wie etwa Fadenwurmern Nematoda dort am besten ausspielen wo der Feuchtigkeitsgehalt der Umgebung starken Schwankungen unterworfen ist was zumindest teilweise die grosse Vorliebe vieler Bartierchenarten fur Moose und Flechten erklart die in sehr kurzer Zeit austrocknen oder mit Wasser geflutet werden konnen Die Besiedlung dieser Lebensraume zu denen wenige andere Tiere Zugang haben gilt als ein wichtiger Grund fur den grossen evolutionaren Erfolg der Bartierchen Populationsdichten Bearbeiten Genaue Angaben uber Populationsdichten liegen nur fur wenige Arten und auch dort bisher nur in Stichproben vor An Sandstranden fanden sich so pro Kubikzentimeter Sand bis zu 35 Individuen in Boden wurden bis zu 30 Individuen pro Quadratzentimeter Oberflache gezahlt wahrend Mooskissen mit etwa 200 Individuen pro Quadratzentimeter erwartungsgemass einen sehr eng besiedelten Lebensraum darstellen In der Regel liegen die Populationsdichten jedoch deutlich unter diesem Hochstwert Soweit es sich aufgrund der bisher noch unzureichenden Datenlage sagen lasst sind die Individuenzahlen meereslebender Arten meistens wesentlich kleiner als diejenigen der land oder susswasserlebenden Formen Populationsdichten konnen durch Temperatur und Feuchtigkeit das Nahrungsangebot die Zahl der Parasiten und Fressfeinde oder durch Umweltschadstoffe beeinflusst sein und schwanken bei den limnoterrestrischen Arten meistens jahreszeitbedingt wobei sich oft im Fruhjahr und Fruhsommer ein erster und im Herbst ein zweiter Hohepunkt feststellen lasst Transport und Fortbewegung Bearbeiten source source source source Bartierchen in Bewegung unter dem MikroskopDie Verbreitung von Bartierchen erfolgt nur in sehr untergeordnetem Masse durch aktive Fortbewegung die meisten Tiere werden stattdessen durch Wind Wasser oder Tiere in neue potentielle Lebensraume verbracht Dieser passive Transport betrifft in erster Linie die Eier der Tiere sowie Zysten und Tonnchen gegenuber Umweltextremen in grosserem oder extremem Masse unabhangige Lebensstadien Marine Arten lassen sich in Ozeanstromungen treiben wobei ihnen vermutlich spezielle segelartige Auswolbungen ihrer Aussenhaut helfen Limnoterrestrische Arten werden auf dieselbe Weise manchmal von uber die Ufer tretenden Fliessgewassern oder von Schmelzwasser transportiert Zeitweilig ausgetrocknete Habitate erlauben eine Verbreitung von Eiern oder Cysten mit dem Wind Anemochorie wahrend kleinere Strecken in Wasserspritzern uberbruckt werden konnen Wahrend eines Unwetters vor Gronland konnten sogar ausgewachsene Tiere in fallenden Regentropfen nachgewiesen werden die wahrscheinlich zuvor vom Sturm aufgewirbelt wurden Vermutlich bringen auch Insekten oder Vogel an denen die Eier oder Zysten haften bleiben Bartierchen in neue Habitate Zoochorie Zur aktiven Fortbewegung benotigen alle Arten einen dunnen umgebenden Wasserfilm Sie nutzen dann die Beine der ersten drei Rumpfsegmente die im Gegensatz zu den verwandten Stummelfussern nicht nur paarweise sondern auch einzeln bewegt werden konnen um etwa uber Sandkorner zu krabbeln oder in Mooskissen herumzuklettern Die an den Beinen sitzenden Klauen oder Haftscheibchen werden dazu eingesetzt das jeweilige Substrat zu ergreifen Anders als die ersten drei Beinpaare dienen die hinteren beiden Gliedmassen dazu sich am Untergrund festzuhalten bei manchen Arten auch zur Ruckwartsbewegung an diese abgewandelte Funktion sind sie durch die unterschiedliche Klauenausrichtung angepasst Die grosste experimentell gemessene Laufgeschwindigkeit liegt bei 17 7 Zentimetern pro Stunde der Wert lasst den lateinischen Namen der Gruppe Tardigrada der sich aus dem Lateinischen tardus langsam und gradus Schritt ableitet also Langsamschreiter bedeutet angebracht erscheinen Phototaxis also die Hin oder Wegbewegung zu und von Lichtquellen ist noch sehr unzureichend untersucht Jungtiere reagieren anscheinend negativ photokinetisch das heisst sie reagieren auf Lichteinstrahlung mit schnelleren Bewegungen und spontanen Richtungsanderungen ohne dass sich eine gezielte Vermeidungsreaktion feststellen liesse Da Lichteinstrahlung oft mit Warmestrahlung und nachfolgender Wasserverdunstung verbunden ist hangt dieses Verhalten vielleicht mit der fur Jungtiere bedrohlicheren Austrocknungsgefahr zusammen Eine marine Art ist in der Lage aktiv zu schwimmen ihre Cuticula ist glockenformig ausgedehnt und kann durch Kontraktion einen gerichteten Wasserstrahl ausstossen die Tiere bewegen sich also wie Quallen nach dem Ruckstossprinzip Ernahrung Bearbeiten nbsp Grunalge Pediastrum duplexDie meisten Bartierchen ernahren sich vegetarisch hauptsachlich von Algenzellen die sie entweder freilebend oder in Flechten finden Die pflanzlichen Zellen der Moose gehoren dagegen selbst bei den permanent dort lebenden Tieren nur selten zum Nahrungsspektrum Bodenbewohnende Arten nehmen neben Algen zusatzlich auch organische Abfalle mitsamt den darin enthaltenen Bakterien und Pilzsporen auf manche Formen leben aber auch ganz oder teilweise rauberisch Zu ihrem Beutespektrum gehoren Protozoen Radertierchen Rotifera und Fadenwurmer Nematoda aber auch andere Bartierchen Einige marine Arten leben als Ectoparasiten auf der Haut von Seewalzen oder Rankenfusskrebsen An Land sind Bartierchen wegen der bestandig existierenden Austrocknungsgefahr an eine parasitische Lebensweise nur schlecht angepasst eine einzige Art ist hier bekannt die moglicherweise endoparasitisch in Landlungenschnecken lebt Zum Fressen pressen Bartierchen ihren Mundkegel gegen die betroffene Pflanzenzelle die Haut ihrer Beute oder die Korperwandung ihres Wirts Durch Vorschieben der nadelscharfen Stilette werden diese dann angestochen und der Zell oder Korperinhalt ausgesaugt Besonders grosse Arten konnen dagegen nicht nur flussige Nahrung aufnehmen sondern ihre Beute auch als Ganzes einsaugen davon sind insbesondere kleinere Rader und Bartierchen betroffen Fressfeinde Parasiten und Kommensalen BearbeitenDie wichtigsten Fressfeinde von Bartierchen sind andere Bartierchenarten Radertierchen Rotatoria und Fadenwurmer daneben auch Milben Acari Spinnen Araneae Springschwanze Collembola verschiedene Insektenlarven aber auch in unspezifischer Weise grasende Organismen wie Regenwurmer Lumbricidae oder diverse Susswasserkrebse Einige Bartierchen fallen fleischfressenden Pilzen zum Opfer deren feine Zellfaden Hyphen zu Schlingen verflochten sind in denen sich ihre Beute verfangt und die daraufhin in die gefangenen Tiere einwachsen Andere Pilze wie etwa Harposporium das ungeschlechtliche Stadium der Schlauchpilzgattung Atricordyceps geben Konidien asexuelle Sporen ab die vermutlich sobald sie von Bartierchen gefressen werden im Darm auskeimen und ihre Opfer von innen verdauen Moglicherweise penetriert der Pilz aber auch von aussen die Cuticula der Tiere Weitere wichtige Pilzparasiten von Bartierchen sind die Topfchenpilzart Sorochytrium milnesiophthora und die Jochpilze Ballocephala sphaerospora und Ballocephala verrucospora Vermutlich gibt es eine ganze Reihe von Parasiten unter den Protozoen naher untersucht wurde bisher aber erst das Wimpertierchen Pyxidium tardigradum das bevorzugt Bartierchen befallt Es lebt vermutlich als Symphoriont das heisst es lasst sich von seinem Wirt nur verbreiten wird ihm aber selbst anscheinend nicht gefahrlich In marinen Bartierchen finden sich oft zahlreiche symbiotische Bakterien auch die landlebenden Formen besitzen meistens eine reiche bakterielle Darmflora Das Proteobakterium Xanthomonas campestris ein wichtiger Pflanzenschadling wird vermutlich von Bartierchen ubertragen Hautung BearbeitenGrossenwachstum ist bei Bartierchen nur durch regelmassige Hautungen moglich Dabei wird die nicht zellige Aussenhaut Cuticula mitsamt den Stiletten der Auskleidung des Vorder und Hinterdarms und den Beinklauen abgestossen Die Hautung beginnt immer am Vorderende der Tiere und zwar damit dass die alten Stilette und die Cuticula von Mundhohle und Vorderdarm ausgestossen werden Dadurch dass sich der Korper zeitweilig zusammenzieht lost er sich von der alten Haut die dann abgestreift und als leeres Hautungshemd Exuvium zuruckgelassen wird Wahrend dieses normalerweise etwa 5 bis 10 Tage dauernden Vorgangs befinden sich die Tiere im stilettlosen Simplexstadium in dem sie keine Nahrung aufnehmen konnen Bereits wahrend der Hautung wird neue Cuticula von der unterliegenden Epidermis gebildet wahrend die neuen Stilette in den Speicheldrusen synthetisiert und die Klauen von speziellen Klauendrusen aufgebaut werden Bei einzelnen Individuen konnten bis zu 13 Hautungen im Laufe ihres Lebens nachgewiesen werden sie dienen abgesehen davon dass sie lebenslanges Wachstum erst moglich machen auch dazu den Korperinnendruck zu verringern in der Cuticula gespeicherte Abfallstoffe abzustossen oder Parasiten zu entfernen Viele Arten legen ihre Eier in die Hautungshemden ab Resistenzstadien BearbeitenViele Bartierchen haben einzigartige Anpassungen entwickelt um Trockenheitsperioden Kalteeinbruche starke Schwankungen im Salzgehalt des Wassers oder Sauerstoffmangel uberstehen zu konnen Ein Beitrag zur Robustheit ist ihre Eutelie Nach der Embryonalentwicklung findet Zellteilung mit ihren empfindlichen Phasen kaum mehr statt ausser in der Keimbahn Daraus folgt bereits eine sehr hohe Strahlenresistenz abgesehen von Sterilitat 3 zum Vergleich siehe die Tabelle in Strahlenschaden Zudem passen sich einige Arten den Jahreszeiten durch morphologische Umstellungen an andere konnen dickwandige Zysten bilden Die extreme Form der Anpassung ist jedoch die sogenannte Kryptobiose bei der die Tiere in einen todesnahen Zustand ubergehen in dem sich keinerlei Stoffwechselaktivitat mehr registrieren lasst Alle Resistenzstadien dienen dem Uberstehen widriger Umweltbedingungen und verschaffen Bartierchen dadurch einen evolutionaren Wettbewerbsvorteil gegenuber anderen Tiergruppen Sie spielen daneben auch eine Rolle beim passiven Transport der Tiere in neue potentielle Lebensraume Das Bartierchen ist auch das erste Tier von dem bekannt wurde dass es im Weltall uberleben kann 4 5 Cyclomorphose Bearbeiten Als Cyclomorphose bezeichnet man die regelmassige Anderung der Korperform in Reaktion auf zyklisch auftretende Veranderungen der Umweltbedingungen Meistens wandeln sich die als Morphe bezeichneten Lebensstadien der Tiere jahreszeitlich bedingt ineinander um Cyclomorphose ist bis jetzt nur von meereslebenden Bartierchen aus den Gattungen Halobiotus Amphibolus und Hypsibius bekannt Das bisher am besten untersuchte Beispiel findet sich bei der Art Halobiotus crispae die in der Gezeitenzone Gronlands lebt Hier lasst sich eine Pseudosimplex genannte Wintermorphe von einer Sommermorphe unterscheiden Erstere ist in der Lage Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt zu uberstehen und bleibt auch bei niedrigen Temperaturen beweglich sie ist dafur aber steril nur die weitaus weniger resistente Sommermorphe ist fortpflanzungsfahig Zysten Bearbeiten Besonders in Susswasser lebende Arten aber auch solche die Moose oder Laubstreu besiedeln sind in der Lage als Zysten bezeichnete Resistenzstadien zu bilden Dazu ziehen sich die Tiere auf 20 bis 50 Prozent ihrer ehemaligen Korpergrosse zusammen reduzieren ihren Stoffwechsel und bauen teilweise auch ihre inneren Organe ab Dieser Vorgang wird von bis zu drei unvollstandigen unmittelbar aufeinanderfolgenden Hautungen begleitet an deren Ende das Tier von einer mehrwandigen Umhullung aus Cuticula Schichten umgeben ist In diesem Zustand konnen die Tiere mehr als ein Jahr uberleben Sobald sich die Umweltbedingungen geandert haben konnen sich die Tiere innerhalb von 6 bis 48 Stunden wieder aus ihrer Umhullung befreien Zysten bilden sich grundsatzlich nur im Wasser sie sind bei weitem nicht so widerstandsfahig wie die weiter unten erwahnten Tonnchen und im Gegensatz zu diesen aufgrund ihres Wassergehalts auch nicht hitzeresistent Anoxybiose Bearbeiten Als Anoxybiose bezeichnet man die Toleranz gegenuber Sauerstoffmangel Wenn die Konzentration dieses Atemgases zu niedrig liegt bricht die Osmoregulation zusammen die Tiere nehmen Wasser auf und schwellen deutlich an Der gesamte Stoffwechsel muss nun anaerob stattfinden giftige Abfallprodukte sammeln sich in der Leibeshohle an Die meisten Bartierchen sind dennoch in der Lage einen solchen Zustand fur 3 bis 5 Tage zu uberstehen es wird sogar berichtet dass einzelne Individuen aus der Gattung Echiniscoides in der Lage waren bis zu 6 Monate in einem verschlossenen Reagenzglas mit verwesenden Rankenfusskrebsen zu uberleben Die Ruckkehr in den Normalzustand dauert abhangig von der Zeitdauer des anoxybiotischen Stadiums einige Minuten bis wenige Stunden Anoxybiose ist besonders in Lebensraumen wichtig in denen die Sauerstoffkonzentration zeitweilig stark abfallen kann etwa in grossen statischen Wassermassen Bartierchen die in der Gezeitenzone auf Algenteppichen leben sind bei Ebbe ebenfalls extremem Sauerstoffmangel ausgesetzt und gehorten vielleicht evolutionsgeschichtlich zu den ersten die diese Anpassung erworben haben Osmobiose Bearbeiten Osmobiose ist die Fahigkeit Schwankungen im Salzgehalt des Wassers zu tolerieren Bartierchen sind wie die meisten Tiere nur dann lebensfahig wenn die Ionenkonzentration des Wassers innerhalb gewisser Grenzen liegt Dennoch konnen vor allem solche Arten die in der Gezeitenzone leben fur einen kurzen Zeitraum erstaunlich grosse Schwankungen in der Salzkonzentration uberleben Viele Arten bilden in sehr salzigem Wasser die unten naher beschriebenen Tonnchen dieses ist jedoch ein Sonderfall der unten erlauterten Anhydrobiose und eine direkte Antwort auf die mit dem hohen Salzgehalt der Umgebung einhergehende innere Austrocknung Tonnchenbildung wird daher formal nicht als eigentlich osmobiotisches Phanomen angesehen Kryobiose Bearbeiten Als Kryobiose bezeichnet man die Fahigkeit niedrige Temperaturen uberstehen zu konnen Sie ist eine Erscheinungsform der Kryptobiose die durch eine nahezu totale Beendigung des Stoffwechsels charakterisiert ist Es tritt ein sogenannter Dormanzzustand ein Die unten naher beschriebene Bildung von Tonnchen ist dabei moglich aber nicht zwingend Bei einem langsamen Abfall der Temperatur findet eine allmahliche Umstellung des Stoffwechsels statt weil die meisten Enzyme ihre Aktivitat verlieren und stattdessen tieftemperaturaktive Katalysatoren wirksam werden die den Zucker Trehalose und andere kryoprotektive Substanzen synthetisieren Diese schutzen die empfindlichen Biomembranen und ersetzen das an die lebenswichtigen Molekule gebundene Wasser Besonders in der extrazellularen Korperflussigkeit wird durch bislang unidentifizierte mittelschwere Molekule die als Gefrierkeime wirken ein kontrolliertes Wachstum von Eiskristallen angeregt die durch Antigefrierproteine bei geringer Grosse stabilisiert werden Auf diese Weise ist es den Tieren moglich Temperaturen bis weit unterhalb des Gefrierpunkts zu uberstehen Diese Fahigkeit erlaubt erst eine Besiedelung der Polarregionen und Hochgebirgsgletscher wo die Umgebungstemperaturen regelmassig unter den Gefrierpunkt fallen Die Unterart Echiniscus sigismundi groenlandicus uberdauert zum Beispiel 6 bis 8 Monate eingefroren im Wintereis und toleriert in der Ubergangszeit regelmassiges Tauen und Gefrieren im Wechsel der Gezeiten Bartierchen uberstanden sogar zehn Tage im freien All Mit dem Satelliten FOTON M3 hatte die ESA 2007 mehrere Proben mit Bartierchen im All dem Vakuum der Kalte und UV Strahlung ausgesetzt Nach ihrer Ruckkehr fanden die Wissenschaftler selbst unter denjenigen Bartierchen Uberlebende die den extremsten Bedingungen ausgesetzt waren 6 Weil Bartierchen bei genugend langsamem Abkuhlen Extremtemperaturen von 273 Grad Celsius 7 uberstehen konnen wurde vereinzelt vermutet dass sie ausserirdische Lebensformen seien Solche Temperaturen wurden in ihrem naturlichen Lebensraum niemals auch nur annahernd erreicht und die Fahigkeit konne somit nicht auf der Erde durch naturliche Selektion entstanden sein Gegen diese Auffassung spricht dass ein Lebewesen das auf der Erde Minusgrade uberdauert indem es Wasser in seinem Gewebe durch schutzende Substanzen wie Trehalose ersetzt und den Gefrierprozess selbst kontrolliert ohne weitere evolutionare Anpassungen auch Temperaturen von 273 Grad Celsius potentiell uberdauern kann Bartierchen sind multizellulare Polyextremophile 8 Anhydrobiose Bearbeiten source source source source source source Lange des Films 77 Sek Vergrosserung 80 fach Anhydrobiose am Beispiel von Richtersius coronifer Phase 1 bei Wasserentzug noch hydratisiert und aktiv Phase 2 nach 10 Minuten Eintrocknen und Einziehen der Beine Phase 3 Tonnchenstadium Anhydrobiose Phase 4 Restitution nach Wasserzugabe Anhydrobiose ist die Fahigkeit eine Austrocknung des Korpers durch starke Wasserverluste uberstehen zu konnen Sie findet sich bei fast allen landlebenden Arten und ist mit der Bildung walzenformiger unbeweglicher Resistenzstadien der Tonnchen verbunden Weil im anhydrobiotischen Zustand bei Tonnchen kein Stoffwechsel mehr nachweisbar ist fallt auch die Anhydrobiose unter den Oberbegriff Kryptobiose Bei manchen Arten sammeln sich zahlreiche Individuen vor der eigentlichen Tonnchenbildung und bilden ein loses Knauel Diese Aggregation wird als Verhaltensanpassung gewertet und schirmt wohl insbesondere die innenliegenden Tiere etwas starker von Umwelteinflussen ab so dass der Austrocknungsprozess bei ihnen etwas langsamer vor sich geht eine zu schnelle Dehydrierung kann auch bei Bartierchen zum Tod fuhren Die Tonnchenbildung beginnt mit morphologischen Reaktionen Die Beine werden eingezogen und die Korperoberflache insgesamt stark verkleinert Durch Poren in der Cuticula werden zunehmend Lipide fettlosliche Substanzen abgegeben die unter anderem vor Pilzangriffen schutzen sollen Durch einen Phasenwechsel dieser Lipide wird die Cuticula zu einem spezifischen Zeitpunkt abrupt wasserundurchlassig Dieses verringert die Wasserverdunstung und erlaubt eine erneute Verlangerung der Vorbereitungszeit auf den anhydrobiotischen Zustand wahrend deren schutzende Verbindungen synthetisiert werden mussen Das Hauptproblem bei der Anhydrobiose besteht darin dass die strukturelle Integritat von wichtigen Makromolekulen wie Proteinen Phospholipiden oder Nukleinsauren um jeden Preis erhalten bleiben muss da ansonsten in den Zellen irreversible Schaden entstehen wurden Die meisten dieser Verbindungen sind von lose angebundenen Wassermolekulen umgeben deren Verlust unkontrollierte Reaktionen zwischen ihnen auslosen wurde Die von den Bartierchen im Verlauf ihrer Evolutionsgeschichte gefundene Losung des Problems besteht darin das gebundene Wasser wahrend einer Dehydrierung Austrocknung durch andere Verbindungen zu ersetzen die bei einer Rehydrierung Benetzung durch Wasser leicht wieder abgebaut werden konnen Die wichtigste dieser Verbindungen ist der Zucker Trehalose der wahrend der Vorbereitung auf den anhydrobiotischen Zustand in grossen Mengen produziert und manchmal um den Faktor 23 gegenuber dem Ausgangszustand angereichert wird Er schutzt nicht nur die Biomembranen und unterbindet Reaktionen zwischen den entwasserten Proteinen und anderen Zellbestandteilen wie Kohlenhydraten sondern verhindert auch unkontrollierte Oxidationen die ebenfalls wichtige Makromolekule zerstoren konnten Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin dass Bartierchen einen neuen Typ ungeordneter Proteine besitzen die bei Austrocknung vermehrt produziert werden und vitrifizieren das heisst ein glasahnliches schutzendes Material bilden 9 Neben dieser Proteinfamilie und Trehalose spielt vermutlich auch Glycerin eine Rolle bei diesen Vorgangen Lipidtropfchen fallt unterdessen die Aufgabe zu Korpergewebe voneinander getrennt zu halten die im normalen Zustand nicht Gefahr laufen sich zu nahe zu kommen im Tonnchenzustand jedoch in Kontakt geraten und unerwunschte Vernetzungsreaktionen auslosen konnten Bis die Tiere aus dem Normalzustand ein stabiles Tonnchenstadium erreicht haben dauert es etwa 5 bis 7 Stunden Sobald die Tiere den anhydrobiotischen Zustand erreicht haben ist zumindest in trockener Umgebung keinerlei Stoffwechselaktivitat mehr nachweisbar insbesondere fallt der Sauerstoffverbrauch auf Null In diesem Stadium konnen die Tiere extreme Austrocknung das Einbringen in Salzlake Ather reines Ethanol oder flussiges Helium Temperaturen zwischen 196 Celsius und 90 Celsius 10 grossen hydrostatischen Druck 11 und Vakuum uberstehen Sobald wieder genugend Wasser vorhanden ist findet die Rucktransformation in den Normalzustand die Restitution statt Dazu wird die Trehalose aerob also unter Nutzung von Luftsauerstoff abgebaut und wieder durch Wasser ersetzt Die Erholungszeit ist abhangig von der Temperatur dem Sauerstoffgehalt und dem pH Wert der Umgebung sowie von der im kryptobiotischen Zustand verbrachten Zeit und schwankt daruber hinaus auch von Art zu Art etwas In den meisten Fallen liegt sie zwischen zehn Minuten und mehreren Stunden bei sehr lange andauerndem Tonnchenzustand auch bei einigen Tagen Ob die Ruckkehr in ein aktives Lebensstadium erfolgreich ist hangt in erster Linie vom korrekten Ablauf der Tonnchenbildung und vom Ernahrungszustand der Tiere ab Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die Lipidreserven die nicht nur wie oben erwahnt selbst eine Rolle im kryptobiotischen Zustand spielen sondern auch in Glycerin und Trehalose umgewandelt werden konnen und daruber hinaus auch Energie fur den Restitutionsvorgang bereitstellen Solange die Tiere die Moglichkeit haben diese Reserven in regelmassigen Abstanden aufzufrischen und daruber hinaus jede Austrocknung nur langsam stattfindet konnen sie in regelmassigen Abstanden aus dem aktiven in den anhydrobiotischen Zustand ubergehen und umgekehrt Individuen aus der Gattung Echiniscoides die in der Gezeitenzone leben konnen zum Beispiel experimentell in einen Zyklus mit sechsstundlicher Periode versetzt werden Bartierchen im kryptobiotischen Zustand werfen Fragen nach der Definition von Leben auf So werden als charakteristische Merkmale eines lebenden Organismus haufig Stoffwechsel Wachstum und Fortpflanzung angefuhrt Keine dieser Eigenschaften findet sich jedoch im Tonnchenstadium so dass man die Ruckkehr in den aktiven Zustand mit den Worten von Lazzaro Spallanzani einem italienischen Naturforscher des 18 Jahrhunderts als Wiederauferstehung von den Toten bezeichnen konnte Andererseits kehren zwar viele aber nicht alle Bartierchen aus dem anhydrobiotischen Stadium wieder in einen aktiven Zustand zuruck was den Tardigradologen John H Crowe 1975 zu der Frage veranlasste Does this then mean that they died while they were dead Bedeutet das dann dass sie gestorben sind wahrend sie tot waren Nach Crowes Auffassung kann die Definition von Leben nicht auf einzelne Merkmale reduziert werden er sieht stattdessen das Fortbestehen der strukturellen Kontinuitat und Integritat eines lebenden Systems als im Wortsinne lebensnotwendig an Fortpflanzung und Lebenszyklus BearbeitenBartierchen konnen sich sowohl ungeschlechtlich als auch auf geschlechtliche Weise vermehren Die meisten Arten pflanzen sich aber ausschliesslich sexuell fort Asexuelle Fortpflanzung Bearbeiten Asexuelle Fortpflanzung ist nur durch Parthenogenese moglich also die Reifung unbefruchteter Eier die sich anschliessend zu Weibchen entwickeln Sie kommt bei einer Reihe von Arten unter anderem aus den Gattungen Echiniscus und Pseudoechiniscus vor Mannliche Tiere sind oft nicht bekannt auch wenn in manchen Fallen nachtraglich Zwergmannchen beschrieben werden konnten Bei diesen und anderen Arten lasst sich ein Nebeneinander von parthenogenetischer und sexueller Fortpflanzung feststellen die Mannchen sind dabei grundsatzlich in der Lage geeignete sexuell aktive von ungeeigneten sich parthenogenetisch reproduzierenden Weibchen zu unterscheiden Ein wichtiger Vorteil der mit Parthenogenese einhergeht ist der fehlende Aufwand fur die Partnersuche ein gravierender Nachteil die Verringerung der genetischen Vielfalt Die negativen Folgen davon werden allerdings teilweise durch die Fahigkeit widrigen Umwelteinflussen durch Kryptobiose einfach auszuweichen kompensiert Sexuelle Fortpflanzung Bearbeiten Sexuelle Fortpflanzung bedingt bei Bartierchen meistens allerdings nicht immer die Existenz zweier getrennter Geschlechter Einige hermaphroditische zwittrige Arten sind bekannt die zur Selbstbefruchtung in der Lage sind Ei und Samenzellen reifen bei ihnen in derselben Keimdruse heran Auch sie haben den Vorteil keine Energie auf die Partnersuche aufwenden zu mussen unterscheiden sich aber von parthenogenetischen Individuen die sich letztlich klonen durch die Moglichkeit genetischer Rekombination Fur die uberwiegende Mehrzahl der Arten existieren hingegen getrennte Geschlechter die sich allerdings ausserlich nicht immer leicht unterscheiden lassen Wo detaillierte Untersuchungen zur Populationsstruktur vorliegen lasst sich fast immer ein deutliches Ubermass an Weibchen konstatieren Die Befruchtung kann sowohl ausser als auch innerhalb des Korpers der Weibchen stattfinden die Eiablage ist fur die Weibchen meistens mit einer Hautung verbunden Die Einzelheiten beider Vorgange hangen unter anderem vom Lebensraum der Tiere ab Bei marinen Arten werden die Spermien der Mannchen meistens in den Samenblaschen der Weibchen deponiert die ihre Eier dann frei ablegen und am Substrat wie zum Beispiel Algenzellen anheften Daneben kommt es aber auch vor dass das Weibchen seine unbefruchteten Eier unmittelbar nach der Hautung in die abgestossene Cuticula legt wo sie dann extern von den Mannchen befruchtet werden Bei limnoterrestrischen Arten werden die Spermien gelegentlich noch vor oder wahrend der stattfindenden Hautung des Weibchens in den entstehenden Spalt zwischen der alten und neuen Haut injiziert sobald das Weibchen seine Eier in das abgelegte Hautungshemd legt findet die Befruchtung statt Besonders bei landlebenden Arten kommt es haufig zur Kopulation wozu sich das Mannchen an einem Weibchen festklammert eine solche Verbindung wird auch bei ausseren Storungen des Geschlechtsakts nicht aufgegeben Das Mannchen fuhrt nun sein Sperma in den Geschlechtstrakt des Weibchens ein und zwar bevor dieses seine Hautung abgeschlossen hat Alternativ konnen die Spermien auch in Samenblaschen deponiert oder auch direkt durch die Aussenhaut hindurch in die Leibeshohle injiziert werden in letzterem Fall findet die Befruchtung in der weiblichen Keimdruse statt Die Zahl der abgelegten Eier schwankt je nach Art zwischen 1 und 35 wobei sich mit zunehmendem Lebensalter eine stetige Zunahme dieser Zahl beobachten lasst Uber die gesamte Lebenszeit gesehen konnen einzelne Weibchen uber 100 Eier produzieren Bei meereslebenden Arten fallen sie je nach Umgebungsbedingungen dunn oder dickschalig aus wahrend sich bei landlebenden Arten unterschiedliche Eiformen beobachten lassen Glatte Eier werden meistens in den Hautungshemden der Weibchen deponiert wahrend Eier mit dicker aufwendig ornamentierter und vermutlich austrocknungsresistenter Schale frei an Moospflanzen oder Rindenstuckchen angeklebt werden Einige susswasserlebende Arten nutzen die abgestossenen Exoskelette von Insekten oder anderen Gliederfussern als Ablageort Besondere Verhaltensanpassungen bei der Fortpflanzung finden sich nur in seltenen Fallen So wurde bei einigen Arten ein primitives Paarungsritual beobachtet Das Mannchen streichelt dazu sein Weibchen mit den am Kopf befindlichen Cirri Das Weibchen legt in dieser Weise stimuliert nach einiger Zeit seine Eier auf einem Sandkorn ab auf dem das Mannchen dann sein Sperma deponiert Die Tatsache dass manche Weibchen die Hautungshemden in denen sie ihre Eier abgelegt haben fur eine Weile mit sich schleppen wird gelegentlich als einfacher Fall von Brutpflege interpretiert Bei gunstigen Bedingungen schlupfen die Jungtiere nach etwa 5 bis 40 Tagen Sie absorbieren dazu aus der Umgebung solange Flussigkeit bis ihr sich ausdehnender Korper die Eischale sprengt Manche Arten setzen auch ihre Mundstilette zum Aufbrechen der Eihulle ein Der gesamte Vorgang dauert meistens nur wenige Minuten Die Jungtiere sind meistens ungefarbt und besitzen weniger Borsten Cirri oder Klauen als die erwachsenen Tiere Ansonsten sind sie diesen aber schon sehr ahnlich so dass ihre Entwicklung direkt also ohne Larvenstadium verlauft Bei einigen Arten aus der Klasse Heterotardigrada bilden sich der Anus und die Geschlechtsoffnung erst nach ein beziehungsweise zwei Hautungen dies wird gelegentlich als Hinweis auf eine indirekte Entwicklung gedeutet In den meisten Fallen wachsen die Jungtiere nur durch eine Vergrosserung des individuellen Zellvolumens nicht aber durch eine Vermehrung der Zellenanzahl so dass viele Gewebe bereits nach dem Schlupfen die endgultige Zellenzahl der Erwachsenenform aufweisen Allerdings lassen sich auch in spateren Stadien gelegentlich noch Mitosen Zellteilungen nachweisen die vermutlich dem Zweck dienen abgestorbene Zellen zu ersetzen Die Geschlechtsreife wird in jedem Fall erst nach mehreren Hautungen erreicht Die normale Lebensdauer von Bartierchen liegt zwischen drei Monaten und zweieinhalb Jahren sie entspricht der tatsachlichen Lebenszeit der meisten marinen Arten Bei den limnoterrestrischen Arten wird das Leben der Tiere jedoch manchmal oder oft durch kryptobiotische Zustande unterbrochen wahrend deren die betroffenen Individuen nicht altern Mooslebende Arten erreichen auf diese Weise haufig eine reale Lebensdauer von vier Jahren oder mehr in Einzelfallen konnen sie auch Jahrzehnte uberdauern In ausgetrocknetem Moos eines botanischen Museums wurde ein Bartierchen entdeckt das nach 120 Jahren im anhydrobiotischen Zustand wiederbelebt werden konnte Bartierchen und der Mensch BearbeitenBartierchen finden sich zwar in fast allen menschlichen Lebensraumen fallen aber wegen ihrer geringen Grosse und ausgefallenen Lebensweise kaum auf Da sie zudem keine unmittelbare wirtschaftliche medizinische oder tiermedizinische Bedeutung besitzen sind sie den meisten Menschen unbekannt Jene die sie das erste Mal sehen beschreiben sie oft als suss ein Adjektiv das sich selbst in seriosen zoologischen Publikationen finden lasst und wohl nicht nur durch die barenahnliche Korperform sondern auch durch die tapsige Fortbewegungsweise der Tiere inspiriert ist Eine Haltung in monoxenischer Kultur also zusammen mit mindestens einer weiteren Art ist moglich Angaben zur Gefahrdung liegen nicht vor eine Art Thermozodium esakii ist allerdings moglicherweise ausgestorben Da Bartierchen sehr empfindlich auf Umweltgifte insbesondere Schwefeltrioxid reagieren gibt es Ideen die Tiere als Indikatoren fur die Umweltqualitat eines Standorts einzusetzen Untersuchungen zur Schadigung von Tardigrada durch Schwermetallbelastung von Moosen wurden von ungarischen Forschern vorgelegt 12 Untersuchungen zu stadtischen Lebensraumen liegen aber noch nicht vor Stammesgeschichte BearbeitenModerne Formen Bearbeiten Vertreter verwandter Taxa nbsp Scherengarnele nbsp Vierfleck Kreuzspinne nbsp Vierfleck Libelle Die engsten Verwandten der Bartierchen finden sich in zwei sehr unterschiedlichen Gruppen Die Gliederfusser Arthropoda die unter anderem Krebstiere Crustacea Spinnentiere Arachnida Tausendfusser Myriapoda und Insekten Insecta umfassen sind der umfangreichste Tierstamm uberhaupt wahrend die Stummelfusser Onychophora die sich als Wurmer mit Beinen beschreiben lassen ein eher obskures Taxon bilden Bartierchen Glieder und Stummelfusser bilden sehr wahrscheinlich zusammen eine naturliche Verwandtschaftsgruppe ein sogenanntes monophyletisches Taxon das als Panarthropoda bezeichnet wird Als gemeinsames abgeleitetes Merkmal kann die bei allen Tieren dieser Gruppe auftretende Segmentierung des Korpers sowie das Auftreten paariger Korperanhange angesehen werden auch der Aufbau der Cuticula wird von allen drei Taxa geteilt Innerhalb der Panarthropoda werden Bartierchen traditionell mit den Stummelfussern als Protoarthropoda zusammengefasst Panarthropoda Protoarthropoda Bartierchen Tardigrada Stummelfusser Onychophora GliederfusserDabei spielte ursprunglich die Vorstellung eine Rolle dass Stummelfusser und Bartierchen noch nicht die volle Organisationshohe der Gliederfusser erreicht haben Evolutionstheoretisch gilt die Unterscheidung mehr oder weniger hoch entwickelter Formen jedoch mittlerweile als veraltet moderne Klassifikationen sollen ausschliesslich die tatsachlichen stammesgeschichtlichen Beziehungen der Taxa zueinander wiedergeben Als gemeinsame Merkmale der Protoarthropoda werden dann die sowohl bei Stummelfussern als auch bei Bartierchen zu findenden sackartigen Korperanhange die Stummelbeine angefuhrt Daneben gibt es eine Reihe weiterer Homologien also Merkmale die sich auf eine gemeinsame Vorlauferstruktur zuruckfuhren lassen Insbesondere entspricht der vermutlich aus drei Segmenten bestehende Bartierchen Kopf sehr wahrscheinlich den ersten drei Einheiten des Stummelfusser Korpers Ihre Stilette konnen dementsprechend als stark abgewandelte Korperanhange des zweiten Segments angesehen werden und waren somit den Kiefern der Stummelfusser homolog Auch die Klauenstruktur ist bei Bartierchen und Stummelfussern sehr ahnlich Trotz dieser ins Auge springenden Gemeinsamkeiten ist es umstritten ob die Protoarthropoda eine naturliche Verwandtschaftsgruppe bilden da vermutlich alle angefuhrten Merkmale Symplesiomorphien sind das heisst schon bei den Vorfahren aller Panarthropoda zu finden waren Zu Beginn des 21 Jahrhunderts hat sich daher stattdessen eine Praferenz fur eine Schwestergruppenbeziehung zwischen Bartierchen und Gliederfussern herauskristallisiert Panarthropoda Tactopoda Bartierchen Tardigrada Gliederfusser Arthropoda Stummelfusser Onychophora Die weitere Verwandtschaft der Bartierchen wird traditionell in den Ringelwurmern Annelida gesehen Mit ihnen teilen sie unter anderem weiche nicht gelenkige Korperanhange mit abschliessenden verharteten Klauen und eine terminale den Korper nach vorne abschliessende Mundstellung Diese auf den franzosischen Naturforscher Georges Cuvier zuruckgehende Articulata Hypothese hat auch zu Anbeginn des 21 Jahrhunderts noch viele Anhanger wurde aber gegen Ende der 1990er Jahre aufgrund morphologischer und molekulargenetischer Erkenntnisse zunehmend in Frage gestellt An ihre Stelle trat ein Konzept das die nachsten Verwandten der Panarthropoda in einer Gruppe wurmartiger Tiere der Cycloneuralia sieht Zu diesem Taxon zahlt man Faden Nematoda und Saitenwurmer Nematomorpha aber auch drei eher obskure Tiergruppen Priapswurmer Priapulida Hakenrussler Kinorhyncha und Korsetttierchen Loricifera Alle diese Taxa zeichnen sich wie auch die Panarthropoda dadurch aus dass sie ihre nicht zellige Aussenhaut oder Cuticula zumindest wahrend einzelner Stadien ihres Lebenszyklus abstossen sie werden daher als Hautungstiere Ecdysozoa bezeichnet Hautungstiere Ecdysozoa Panarthropoda Bartierchen Stummelfusser und Gliederfusser Cycloneuralia Fadenwurmer Saitenwurmer Priapswurmer Korsetttierchen Hakenrussler Ausgestorbene Formen Bearbeiten Bartierchen Fossilien sind ausgesprochen rar und tragen daher nur wenig zum Verstandnis der Entwicklung dieser Tiergruppe bei Neben einigen Funden aus dem fruhen Erdaltertum sind nur einige in Bernstein erhaltene Individuen aus dem spaten Erdmittelalter bekannt Als mogliche Stammlinienvertreter der Tactopoda des Taxons aus Gliederfussern und Bartierchen werden zunehmend die Lobopoden gesehen eine Gruppe wurmahnlicher Tiere aus den erdgeschichtlichen Epochen des Kambriums und Ordoviziums die ihren Ursprung allerdings wohl schon im vorhergehenden Ediacarium hatte Sie liefen ahnlich wie die Stummelfusser auf nichtgelenkigen sackartigen Stummelbeinen und werden daher traditionell diesem Tierstamm zugeordnet Einige moderne kladistische Untersuchungen halten diese Einschatzung fur unbegrundet und sehen die Lobopoden stattdessen als nicht naturliche Verwandtschaftsgruppe aus der sowohl Stummelfusser als auch die Tactopoda hervorgegangen sind Eine vorgeschlagene Variante die diese Alternativsicht zum Ausdruck bringt ist in dem folgenden Diagramm dargestellt Panarthropoda Aysheaia N N Stummelfusser Onychophora N N Luolishania diverse Lobopoden Cardiodictyon Onychodictyon Hallucigenia Paucipodia und weitere N N Kerygmachela Tactopoda Bartierchen N N Anomalocaris GliederfusserVorlage Klade Wartung 3Die Gattung Aysheaia die noch sehr viele ursprungliche Merkmale wie eine einfache Reihung unspezialisierter langer Beine oder eine feine nicht mit der unauffalligen Korpersegmentierung ubereinstimmende oberflachliche Ringung aufweist bildet demnach die evolutionare Schwestergruppe aller anderen Panarthropoda die sich sodann in die Stummelfusser und alle weiteren Gruppen aufteilen Eine Reihe von Lobopoden wie die schwer gepanzerten Gattungen Cardiodictyon Hallucigenia oder Paucipodia bildet vermutlich einen ausgestorbenen Seitenast welcher der nicht zugeordneten Gattung Luolishania einerseits und einem unbenannten Taxon aus der Art Kerygmachela kierkegaardi und den Tactopoda andererseits gegenubersteht Kerygmachela kierkegaardi nach dieser Hypothese die unmittelbare Schwestergruppe der Tactopoda ist aus dem fruhen Kambrium Nordgronland bekannt und ahnlich wie Bartierchen und Gliederfusser auch ausserlich deutlich segmentiert Ob auch die mysteriosen Anomalocaris Fossilien in die Stammlinie der Tactopoda gehoren oder wie oben dargestellt naher mit den Gliederfussern als mit den Bartierchen verwandt sind ist unklar Die ersten eindeutig den Bartierchen zuzuordnenden Fossilien entstammen der sibirischen Kuonamka Formation In 530 Millionen Jahre altem Kalkstein aus dem mittleren Kambrium haben sich dort vier Individuen erhalten die nach Korperform und grosse als Bartierchen identifizierbar sind Die noch unbeschriebene Art verfugte anscheinend uber drei vielleicht auch vier Beinpaare die in einem Paar ungleicher Klauen abschlossen und besass eine Cuticula Struktur die jener der heutigen Tiere schon sehr ahnlich war Die bereits sehr stark spezialisierten Tiere konnen womoglich sogar einer der modernen Klassen den Heterotardigrada zugeordnet werden 13 Wie sich der Ubergang von den robusten Lobopoden zu den nur submillimetergrossen Bartierchen vollzog ist unbekannt Ein moglicher Mechanismus ware Progenese ein Vorgang bei dem sich die Keimdrusen in der Embryonalentwicklung vorzeitig ausbilden und die Geschlechtsreife daher im Vergleich mit dem Ausgangszustand fruher eintritt Diese arrestiert nun die weitere Entwicklung und Differenzierung des Korpers so dass Larven oder Jungtiermerkmale wie eine wesentlich geringere Grosse beim erwachsenen Tier auftreten ein Phanomen das man als Padomorphose bezeichnet Auch wann Bartierchen erstmals terrestrische Lebensraume erobert haben lasst sich mangels Fossilfunden nicht mit Gewissheit sagen Da Bartierchen heute haufig in Mooskissen zu finden sind Moose sehr wahrscheinlich die ersten Pflanzen waren die das Land besiedelten und dabei hinsichtlich der Austrocknungsgefahr ahnlichen Herausforderungen ausgesetzt waren wie die Bartierchen selbst ist es sehr gut moglich dass Moose und Bartierchen den Schritt an Land zusammen mit den dazu notwendigen Anpassungen gemeinsam vollzogen haben Spatestens zu diesem Zeitpunkt muss sich bei den Tieren die einzigartige Anpassung an Trockenheitsperioden die Kryptobiose herausgebildet haben Sie erlaubte ihnen widrigen Umweltbedingungen durch vorubergehendes Abschalten des Stoffwechsels einfach auszuweichen Dieses hat zur Folge dass zumindest die umweltbedingte Selektion nur verhaltnismassig schwach ist und erklart so die sehr langsame bradytelische Evolutionsrate der korperlichen Erscheinungsform des Phanotyps Es uberrascht daher nicht dass die spateren aus der Kreidezeit erhaltenen Bartierchen Fossilien gegenuber den heutigen Arten kaum eine Anderung der Korperform erkennen lassen Beorn leggi etwa eine aus kanadischem Bernstein erhaltene Art lasst sich bereits der Klasse Eutardigrada zuordnen ein nur sehr schlecht erhaltenes unbenanntes Jungtier vom selben Fundort gehort moglicherweise in die Klasse Heterotardigrada Aus dem US amerikanischen Bundesstaat New Jersey sind weitere Bernsteinfossilien bekannt die vermutlich aus der Turonian genannten Epoche der spaten Kreidezeit stammen Auch sie sind vermutlich bereits den Eutardigrada zuzuordnen und lassen keine weitergehenden Schlusse zu als dass diese Entwicklungslinie schon seit mehr als 65 Millionen Jahren existiert Die einzigen weiteren Bartierchenfossilien sind etwas mehr als 7000 Jahre alte Eier die sich in subantarktischen Torfmooren erhalten haben Da verschiedene Bartierchenarten unterschiedliche Temperatur und Feuchtigkeitsvorlieben haben gibt es Uberlegungen die in den verschiedenen Moorschichten auftretenden Eier ahnlich wie Pflanzenpollen zur Bestimmung des damaligen Klimas heranzuziehen Systematik BearbeitenEs besteht kein ernsthafter Zweifel daran dass Bartierchen ein monophyletisches Taxon bilden also auf eine gemeinsame Stammart zuruckgehen und alle Nachfahren dieser Art umfassen Wichtige Synapomorphien gemeinsame abgeleitete Merkmale sind etwa die teleskopartig einziehbaren Beine und die Mundstilette Bis zum Jahre 2005 wurden etwa 930 Arten beschrieben darunter 160 marine Formen Die tatsachliche Artenzahl ist naturgemass unbekannt wird aber auf etwa 10 000 geschatzt Hinzu kommt dass sich vermutlich hinter vielen nach morphologischen Kriterien abgegrenzten Arten stattdessen Gruppen kryptischer Arten verbergen die nur molekulargenetisch auseinanderzuhalten sind was die Biodiversitat des Taxons nochmals erhohen wurde Man unterscheidet drei verschiedene Klassen deren Verwandtschaftsverhaltnisse zueinander noch unklar sind Als Heterotardigrada bezeichnet man die gepanzerten Bartierchen auch wenn nicht alle Arten tatsachlich eine ruckseitig verhartete und in einzelne Panzerplatten Skleriten geteilte Cuticula besitzen Bei vielen Formen lassen sich auffallige Kopfanhange wie Cirri und Clavae beobachten die Beine konnen sowohl in Klauen als auch in Haftscheiben enden Die Geschlechtsoffnung liegt immer direkt auf der Korperoberflache Malpighische Drusen zur Ausscheidung und Osmoregulation treten nicht auf Heterotardigrada finden sich sowohl in marinen als auch in limnoterrestrischen Lebensraumen Als Eutardigrada bezeichnet man die nackten Bartierchen ihre Aussenhaut ist dunn und nicht verhartet Auffallige Sinnesharchen am Kopf finden sich in dieser Gruppe nie die Beine enden grundsatzlich in Klauen Anders als bei den Heterotardigrada mundet der Eileiter in den Enddarm ein der dadurch zur Kloake wird zur Ausscheidung dienen die spezialisierten Malpighischen Drusen Die meisten Eutardigrada leben im Susswasser oder an Land obwohl auch einige marine Arten existieren Die Mesotardigrada sind nur durch eine einzige verschollene Art Thermozodium esakii bekannt die formell in eine Familie Thermozodiidae gestellt wird Der Beschreibung nach besitzt sie am Kopf je einen seitlichen Cirrus aber keine Clavae der Mund ist von vier warzenahnlichen Vorsprungen Papillen umgeben Auch am Beinansatz befinden sich demnach Papillen wahrend das Beinende in 6 bis 10 einfache Klauen ubergeht Malpighische Drusen sind vorhanden Die Art wurde auf Algenpolstern in einer nahe der japanischen Stadt Nagasaki gelegenen heissen Quelle der Typ Lokalitat gefunden die jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg durch ein Erdbeben zerstort wurde Da sich auch kein Typmaterial erhalten hat und die Art bis heute nicht mehr wieder aufgefunden werden konnte gilt ihre Existenz heute als zweifelhaft und ihr Name entsprechend als Nomen dubium Oft wird angenommen dass eine Ordnung der Heterotardigrada die mehrheitlich marinen Arthrotardigrada die ursprunglichsten Bartierchenarten umfasst aus denen sich dann zunachst die Formen der anderen Heterotardigrada Ordnung Echiniscoidea und dort insbesondere der limnoterrestrischen Familie Echiniscidae entwickelt haben bevor diese wiederum die andere Bartierchenklasse Eutardigrada hervorbrachte deren Arten sich hauptsachlich im Susswasser und an Land finden Bartierchen Heterotardigrada Arthrotardigrada verschiedene Familien Echiniscoidea verschiedene Familien Echiniscidae verschiedene Gattungen EutardigradaDiese Hypothese konnte jedoch bislang nicht bestatigt werden vorlaufige molekulargenetische Daten sprechen dafur dass sowohl Hetero als auch Eutardigrada naturliche Verwandtschaftsgruppen bilden Bartierchen Heterotardigrada Arthrotardigrada Echiniscoidea EutardigradaForschungsgeschichte BearbeitenDie Tardigradologie oder Bartierchenforschung reicht in ihren Anfangen bis ins 18 Jahrhundert zuruck Der deutsche Naturforscher Johann Conrad Eichhorn war vermutlich am 10 Juni 1767 der erste Mensch der die Tiere beobachtete Da er seine Entdeckung in seinem Werk Beytrage zur Naturgeschichte der kleinsten Wasserthierchen die mit blossem Auge nicht gesehen werden und die sich in den Gewassern in und um Danzig befinden erst 1775 und damit Jahre spater veroffentlichte gilt aber heute zumeist der Quedlinburger Pastor Johann August Ephraim Goeze als Entdecker der Gruppe Er konnte nach eigenen Angaben seine erste Beobachtung am 10 Dezember 1772 machen und veroffentlichte seine Beschreibung der Tiere in einem selbst verfassten Anhang der von ihm aus dem Franzosischen ubersetzten und im Jahre 1773 erschienenen Schrift Herrn Karl Bonnets Abhandlungen aus der Insektologie Dort schrieb er unter anderem Seltsam ist dieses Thierchen weil der ganze Bau seines Korpers ausserordentlich und seltsam ist und weil es in seiner ausserlichen Gestalt dem ersten Anblicke nach die grosste Aehnlichkeit mit einem Bare im Kleinen hat Dies hat mich auch bewogen ihm den Namen des kleinen Wasserbars zu geben Man furchte sich indessen nicht auch diese Raubthiere der unsichtbaren Welt zu betrachten 14 Bereits ein Jahr spater wurde erstmals die Ruckkehr aus dem anhydrobiotischen Zustand beobachtet die der italienische Naturforscher Lazzaro Spallanzani kurz darauf als Wiederauferstehung von den Toten beschrieb Er war es auch der im zweiten Band seines 1776 in Modena erschienenen Buchs Opuscoli di Fisica animale e vegetabile der Gruppe den Namen Il Tardigrada gab 1790 wurden die Tiere in das Werk Systema Naturae des schwedischen Naturforschers und Systematikers Carl von Linne aufgenommen Die erste wissenschaftliche Monographie erschien im Jahre 1840 neun Jahre spater wurde das erste marine Bartierchen entdeckt die wissenschaftliche Beschreibung der ersten fossilen Art Beorn leggi musste hingegen bis 1964 noch mehr als ein Jahrhundert warten Die systematische Stellung der Tiere war von Anbeginn unklar wahrend des gesamten 19 Jahrhunderts wurden sie taxonomisch wahlweise mit den Radertierchen Rotifera oder Asselspinnen Pycnogonida gruppiert oder zu den Gliederfussern Arthropoda gestellt Auch in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts blieben ihre genauen stammesgeschichtlichen Beziehungen umstritten so dass schliesslich der italienische Tardigradologe Giuseppe Ramazzotti die Gruppe in den Rang eines eigenen Tierstamms erhob Die weitere Klassifikation des Taxons geht auf den deutschen Biologen Ernst Marcus zuruck der 1929 alle Bartierchen in die Untergruppen der Hetero und Eutardigrada einteilte 1937 wurden durch Gilbert Rahm die Mesotardigrada als dritte Gruppe eingefuhrt Diverses BearbeitenDurch die missgluckte Landung des israelischen Mondlandegerates Beresheet wurden 2019 einige Tausend Bartierchen verstreut Da sie ohne Sauerstoff auskommen und sich nach dem Aufwarmen aus dem tiefgekuhlten Zustand wieder zum Leben erwecken lassen 15 wurden sie fur diese Mondmission ausgewahlt Wie totes Material konnen sie jahrelang im ausgetrockneten Zustand uberdauern Auch den Absturz auf dem Mond durften sie uberstanden haben versicherte Nova Spivack dem US Magazin Wired Nova Spivack ist Leiter der Stiftung Arch Mission Literatur BearbeitenE E Ruppert R S Fox R D Barnes Invertebrate Zoology A functional evolutionary approach 7 Auflage Brooks Cole London 2004 ISBN 0 03 025982 7 S 510 R C Brusca G J Brusca Invertebrates 2 Auflage Sinauer Associates Sunderland Mass 2002 ISBN 0 87893 097 3 S 469 I M Kinchin The biology of tardigrades Portland Press London 1994 ISBN 1 85578 043 7 S 186 M Blaxter B Elsworth J Daub DNA taxonomy of a neglected animal phylum an unexpected diversity of tardigrades In Proceedings of the Royal Society of London Series B London 271 2004 S 189 ISSN 0375 0434 G E Budd The morphology of Opabinia regalis and the reconstruction of the arthropod stem group In Lethaia Taylor amp Francis Oslo 29 1996 ISSN 0024 1164 S 1 R A Dewel W C Dewel The place of tardigrades in 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Synonyme Ubersetzungen Tardigrada Astronomy Picture of the Day der NASA vom 6 Marz 2013 englisch Tardigrada Newsletter engl Bartierchen Fotos und Videos engl Umfangreiche Sachtexte Fotogalerien und Kurzfilme zu Bartierchen Taxonomie bis auf Gattungsebene Microscopy UK engl Forschung mit Bartierchen im Weltall Schweizer Forschungsstelle fur Okologie Physiologie und Evolutionsbiologie von Tardigraden A recent claim that tardigrades got a sixth of their DNA from microbes is starting to unravel engl Claudia Ruby Bartierchen Die knuffigen Uberlebenskunstler Bayern 2 Radiowissen Ausstrahlung am 25 Juli 2019 Podcast Doch nicht unverwustlich das ist der Schwachpunkt von Bartierchen Lars Fischer Blaues Leuchten schutzt Bartierchen vor Strahlung auf spektrum de vom 15 Oktober 2020 Peter Dockrill We Just Found Another Trick Tardigrades Use to Be Basically Indestructible auf sciencealert vom 14 Oktober 2020 engl Einzelnachweise Bearbeiten Karl Ernst Georges Ausfuhrliches lateinisch deutsches Handworterbuch 8 verbesserte und vermehrte Auflage Hahnsche Buchhandlung Hannover 1918 zeno org abgerufen am 2 Mai 2023 Andreas Hejnol Ralf Schnabel The eutardigrade Thulinia stephaniae has an indeterminate development and the potential to regulate early blastomere ablations In Development 132 2005 S 1349 1361 doi 10 1242 dev 01701 Daiki Horikawa et al Radiation tolerance in the tardigrade Milnesium tardigradum Int J Radiat Biol 82 2006 doi 10 1080 09553000600972956 freier Volltext Emma Brennand Tardigrades Water bears in space Hrsg BBC 17 Mai 2011 bbc co uk abgerufen am 30 November 2019 Peter Reuell Harvard study suggests asteroids might play key role in spreading life In Harvard Gazette 8 Juli 2019 abgerufen am 30 November 2019 amerikanisches Englisch Lorena Rebecchi et al Resistance of the anhydrobiotic eutardigrade Paramacrobiotus richtersi to space flight LIFE TARSE mission on FOTON M3 in Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 49 21 April 2011 S 98 103 doi 10 1111 j 1439 0469 2010 00606 x Neil A Campbell et al Biologie 8 aktualisierte Auflage 2011 ISBN 978 3 8273 7287 1 D Schulze Makuch et al Tardigrades An Example of Multicellular Extremophiles In Joseph Seckbach u a Polyextremophiles life under multiple forms of stress Springer Dordrecht 2013 ISBN 978 94 007 6487 3 S 597 607 Thomas C Boothby Hugo Tapia Alexandra H Brozena Samantha Piszkiewicz Austin E Smith Tardigrades Use Intrinsically Disordered Proteins to Survive Desiccation In Molecular Cell Band 65 Nr 6 16 Marz 2017 ISSN 1097 2765 S 975 984 e5 doi 10 1016 j molcel 2017 02 018 PMID 28306513 cell com abgerufen am 20 Juni 2017 D D Horikawa T Kunieda et al Establishment of a rearing system of the extremotolerant tardigrade Ramazzottius varieornatus a new model animal for astrobiology In Astrobiology Band 8 Nummer 3 Juni 2008 S 549 556 doi 10 1089 ast 2007 0139 PMID 18554084 Fumihisa Ono et al Effect of ultra high pressure on small animals tardigrades and Artemia Cogent Physics 3 2016 doi 10 1080 23311940 2016 1167575 freier Volltext B Vargha E Otvos Z Tuba Investigations on ecological effects of heavy metal pollution in Hungary by moss dwelling water bears Tardigrada as bioindicators In Ann Agric Environ Med 2002 9 2 S 141 146 PMID 12498580 Klaus J Muller Dieter Waloszek Arcady Zakharov Orsten type phosphatized soft integument preservation and a new record from the Middle Cambrian Kuonamka Formation in Siberia In Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 197 1 1995 S 101 118 J A E Goeze Herrn Karl Bonnets Abhandlungen aus der Insektologie J J Gebauer Halle 1773 Digitalisat abgerufen 9 September 2016 Zitiert nach www baertierchen de Patrick Illinger Bartierchen sind die ersten Mondbewohner In Suddeutsche Zeitung 7 August 2019 nbsp Dieser Artikel wurde am 17 Juni 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4143904 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bartierchen 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