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Von einem Pseudocoel wird in der Zoomorphologie gesprochen wenn der flussigkeitsgefullte Korperhohlraum zwischen Entoderm und Ektoderm nicht vollstandig von mesodermalem Gewebe umgeben ist und wenn ausserdem wahrend der Embryonalentwicklung keine Verschmelzung von einer sekundaren mit der primaren Leibeshohle auftrat Letzteres ware ein Mixocoel Im Gegensatz dazu besitzen die Acoelomaten keinen entsprechenden Korperhohlraum wahrend die Eucoelomaten durch einen vollstandig von Mesoderm umhullten Hohlraum die sekundare Leibeshohle oder Coelom charakterisiert sind Tiergruppen mit Pseudocoel werden meist als Pseudocoelomaten zusammengefasst Im anglo amerikanischen Sprachraum ist aber auch die Bezeichnung Blastocoelomaten haufig was mit der Embryonalentwicklung zusammenhangt also der Entstehung des Pseudocoels aus dem ersten Hohlraum des Keimes der primaren Leibeshohle oder Blastocoel mehr hierzu im Abschnitt zur Individualentwicklung Schlauchwurmer Nemathelminthes fruher auch Aschelminthes sind ein Beispiel fur Organismen die ein Pseudocoel entwickeln Ob Pseudocoelomaten jedoch eine naturliche Abstammungsgemeinschaft bilden darf bezweifelt werden wahrscheinlich evoluierte dieser Organisationstyp mehrfach unabhangig Dies wirft die Frage nach den evolutionaren Entstehungsbedingungen eines Pseudocoels auf mehr hierzu im Abschnitt zur evolutionaren Entstehung Entstehung BearbeitenEntstehung wahrend der Individualentwicklung Ontogenese Ein Pseudocoel entsteht aus der primaren Leibeshohle Blastocoel die sich mit dem extrazellularen Raum zwischen den Mesodermzellen vermischt Die Mesodermzellen werden meistens unter das Ektoderm gedrangt wo sie Muskelschichten bilden Der grosse Unterschied zum echten Coelom besteht darin dass die so entstandene Leibeshohle nicht unterteilt und nicht von einer eigenen mesodermalen Zellschicht umgeben wird Die Organe liegen frei in der Korperflussigkeit Verschiedene Annahmen zur evolutionaren Entstehung Phylogenese Die Evolution eines Pseudocoels wird haufig mit Vergrosserung des Korpers bewirkt durch Einlagerung von Korperflussigkeit in Hohlraume erklart Als Beispiel werden Schlauchwurmer angefuhrt die bei geringer Korpergrosse mikroskopische Formen kein typisches Pseudocoel aufweisen z B der zu den Fadenwurmern gehorende Caenorhabditis elegans bei makroskopischen Formen jedoch uber ein ausgepragtes Pseudocoel verfugen dessen Fullung als Hydroskelett dient Diese Erklarung uberzeugt nur halb da genau so gut der umgekehrte Evolutionsverlauf angenommen werden kann das heisst ein sekundarer Verlust des Pseudocoels im Zuge einer evolutionaren Verzwergung Das Pseudocoel wurde dann ab Unterschreitung einer bestimmten Korpergrosse als Hydroskeletteinheit unnotig werden und im immer enger werdenden Gewebe verschwinden Im letzteren Erklarungsschema bliebe freilich die evolutionare Herkunft des Pseudocels im Ausgangsstadium unerklart Zwei noch verbleibende Hypothesen waren hier genauer zu durchdenken 1 Evolution aus einem acoelomaten Stadium allerdings ohne Zusammenhang mit Korpergrossensteigerung wie in der zuerst genannten Erklarung 2 Evolution aus einem coelomaten Vorstadium in dem das Coelom wie beim Mixocoel sekundar aufgegeben wurde ohne jedoch wie bei den bekannten Mixocoelomaten diesbezugliche Spuren wahrend der Embryonalentwicklung oder in den Adultformen zu hinterlassen Mogliche terminologische Konsequenzen aus den verschiedenen Annahmen zur evolutionaren EntstehungZu fragen ist welche terminologischen Konsequenzen sich aus den verschiedenen phylogenetischen Hypothesen ergeben Wenn Pseudocoelomata mehrfach unabhangig entstanden sind konnte beispielsweise eine Situation eintreten in der sich alle drei oben aufgefuhrten Evolutionsszenarien als richtig erweisen also die jeweils vorgefundenen Pseudocoelome auf ganz unterschiedliche Weise evoluierten Spatestens in diesem Fall ware es angebracht eine differenzierende Terminologie anwenden zu konnen Bei der traditionell morphologisch favorisierten Ansicht dass die pseudocoelomate Organisation aus einer acoelomaten hervorging spricht nichts dagegen die Bezeichnung Pseudocoel beizubehalten Dieser Terminus bringt ja zum Ausdruck dass die betreffende Leibeshohle in keinem Zusammenhang mit echten Coelomen steht Sollte sich jedoch der neuerdings haufig geausserte Verdacht bestatigen dass die pseudocoelomate Organisation bei einigen oder gar allen Gruppen aus einer coelomaten Vorstufe evoluierte ware es ratsam 1 die angenommene Verschmelzung von sekundarer und primarer Leibeshohle durch Verwendung eines eigenstandigen Terminus zu kennzeichnen und diesen 2 auch vom Mixocoel Begriff abzugrenzen welchletzterer traditionell eine Verschmelzung von Leibeshohlen in Phylo und Ontogenese bezeichnet Diesen beiden Anforderungen wurde der in der Literatur bereits manchmal benutzte Terminus Syncoelom entsprechen Er gibt die Annahme einer evolutionaren Verschmelzung von sekundarer und primarer Leibeshohle begrifflich wieder auch wenn diese Verschmelzung im Gegensatz zum Mixocoel nicht mehr wahrend der Individualentwicklung beobachtet werden kann Eine allgemein akzeptierte Terminologie die den verschiedenen evolutionaren Interpretationen des Pseudocoels Rechnung tragt liegt zurzeit jedoch nicht vor Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pseudocoel amp oldid 187116127