www.wikidata.de-de.nina.az
Die Saitenwurmer Nematomorpha sind ein Tierstamm der Hautungstiere Ecdysozoa Ihr wissenschaftlicher Name ist aus den altgriechischen Wortern nhma nema Faden und morfh morphe Gestalt zusammengesetzt Die mehr als 320 Arten dieser Gruppe leben vor allem im Susswasser einige kommen jedoch auch im Meer vor Die blasslich weissen bis graulich schwarzen manchmal auch braunlich bis rotlich gefarbten Wurmer sind in der Regel sehr lang und extrem dunn es konnen Extremlangen von bis zu zwei Metern erreicht werden wie bei Gordius fulgur die Tiere haben dabei aber nur einen maximalen Durchmesser von drei Millimetern SaitenwurmerParagordius tricuspidatus aus SudfrankreichSystematikohne Rang Bilateriaohne Rang Urmunder Protostomia Uberstamm Hautungstiere Ecdysozoa ohne Rang Cycloneuraliaohne Rang NematoidaStamm SaitenwurmerWissenschaftlicher NameNematomorphaVejdovsky 1886KlassenMeeressaitenwurmer Nectonematoida Pferdehaarwurmer Gordioida Die Jugendformen der Saitenwurmer sind parasitisch Sie besitzen einen Bohrapparat mit dem sie sich in den Wirt meist ein Insekt einbohren konnen Die erwachsenen Tiere verlassen nur zur Eiablage den Wirt und konnen zu dieser Zeit als Wurmerknauel besonders an Bachen gefunden werden Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Anatomie der Saitenwurmer 2 1 Anatomie der ausgewachsenen Wurmer 2 2 Anatomie der Larven 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Lebensweise Fortpflanzung und Entwicklung 5 Saitenwurmer und der Mensch 6 Systematik der Saitenwurmer 6 1 Systematische Position der Saitenwurmer 6 2 Interne Systematik 7 Evolution 8 Literatur 8 1 Allgemein 8 2 Forschungsgeschichte 9 Einzelnachweise 10 WeblinksForschungsgeschichte BearbeitenDie Saitenwurmer gehoren zu den Tiergruppen die in der Forschung bislang weitestgehend ignoriert wurden Entsprechend wenig ist uber diese Tiergruppe im Vergleich zu anderen Taxa bekannt Die erste eindeutige Erwahnung fand ein Saitenwurm in der Historia Animalium 1551 1587 von Conrad Gessner wo die Saitenwurmer gemass dem volkstumlichen Namen als Wasserkalb oder lateinisch Vitulus aquaticus bezeichnet werden Zu diesem Zeitpunkt gab es die typische 1758 mit der bekannten 10 Auflage der Systema Naturae von Carl von Linne erfolgte zweiteilige Namensgebung allerdings noch nicht Innerhalb der Wurmer ordnet Linne ein Tier mit dem Namen Gordius aquaticus ein benannt nach dem Gordischen Knoten Er bezog sich damit auf den zu Beginn des 17 Jahrhunderts durch Aldrovandus angestellten Vergleich eines Knauels Wurmer mit dem beruhmten Knoten der griechischen Mythologie In der Folgezeit wurden der Gattung Gordius sowohl freilebende Saitenwurmer als auch parasitische Formen der Insekten zugeordnet letztere wurden 1788 von den freilebenden Gordius Arten als Filaria abgespalten Erst durch eine Reihe von neuen Beobachtungen konnte allerdings geklart werden dass die Intestinalfilarien mit den freilebenden Wurmern identisch waren So konnte etwa F Dujardin 1842 beobachten wie ein Saitenwurm aus einem Insekt in das freie Wasser uberging Er nannte dieses neu entdeckte Tier Mermis und klarte auf dass zumindest bei diesem Wurm eine parasitische und eine freilebende Entwicklungsphase bestehen Dass der Mermis allerdings nicht in die Verwandtschaft der Gordius Arten gehorte war damals noch unbekannt erst 1886 wurde er zu den Fadenwurmern heute in der Familie der Mermithidae gestellt 1849 und 1851 konnten von E Grube und J Leidy auch die morphologisch abweichenden Larven der Saitenwurmer entdeckt werden Etwa zur gleichen Zeit wurden auch die ersten Beitrage uber die innere Anatomie der Tiere publiziert F Dujardin 1842 A A Berthold 1843 G Meissner 1856 1847 beschrieb Friedrich Heinrich Creplin eine zweite Gattung der Saitenwurmer die er Chordodes nannte Addison Emery Verrill 1879 beschrieb als erster einen meereslebenden Saitenwurm der von ihm den Namen Nectonema agile bekam Diese Meeressaitenwurmer wurden 1887 von F Vejdovsky mit den Gordiacea zu den Nematomorpha zusammengefasst Zum Ende des 19 Jahrhunderts kam eine Reihe neuer Arten hinzu die vor allem durch die Expeditionen in verschiedene Erdteile gefunden wurden Camerano einer der erfolgreichsten Bearbeiter der Gruppe fuhrte entsprechend 1897 mit Parachordodes und Paragordius zwei neue Gattungen ein alle weiteren Gattungsbezeichnungen kamen im Laufe des 20 Jahrhunderts hinzu Genauere Kenntnis uber die Anatomie der Tiere gewann man erst in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts in der verschiedene Saitenwurmer histologisch und mit Hilfe der Transmissionselektronenmikroskopie TEM untersucht wurden Die Rasterelektronenmikroskopie REM wurde vor allem fur die Identifizierung und Bestimmung der Tiere ein unverzichtbares Werkzeug Zu den bekanntesten Nematomorphenforschern der heutigen Zeit zahlen der am Zoologischen Museum der Universitat Hamburg tatige Andreas Schmidt Rhaesa der vor allem die evolutionaren Zusammenhange innerhalb der Saitenwurmer aufklaren mochte sowie Ben Hanelt Lincoln USA Fred Thomas Montpellier Frankreich und Cristina de Villalobos La Plata Argentinien Anatomie der Saitenwurmer BearbeitenAnatomie der ausgewachsenen Wurmer Bearbeiten nbsp Saitenwurm im GebuschDie Saitenwurmer ahneln im Aufbau sehr stark den Fadenwurmern deren Schwestergruppe sie darstellen Der Korper ist langgestreckt drehrund und unsegmentiert Die Korperlange betragt im Extremfall bis zu zwei Meter bei den meisten Arten liegt sie allerdings bei durchschnittlich funf bis zehn Zentimetern Der Durchmesser liegt bei niedrigen 0 5 bis 3 Millimetern Sowohl die marinen Nectonema Arten als auch die susswasserlebenden als limnisch bezeichneten Arten weisen einen deutlichen Sexualdimorphismus auf Die Korperlange der Weibchen ubertrifft bei fast allen Arten die der Mannchen Bei den Weibchen der Nectonema Arten ist das Hinterende abgerundet bei den Mannchen verschmalert sich das Hinterende und ist abwarts gebogen Bei beiden Geschlechtern liegt die Geschlechtsoffnung am terminalen Ende Auch bei den Weibchen der im Susswasser lebenden Arten liegt die Geschlechtsoffnung immer am Hinterende bei den Mannchen jedoch an der Bauchseite Bei etwa der Halfte der Arten ist das Hinterende der Mannchen ausserdem in zwei lappenartige Auslaufer unterteilt die als Schwanzloben bezeichnet werden Neben den Strukturen der ausseren Hautschicht der Cuticula stellen die Unterschiede dieser Loben eines der wichtigsten Merkmale zur Artunterscheidung dar Das Vorderende der meisten Saitenwurmer ist abgerundet es kann jedoch auch abgeschnitten oder zugespitzt sein Viele Arten zeichnen sich durch eine weisse Vorderspitze und einen darauf folgenden dunklen Ring aus dahinter beginnt die eigentliche Korperfarbung Die aussere Umhullung der Tiere besteht aus einer nicht aus Zellen aufgebauten Aussenschicht der Cuticula der darunterliegenden Epidermis und einer Muskelzellenschicht die ausschliesslich aus Langsmuskulatur besteht Die Cuticula die nur bei Larven das Polysaccharid Chitin enthalt ist bei den parasitisch lebenden Jungtieren nur sehr dunn bei den freilebenden ausgewachsenen allerdings recht dick Die Veranderung geschieht uber eine Hautung kurz vor dem Verlassen des Wirtstieres Die aus Kollagen bestehenden Fasern der Cuticula verlaufen kreuzweise schraubenartig und kompensieren dadurch das Fehlen der Ringmuskulatur Der Winkel dieser Fasern zur Korperlangsachse betragt dabei etwa 55 Insgesamt liegen etwa 35 Schichten dieser Cuticularfasern ubereinander Die Cuticula selbst ist von verschiedenen Strukturen Areolen Superareolen Kronenareolen Megaareolen besetzt die ein wichtiges Merkmal zur Artunterscheidung darstellen Die Epidermis ist einschichtig und ragt durch kleine Zellauslaufer Mikrovilli in die Cuticula hinein Seitliche Epidermisleisten wie sie bei den Fadenwurmern vorkommen fehlen hier stattdessen findet sich eine ruckseitige dorsale und eine bauchseitige ventrale Leiste bei den meereslebenden Nectonema Arten die mit blaulichgrauen Schwimmborsten besetzt ist Die im Susswasser lebenden Arten besitzen nur eine bauchseitige Epidermisleiste Die langsseitige Muskulatur ist ebenfalls einschichtig und besteht aus schmalen Muskelzellen Der kontraktile Teil dieser Zellen liegt an der Aussenseite das Cytoplasma mit dem Zellkern an der Innenseite zum Korperinneren hin Ein Hartskelett existiert bei Saitenwurmern nicht dessen Funktion wird von einem sogenannten hydrostatischen Skelett ubernommen das durch hohen Flussigkeitsdruck in der Leibeshohle dem Pseudocoel gebildet wird Die Cuticula kann dadurch als Gegenspieler Antagonist der Langsmuskulatur wirken und erlaubt auf diese Weise die Schlangelbewegungen mit denen sich die Wurmer fortbewegen Das Nervensystem der Saitenwurmer besteht aus einem am Kopfende der Tiere befindlichen Nervenring um den Darm der das Gehirn der Tiere bildet einem bauchseitigen Markstrang von dem Nervenfasern zu den Muskelzellen ziehen und einem Ganglion im Bereich der Afteroffnung Kloakenganglion Besonders am Vorder und Hinterende der Tiere finden sich einfach gebaute Sinnesorgane die Sensillen Die Wahrnehmung von Licht wird durch mit einer schwarzen Pigmentschicht ausgekleidete Grubchen unterhalb der an dieser Stelle durchsichtigen Cuticula ermoglicht Der Darm ist bei allen Arten und in allen Lebensstadien weitgehend zuruckgebildet und dient nicht der Nahrungsaufnahme Mund und Anus sind meist nicht existent Ob der Darm noch eine wichtige Funktion besitzt ist bislang ungeklart wahrscheinlich dient er bei einigen Arten der Exkretion daneben werden wohl auch Nahrstoffe dort gespeichert Die Ernahrung erfolgt bei den Larven und Jungwurmern uber die Epidermis ausgewachsene Wurmer nehmen keine Nahrung zu sich Spezielle Ausscheidungsorgane existieren bei den Saitenwurmern nicht Zwischen der Muskelschicht an der Aussenseite und dem Darm sowie dessen Aufhangebandern besteht ein mit Flussigkeit sowie einer aus Kollagenfasern bestehenden Matrix gefullter Hohlraum der als Leibeshohle bezeichnet wird Da diese nicht von einer einlagigen Schicht umhullt ist gemeinhin als Coelom bezeichnet spricht man bei dieser Form der Leibeshohle von einem Pseudocoel Bei den Susswasserarten ist die Leibeshohle durch seitliche Gewebslappen in hintereinanderliegende Taschen aufgeteilt in denen Keimgewebe liegen Die Tiere sind getrenntgeschlechtlich und besitzen mit Ausnahme der Nectonema Arten paarige Ovare und Hoden Bei beiden Geschlechtern munden die Geschlechtsgange in der Kloake also einer gemeinsamen Korperoffnung mit dem Darm Anatomie der Larven Bearbeiten Die Larven der Saitenwurmer sind vollkommen anders aufgebaut als die erwachsenen Wurmer Sie sind in der Regel zwischen 50 und 150 Mikrometer lang und bestehen aus einem Vorderabschnitt mit einem ausstulpbaren Mundkegel sowie einem Hinterleib der neben einem Darmrest auch eine grosse Speicheldruse enthalt Diese beiden Korperabschnitte sind durch ein Hautchen Septum voneinander getrennt Die Speicheldruse ist uber einen langen Gang mit dem russelartigen Mundkegel verbunden Dieser kann uber einen hydrostatischen Druck der durch Muskulatur im Vorderkorper erzeugt wird ausgestulpt werden und besitzt am Vorderende einen Bohrapparat sowie seitliche Dornen die eine Verankerung im Gewebe des Wirtes ermoglichen die zum Eindringen notwendig ist Verbreitung und Lebensraum BearbeitenSaitenwurmer sind mit Ausnahme der Antarktis auf allen Kontinenten nachgewiesen worden Die bislang bekannten Arten stellen allerdings wahrscheinlich nur einen Teil der tatsachlich existierenden Arten dar besonders aus den Tropen und Subtropen werden noch weitere Entdeckungen erwartet In Deutschland gibt es derzeit 40 beschriebene Saitenwurmarten weltweit sind es etwa 300 Arten 1 In Europa sind etwa 100 Arten bekannt wobei einzelne Vertreter auch auf den zugehorigen Inseln wie Madeira Teneriffa oder den Shetland Inseln gefunden wurden Die afrikanischen Arten stammen uberwiegend aus der Republik Kongo weite Teile des Kontinents sind auf diese Tiere noch nicht besammelt worden Entsprechend bilden die etwa 70 bekannten Arten wohl nur einen Teil des afrikanischen Spektrums Ebenfalls uberwiegend unbesammelt ist Asien von wo etwa 100 Arten bekannt sind In Australien wurden bislang sieben in Neuseeland sechs Arten gefunden aus Sud und Mittelamerika sind etwa 70 Arten bekannt und aus Nordamerika nur 16 Hinzu kommen vier Meeresarten der Gattung Nectonema die an unterschiedlichen Kusten gefunden wurden im Mittelmeer im Nordwest Pazifik an den Kusten Neuseelands und im Sudatlantik Die susswasserlebenden Arten leben in kleinen Pfutzen Tumpeln Bachen Flussen bis hin zu Seen sowie in feuchten Boden Es ist anzunehmen dass ihre Verbreitung in diesen Gewassern weniger von den Vorlieben der Tiere abhangt als davon in welche Gewasser sie von ihren Wirten gebracht werden Austrocknende Kleinstgewasser wie Pfutzen konnten fur die Saitenwurmer eine Sackgasse darstellen es ist bislang nicht geklart ob hier eine erfolgreiche Paarung und Infektion von Wirten moglich ist Die meereslebenden Arten leben frei schwimmend pelagisch meist in der Gezeitenzone Lebensweise Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten nbsp Spinochordodes tellinii aus seinem Wirt der Eichenschrecke Meconema thalassinum austretend Sudfrankreich Ausgewachsene Saitenwurmer verlassen ihre Wirte erst zur Fortpflanzung und nehmen in diesem Erwachsenenstadium keine Nahrung zu sich Die sehr bewegungsaktiven Mannchen suchen dann die Weibchen auf die sich meist kaum von ihrem Austrittsort fortbewegen Wenn sich zwei Partner gefunden haben wickelt sich das Mannchen in engen Schlingen um das Hinterende des Weibchens wodurch regelrechte Paarungsknauel entstehen Die Ubertragung der unbegeisselten Spermien oder von Spermienpaketen Spermatophoren erfolgt bei den Saitenwurmern durch eine Kopulation diese wird durch ein ausstulpbares Borstenbundel Cirrus an der Kloake ermoglicht Die Spermien werden im Weibchen meist noch gespeichert bevor die intern verlaufende Befruchtung stattfindet Wahrend die Mannchen nach der Kopulation meist direkt absterben legen die Weibchen der Saitenwurmer mehrere 10 000 Eier von jeweils einem Durchmesser von 40 bis 50 Mikrometern in langen Laichschnuren ab die um Pflanzen oder andere Gegenstande unter Wasser gewickelt werden Um diese Laichschnure legen sich dann die Weibchen und verbleiben in dieser Stellung Die marinen Arten legen ihre Eier einzeln in das freie Wasser Die schlupfenden Larven gelangen entweder passiv bei der Nahrungsaufnahme in den Wirt oder sie bohren sich an Gelenkhauten oder anderen weichen Stellen in den Wirt ein Finden die Larven keinen passenden Wirt bilden sie ein Dauerstadium Cyste und konnen auf diese Weise auch uber einen Monat Austrocknung oder andere ungunstige Umweltbedingungen uberstehen Als Cyste konnen sie nur passiv also bei der Nahrungsaufnahme in einen Wirt gelangen In einem geeigneten Wirt verandert sich die Larve wahrscheinlich uber eine Hautung bei der die harten Teile des Vorderkorpers komplett abgeworfen werden Danach wachst das Tier heran und nimmt uber seine Haut vor allem Nahrstoffe aus dem Fettkorper seines Wirtes auf Bei einem ungeeigneten Wirt etwa bei einer Schnecke kann es erneut zu einer Cystenbildung kommen bis das Tier von einem Raubinsekt wie etwa einer Gottesanbeterin gefressen wird Dadurch konnen Saitenwurmer auch Tiere parasitieren die nicht mit Wasser in Beruhrung kommen Die im Meer lebenden Nectonema Arten parasitieren offensichtlich ausschliesslich in Zehnfusskrebsen gefunden wurden sie etwa in der Garnele Pandalus montagui dem Einsiedlerkrebs Anapagurus hyndmanni und dem Taschenkrebs Cancer irrogatus Die susswasserlebenden Arten bevorzugen als Wirte vor allem Laufkafer Carabidae Fangschrecken Mantoptera und Langfuhlerschrecken Ensifera sie wurden jedoch auch schon in Libellen Odonata Webspinnen Araneae Weberknechten Opiliones Tausendfussern Myriapoda und Egeln Hirudinea gefunden Der Befall von Hautfluglern Hymenoptera wurde im 19 Jahrhundert an verschiedenen Pflanzenwespen Symphyta einer Ameisenart Formicidae und einer Wespenart Vespidae beobachtet 2 und sollte uberpruft werden Keine Saitenwurmer sind bislang von Schmetterlingen Lepidoptera bekannt Kurz vor dem Ende der Jugendentwicklung beeinflusst der Saitenwurm seinen Wirt derart dass dieser zwanghaft Wasser aufsucht Hormonelle Einflusse werden ebenso in Betracht gezogen wie ein grossflachiger Wasserentzug durch den Parasit 2005 fand eine Gruppe um den Forscher David Biron bei einer naheren Untersuchung der im Heuschreckengehirn gebildeten Proteine Naheres zum Wirkmechanismus heraus So bilden Saitenwurmer bestimmte Neurotransmittern ahnliche Stoffe und Molekule die den programmierten Zelltod Apoptose in Nervenzellen auslosen Zudem gibt der Parasit bestimmte Wachstumsfaktoren ab die direkt die Entwicklung des Gehirns des Wirts beeinflussen Allem Anschein nach bildet jedoch das Wirtstier selbst auch verstarkt bestimmte Proteine die vermutlich als Abwehr gegen den Parasiten fungieren sollen da sie bei nicht infizierten Tieren in einem weitaus geringeren Umfang produziert werden Diese Entdeckung erlaubt nicht nur Einblicke in Parasit Wirt Beziehungen sondern zeigt auch dass sich Saitenwurmer direkten Zugriff auf das zentrale Nervensystem ihrer Wirte verschaffen konnen Im Wasser verlassen die geschlechtsreifen Saitenwurmer nach einer letzten Hautung den Wirt durch den After oder die Gelenkhaute um sich im freien Wasser einen Geschlechtspartner zu suchen Die Wirte sterben nach dem Verlassen der Wurmer meistens einige leben jedoch weiter Bei vielen Arten ist der Lebenszyklus noch etwas komplexer und verlauft uber einen vom Endwirt verschiedenen Zwischenwirt Wahrend der Endwirt immer zu den Gliederfussern gehort konnen als Zwischenwirte auch Wirbeltiere wie Fische oder die Jugendstadien der Amphibien in Frage kommen Je nach Beginn der sexuellen Reife liegt die Dauer eines Lebenszyklus zwischen zwei Monaten und mehr als einem Jahr Saitenwurmer und der Mensch BearbeitenIn seltenen Fallen konnen Saitenwurmer auch den Menschen befallen bei dem es sich dann um einen Fehlwirt handelt sie wurden insbesondere im Darm und der Harnrohre nachgewiesen scheinen aber keine Schaden hervorzurufen Systematik der Saitenwurmer BearbeitenSystematische Position der Saitenwurmer Bearbeiten Die Saitenwurmer stellen die Schwestergruppe der Fadenwurmer Nematoda dar Mit diesen teilen sie eine Reihe von Merkmalen darunter den Aufbau der Cuticula sowie das Fehlen von Ringmuskulatur und cilientragenden Epidermiszellen Auch der Lebenszyklus der Saitenwurmer ist mit dem der primitivsten Gruppe der Fadenwurmer den Mermithidae identisch und kann als gemeinsames Merkmal der Saitenwurmer und Fadenwurmer angesehen werden In die weitere Verwandtschaft der Fadenwurmer und Saitenwurmer werden die Priapswurmer Priapulida die Korsetttierchen Loricifera und die Hakenrussler Kinorhyncha eingeordnet All diese Gruppen die unter gelegentlicher Einbeziehung der Bauchharlinge Gastrotricha als Cycloneuralia zusammengefasst werden besitzen eine Cuticula die regelmassig durch eine Hautung ausgetauscht wird Das zustandige Hormon fur diese Hautung ist das Ecdyson das auch bei den Gliederfussern eine Hautung induziert Aus diesem Grunde werden letztere mit den genannten Gruppen heute haufig zu den Hautungstieren Ecdysozoa zusammengefasst Diese Zusammenfassung beruht ausserdem auf molekularen Daten ist allerdings noch stark umstritten Als nachste Schwestergruppe der sich hautenden Tiere mit oder ohne Gliederfusser werden die Bauchharlinge angesehen Cycloneuralia Nematoida Fadenwurmer Nematoda Saitenwurmer Nematomorpha Scalidophora Hakenrussler Kinorhyncha Vinctiplicata Korsetttierchen Loricifera Priapswurmer Priapulida Bauchharlinge Gastrotricha Vorlage Klade Wartung 3Alternativ findet sich neben der Einordnung als Hautungstiere auch die Gruppe der Rundwurmer Nemathelminthes die neben den oben genannten Gruppen ohne die Gliederfusser auch die Radertiere Rotatoria und die Kratzwurmer Acanthocephala enthalt Interne Systematik Bearbeiten Intern werden die Saitenwurmer in zwei Taxa eingeordnet Die Meeressaitenwurmer Nectonematoida enthalten ausschliesslich die vier bekannten Arten der Gattung Nectonema die sich durch bauch und ruckseitige Schwimmborsten und ein flussigkeitsgefulltes Pseudocoel auszeichnen und allesamt eine Korperlange von etwa zwanzig Zentimetern aufweisen Sie befallen ausschliesslich Zehnfusskrebse Die Pferdehaarwurmer Gordioida umfassen alle anderen Gruppen und leben im Susswasser beziehungsweise in feuchtem Boden Sie besitzen im Gegensatz zu den Meeressaitenwurmern nur eine bauchseitige Epidermisleiste ihr Pseudocoel enthalt daruber hinaus hauptsachlich eine Matrix aus Bindegewebe Die nachfolgende Abbildung gibt eine Variante des Systems der Saitenwurmer wieder allerdings ist die Monophylie vieler dieser Gruppen vor allem der Gattungen sehr umstritten auf eine phylogenetische Darstellung wird daher weitestgehend verzichtet Darstellung nach Schmidt Rhaesa 2002 Saitenwurmer Pferdehaarwurmer Gordioida N N Gordius Acutogordius N N Spinochordodes Daccochordodes Lanochordodes PantachordodesVorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4 Chordodes Euchordodes Neochordodes Pseudochordodes Chordodilus Baetogordius Gordionus Semigordionus Parachordodus Paragordionus Paragordius Digordius Progordius Noteochordodes PseudogordiusVorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4 Vorlage Klade Wartung 5 Vorlage Klade Wartung 6 Vorlage Klade Wartung 7 Vorlage Klade Wartung 8 Vorlage Klade Wartung 9 Vorlage Klade Wartung 10 Vorlage Klade Wartung 11 Vorlage Klade Wartung 12 Vorlage Klade Wartung 13 Vorlage Klade Wartung 14 Vorlage Klade Wartung 15 Vorlage Klade Wartung 16 Vorlage Klade Wartung 17 Meeressaitenwurmer Nectonematoida nur NectonemaEvolution BearbeitenUber die Evolution der Saitenwurmer wie auch der restlichen Tiergruppen in der naheren Verwandtschaft dieser Tiere ist nur sehr wenig bekannt Fossile Exemplare sind bis auf wenige Ausnahmen nicht existent So sind die altesten bekannten Fadenwurmer in etwa 120 Millionen Jahre altem Bernstein entdeckt worden der alteste Saitenwurm stammt aus der Braunkohle des Eozan vor maximal 60 Millionen Jahren Aufgrund dieser Funde kann man davon ausgehen dass es die Saitenwurmer mindestens zu Beginn des Tertiar bereits gegeben hat der tatsachliche Ursprung muss allerdings viel weiter zuruckliegen Die Lebensweise der ersten Saitenwurmer lasst sich vor allem uber den Vergleich mit den anderen Tiergruppen innerhalb der Hautungstiere ohne Gliederfusser sehr gut rekonstruieren Alle naher verwandten Gruppen mit Ausnahme der Fadenwurmer bestehen aus primar meereslebenden und mikroskopisch kleinen Tieren so dass die Vermutung nahe liegt dass auch der Vorfahr der Saitenwurmer und der Fadenwurmer auf diese Weise gelebt hat Den massgeblichen evolutionaren Schritt bildete offensichtlich der Ubergang zum Parasitismus der vor allem zu einer Vergrosserung des Korpers fuhrte Literatur BearbeitenAllgemein Bearbeiten D J Biron Behavioural manipulation in a grasshopper harbouring hairworm a proteomics approach in Proceedings of the Royal Society Serie B London 2005 ISSN 0080 4649 doi 10 1098 rspb 2005 3213 J Bresciani Nematomorpha In Frederik W Harrison E E Ruppert Microscopic Anatomy of Invertebrates Wiley Liss New York 1991 ISBN 0 471 56842 2 S Lorenzen Nematomorpha Saitenwurmer In W Westheide R Rieger Spezielle Zoologie Teil 1 Einzeller und Wirbellose Tiere Gustav Fischer Stuttgart 1996 Spektrum Heidelberg 2004 ISBN 3 8274 1482 2 E E Ruppert S F Richard R D Barnes Invertebrate Zoology A Functional Evolutionary Approach Kapitel 22 Brooks Cole Pacific Grove 72004 ISBN 0 03 025982 7 S 770 A Schmidt Rhaesa Zur Morphologie Biologie und Phylogenie der Nematomorpha Cuillier Gottingen 1996 ISBN 3 89588 434 0 A Schmidt Rhaesa Nematomorpha Susswasserfauna von Mitteleuropa Bd 4 4 Gustav Fischer Stuttgart 1997 ISBN 3 437 25428 6 A Schmidt Rhaesa Die Saitenwurmer Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben 2002 ISBN 3 89432 902 5 A Schmidt Rhaesa Are the genera of Nematomorpha monophyletic taxa im Zoologica Scripta Oxford 31 2002 S 185 200 ISSN 0300 3256 Forschungsgeschichte Bearbeiten A A Berthold Ueber den Bau des Waserkalbes Gordius aquaticus In Abhandlungen der Koniglichen Gesellschaft der Wissenschaften in Gottingen Berlin 1843 S 1 18 Lorenzo Camerano Monografia dei Gordii Memoria in Memorie della Reale Accademia delle Scienze di Torino Serie 2 Turin 47 1897 S 339 419 ISSN 1120 1622 F Dujardin Memoire sur la structure anatomique de Gordius et d un autre Helminthe le Mermis qu on a confondu avec eux in Annales des Sciences Naturelles Zoologie Bd 2 Paris 1842 S 129 151 ISSN 0150 9322 Conrad Gessner 1551 1587 Historia Animalium Frankfurt 1551 1621 latein 1977 ital E Grube Uber einige Anguillulen und die Entwicklung von Gordius aquaticus In Archiv fur Naturgeschichte Leipzig 15 1849 S 359 375 ISSN 0365 6136 J Leidy On the Gordiaceae In Proceedings of the Academy of Natural Sciences Philadelphia 1851 S 383 384 ISSN 0097 3157 C Linne Systema Naturae 1 Bd Trustees of the British Museum Natural History London 1758 10 Aufl G Meissner Beitrage zur Anatomie und Physiologie der Gordiaceen In Zeitschrift fur wissenschaftliche Zoologie Leipzig 7 1856 S 1 144 A E Verrill Notice of recent additions to the marine invertebrates of the Northern coast of America In Proceedings of the U S Natural Museum 2 1879 S 165 204 Einzelnachweise Bearbeiten Martin Baumgartner Dieser ekelerregende Wurm treibt Tiere in den Selbstmord In Harzkurier 29 Januar 2019 abgerufen am 11 August 2021 Siebold C T E von 1858 Ueber die Fadenwurmer der Insecten Funfter Nachtrag Entomologische Zeitung Stettin 19 S 325 344 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Saitenwurmer Nematomorpha Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nematomorpha net Schmidt Rhaesa Hanelt amp Bolek General Gordian Worm Information nbsp Dieser Artikel wurde am 16 September 2004 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4404265 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saitenwurmer amp oldid 233633606