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Die Langfuhlerschrecken Ensifera sind eine der beiden Unterordnungen der Heuschrecken Von den bekannten 8100 Arten leben in Europa etwa 690 Arten davon 64 im deutschsprachigen Raum 1 2 und 40 in Deutschland 3 4 Die kleinsten Vertreter mit einer Korperlange von 1 5 Millimeter findet man unter den Ameisengrillen Myrmecophilidae die grossten innerhalb der Sageschrecken Saga die bis 100 Millimeter lang werden konnen Die grosste Flugelspannweite findet sich bei Pseudophylus collossus mit maximal 200 Millimetern Viele Arten der Langfuhlerschrecken leben rauberisch andere sind phytophag oder nehmen beide Nahrungsformen auf LangfuhlerschreckenWarzenbeisser Decticus verrucivorus MannchenSystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta ohne Rang Metapterygotaohne Rang PolyneopteraOrdnung Heuschrecken Orthoptera Unterordnung LangfuhlerschreckenWissenschaftlicher NameEnsiferaChopard 1920 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lauterzeugung bei den Langfuhlerschrecken 3 Reaktion auf Fledermause 4 Fortpflanzung und Entwicklung 5 Systematik der Langfuhlerschrecken 5 1 Laubheuschrecken Tettigonioidea 5 2 Grillen Grylloidea 5 3 Rhaphidophoroidea 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenKennzeichnende Merkmale der Langfuhlerschrecken die sie von den Arten der Unterordnung Kurzfuhlerschrecken unterscheiden sind die namengebenden langen Antennen die haufig die Korperlange uberspannen und aus mehr als 500 Einzelgliedern bestehen konnen Nur bei wenigen Arten z B Aganacris nitida sind die Antennen relativ kurz Die Tiere besitzen kleine Facettenaugen und kauend beissende Mundwerkzeuge Besonders das erste Brustsegment ist kraftig entwickelt Die Vorderflugel sind schmal und verhartet und bedecken die grosseren Hinterflugel in der Ruhestellung Die Weibchen tragen haufig ein langes Legerohr oder einen Legesabel Ovipositor am Hinterende mit dem sie die Eier ablegen Dieser besteht aus drei Paar Anhangen des achten und neunten Hinterleibssegmentes den Gonapophysen Lauterzeugung bei den Langfuhlerschrecken BearbeitenAn der Basis der Vorderflugel besitzen vor allem die Mannchen der Langfuhlerschrecken ein so genanntes Stridulationsorgan mit dem sie Laute erzeugen Als Schrillader wirkt dabei eine verdickte Flugelader die mit vielen Querrippen versehen ist der Cubitus posterior als Resonanzflache die vor dem Cubitus anterior liegende Flugelflache Die Ausbildung dieser Organe ist auf beiden Vorderflugeln erkennbar asymmetrisch ausser bei Grillen Beim Singen werden die ubereinandergelegten Vorderflugel gegeneinander bewegt wobei bei Laubheuschrecken die Schrillleiste des linken Vorderflugels bei Grillen die des rechten Vorderflugels uber die Schrillkante des jeweils anderen Flugels gezogen wird nbsp Kopf und Vorderbeine einer mannlichen Punktierten Zartschrecke mit deutlich erkennbaren HororganenDie Gehororgane der Langfuhlerschrecken finden sich bei vielen Arten in den Unterschenkeln Tibien der Vorderbeine Sie konnen offen oder verdeckt in Gruben liegen Dieses Ohr ist mit zwei Trommelfellen ausgestattet Durch unterschiedliche Ausrichtung ihrer Vorderbeine konnen diese Schrecken andere Sanger insbesondere Artgenossen genau orten Der Gesang der Mannchen dient vor allem der Anlockung der Weibchen er kann jedoch auch zur Festsetzung von Reviergrenzen eingesetzt werden Zwischen Feldgrillen Mannchen kann es zu heftigen manchmal todlich endenden Kampfen kommen Dabei sind die Gesange artspezifisch verschieden und angeboren ebenso die Erkennung der Gesange der eigenen Art Bei vielen Arten kommt es zu einer gegenseitigen Anregung zum Singen manche Arten verfolgen auch einen genau festgelegten Wechselgesang sie duettieren Die Neigung zum Gesang ist abhangig von den Aussenfaktoren der Warzenbeisser singt etwa nur tagsuber bei starker Sonne das Grune Heupferd auch nachts Reaktion auf Fledermause BearbeitenUltraschall Ortungslaute ihres Fressfeindes Fledermaus konnen bei grosser Annaherung bis 130 dB Lautstarke erreichen 2020 ergaben Forschungen der Universitat Graz im Labor und im tropischen Regenwald von Panama dass Grillen Schwertschwanz Grillen Trigoniinae auf Ultraschall ab 80 dB mit Unterbrechung ihrer Flugelbewegung reagieren sie fallen danach ein Stuck nach unten und konnen damit Fledermausen entkommen 5 6 Fortpflanzung und Entwicklung BearbeitenDie Partnerfindung der meisten Arten der Langfuhlerschrecken erfolgt durch den Gesang Vor der Kopulation kommt es dabei haufig zu Balzspielen mit einem leicht abgewandelten leiseren Gesang der Partner Zur Begattung steigen die Weibchen der Laubheuschrecken auf die Mannchen bei den Grillen schiebt sich das stimulierte Weibchen ruckwarts von vorn kommend unter den Korper des Mannchens Das Mannchen klebt eine grosse Spermatophore an die Geschlechtsoffnung des Weibchens Die Spermatophore kann bis zu 30 des Gewichts des Mannchens ausmachen Sie ist so umfangreich weil zusatzlich zur eigentlichen Spermatophore nach aussen hin ein gallertiger Samenwachter Spermatophylax dem Weibchen ubertragen wird Nach der Paarung beginnt das Weibchen die fur die spatere Ausbildung der Eier offenbar nahrhafte Gallerte der Spermatophore zu verzehren wobei die Spermien in die Samenbehalter Receptaculum seminis der Weibchen gepresst werden Die Eiablage erfolgt mit Hilfe des Ovipositors in den Boden oder in pflanzliches Substrat und meistens werden die Eier einzeln abgelegt Die Maulwurfsgrillen und einige andere Arten legen die Eier als Gelege ab das sie wahrend der weiteren Entwicklung durch Belecken pflegen und so beispielsweise gegen Pilzbefall schutzen Die Larvenzeit ist unterschiedlich lang und beinhaltet funf bis sieben Hautungen bei den Vertretern der Gattung Gryllus auch mehr Die Uberwinterung erfolgt meist als Ei oder Larve Systematik der Langfuhlerschrecken BearbeitenIn der Gruppe der Langfuhlerschrecken wird in eine Reihe von Teilgruppen meist als Uberfamilien bezeichnet unterschieden die sich teilweise ausserlich unterscheiden Die endgultige Unterscheidung findet uber die Ausbildung der Schrilladern statt Drei dieser Teilgruppen sind fur Mitteleuropa relevant Laubheuschrecken Tettigonioidea Bearbeiten Die Laubheuschrecken besitzen nur am linken Vorderflugel eine Schrillader Zumindest bei den mitteleuropaischen Arten ist der Fuss Tarsus vierteilig wobei das dritte Glied herzformig verbreitert ist Folgende Arten der Laubheuschrecken kommen in Mitteleuropa vor die Einteilung nach Familien und Unterfamilien entspricht der Systematik von orthoptera speciesfile org ist aber in der Literatur uneinheitlich nbsp Weibchen des Grunen Heupferds Tettigonia viridissima nbsp Punktierte Zartschrecke auf einer Blute der Bienen Ragwurz Larvenstadium nbsp Weibchen des Grunen Heupferds Tettigonia viridissima einen seiner langen Fuhler reinigendUberfamilie Laubheuschrecken Tettigonioidea Familie Tettigoniidae Unterfamilie Bradyporinae Gattung Ephippiger Westliche Sattelschrecke Ephippiger diurnus Steppen Sattelschrecke Ephippiger ephippiger Balkan Sattelschrecke Ephippiger discoidalis Sudalpen Sattelschrecke Ephippiger terrestris Provence Sattelschrecke Ephippiger provincialis Gattung Uromenus Kantige Sattelschrecke Uromenus rugosicollis Unterfamilie Conocephalinae Gattung Conocephalus Langfluglige Schwertschrecke Conocephalus fuscus Kurzfluglige Schwertschrecke Conocephalus dorsalis Gattung Ruspolia Grosse Schiefkopfschrecke Ruspolia nitidula Unterfamilie Meconematinae Gattung Meconema Gemeine Eichenschrecke Meconema thalassinum Sudliche Eichenschrecke Meconema meridionale Gattung Cyrtaspis Schildformige Eichenschrecke Cyrtaspis scutata Unterfamilie Phaneropterinae Gattung Phaneroptera Gemeine Sichelschrecke Phaneroptera falcata Vierpunktige Sichelschrecke Phaneroptera nana Gattung Tylopsis Lilienblatt Sichelschrecke Tylopsis lilifolia Gattung Acrometopa Langbeinige Sichelschrecke Acrometopa macropoda Gattung Barbitistes Laubholz Sabelschrecke Barbitistes serricauda Nadelholz Sabelschrecke Barbitistes constrictus Sudalpen Sabelschrecke Barbitistes obtusus Sudfranzosische Sabelschrecke Barbitistes fischeri Graugrune Sabelschrecke Barbitistes yersini Dunkle Sabelschrecke Barbitistes ocskayi Gattung Polysarcus Wanstschrecke Polysarcus denticauda Gattung Leptophyes Punktierte Zartschrecke Leptophyes punctatissima Gestreifte Zartschrecke Leptophyes albovittata Boscs Zartschrecke Leptophyes boscii Sudliche Zartschrecke Leptophyes laticauda Gattung Isophya Gemeine Plumpschrecke Isophya kraussii Kurzschwanzige Plumpschrecke Isophya brevicauda Gattung Poecilimon Zierliche Buntschrecke Poecilimon gracilis Kleine Buntschrecke Poecilimon elegans Sudliche Buntschrecke Poecilimon ornatus Gehockerte Buntschrecke Poecilimon ampliatus nbsp Warzenbeisser Decticus verrucivorus Mannchen nbsp Sudlicher Warzenbeisser Decticus albifrons nbsp Kleine Strauchschrecke Yersinella raymondii Weibchen Gattung Metaplastes Unterfamilie Saginae Grosse Sageschrecke Saga pedo Balkan Sageschrecke Saga natoliae Unterfamilie Tettigoniinae Gattung Heupferde Tettigonia Grunes Heupferd Tettigonia viridissima Ostliches Heupferd Tettigonia caudata Zwitscherschrecke Tettigonia cantans Gattung Gampsocleis Heideschrecke Gampsocleis glabra Gattung Decticus Warzenbeisser Decticus verrucivorus Sudlicher Warzenbeisser Decticus albifrons Gattung Platycleis Westliche Beissschrecke Platycleis albopunctata Graue Beissschrecke Platycleis grisea Sudliche Beissschrecke Platycleis affinis Veranderte Beissschrecke Platycleis modesta Gattung Tessellana fruher Untergattung von Platycleis Braunfleckige Beissschrecke Tessellana tessellata Kleine Beissschrecke Tessellana veyseli Gattung Montana fruher Untergattung von Platycleis Steppen Beissschrecke Montana montana Sudostliche Beissschrecke Montana stricta Gattung Sepiana Zaunschrecke Sepiana sepium Gattung Metrioptera Kurzflugelige Beissschrecke Metrioptera brachyptera Gebirgs Beissschrecke Metrioptera saussuriana Gattung Roeseliana fruher zu Metrioptera gestellt Roesels Beissschrecke Roeseliana roeselii Gattung Bicolorana fruher zu Metrioptera gestellt Zweifarbige Beissschrecke Bicolorana bicolor Istrische Beissschrecke Bicolorana kraussi Gattung Strauchschrecken Pholidoptera Alpen Strauchschrecke Pholidoptera aptera Gewohnliche Strauchschrecke Pholidoptera griseoaptera Sudliche Strauchschrecke Pholidoptera fallax Kusten Strauchschrecke Pholidoptera littoralis Gattung Eupholidoptera Grune Strauchschrecke Eupholidoptera chabrieri Gattung Thyreonotus Korsische Schildschrecke Thyreonotus corsicus Gattung Pachytrachis Gestreifte Sudschrecke Pachytrachis striolatus Zierliche Sudschrecke Pachytrachis gracilis Gattung Pterolepis Zierliche Strauchschrecke Pterolepis germanica Gattung Yersinella Kleine Strauchschrecke Yersinella raymondii Gattung Antaxius Atlantische Bergschrecke Antaxius pedestris Alpine Bergschrecke Antaxius difformis Gattung Anonconotus Alpenschrecke Anonconotus alpinus Sudliche Alpenschrecke Anonconotus appenninigenus Gattung Psorodonotus Balkan Bergschrecke Psorodonotus illyricusGrillen Grylloidea Bearbeiten nbsp Waldgrille Nemobius sylvestris Weibchen nbsp Weinhahnchen Oecanthus pellucens WeibchenBei den Grillen sind beide Vorderflugel mit einer Schrillleiste ausgestattet Bei der Lauterzeugung liegt aber schrag aufwarts gerichtet stets der rechte Flugel zuoberst Bei zirpenden Laubheuschrecken Mannchen umgekehrt der linke seine Schrillader streicht uber die Schrillkante der darunter liegenden linken Elytre Der Fuss der Grillen ist immer nur dreiteilig Ebenfalls auffallig sind die Hinterflugel deren Enden in Ruhelage wie Spiesse unter den Vorderflugeln herausschauen Folgende Arten der Grillen kommen in Mitteleuropa vor Grillen Grylloidea Familie Maulwurfsgrillen Gryllotalpidae Europaische Maulwurfsgrille Gryllotalpa gryllotalpa Familie Ameisengrillen Myrmecophilidae Ameisengrille Myrmecophila acervorum Familie Echte Grillen Gryllidae Unterfamilie Nemobiinae Waldgrille Nemobius sylvestris Sumpfgrille Pteronemobius heydeni Unterfamilie Gryllinae Heimchen Acheta domesticus Sudliche Grille Eumodicogryllus bordigalensis Kurzflugelgrille Gryllodes sigillatus Mittelmeer Feldgrille Gryllus bimaculatus Feldgrille Gryllus campestris englisch Cricket Cricket associated circular virus 1 CrACV 1 ist ein mit G campestris assoziiertes Virus Kandidatenstatus Ostliche Grille Modicogryllus frontalis Unterfamilie Blutengrillen Oecanthinae Weinhahnchen Oecanthus pellucensRhaphidophoroidea Bearbeiten nbsp Weibliche Dolichopoda schiavazzii eine Hohlenschrecke aus der ToskanaDie letzte Gruppe der Langfuhlerschrecken sind die Rhaphidophoroidea Alle Arten sind hier in beiden Geschlechtern flugellos Die bekannteste Art dieser Gruppe ist die vermutlich aus China stammende Gewachshausschrecke Diestrammena asynamora aus der Familie der Hohlenschrecken Rhaphidophoridae Sie ist weltweit in Gewachshauser eingeschleppt worden und lebt dort rauberisch oder phytophag Seit den 90er Jahren sind ausserdem einige wenige isolierte Vorkommen der Bedornten Hohlenschrecke Troglophilus neglectus aus Bayern und Sachsen in naturlichen Hohlen des Sandsteinkarstes der Sachsischen Schweiz KLUFTHOHLE Sachs Hohlenkataster Nr KO 04 und TEUFELSHOHLE Sachs Hohlenkataster Nr KO 05 und in kunstlichen Hohlraumen wie z B in Kasematten der Festung Konigstein bekannt Eine weitere Art ist die in Osterreich und der Schweiz hauptsachlich in Hohlen aber auch unter Laub und Steinen vorkommende Kollars Hohlenschrecke Troglophilus cavicola Im Mittelmeerraum finden sich ausserdem noch ca 20 Arten der Gattung Dolichopoda siehe auch Hohlentiere Literatur BearbeitenBertrand amp Hannes Baur Christian amp Daniel Roesti Die Heuschrecken der Schweiz Haupt Verlag Bern 2006 ISBN 3 258 07053 9 Heiko Bellmann Heuschrecken beobachten bestimmen Naturbuch Verlag Augsburg 1993 Josef Szijj Die Springschrecken Europas Neue Brehm Bucherei Bd 652 Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben 2004 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Langfuhlerschrecken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien OSF onlineEinzelnachweise Bearbeiten Grasshoppers of Europe Abgerufen am 29 April 2021 Orthoptera ch Arten Abgerufen am 29 April 2021 Maas S Detzel P amp Staudt A 2011 Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken Saltatoria Deutschlands In Binot Hafke M Balzer S Becker N Gruttke H Haupt H Hofbauer N Ludwig G Matzke Hajek G amp Strauch M Red Rote Liste gefahrdeter Tiere Pflanzen und Pilze Deutschlands Band 3 Wirbellose Tiere Teil 1 Munster Landwirtschaftsverlag Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 3 577 606 Orthoptera ch Heuschrecken Plattform fur die Schweiz und Europa In Orthoptera ch Orthoptera ch GmbH abgerufen am 25 Juli 2022 Grillen haben sensibles Gehor fur Fledermause orf at 29 Mai 2020 abgerufen 29 Mai 2020 Heiner Romer Marc Holderied Decision making in the face of a deadly predator high amplitude behavioural thresholds can be adaptive for rainforest crickets under high background noise levels In Philosophical Transactions of the Royal Society B Biological Sciences Band 375 Nr 1802 6 Juli 2020 S 20190471 doi 10 1098 rstb 2019 0471 PMID 32420855 PMC 7331017 freier Volltext royalsocietypublishing org abgerufen am 29 April 2021 Normdaten Sachbegriff GND 4431950 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langfuhlerschrecken amp oldid 237377321