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Die Echten Tierlause Anoplura veraltet Siphunculata auch als Echte Lause 1 oder einfach als Lause 2 bezeichnet sind eine Unterordnung der Tierlause Alle Arten leben als blutsaugende Ektoparasiten auf Saugetierarten darunter auch dem Menschen Echte TierlauseKopflausSystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta ohne Rang Eumetabolaohne Rang ParaneopteraOrdnung Tierlause Phthiraptera Unterordnung Echte TierlauseWissenschaftlicher NameAnopluraLeach 1815 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Merkmale 3 Fortpflanzung 4 Wirte 5 Systematik und Phylogenie 6 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer altgerm Insektenname mhd ahd lus ist mit der kelt Wortgruppe von kymr llau Lause verwandt weitere Beziehungen sind unklar 3 Merkmale BearbeitenLause erreichen eine Korperlange zwischen 0 35 Millimeter Microphthirus Mannchen und 8 Millimeter Pecaroecus 1 4 Wie alle Tierlause handelt es sich um dorsoventral von oben nach unten abgeplattete stark sklerotisierte und vollig flugellose Insekten von gelblicher uber braunlicher bis zu fast schwarzer Farbe Der Kopf ist in Aufsicht schmal er ist immer schmaler als der Rumpf Unterschied zu den oft als Kieferlause zusammengefassten Unterordnungen Amblycera und Ischnocera 2 Die frei sichtbaren kurzen Fuhler besitzen nur drei bis funf Glieder von denen das Grundglied am grossten und die anderen perlschnurformig sind Bei den Mannchen sind sie bei manchen Arten umgebildet Bei einigen Arten sind kleine einlinsige Augen vorhanden die meisten Arten sind aber vollig augenlos Die stechend saugenden stilettformigen Mundwerkzeuge sind in Ruhestellung in die Kopfkapsel zuruckgezogen und werden nur beim Saugakt vorgestreckt Der Saugrussel 5 besteht aus zwei schmalen ineinander verfalzten Stechborsten die aus dem umgebildeten Hypopharynx und Labium bestehen Beim Stechakt wird der Mundkegel auf die Haut gepresst und mit durch Haemolymphdruck vorstulpbaren Zahnchen verankert anschliessend dringen die Stechborsten abwechselnd in die Haut ein bis ein Blutgefass getroffen wird Die obere Stechborste bildet einen Nahrungskanal die untere einen Speichelkanal aus Die Kopfkapsel ist in der Regel nach hinten halsartig abgeschnurt Die oberen Sklerite Tergite der drei Segmente des Rumpfs Thorax sind bei Ansicht von oben nahtlos zu einer durchgehenden Platte verschmolzen Von den drei seitlich sitzenden gut entwickelten Beinpaaren ist das erste das kurzeste meist ist das dritte am langsten Die Beine sind zum Festhalten im Haarkleid des Wirts zu Klammerbeinen umgewandelt an deren zweigliedrigen Tarsen eine einzelne starke Klaue ansitzt Beide Tarsenglieder sind mit der Tibia wie bei den meisten Tierlausen zu einer unbeweglichen Struktur dem Tibiotarsus verschmolzen Der Hinterleib besteht aus zehn Segmenten von denen acht oder neun frei sichtbar sind Der Hinterleib ist an den Seiten stark sklerotisiert oben und unten aber flexibel um Ausdehnung bei der Blutmahlzeit zu ermoglichen Am Hinterleibsende zwischen dem achten und neunten Weibchen bzw neunten und zehnten Mannchen Segment liegen die Begattungsorgane in einer eingestulpten Genitalkammer deren Offnung bei den Mannchen von sichtbaren Anhangen Gonapophysen eingefasst ist Der Genitalapparat der Mannchen ist gross kraftig sklerotisiert und kompliziert gebaut wie bei vielen Insekten tragt er wesentliche Merkmale fur die Bestimmung der Arten 1 Der Darm der Lause besitzt im Vorderabschnitt eine Erweiterung Kropf zur Nahrungsspeicherung Der Mitteldarm besitzt meist zwei grosse Blindsacke Caeca Lause sind zur Ernahrung auf im Darm lebende symbiontische Bakterienarten angewiesen die das Tier mit im sehr einseitigen Nahrungssubtrat Blut fehlenden Vitaminen anreichern Die Bakterien befinden sich insbesondere in differenzierten Zellen Bakteriozyten der Darm und Ovarienwand Die Ubertragung erfolgt durch Infektion der vom Weibchen abgelegten Eier also vertikal 1 Fortpflanzung BearbeitenLause sind immer zweigeschlechtlich Nach der meist sehr kurzen Kopulation auf dem Wirt legt das Weibchen die Nissen genannten Eier meist einzeln ab in dem jedes Ei mit einer Kittsubstanz an Haaren seines Wirts festgeklebt wird bei wenigen Arten sitzt das Ei dabei auf einem Stielchen Jedes Weibchen legt im Lauf seines Lebens so ca 15 bis 100 Eier Die Eier offnen sich uber einen abgesonderten Deckel Die drei Larvenstadien oft Nymphen genannt da sie den Imagines in Korperbau und Lebensweise gleichen sind ganzjahrig anzutreffen Die Entwicklungsdauer bis zur Imago nimmt soweit bekannt unter gunstigen Bedingungen meist 2 bis 4 Wochen in Anspruch pro Jahr konnen 3 bis 4 Generationen durchlaufen werden 1 Wirte BearbeitenLause sind mit ihren Wirten weltweit verbreitet wobei die afrikanische Fauna besonders artenreich ist Alle Arten der Echten Tierlause sind permanente blutsaugende Parasiten von Saugetier Arten Dabei ist auch der Mensch Wirt von zwei Arten Menschenlause Die meisten Arten sind sehr wirtsspezifisch sie kommen nur auf einer oder auf wenigen nahe verwandten Wirtsarten vor Wirte sind von den meisten Ordnungen der hoheren Saugetiere bekannt Ausnahmen sind die Fledertiere Chiroptera die Russeltiere Proboscidea die Zahnarmen Edentata und Schuppentiere Pholidota sowie die wasserlebenden Wale Cetacea und Seekuhe Sirenia die keine Echten Tierlause beherbergen Sie fehlen auch bei den meisten Raubtieren Carnivora und Insektenfressern Insectivora Insgesamt werden Echte Tierlause bei etwa 2600 Saugetierarten vermutet das sind etwa zwei Drittel aller Arten Tatsachlich nachgewiesen wurden sie aber bisher nur bei gut 800 davon 4 Systematik und Phylogenie Bearbeiten nbsp Antarctophthirus trichechi Parasit des Walross Odobenus rosmarus Die Echten Tierlause bilden die Unterordnung Anoplura eine der vier Unterordnungen der Tierlause oder Phthiraptera Ein synonymer Name fur die Anoplura ist Siphunculata Latreille 1825 Es sind etwa 530 bis 540 Arten bekannt 6 1 sie sind also eine verhaltnismassig artenarme Insektengruppe wobei vermutet wird dass die tatsachliche Artenzahl hoher bei etwa 1000 Arten liegen wird Uber die Einordnung der Anoplura ins System der Insekten bestehen noch wissenschaftliche Kontroversen Wahrend sie traditionell neben den als Taxon Mallophaga genannten Kieferlausen in die Ordnung der Phthiraptera gestellt wurden 7 die als Schwestergruppe der Staublause Ordnung Psocoptera aufgefasst wurde gibt es heute gewichtige Argumente fur eine andere Gliederung Die Schwestergruppe der Tierlause sind demnach vermutlich nicht die Psocoptera als Ganzes sondern nur eine Teilgruppe davon was die Staublause paraphyletisch macht Vermutlich bilden aber auch die vier Unterordnungen der Tierlause keine monophyletische Einheit darauf deuten neben phylogenomischen Daten 8 auch morphologische Untersuchungen 9 hin Wahrscheinlichste Schwestergruppe der Anoplura ist allen Daten zufolge die artenarme Gruppe der Rhynchophthirina oder Russellause mit der Elefantenlaus deren gemeinsame Schwestergruppe die Ischnocera Die Amblycera konnten aber Schwestergruppe der zu den Staublausen gerechneten Bucherlause Liposcelididae oder der diese enthaltenden Ordnung Troctomorpha sein Viele Autoren fassen daher heute die Psocodea die gemeinsame Klade der Tierlause und der Staublause als Ordnung auf Heute werden meist 15 Familien der Anoplura unterschieden 10 6 wobei die Monophylie der traditionellen Familien Hoplopleuridae und Polyplacidae nach molekularen Daten bezweifelt wird 11 Echinophthiriidae an Robbenarten Odobenidae Otariidae Phocidae Enderleinellidae an Hornchen Sciuridae Haematopinidae mit der einzigen Gattung Haematopinus an Paarhufern Artiodactyla Haematopinus oliveri Hamophthiriidae mit der einzigen Gattung Hamophthirius am Malaien Gleitflieger Cynocephalus variegatus Hoplopleuridae an Nagetieren wenige Arten an Spitzmausen und Pfeifhasen Hybopthiridae mit der einzigen Gattung Hybophthirus am Erdferkel Linognathidae an Huftieren und an Hunden Canidae unter Einschluss des Haushundes Microthoraciidae mit der einzigen Gattung Microthoracius am Dromedar Camelus dromedarius Neolinognathidae mit der einzigen Gattung Neolinognathus an Russelspringern Macroscelididae Pecaroecidae mit der einzigen Gattung Pecaroecus an Nabelschweinen oder Pekaris Tayassuidae Pedicinidae mit der einzigen Gattung Pedicinus an Meerkatzenverwandten oder Hundsaffen Cercopithecidae Pediculidae mit der einzigen Gattung Pediculus an Primaten darunter dem Menschen Polyplacidae an Nagetieren Hasenartigen Primaten und an Spitzhornchen Tupaiidae Haemodipsis brachylagi Pthiridae mit der einzigen Gattung Pthirus Filzlause 2 Arten am Menschen und an Gorillas Ratemiidae mit der einzigen Gattung Ratemia an Pferden Equidae Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Eberhard Mey 20 Ordnung Phthirapera Tierlause Lauskerfe In A Kaestner amp H E Gruner Herausgeber Lehrbuch der speziellen Zoologie Band 1 Wirbellose Tiere 5 Teil Insecta herausgegeben von Holger H Dathe 2 Auflage 2003 Spektrum Akademischer Verlag Springer Berlin Heidelberg 978 3827409300 Seite 308 330 a b Eberhard Mey Phthiraptera Tierlause od Lauskerfe In Bernhard Klausnitzer Hrsg Stresemann Exkursionsfauna von Deutschland Band 2 Wirbellose Insekten Spektrum Akademischer Verlag Springer 2011 ISBN 978 3 8274 2452 5 auf Seite 156 157 Das Herkunftsworterbuch Der Duden in zwolf Banden Band 7 Nachdruck der 2 Auflage Dudenverlag Mannheim 1997 S 408 Siehe auch DWDS Laus und Friedrich Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 7 Auflage Trubner Strassburg 1910 S 280 a b Ke Chung Kim amp Herbert W Ludwig 1978 The family classification of Anoplura Systematic Entomology 3 249 284 Harald W Krenn amp Horst Aspock 2012 Form function and evolution of the mouthparts of blood feeding Arthropoda Arthropod Structure amp Development 41 101 118 doi 10 1016 j asd 2011 12 001 a b Lance A Durden amp Guy G Musser 1994 The sucking lice Insecta Anoplura of the world a taxonomic checklist with records of mammalian hosts and geographical distributions Bulletin of the American Museum of Natural History 218 90 Seiten eine Ubersicht uber die historische Klassifikation bietet Eberhard Mey 2003 On the development of animal louse systematics Insecta Phthiraptera up to the present day Rudolstadter naturhistorische Schriften 11 115 134 Kazunori Yoshizawa amp Kevin P Johnson 2010 How stable is the Polyphyly of Lice hypothesis Insecta Psocodea A comparison of phylogenetic signal in multiple genes Molecular Phylogenetics and Evolution 55 3 939 951 doi 10 1016 j ympev 2010 02 026 Kazunori Yoshizawa amp Kevin P Johnson 2006 Morphology of male genitalia in lice and their relatives and phylogenetic implications Systematic Entomology 31 350 361 doi 10 1111 j 1365 3113 2005 00323 x Kevin P Johnson amp Vince S Smith Psocodea Species File Online Version 5 0 5 0 abgerufen am 18 August 2017 Jessica E Light Vincent S Smith Julie M Allen Lance A Durden David L Reed 2010 Evolutionary history of mammalian sucking lice Phthiraptera Anoplura BMC Evolutionary Biology 2010 10 292 doi 10 1186 1471 2148 10 292 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Echte Tierlause amp oldid 238718466