www.wikidata.de-de.nina.az
Blutsaugende Insekten sind etwa 14 000 Arten 1 von hamatophagen Insekten aus ganz verschiedenen Ordnungen und Familien deren Nahrung teilweise oder ausschliesslich aus Blut anderer Lebewesen besteht Sie bilden keine systematische Einheit sondern eine Gruppe deren Gemeinsamkeiten Ergebnis ahnlicher Lebensweise sind Konvergenz Zu den Nahrungsopfern zahlen Reptilien Vogel und Saugetiere und damit auch der Mensch nur sehr selten sind Amphibien Wirtsarten in einem einzigen Fall eine Fischart die Stechmucke Uranotaenia lateralis beim Schlammspringer Die Asiatische Tigermucke Stegomyia albopicta unter anderem eine Ubertragerin von Denguefieber und Chikungunya Inhaltsverzeichnis 1 Zugehorigkeit 2 Merkmale 3 Blutsaugende Insekten als Krankheitsubertrager 3 1 Biologische Ubertragung 3 2 Mechanische Ubertragung 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseZugehorigkeit BearbeitenZu den blutsaugenden Insekten gehoren sortiert nach Ordnungen Unterordnungen und Familien Flohe Siphonaptera Echte Tierlause Anoplura wenige Wanzen einige Raubwanzen Reduviidae Unterfamilie Triatominae Plattwanzen Cimicidae z B die Gattung Cimex mit der Bettwanze Cimex lectularius Polyctenidae die wenigen Arten dieser Wanzenfamilie saugen ausschliesslich an Fledermausen einige Mucken fast alle Stechmucken Culicidae fast alle Kriebelmucken Simuliidae einige Schmetterlingsmucken Psychodidae hauptsachlich aus der Gattung Sycorax und der Unterfamilie Sandmucken Phlebotominae viele Gnitzen Ceratopogonidae einige Fliegen Zungenfliegen Glossinidae mit der einzigen Gattung Tsetsefliegen Glossina Bremsen Tabanidae Lausfliegen Hippoboscidae Fledermausfliegen Nycteribiidae und Streblidae Schnepfenfliegen Rhagionidae der Gattung Symphoromyia wenige echte Fliegen Muscidae zum Beispiel der Wadenstecher Gemeine Stechfliege Stomoxys calcitrans wenige Schmetterlinge einige Eulenfalterarten Noctuidae der Gattung CalyptraZecken Ixodida saugen ebenfalls Blut gehoren jedoch nicht zu den Insekten Insecta sondern zu den Spinnentieren Arachnida Merkmale BearbeitenKennzeichnend fur alle blutsaugenden Insekten ist entweder ein Stechrussel mit dem die Haut des Wirtes durchstochen wird und als Saugrohr dient Kapillarsauger oder ein groberes Mundwerkzeug mit dem die Haut des Wirtes aufgerissen wird Poolsauger Der Bau der jeweils beteiligten Mundgliedmassen ist je nach systematischer Zugehorigkeit sehr unterschiedlich Neben den Mundwerkzeugen benotigen Blutsauger ein spezielles Repertoire von Enzymen zur Blutaufnahme und Verdauung Voraussetzung sind beispielsweise Enzyme die die Gerinnung des Bluts verhindern Blut als Nahrungssubstanz weist eine Reihe von Schwierigkeiten auf unter anderem ist die Ham Komponente des Blutfarbstoffs Hamoglobin bei freiem Auftreten in hoher Konzentration ein Zellgift Unter den blutsaugenden Insekten lassen sich mehrere okologisch abgrenzbare Gruppen unterscheiden bei einer Reihe von Familien der Zweiflugler Stechmucken Kriebelmucken Gnitzen Sandmucken Bremsen saugen ausschliesslich die Weibchen Blut um mit dieser energiereichen Zusatzkost ihre Eier ablegen zu konnen Es handelt sich um fliegende Arten die ihre Wirte nur kurzzeitig beim Stechvorgang wenige Minuten aufsuchen Die Wirtsspezifitat ist in der Regel gering es kommen aber verbreitet Spezialisierungen auf Vogel oder Saugetiere als Gruppe vor Der Saugvorgang und die Eiablage sind meist so miteinander koordiniert dass eine Blutmahlzeit jeweils fur ein Gelege ausreicht gonotrophischer Zyklus Die Nahrungsaufnahme findet auch abhangig von der jeweiligen Art zu den unterschiedlichsten Tageszeiten statt meist jedoch abseits einer intensiven Sonneneinstrahlung wahrend der Morgen bzw Abenddammerung oder in den Nachtstunden Plattwanzen blutsaugende Raubwanzen und viele Floharten leben regelmassig in den Nestern und Bauten ihrer Wirte einschliesslich Stalle und menschliche Behausungen Sie saugen meist haufiger an ihren Wirten verlassen diese aber direkt nach dem Saugvorgang Die Spezialisierung dieser Arten erfolgt meist eher an die Struktur und das Mikroklima des Nests als an die Wirtsart In Erdhohlen wohnende Sauger haben z B oft ahnliche Parasitenarten viele Lausfliegen und Fledermausfliegen und andere Floharten sind frei lebend bleiben aber dauerhafter auf einem Wirt sobald sie ihn gefunden haben Einige verlassen ihn nur noch zur Verpuppung und Eiablage Die Larven haben eine andere Lebensweise und saugen kein Blut permanente Ektoparasiten wie Tierlause einige Lausfliegen und auf Fledermausen lebende Wanzen der Familie Polyctenidae verbringen ihr gesamtes Leben auf dem Wirt und legen hier auch ihre Eier ab Neuinfektion ist nur durch direkten Korperkontakt moglich da die Tiere abseits ihres Wirts rasch verhungern manchmal bereits nach 6 Stunden Permanente Ektoparasiten sind in der Regel hochgradig wirtsspezifisch Viele Arten saugen bei langerem Hunger an Fehlwirten konnen sich aber hier nicht entwickeln und gehen manchmal bereits nach einer Mahlzeit zugrunde Blutsaugende Insekten als Krankheitsubertrager BearbeitenBlutsaugende Insekten als Parasiten sind biologische und mechanische Ubertrager Vektoren von Viren Bakterien Einzellern und Mehrzellern und besitzen durch die ausgelosten Infektionskrankheiten eine besondere Bedeutung Fur diese Erreger sind die blutsaugenden Insekten oft nicht der Hauptwirt meist ubertragen sie als Vektoren bzw Zwischenwirt oder Transportwirt die Krankheitserreger unter den Hauptwirten des Erregerreservoirs und auf andere Nebenwirte Blutsaugende Insekten konnen als Vektoren auf zwei unterschiedlichen Wegen Krankheitserreger ubertragen Biologische Ubertragung Bearbeiten Dieser spezifische Weg ist epidemiologisch bedeutsam und sofort auffallig Eine einzige bestimmte Erregerart manchmal auch mehrere uberlebt en nach der Nahrungsaufnahme bei einer infizierten Person nur in einer speziellen Insektenart innerhalb des Insektenkorpers im aktiven Zustand kann sich moglicherweise noch zusatzlich vermehren und oder wandeln und infiziert bei der nachsten Nahrungsaufnahme desselben Insekts bei einer noch nicht infizierten Person dieses neue Opfer Als biologische Ubertrager kommen damit in aller Regel nur diejenigen blutsaugenden Insekten in Betracht bei denen in ihrem Korper eine Vermehrung der Erreger stattfindet welche dann entweder nach Wanderung durch die Hamolymphe in den Speichel vor Beginn der Blutaufnahme bei der Speichelabgabe oder nach Entwicklung im Darm durch Regurgitation vor oder wahrend der Blutaufnahme in das auszusaugende Opfer abgegeben werden 2 Grundsatzlich gilt also auf diesem Wege dass blutsaugende Insekten nur jeweils ihre n speziellen Erreger ubertragen konnen Beispiele Per Muckenstich ubertragene Viren sind in Europa das Sandfliegen Virus und das Sindbis Virus In Nordamerika ist die Gemeine Stechmucke Culex pipiens als biologischer Ubertrager Vektor des West Nil Virus festgestellt In den Tropen sind jedoch jeweils verschiedene Stechmucken Moskitos als biologische Ubertrager diverser Erreger und der von ihnen ausgelosten Erkrankungen bei Mensch und Tier bekannt Mechanische Ubertragung Bearbeiten Dieser Ubertragungsweg ist in der Regel sehr unspezifisch Potentiell ist wie bei allen Vektoren auch eine mechanische Ubertragung aller moglichen Erreger hier durch die aussere und innere Kontamination der Proboscis des Stech Saugrussel blutsaugender Insekten moglich wenn das Insekt wahrend der Nahrungsaufnahme bei einer infizierten Person gestort wird und alsbald auf einer anderen nicht infizierten Person weitersaugt Nach heutigem Kenntnisstand ist zu erwarten dass diese Ubertragungsmoglichkeit wenn uberhaupt nur in Populationen mit sehr hoher Erregerverbreitung gelegentlich auftreten kann Dieser Ubertragungsweg entspricht dem der Infektion per Nadelstichverletzung bzw mehrfach hintereinander genutzter Injektionskanulen ohne zwischenzeitliche Sterilisation jedoch in einer anderen Grossenordnung Rein theoretisch kann die Ubertragung eines einzigen Erregers auf diesem Wege eine Infizierung bewirken In der Praxis ist jedoch eine ausreichende Mindestmenge von Erregern fur eine Infektion erforderlich Ob diese Mindestmenge z B bei einer Kontamination der Moskitoproboscis allein erreicht werden kann ist fraglich Ausreichende Grossenverhaltnisse fur eine mechanische Ubertragung diverser Erreger sind jedoch bei den nachtaktiven blutsaugenden Schmetterlings Falterarten Calyptra eustrigata Calyptra labilis Calyptra minuticornis Calyptra orthograpta und Calyptra thalictri der Familie Noctuidae und Ordnung Lepidoptera aus Sud Ost Asien durchaus gegeben Mit seiner vom Saug zum Stechrussel umgeformten Proboscis dringen diese Falter bis zu sieben Millimeter tief in die Haut von Saugetieren auch Menschen ein und saugen danach bis maximal eine Stunde lang das Blut Sie sind bei Abwehrbewegungen jederzeit bereit noch vor Erreichen der Sattigung ihr Opfer zu verlassen um alsbald bei einem neuen die Nahrungsaufnahme fortzusetzen 3 4 Andere Schmetterlingsarten wie Lobocraspis griseifulva Arcyophora spp und Filodes fulvidorsalis der Familien Pyralidae Noctuidae und Geometridae aus Afrika Brasilien und Sud Ost Asien nehmen Tranenflussigkeit bei Saugetieren und Menschen auf Mit ihrer an der Aussenseite rauen Saugproboscis reiben sie am Augapfel um ein Ansteigen der Tranenproduktion hervorzurufen und konnen dem Augapfel dabei auch leichte Verletzungen zufugen Alle diese Falterarten sind damit eindeutig auch als mechanische Ubertrager diverser Erreger erkannt Selbst eine Ubertragungsmoglichkeit von HIV wird diskutiert Weiterhin wurde schon 1965 von Luedke et al eine rein mechanische Ubertragung des Blauzungenvirus durch Arthropoden wie z B durch die Schaflausfliege Melophagus ovinus nachgewiesen 5 Kenneth Gage et al vom National Center for Infectious Diseases haben beim Menschenfloh Pulex irritans die gelegentliche mechanische Ubertragung des Beulenpesterregers das Bakterium Yersinia pestis aufgezeigt 6 Nicht nur in Afrika sind Bremsen durch ihren Stich auch fur die mechanische Ubertragung von Milzbrand Weilsche Krankheit und Tularamie auf den Menschen verantwortlich 7 Da im Besonderen Pferdebremsen Tabanus sudeticus und Wadenstecher Stomoxys das zu den Lentiviren gehorende EIA Virus auf mechanischen Wege ubertragen konnen 8 besteht auch eine theoretische Moglichkeit dass durch diese grossen blutsaugenden Insekten das ebenfalls zur selben Gattung gehorende HI Virus auf diesem Wege ubertragen werden kann Der Saugrussel dieser Insektenarten ist gross genug auch diese Virenart in fur eine Infektion ausreichender Menge jeweils wie in einer Injektionskanule innen und aussen vorubergehend zu speichern Allerdings sind beim HI Virus bisher keine derartigen Ubertragungsfalle bekannt geworden Siehe auch BearbeitenParasiten des MenschenEinzelnachweise Bearbeiten J M Ribeiro Blood feeding arthropods live syringes or invertebrate pharmacologists In Infectious agents and disease Band 4 Nr 3 1995 S 143 152 PMID 8548192 siehe beispielsweise Gholamreza Darai Michaela Handermann Hans Gunther Sonntag u a Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen Erreger Symptome Diagnose Therapie und Prophylaxe mit 43 Tabellen 3 Auflage Springer Science amp Business Media Heidelberg 2009 ISBN 978 3 540 39005 3 S 256 Transmission Vektoren bei google books H Banziger Skin piercing blood sucking moths I ecological and ethological studies on Calpe eustrigata Lepid noctuidae In Acta tropica Band 32 Nr 2 1975 S 125 144 ISSN 0001 706X PMID 240258 H Banziger Skin piercing blood sucking moths II Studies on a further 3 adult Calyptra Calpe sp Lepid Noctuidae In Acta tropica Band 36 Nr 1 Marz 1979 S 23 37 ISSN 0001 706X PMID 35931 Sylvia Koslowsky Bluetongue Disease in Deutschland Dissertation FU Berlin 2002 urn nbn de kobv 188 2002002336 Gage KL Factors affecting the spread and maintenance of plague In Advances in Experimental Medicine and Biology 2012 Nr 954 S 79 94 doi 10 1007 978 1 4614 3561 7 11 PMID 22782750 Steven W Luger Lyme Disease Transmitted by a Biting Fly In The New England Journal of Medicine 14 Juni 1990 Band 322 Nr 24 S 1752 S 1752 Correspondence doi 10 1056 NEJM199006143222415 Equine infektiose Anamie Ubertragung Auf fli bund de vom 31 Mai 2007 Memento vom 10 Juni 2007 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blutsaugende Insekten amp oldid 236874696