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Als Mundwerkzeuge auch Mundgliedmassen werden im Allgemeinen Strukturen der Gliederfusser Arthropoda bezeichnet die der Nahrungsaufnahme dienen Dabei handelt es sich vor allem um speziell ausgebildete Extremitaten Bei den verschiedenen Gruppen der Gliederfusser kommt es zu sehr unterschiedlicher Ausgestaltung der Mundwerkzeuge die auch innerhalb der einzelnen Taxa wiederum sehr stark variieren konnen source source source source Abb 1 Grosse Sumpfschwebfliege Helophilus trivittatus beim Nektarsaugen Inhaltsverzeichnis 1 Evolution 2 Stummelfusser 3 Kieferklauentrager 3 1 Spinnen 3 2 Skorpione 3 3 Milben 4 Krebstiere 5 Sackkiefler 6 Insekten 6 1 Beissende Mundwerkzeuge 6 1 1 Die Oberlippe Labrum 6 1 2 Die Oberkiefer Mandibeln 6 1 3 Die Unterkiefer Maxillen I 6 1 4 Die Unterlippe Labium homolog Maxillen II 6 1 5 Innenlippe Hypopharynx 6 2 Saugende Mundwerkzeuge 6 2 1 Honigbienen 6 2 2 Schmetterlinge 6 2 3 Zweiflugler 6 2 4 Schnabelkerfe Wanzen Zikaden Lause 6 2 5 Tierlause 6 2 6 Fransenflugler 6 2 7 Flohe 6 3 Larven 6 3 1 Gelbrandkafer 6 3 2 Libellenlarve 6 4 Weblinks zu schematischen Zeichnungen von Mundwerkzeugen bei Insekten 7 Tausendfusser 7 1 Links zu Tausendfusser 8 Verwendete Literatur 8 1 Fur Stummelfusser 8 2 Fur Kieferklauentrager 8 3 Fur Krebstiere 8 4 Fur Sackkiefler 8 5 Fur Insekten 8 6 Fur Tausendfusser 9 EinzelnachweiseEvolution BearbeitenDie Mundwerkzeuge der Arthropoden gehen auf umgewandelte Extremitaten der vorderen zum Kopf verschmolzenen Korpersegmente zuruck Bei fossilen Vertretern aus dem Kambrium uberwiegen auch im Kopfbereich unspezialisierte Extremitaten die sich in Aufbau und Funktion nicht von denjenigen der Rumpfsegmente unterscheiden es gab also keinen Unterschied zwischen Mundwerkzeugen und Beinen Lediglich das erste Extremitatenpaar die spateren Antennen besass abweichende Gestalt so aufgebaut sind zum Beispiel die Kopfanhange der ausgestorbenen Trilobiten Unspezialisierte Extremitaten im Rumpfbereich die neben der Fortbewegung auch der Atmung und der Nahrungsaufnahme dienen existieren heute noch bei einigen Arthropodengruppen wie beispielsweise den Kiemenfusskrebsen Es gibt aber keine rezenten Arthropoden mit unspezialisierten Kopfextremitaten mehr die meisten Vertreter sind bereits im Kambrium ausgestorben Wie typisch fur Arthropoden weist jedes der ursprunglichen Segmente hochstens ein Gliedmassenpaar auf dieses kann aber manchmal restlos ruckgebildet sein Wie viele Segmente bei den verschiedenen Unterstammen der Arthropoden den Kopf ausgebildet haben und wie zwischen ihnen die verschiedenen Mundwerkzeuge homologisiert werden konnen ist wissenschaftlich noch umstritten 1 Funktional unterscheiden sich die Mundwerkzeuge der Arthropoden von Kieferbildungen bei Wirbeltieren und in anderen Tierstammen dadurch dass die Mundwerkzeuge immer vor der Mundoffnung liegen Innerhalb der einzelnen Gruppen sind sie je nach den Besonderheiten des Nahrungserwerbs vielfaltig umgebildet und abgewandelt Es existieren zwei Grundtypen nach denen der heute vorherrschenden Hypothese folgend die jeweiligen Verwandtschaftsgruppen benannt werden Die Cheliceren der Chelicerata Spinnentiere und Verwandte sind im Grundbauplan dreigliedrige als Schere wirkende Glieder Die Mandibeltiere oder Mandibulata weisen hingegen als erstes Mundwerkzeugpaar im Grundbauplan kauend beissende Mandibeln auf Die Mundwerkzeuge weisen je nach Gruppe zusatzlich gegliederte als Sinnesorgane wirkende Anhange auf die als Palpen oder Taster bezeichnet werden Insbesondere bei den Insekten sind die Mundwerkzeuge aber in einigen Gruppen vollig abgewandelt etwa zu einem Leckorgan oder einem Saugrussel 2 Stummelfusser BearbeitenDie Segmentierung des Kopfes durch Korperanhange ist bei den Stummelfussern Onychophora klar erkennbar Auf das Antennensegment folgt das Kiefersegment Es tragt ein Paar stummelartiger kurzer Gliedmassen die an der Spitze mit paarigen Chitinschneiden versehen sind Die Kiefer schneiden von vorn nach hinten in einer Bewegung die der Bewegung der Beine entspricht Im hinter dem Kiefersegment liegenden Segment sind die Extremitaten zu stummelformigen Ausstulpungen Oralpapillen umgebildet in denen die Schleimdrusen munden Die Korperteile mit Lippenfunktion Schliessen der Mundoffnung beziehungsweise Offnen und Anlegen an die Beute umgeben die beiden Kiefer Kieferklauentrager Bearbeiten nbsp Cheliceren von Dunedinia denticulata die zu den Baldachinspinnen zahlt Bei den Kieferklauentragern Chelicerata bilden der Kopf und die Brust eine Einheit mit sechs Extremitatenpaaren Die letzten vier ubernehmen die Funktion der Fortbewegung Die beiden ersten werden als Mundgliedmassen bezeichnet Das erste Beinpaar bilden die Cheliceren Kieferfuhler das zweite Extremitatenpaar wird als Pedipalpus Kiefertaster bezeichnet Spinnen Bearbeiten Bei den Spinnentieren bestehen die Cheliceren aus einem machtigen Grundglied und der Klaue die gegen das Grundglied eingeschlagen werden kann Nahe der Klauenspitze munden fast immer Giftdrusen Die beiden Klauen arbeiten bei primitiven Cheliceraten parallel zur Korperachse orthognathe Stellung sonst gegeneinander und senkrecht zur Korperachse labidognathe Stellung Das zweite Extremitatenpaar wird als Pedipalpen Kiefertaster bezeichnet Es hat die Funktion eines Tasters bei den Mannchen werden sie auch zur Ubertragung des Samenpakets genutzt Das erste Glied ist verbreitert und deckt den Mundraum seitlich ab Vom Bauchschild des Aussenskeletts ist nach vorn eine Unterlippe abgegliedert die den Mundraum nach hinten abschliesst Nach vorn ist er durch die Oberlippe Epistom oder Rostrum abgeschlossen Kauende Elemente fehlen da Spinnen nur verflussigte Nahrung saugend aufnehmen Skorpione Bearbeiten Bei den Skorpionen sind die Cheliceren klein die Pedipalpen sind ahnlich wie die Schreitbeine gegliedert Das letzte Beinglied tragt eine Zange ahnlich den Scheren des Krebses Milben Bearbeiten Bei den Milben sitzen die Mundwerkzeuge auf dem vorderen Teil des vorderen Korperabschnitts dem Gnathosoma altgr gnathos Kiefer und soma Korper Das Gnathostoma wird auf der Unterseite durch die verwachsenen Huftglieder der beiden meist funfgliedrigen Pedipalpen auf der Oberseite durch das Tectum gebildet und umschliesst rohrformig einen vor dem Mund gelegenen Raum Cheliceren und Pedipalpen sind zu einem Stechapparat umgebildet Die zwei oder dreigliedrigen Cheliceren arbeiten scheren oder messerartig oder als nadelartige Stilette Krebstiere Bearbeiten nbsp Gesicht von Chionoecetes bairdi welche zu den Krabben zahltBei den Krebstieren Crustacea tragen die ersten beiden Kopfsegmente je ein Paar Antennen Direkt vor der Mundoffnung liegt die Oberlippe Wie bei den anderen Mandibeltieren zu denen die Krebstiere und Tracheentiere zusammengefasst werden ist die Basis der Extremitat des dritten Kopfsegmentes zu einer kraftigen Kaulade Mandibel Oberkiefer umgewandelt Auch die beiden folgenden Extremitatenpaare stellen Mundwerkzeuge dar die als Maxille I und II Unterkiefer und Unterlippe bezeichnet werden Sie umstehen die Mundoffnung Sie lassen noch den Grundbauplan des Spaltfusses erkennen bei dem dem Basispodid ein Endopodit und ein Exopodit aufsitzt Bei Mandibel und den beiden Maxillenpaaren ragen vom Stamm nach innen gezahnte Vorsprunge die Kauladen Von Exopodit und Endopodit konnen beide einer oder keiner noch als Taster erhalten sein Bei verschiedenen Gruppen innerhalb der Krebse werden weitere Extremitaten als Mundwerkzeuge benutzt die dann als Maxillipeden Kieferfusse bezeichnet werden Beim Flusskrebs folgen beispielsweise auf Maxille II noch drei Paare von Kieferfussen dann der Scherenfuss Auch dieser kann Nahrung ergreifen zerkleinern und an die Kiefer weitergeben Sackkiefler BearbeitenDie Sackkiefler Entognatha altgr ento innen und gnathos Kiefer wurden fruher zu den Insekten gestellt heute werden die Sechsfusser Hexapoda in Sackkiefler und Insekten eingeteilt Zu den Sackkieflern gehoren die Doppelschwanze Beintastler und Springschwanze Bei ihnen liegen die Mundwerkzeuge innerhalb einer speziell ausgebildeten Tasche Wahrend der Embryonalentwicklung bildet sich seitlich je eine Mundfalte die sich nach unten vertieft Die beiden Falten vereinen sich an oder unter der Unterlippe Der Raum vor dem eigentlichen Mund wird dadurch nach vorn gerichtet und umschliesst je ein Paar Mandibeln und Maxillen die sich ebenfalls nach vorn ausrichten Die Mandibeln sitzen vor den Maxillen und konnen nach vorn ausgestulpt werden Bei den Springschwanzen Collembolen ragen nur die Spitzen der Kiefer aus der Tasche heraus Ober und Unterkiefer sind meist kauend aber konnen auch stiftformig umgebildet sein und dann stechend saugend eingesetzt werden Durch Veranderung des Ansatzpunktes der Muskulatur werden aus den rotierenden Bewegungen beim Kauen Vor und Ruckbewegungen beim Stechen Bei den Beintastlern Protura sind die Mundwerkzeuge zu einem Bundel nadelahnlicher Stilette umgebildet mit denen sie vermutlich Pilzhyphen anbohren und aussaugen Bei den Doppelschwanzen Diplura sind die Mundwerke beissend Insekten BearbeitenDie Mundwerkzeuge der Insekten in Analogie zu den Wirbeltieren manchmal Kiefer genannt werden von den Anhangen von vier Abschnitten der Kopfkapsel gebildet Ihre Aufgabe ist es die Nahrung fur die Aufnahme in den Verdauungstrakt aufzubereiten und in den Mund zu befordern Mit Ausnahme der Oberlippe entwickelten sich die Mundwerkzeuge aus drei Extremitatenpaaren des Kopfes die ahnlich aufgebaut waren wie die Spaltfusse Die beiden Grundtypen der Mundwerkzeuge sind der kauend beissende Typ zur Aufnahme fester Nahrung und der saugende Typ mit verschiedenen Untertypen zur Aufnahme flussiger Nahrung Diese Unterscheidung traf bereits Aristoteles Beissende Mundwerkzeuge Bearbeiten Mundwerkzeuge verschiedener Kaferarten nbsp Abb 2 Blattkafer Kopf von unten rot Oberlippe grun Oberkiefergelb Unterkiefer blau Unterlippe nbsp Abb 3 Mulmbock Oberlippe rechts blau getontA Aussenseite B innen gelegene Seite Epipharynx nbsp nbsp Abb 4 Kopf von oben Feld SandlaufkaferOberlippe braun natur rechts Unterkiefer entfernt Abb 5 Kopfunterseite Kupferfarbener Uferlaufergrun Lippentasterblau KiefertasterDie beissenden oder kauenden Mundwerkzeuge werden als ursprunglicher eingestuft als die saugenden Mundwerkzeuge Die Mundwerkzeuge zerkleinern die Nahrung Entsprechend der genutzten Nahrungsquelle liegt der Schwerpunkt beim Abreissen oder Abbeissen beim Zerreissen oder Zerschneiden beim Nagen Kauen oder Zermahlen der Nahrung oder einer Kombination davon Die beissenden Mundwerkzeuge setzen sich aus vier Elementen zusammen Diese werden analog zur Benennung der Nahrungsaufbereitung beim Menschen Oberlippe Labrum Oberkiefer Mandibel Unterkiefer Maxille und Unterlippe Labium genannt Sie sind bei den Insekten jedoch sowohl in ihrem Aufbau auch in ihrer Funktion vollig verschieden zu Lippen und Kiefer bei Saugetieren Die Lage der vier Elemente bei einem Marienkafer zeigt Abb 2 Die Oberlippe Labrum Bearbeiten Vor dem Mund befindet sich die unpaarige Oberlippe Bei den Vorfahren der Insekten war der Kopf aus seiner Spitze Akron und vermutlich sechs Ringen zusammengesetzt Die Oberlippe wird als Uberrest des letzten vor dem Kopf liegenden Ringes betrachtet Die Oberlippe ist unbeweglich relativ steif und verhindert dass die Nahrung nach vorn aus dem Mund fallt Von aussen sieht man nur einen Teil da die Basis der Oberlippe durch den Kopfschild Clypeus verdeckt wird Der sichtbare Teil kann halbkreisformig Abb 3 A rechte Halfte blau getont rechteckig dreieckig nierenformig oder anders geformt sein Haufig ist er mit Sinnesborsten besetzt Wenn man die ubrigen Mundwerkzeuge entfernt kann man die dem Mund zugewandte Seite der Oberlippe betrachten Abb 3 B rechte Halfte blau getont Sie schliesst den Mundraum nach vorn ab und wird deswegen Epipharynx Epi altgr uber und Pharynx altgr Rachen genannt Die Oberflache der Innenseite ist nicht glatt sondern so strukturiert dass die Nahrung leicht in Richtung auf den Mund gleitet aber schwer in entgegengesetzter Richtung Unmittelbar vor der Mundhohle sitzen Sinneszellen mit deren Hilfe die endgultige Entscheidung daruber getroffen wird ob die Nahrung fur die Aufnahme geeignet ist Die Oberkiefer Mandibeln Bearbeiten Einlenkung des Oberkiefers in die Kopfkapselam Beispiel des MulmbocksUnterkiefer und Unterlippe entfernt nbsp nbsp Abb 6 seitliche Ansicht des OberkiefersPfeil blau oberes GelenkPfeil grun unteres GelenkPfeil braun Gelenkhohle des Unterkiefers nbsp Abb 8 unteres Gelenk und GelenkhohleA Oberkiefer von unten grun GelenkkopfB C D Kopfkapsel mit Oberkiefer von untenB grun Lage der Gelenkhohle in der KopfkapselD braun Gelenkhohle des UnterkiefersAbb 7 oberes GelenkA Oberkiefer von obenB Kopfkapsel von seitlich untenunterer Teil der Kopfkapsel entferntHinter der Oberlippe liegt ein Paar Kiefer die Oberkiefer Sie haben sich aus einem Beinpaar entwickelt das neben dem Mund lag Jeder Oberkiefer besteht aus nur einem Stuck Nur in der sehr primitiven Insektenordnung der Felsenspringer Archaeognatha ist der Oberkiefer durch nur ein Gelenk mit der Kopfkapsel verbunden ahnlich wie die Fuhler Bei allen anderen Insekten sind die Oberkiefer mit zwei Gelenken in der Kopfkapsel eingelenkt vergleichbar mit den beiden Angelpunkten einer Ture Es gibt ein Gelenk oberhalb des Oberkiefers in Abb 6 blauer Pfeil und ein Gelenk unterhalb des Oberkiefers in Abb 6 gruner Pfeil Dadurch lasst sich der Kiefer nun sehr stabil in nur einer Ebene senkrecht zur Achse zwischen den beiden Gelenken bewegen Erst dies ermoglicht ein kraftvolles Beissen und Zermahlen mit den beiden Oberkiefern Die beiden Einlenkungen befinden sich weiter vorn und weiter hinten am Kopf die Kiefer lassen sich also nicht parallel zur Kopfachse sondern senkrecht dazu bewegen In den Abb 6 8 wird diese Einlenkung am Beispiel des Kafers Mulmbock gezeigt Auf der Unterseite des Oberkiefers befindet sich ein kraftiger knaufformiger Auswuchs in Abb 8 A grun getont In der Kopfkapsel gibt es eine entsprechende Aushohlung in Abb 8 B ist die Lage der Aushohlung grun getont Bereits in diesem Gelenk hat der Oberkiefer wenig Spiel wenn er sich dreht Auf der oberen Seite des Oberkiefers befindet sich eine tiefe Furche in Form eines offenen Ringes in Abb 7 A ist der Boden der ringformigen Vertiefung blau getont Auf der Kopfkapsel befindet sich eine entsprechende Ringwall artige Erhohung Bei naturlicher Konstellation des Kiefers schleifen die blau getonten Flachen aufeinander Der Oberkiefer wird uber Sehnen von antagonistischen Muskeln bewegt den kraftigeren Adduktoren fur das Schliessen und den schwacheren Abduktoren fur das Offnen der Oberkiefer Entsprechend der Nahrungsspezialisierung entwickelte sich auch eine Spezialisierung des Oberkiefers Im Grundtyp ist ein Oberkiefer auf der Aussenseite dick und gekrummt nach innen verschmalert er zu einer Schneide nach vorn zu einer Spitze Diese kann glatt oder fein gezahnelt sein oder einzelne stumpfe oder spitze Zahne tragen Haufig befinden sich auf der Mahlflache der Schneide kleine Erhebungen die durch Einlagerung von Metallen Zink und Mangan gelegentlich Eisen besonders gehartet sein konnen Es ist bekannt dass einige Kaferlarven in der Lage sind eiserne Beschlage zu durchnagen Die beiden Oberkiefer konnen wie eine Beisszange aufeinandertreffen oder wie eine Schere mit den Schneiden ubereinander gleiten Die Oberkiefer der Abbildungen sechs bis acht sind auf das Zernagen von Holz spezialisiert die Oberkiefer in Abb 4 auf ein sicheres Ergreifen und Zerreissen von kleinen Fliegen Beim mannlichen Hirschkafer Lucanus cervus dienen die Oberkiefer auch Geweih genannt nicht dem Nahrungserwerb sondern sie werden in Kampfen zwischen den Mannchen zum Aushebeln des Gegners eingesetzt Die Unterkiefer Maxillen I Bearbeiten nbsp nbsp Chrysobothris affinis Loricera pilicornis nbsp nbsp Ovalisia rutilans Trachys minutusAbb 9 Unterkiefer verschiedener KaferartenDie Unterkiefer liegen zwischen Oberkiefer und Unterlippe Jeder Unterkiefer hat nur eine Einlenkung mit der Kopfkapsel in Abb 8 D ist die Gelenkhohle des Unterkiefers braun getont Entsprechend verfugen die Unterkiefer uber eine hohere Beweglichkeit als die Oberkiefer im Prinzip bewegen sie sich aber nur in einer Ebene parallel zu den Oberkiefern Bei den Unterkiefern ist die Herkunft von Beinen noch am besten nachzuvollziehen Sie sind mehrgliedrig und haben mehrere Anhange Das Basalglied ist zweigeteilt die Basis wird Cardo genannt er ist durch eine Beugungsfalte vom Stipes abgesetzt Letzterem sitzen zwei flachige Glieder die innere Lacinia und die aussere Galea Kaulade auf sowie ein Kiefertaster der aus bis zu sieben Gliedern besteht Die Kiefertaster Maxillarpalpen und die Galea tragen Sinnesorgane zum Auffinden und Beurteilen moglicher Nahrung die innere Lade wird hauptsachlich zum Kauen benutzt und ist deswegen auf der Innenseite meist stark strukturiert In Abb 9 zeigen die Unterkiefer von vier Kaferarten den Formenreichtum der Unterkiefer Bei Loricera pilicornis Abb 9 und bei Elaphrus cupreus in Abb 5 rechts hell und dunkelblau getont sind zwei Kiefertaster erkennbar Aufgabe der Unterkiefer ist das Kauen und der Weitertransport der Nahrung Die Unterlippe Labium homolog Maxillen II Bearbeiten nbsp nbsp nbsp Chrysobothris affinis Ovalisia rutilans Trachys minutusAbb 10 Unterlippe dreier KaferartenDas hinterste oder unterste Element der Mundwerkzeuge ist die Unterlippe oder Labium Sie ist unpaarig entwickelte sich aber ebenfalls aus einem Paar Kopfextremitaten Die Unterlippe beginnt nicht vor dem Kinn da die verschiedenen um das Kinn gruppierten Abschnitte der Kopfkapsel ebenfalls zur Unterlippe gerechnet werden Der hintere Teil das Postmentum lat post nach hinter und mentum Kinn ist analog zum Cardo und wird nochmals in Submentum lat sub unter und Mentum unterteilt Der vorderste Teil das Pramentum lat prae vor ist analog zum Stipes Dem Pramentum sitzt mittig die Zunge Glossa auf Sie ist homolog zur Lacinia An der Basis der Zunge sitzt seitlich von ihr je eine Nebenzunge Paraglossa die der Galea entspricht Die paarige Herkunft der Unterlippe ist teilweise noch erkennbar in Abb 11 A hellblau An der Unterlippe entspringen ebenfalls ein Paar Taster die Lippentaster oder Labialpalpen In Abb 10 sind die Unterlippen dreier Kaferarten dargestellt Innenlippe Hypopharynx Bearbeiten Traditionsgemass nicht zu den kauend beissenden Mundwerkzeugen gezahlt wird die Innenlippe Hypopharynx von Hypo altgr unter und Pharynx altgr Rachen Sie unterteilt den vor dem eigentlichen Mund liegenden und durch die Mundwerkzeuge begrenzten Praoralraum prae lat vor und oral lat Mund in die Mundhohle Cibarium und in die Speicheltasche Salivarium In dieses entleeren die Speicheldrusen Bei der Entwicklung der saugenden Mundwerkzeuge spielt die Innenlippe eine wichtige Rolle Saugende Mundwerkzeuge Bearbeiten Abb 11 Homologie von Mundwerkzeugen A Heuschrecke B Biene C Schmetterling D Stechmucke nbsp c Compositionsauge a Antenna lr Labrum md Mandibel mx Maxille lb Labium hp HypopharynxOberlippe Labrum Oberkiefer Mandibel Unterkiefer Maxille Unterlippe Labium Schlund oben Epipharynx Schlund unten Hypopharynx Abb 12 Abb 25 mit obigem Farbcodec Nahrungkanal s Speichelgang nbsp Abb 12 HonigbieneDetail MundwerkzeugeUnterkiefer rechtsweggeklapptA frontal B seitlichlinks teilweise getontgelb GA Galeagelb St Stipesblau G Glossablau P Lippentaster nbsp Abb 13 Schnitt Erklarung im Text nbsp Abb 14 Schmetterlingsrussel eingerollt nbsp Abb 15 Schnitt Erklarung im Text nbsp Abb 16 Echte FliegeRussel nbsp Abb 19 SchnakeKopf mit Russel nbsp Abb 17 Echte Fliege nbsp Abb 18 Tsetsefliege nbsp Abb 20 Bremse nbsp Abb 21 Stechmucke nbsp Abb 22 Torf MosaikjungferLarve Maske von unten nbsp Abb 23 Gelbrandkafer Larve nbsp Abb 24 Gefleckter Ruckenschwimmer nbsp nbsp Abb 26 Hemiptera nbsp Abb 27 Fransenflugler nbsp Abb 28 Kopf Floh nbsp Abb 29 FlohInsekten mit saugenden Mundwerkzeugen nehmen flussige oder verflussigte Nahrung auf Beispielsweise ist dies bei Schmetterlingen und Bienen Blutennektar bei Blattwanzen Zikaden und Blattlausen Pflanzensaft bei Flohen und Tierlausen Blut Besonders reich ist das Nahrungsspektrum bei Fliegen Blut verflussigte Nahrung bei Verwesungsprozessen entstehende Flussigkeiten Fur das Aufsaugen bildeten sich die Mundwerkzeuge im Laufe der Evolution zu einem Russel als Nahrungsrohr um Ab einer gewissen Russellange wurde auch ein Pumpsystem fur den Transport innerhalb des Russels erforderlich Falls Speichel in entgegengesetzter Richtung transportiert werden soll geschieht dies am effektivsten wenn der Russel zwei getrennte Gange enthalt einen Speichelrohr und ein Nahrungsrohr Von einigen stechenden Insekten wird der Speichel nicht zur Verflussigung der Nahrung verwendet sondern er erhartet sich beim Austreten isoliert dabei die Stichwunde nach aussen ab und ermoglicht so ein effektiveres Ausnutzen der Nahrungsquelle Nicht nur Ober und Unterlippe und Ober und Unterkiefer wirken bei der Bildung des Russels zusammen sondern auch die Decke und der Boden der Mundhohle Epipharynx und die Innenlippe Hypopharynx Das auch die Praementum Mentum und Postmentum bei der Russelbildung beteiligt sein konnen ist ein weiterer Beleg dafur dass sie homolog zu Abschnitten der Kopfextremitaten sind Die Entwicklung eines Russels vollzog sich mehrmals und bei verschiedenen Insektengruppen unabhangig voneinander Der Anteil der eben erwahnten Korperteile an Bau und Funktion des Russels ist dabei jeweils ein anderer Selbstverstandlich liegen die Kiefer weiterhin innerhalb der Lippen sie liegen aber nicht notwendig innerhalb des Russels sondern konnen auch zur Bildung der Aussenseite des Russels beitragen Bei ursprunglich gleicher Entwicklung des Russels kam es bei der radiaren Adaption zu einer Aufspaltung etwa bei der Differenzierung von stechenden und leckenden Fliegen Dabei kann in einem konkreten Fall der Aufbau des Russels durchaus belegen dass zwei stechende Fliegenarten weniger nah miteinander verwandt sind als eine stechende und eine saugende Fliegenart Traditionell werden als Untertypen saugend leckend saugend und stechend saugend unterschieden bei Fliegen wird auch der Begriff tastend saugend verwendet In Abb 11 ist der Russelaufbau von drei bekannten Insektenfamilien oder ordnungen dargestellt B Bienen C Schmetterlinge D Schnaken Gleiche Farbe bedeutet gleichen Ursprung Homologie eines Teils Die Farben fur homologe Teile werden nicht nur im Bild 11 sondern auch in den ubrigen Bildern des Kapitels beibehalten Honigbienen Bearbeiten Fur die Gattung der Honigbienen Apis Abb 11 B 12 und 13 ist die lange Zunge Glossa Abb 12 blau G charakteristisch Sie kann sich der Lange nach dehnen und endet in einer loffelartigen Verbreiterung Loffelchen Labellum Ihre Seitenrander sind nach unten eingeschlagen und bilden das Speichelrohr Die Nebenzungen sind vollig zuruckgebildet Die breiten Lippentaster sind etwas langer als die zuruckgezogene Zunge und liegen seitlich unter ihr Sie enden mit zwei kurzen Gliedern in Abb 12 A blau P An der Basis sind Unterlippe und Unterkiefer verwachsen Sie bilden den Labiomaxillarkomplex Die Lacinia ist wie die Kiefertaster rudimentar aber die Aussenlade Galea in Abb 12 A gelb Ga ist langgezogen und gekantet in Abb 11 B und 13 gelb Das Speiserohr kommt zustande in dem die Lippentaster die Zunge unten umschliessen und die Aussenladen Decke und Seiten des Russels bilden Den Querschnitt durch den Russel zeigt Abb 13 Die Oberkiefer befinden sich seitlich der Russelbasis Sie sind nicht zum Bearbeiten harter Stoffe geeignet Sie sind jedoch kraftig genug um Gegenstande zu ergreifen zu transportieren oder zu bearbeiten Die Oberlippe schliesst den Mundraum nach oben ab Ursprungliche Bienenarten die Bienen Apiformes sind ein Taxon ohne Rang unterhalb der Uberfamilie der Bienen und Grabwespen Apoidea haben eine kurzere Zunge und innerhalb der Ordnung ist ein Ubergang von kauend leckenden zu saugend leckenden Mundwerkzeugen feststellbar Schmetterlinge Bearbeiten Hauptartikel Saugrussel Schmetterling Der Saugrussel der Schmetterlinge Abb 11 c 14 und 15 wird ausschliesslich aus den beiden Unterkiefern gebildet Jeder Unterkiefer wird von einer Trachee des Atmungssystems in Abb 15 grau einem Nerv in Abb 15 schwarz und Muskelfasern in Abb 15 ockerfarben durchlaufen Die beiden Unterkiefer sind oben und unten durch einen Falz miteinander verbunden und umschliessen den zwischen ihnen liegende Speisekanal An der Basis des Russels ist die Oberlippe auf das sogenannte Pilifer reduziert Auch die Oberkiefer sind weitgehend zuruckgebildet Nur in der primitiven Unterfamilie Micropterigidae werden sie noch zum Beissen benutzt Die Unterlippe ist schwach ausgebildet in Abb 15 mittig hellblau aber die Lippentaster in Abb 15 seitlich hellblau sind kraftig und spielen eine wichtige Rolle als Sinnesorgan Die Kiefertaster sind klein Auf Grund der Lage der elastischen Chitinspangen am Russel ist dieser in Ruhe wie eine Uhrfeder eingerollt Durch lokale Druckerhohung der Hamolymphe streckt er sich Manche Schmetterlinge nehmen als Vollinsekt keine Nahrung auf Bei ihnen ist der Russel reduziert und funktionsuntuchtig und das Pumporgan fehlt Zweiflugler Bearbeiten In der riesigen Insektenordnung der Zweiflugler treffen wir bei verschiedenen Familien auch sehr verschiedene Arten von Russeln an Der Grundtyp zeigt jedoch folgende Eigenschaften Der Grossteil des Russels ist zum Unterkiefer homolog Im Schnitt betrachtet bildet der Unterkiefer den Boden und die Seiten des Russels Die Oberlippe liegt innerhalb der Rinne die die Unterlippe bildet Die Innenlippe legt sich von innen an die Oberlippe an Die Innenlippe mit dem Speichelkanal ist in den Russel hinein verlangert Die funktionsfahigen Taster an der Russelbasis sind Kiefertaster Lippentaster sind vollstandig umgebildet und dienen nicht mehr als TastorganeFunktionell lassen sich die Mundwerkzeuge der Fliegen in solche unterteilen die nur lecken Beispiel Stubenfliege und solche die auch stechen Beispiel Stechmucke Der stechende Teil kann unter anderem aus dem Unterkiefer der Unterlippe oder dem Hypopharynx gebildet sein Beispielsweise sollen an einigen Familien die weitere Spezialisierung des Russels aufgezeigt werden In der Familie Echte Fliegen Muscidae siehe Abb 16 und 17 zu der die Stubenfliege gehort sind die Oberkiefer vollig zuruckgebildet Vom Unterkiefer sind nur noch die Kiefertaster vorhanden Die Oberlippe auf der Vorderseite des Russels ist verhaltnismassig steif und lauft spitz zu Der Russel ist in Ruhestellung nach vorne geklappt und liegt dem Kopf an Die Russelbasis wird Rostrum genannt es folgt der weiche mittlere Teil Haustellum Am Russelende sitzen die stempelformigen wulstigen und weichhautigen Lippenpolster die durch die beiden Labellen gebildet werden Sie haben Form und Funktion eines Schwammes und umschliessen die spaltformige Mundung des Nahrungsrohres Die Oberflachenstruktur der Labellen bildet Speichelrinnen die sich beim Betupfen der Nahrung mit Speichel fullen und die geloste Nahrung dem Nahrungsrohr zuleiten Das Speiserohr wird dadurch gebildet dass die Mittellippe mit dem Speichelrohr die Oberlippe nach hinten abschliesst In der Familie der Schnaken Tipulidae siehe Abb 19 zu der die Kohlschnake gehort ist der Russel sehr kurz Dem russelartig nach vorn verlangerten Kopf sitzen fast unmittelbar die Labella auf Die Arten der Familie der Zungenfliegen Glossinidae siehe Abb 18 die gefurchteten Tsetsefliegen besitzen den gleichen Russeltyp wie die Stubenfliege Das Haustellum ist jedoch schmaler langer und steifer und hat die Form einer Stechborste Die Labella sind klein und tragen Reihen von Zahnchen die sich durch die Haut frasen konnen Ober und Unterlippe sind miteinander verfalzt und umschliessen das Nahrungsrohr in dem der Speichelgang eingelagert ist Bei den Bremsen Tabanidea siehe Abb 20 ist der Russel relativ kurz und breit Bei vielen Arten beissen nur die Weibchen Die Unterlippe endet wie die der Stubenfliege mit zwei wulstigen Labellen Diese bilden nicht nur die Russelspitze sondern auch einen Teil der Russels Die Oberlippe hat die Form eines stumpfen Dolches in dem der gleichgestaltete Epipharynx liegt Sie bilden das Dach des Speiserohrs Die beiden Oberkiefer sind messerformig abgeflacht und bilden den Boden des Speiserohrs Sie liegen uber der Mittellippe mit dem Speichelrohr Die beiden Aussenladen der Unterkiefer sind zu dolchartigen Stechborsten umgebildet seitlich unterhalb des Speichelgangs liegen Die Maxillarpalpen sind machtig und liegen wie Kolben seitlich am Russel Beim Biss wird die Haut mehrfach aufgeschlitzt Bei den Arten der Familie der Stechmucken Abb 21 ist der aus der Unterlippe gebildete Saugrussel sehr lang Er dient als Scheide fur die Stechborsten wird aber selbst nicht eingestochen Ober und Unterkiefer sind als lange Stechborsten umgeformt und enden wie eine Stichsage mit Zahnen besetzt Auch Oberlippe und Innenlippe mit dem Speichelrohr sind als Stechborsten ausgebildet Die Oberlippe ist nach hinten zu einem Nahrungsrohr umgebogen Die viergliedrigen Kiefertaster sind kurz die Lippentaster fehlen beziehungsweise sind zu einem Labellum reduziert Schnabelkerfe Wanzen Zikaden Lause Bearbeiten Der Grundtyp des Russels der Schnabelkerfe Abb 24 und 26 zeigt einen anderen Aufbau Zwar bildet auch hier die Unterlippe eine lange fast geschlossene Rinne und Ober und Unterkiefer sind zu stilettformigen Stechborsten umgebildet die an der Spitze gezahnt sind Die Unterkiefer haben jedoch auf der Innenseite zwei parallele Rinnen und sind so miteinander verfalzt dass die beiden Rinnen sich zu zwei Rohren erganzen In der oberen grosseren Rohre wird die Nahrung in der unteren kleineren der Speichel befordert Die Stechborsten der Oberkiefer liegen seitlich neben diesem Doppelrohr in der Oberlippe Die Oberlippe deckelt nur im basalen Teil die Unterlippe Kiefertaster und Lippentaster fehlen Bei einigen Arten ist der Russel so lang dass er gerollt werden kann Die Verfalzung der einzelnen Teile ist gut in Abb 25 erkennbar Tierlause Bearbeiten Die Ordnung der Tierlause Phthiraptera zu denen auch die Kopflaus gehort sind Ektoparasiten die sich von Blut ernahren Sie haben teilweise beissende teilweise saugende Mundwerkzeuge Die Arten der Unterordnung Anoplura Echte Tierlause parasitieren auf Saugetieren und haben einen Russel ausgebildet Kiefer und Lippentaster fehlen Die Oberlippe bildet einen ausstulpbaren Russel Die Unterlippe ist zu einem Stilett umgebildet daruber liegen zwei weitere stilettartige Ausformungen die vermutlich der Mundung des Speichelgangs und dem Unterkiefer entsprechen Der Oberkiefer verschwindet wahrend der embryonalen Phase Fransenflugler Bearbeiten Die Arten der nach den gefransten Flugeln benannte Insektenordnung Fransenflugler Thysanoptera besitzen als einzige unsymmetrisch Mundwerkzeuge Der Grossteil des Russels wird durch die Oberlippe gebildet Die Offnung der Rinne in der Oberlippe nach hinten wird von der Unterlippe bedeckt Daruber befinden sich Skelettteile die dem Hypopharynx entstammen Zwischen den beiden Lagen fliesst der Speichel Zentral in der Rinne der Oberlippe liegt das Speiserohr das durch die sich erganzenden halbrohrenformigen Laciniae der Unterkiefer gebildet wird Neben dem Speiserohr liegt der borstenformige linke Oberkiefer Der rechte Oberkiefer ist nur im embryonalen Stadium erkennbar Lippen und Kiefertaster sind vorhanden Flohe Bearbeiten Die Mundwerkzeuge der Flohe Schnitt Abb 29 sind darauf spezialisiert die Haut zu durchdringen und Blut zu saugen Der eigentliche Stechapparat besteht aus den beiden stilettformigen und aussen gezahnten Innenladen der Unterkiefer und einer epipharyngalen Stechborste die gemeinsam das Nahrungsrohr umschliessen Der Stechapparat liegt in einer Scheide die vom Praementum mit den Lippentastern gebildet wird Von aussen wird fast alles durch die grosse paddelforme Platte der Aussenlade des Unterkiefers Abb 28 A verdeckt die nur von den Lippentastern Abb 28 C und Kiefertastern Abb 28 B uberragt wird Larven Bearbeiten Der grosste Teil der Insektenlarven besitzt beissende Mundwerkzeuge Jedoch haben sich im Laufe der Evolution in einige Insektengruppen Spezialisationen ergeben Bei den Fliegenlarven den Maden sind beispielsweise die Mundwerkzeuge stark reduziert und ins Innere verlagert Bei den Gelbrandkafern und den Ameisenlowen liegen beissend saugende Mundwerkzeuge vor Libellenlarven haben eine Fangmaske entwickelt Saugende Mundwerkzeuge gibt es ebenfalls in mehreren Insektengruppen Gelbrandkafer Bearbeiten Die im Wasser lebende Larve des Gelbrands Abb 23 ist ein gefrassiger Rauber der sich von anderen Wasserinsekten und von Kaulquappen ernahrt aber auch von kleinen Fischen nicht zuruckschreckt und selbst Beutetiere angreift die seine eigene Korpergrosse ubersteigen Der Kopf ist dorsoventral abgeplattet an den Kopfseiten entspringen die machtigen Mandibel Sie sind wie eine Beisszange gekrummt und aufeinander zulaufend Im Gegensatz zur Beisszange sind sie jedoch schmal und laufen in eine Spitze aus Auf der Innenseite haben sie eine Rinne die in der Nahe der Spitze endet Das Opfer wird gepackt und von den Oberkiefern wie von einer Injektionsnadel angestochen Uber den Kanal wird zuerst Verdauungsflussigkeit in das Opfer injiziert anschliessend wird die verflussigte Nahrung aufgesaugt Extraintestinale Verdauung Libellenlarve Bearbeiten Bei den im Wasser lebenden Larven der Libellen Abb 22 hat sich ein zusatzliches Organ entwickelt mit dem entfernte Beute uberraschend ergriffen werden kann Es besteht aus einem zweigliedrigen Arm an dessen Spitze eine Zange sitzt Die beiden Glieder des Armes sind flach und breit und liegen in Ruhestellung zusammengeklappt aufeinander Der Fangarm ist hinter dem Mund ins Aussenskelett eingelenkt Das erste Glied entspricht dem Postmentum und zeigt in Ruhestellung am Korper anliegend nach hinten Das zweite Armglied entspricht dem Pramentum Es liegt auf dem ersten Glied und endet kreisahnlich verbreitert vor den Oberkiefern Es erinnert dabei an eine Stabmaske die vor dem Gesicht getragen wird und wird deswegen auch Maske genannt Abb 22 Maske von unten Befindet sich die Beute im richtigen Abstand von der Larve dann schnellt der Fangarm vor Die spitzen zur Zange umgeformten Lippentaster packen die Beute und ziehen sie direkt vor die Mandibeln Weblinks zu schematischen Zeichnungen von Mundwerkzeugen bei Insekten Bearbeiten Abbildungen Mundwerkzeuge der Wanderheuschrecke Abbildungen Mundwerkzeuge verschiedener DipterenTausendfusser BearbeitenDie Tausendfusser Myriapoden werden mit den Krebstieren und Hexapoden wegen des Besitzes einer Mandibel zu den Mandibeltieren zusammengefasst Die Wahrscheinlichkeit dass der Besitz der Mandibel in gemeinsamen Vorfahren begrundet ist wird als hoch eingestuft Die verwandtschaftlichen Verhaltnisse der drei Gruppen werden kontrovers diskutiert wahrscheinlich sind Hexapoden und Crustaceen naher miteinander verwandt als mit den Myriapoden Der Unterstamm Myriapoda umfasst vier Klassen Hundertfusser Doppelfusser Wenigfusser und Zwergfusser die sich im Bau der Mundwerkzeuge unterscheiden Entsprechend dem Besitz oder Fehlen eines zweiten Maxillenpaars werden sie als trignath oder dignath bezeichnet Der Oberkiefer liegt bei allen in einer Kautasche zwischen Oberlippe und Kopfschild Er besteht aus einem Basalteil und die Kieferlade Diese ist in einen Schneideteil pars incisivus und einen Mahlteil unterteilt Ersterer hat einen ausseren Zahn einen inneren Zahn und einem Feld gezahnter Lamellen letzterer besteht hauptsachlich aus einer Mahlplatte und einer Randleiste Ein Fuhler wie er bei den Krebstieren auftreten kann fehlt bei Tausendfussern und Insekten Bei den Hundertfussern ist die erste Maxille relativ klein und liegt neben der Mundoffnung Ihr Epipodit liegt vor der Mundoffnung Die zweite Maxille ist grosser und besitzt grosse Maxillarpalpen Das erste Beinpaar zu einer spitz zulaufenden Zange umgebildet die waagrecht unterhalb des Kopfes liegt Nahe der Spitze mundet eine Giftdruse Die Beute wird uberlaufen durch das Gift getotet und anschliessend verzehrt Bei den Doppelfussern sind die Basen der ersten Maxille miteinander und dem Mentum verwachsen und bilden das Gnathochilarium altgr Gnathos Kiefer und chilos Lippe das die Funktion der Unterlippe ubernimmt Eine zweite Maxille fehlt beziehungsweise bildet den Hinterrand des Gnathochilariums Bei den Wenigfussern fehlt die zweite Maxille ebenfalls und die ersten Maxillen bilden ein Gnathochilarium Doppelfusser und Wenigfusser werden deswegen als Schwestergruppen betrachtet Bei den Zwergfussern sind die Basen der zweiten Maxillen miteinander verwachsen und bilden ahnlich wie bei den Insekten die Unterlippe Deswegen wurde zeitweise diskutiert ob sie naher mit den Insekten verwandt seien als mit den anderen Tausendfussern Links zu Tausendfusser Bearbeiten GnathochilariumVerwendete Literatur BearbeitenFur Stummelfusser Bearbeiten Grosses Lexikon der Tierwelt Band 8 Lingen Verlag Koln Fur Kieferklauentrager Bearbeiten Alfred Kuhn Grundriss der allgemeinen Zoologie 2 Auflage Thieme Stuttgart 1957 Barbara Baehr Martin Baehr Welche Spinne ist das Kosmos Naturfuhrer ISBN 3 440 05798 4 Heiko Bellmann Spinnen Neumann Neudamm ISBN 3 7888 0433 5 Bert Brunet Spiderwatch ReedBooks ISBN 0 7301 0486 9 Heiko Bellman Spinnentiere Europas Kosmos Atlas ISBN 3 440 09071 X Paul Brohmer Fauna von Deutschland Quelle und Mayer Heidelberg 1964 Fur Krebstiere Bearbeiten Alfred Kuhn Grundriss der allgemeinen Zoologie 2 Auflage Thieme Stuttgart 1957 Grosses Lexikon der Tierwelt Band 6 Lingen Verlag Koln Das Tier Biologie fur Gymnasien Band 2 Ernst Klett Verlag Stuttgart Fur Sackkiefler Bearbeiten Gillott Entomology 3 Auflage Springer ISBN 1 4020 3182 3 Grosses Lexikon der Tierwelt Band 2 Lingen Verlag Koln Willy Kukenthal Herbert Weidner Morphologie Anatomie und Histologie IV Band Walter de Gruyter Berlin New York 1982 Fur Insekten Bearbeiten Gillott Entomology 3 Auflage Springer ISBN 1 4020 3182 3 Grzimek s Animal Life Encyclopedia Vol 3 Thomson Gale ISBN 0 7876 5779 4 Heinz Freude Karl Wilhelm Harde Gustav Adolf Lohse Hrsg Die Kafer Mitteleuropas Kafer Mitteleuropas Band 1 Einfuhrung in die Kaferkunde 1 Auflage Goecke amp Evers Krefeld 1965 ISBN 3 8274 0675 7 Alfred Kuhn Grundriss der allgemeinen Zoologie 2 Auflage Thieme Stuttgart 1957 dtv Atlas zur Biologie Deutscher Taschenbuchverlag Munchen ISBN 3 423 03011 9 Das Tier Biologie fur Gymnasien Band 2 Ernst Klett Verlag StuttgartFur Tausendfusser Bearbeiten Gregory D Edgecombe Morphological data extant Myriapoda and the myriapod stem group In Contributions to Zoology 73 3 2004 doi 10 1163 18759866 07303002 Grosses Lexikon der Tierwelt Band 6 Lingen Verlag Koln Tutorial der North Carolina State UniversityEinzelnachweise Bearbeiten eine aktuelle Ubersicht in Javier Ortega Hernandez Ralf Janssen Graham E Budd 2016 Origin and evolution of the panarthropod head A palaeobiological and developmental perspective Arthropod Structure amp Development 46 3 354 379 doi 10 1016 j asd 2016 10 011 R F Chapman Mouthparts In Vincent H Resh amp Ring T Carde editors Encyclopedia of Insects Elsevier Academic Press San Diego 2003 ISBN 0 12 586990 8Normdaten Sachbegriff GND 4325798 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mundwerkzeuge amp oldid 233406472