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Dieser Artikel behandelt die Insektenordnung der Wanzen Das Abhorgerat gleichen Namens ist ebenda beschrieben Wanzen Heteroptera sind Insekten und gehoren zur Ordnung der Schnabelkerfe Hemiptera Von den weltweit etwa 40 000 bekannten Arten leben in Europa ca 3000 1 und in Deutschland 889 2 WanzenGrune Stinkwanze Palomena prasina SystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta ohne Rang Eumetabolaohne Rang ParaneopteraOrdnung Schnabelkerfe Hemiptera Unterordnung WanzenWissenschaftlicher NameHeteropteraLatreille 1810TeilordnungenCimicomorpha Dipsocoromorpha Enicocephalomorpha Leptopodomorpha Nepomorpha Pentatomomorpha GerromorphaFamilien siehe Systematik der WanzenIhre Ordnung zeichnet sich durch eine sehr hohe Vielfalt in Formen Lebensweise und Lebensraumen aus Es existieren Pflanzensauger eine Reihe von rauberisch lebenden Arten aber auch Ektoparasiten wie die Bettwanze Sie leben in den verschiedensten Biotopen unter anderem auf Wiesen an Waldrandern im Wald und in menschlichen Wohnungen Inhaltsverzeichnis 1 Lebensraum und Verbreitung 2 Anatomie der Wanzen 2 1 Kopf 2 2 Brust 2 3 Hinterleib 3 Lebensweise der Wanzen 3 1 Ernahrung 3 2 Fortpflanzung und Entwicklung 4 Systematik der Wanzen 5 Fossile Belege 6 Wanzen als Schadlinge 7 Literatur 8 Weblinks 9 Quellen 9 1 EinzelnachweiseLebensraum und Verbreitung BearbeitenWanzen sind weltweit verbreitet Es gibt kaum Lebensraume in denen keine Wanzen existieren Die einzelnen Arten konnen unterschiedlich stark ausgepragte Standortsanspruche aufweisen Allgemein sind die meisten Wanzenarten warme und trockenheitsliebend xerothermophil Einige Arten bevorzugen feuchtere Standorte hygrophil andere leben in Mooren tyrphophil in Sandlebensraumen psammophil oder in Salzlebensraumen halophil Es gibt ausserdem aquatische Arten die im Wasser leben sowie epineustische Arten welche auf der Wasseroberflache existieren Einige Arten aus der Familie Meerwasserlaufer Halobatinae Gattung Halobates leben als einzige Insekten sogar permanent auf dem offenen Ozean Anatomie der Wanzen BearbeitenWanzen bestehen wie alle Insekten aus drei Korperabschnitten die ihrerseits aus drei oder mehr einzelnen Segmentabschnitten zusammengesetzt sind Kopf Caput Brust Thorax und Hinterleib Abdomen Kopf Bearbeiten nbsp Gemeine Feuerwanzen Pyrrhocoris apterus beim PaarenAlle zu den Wanzen gehorenden Gruppen sind durch einen Saugrussel gekennzeichnet Dieser ist nicht wie bei den Zikaden Auchenorrhyncha und Pflanzenlausen Sternorrhyncha in den Kehl beziehungsweise Brustbereich verlagert sondern sitzt direkt am Kopfbereich an Am Kopf befinden sich meist viergliedrige Fuhler oder Antennen Bei einigen Arten wie den Bodenwanzen Lygaeidae und den Erdwanzen Cydnidae sind zwischen den Fuhlergliedern oft verlangerte Zwischenstucke vorhanden welche echte Glieder vortauschen Im Bereich des Scheitels zwischen den Komplexaugen liegen Einzelaugen Ocellen die bei manchen Familien fehlen konnen In der Mitte vor den Komplexaugen und der Stirn befindet sich die Stirnschwiele Clypeus Sie wird beiderseits von den Wangen Paraclypei flankiert An der Kopfunterseite befinden sich die oft eine Langsrinne bildenden Wangenplatten Bucculae mit dem Ansatz der Mundwerkzeuge die einen Russel Rostrum bilden Die stechend saugenden Mundwerkzeuge bestehen aus einer drei oder viergliedrigen Rohre Labium Unterlippe die auf der Oberseite uber eine schmale Langsrinne verfugt Diese wird am Ansatz aussen von der Oberlippe Labrum abgedeckt Beiderseits inserieren Stechborsten Mandibeln welche an ihrer Spitze scharfe Zahnchen besitzen und mit deren Hilfe winzige Locher in Pflanzen oder Beutetiere gebohrt werden Die Mandibeln umgeben die Maxillen die wiederum zwei Kanale einen Nahrungskanal und einen Speichelkanal umgeben Brust Bearbeiten nbsp Streifenwanze Graphosoma italicum Der Brustabschnitt Thorax ist in drei Segmente geteilt Prothorax Meso und Metathorax Jedes dieser Segmente tragt ein Beinpaar Der Ruckenteil des Prothorax wird als Halsschild Pronotum bezeichnet Der Ruckenteil des Mesothorax heisst Schildchen Scutellum Beide Elemente sind bei den verschiedenen Wanzenfamilien vielfach sehr unterschiedlich gestaltet Das Schildchen kann bei einigen Arten zum Beispiel bei den Schildwanzen die Flugel bis zur Hinterleibsspitze uberragen Die entsprechenden Brustabschnitte auf der Bauchseite werden als Pro Meso und Metasternum bezeichnet die seitlichen jeweils Pro Meso und Metapleuren Die Metapleuren tragen die Offnungen der charakteristischen Duftdrusen der Wanzen sowie ein Paar Atemoffnungen Stigmen Meso und Metathorax sind die flugeltragenden Elemente Die Vorderflugel sind teilweise etwa bis zu zwei Drittel verhartet sklerotisiert und bestehen aus einem harten vorderen Bereich Corium sowie einer hautigen hinteren Membran Man spricht in diesem Fall von Halbdecken Hemielytren An der Innenseite des Coriums befindet sich ein Areal welches als Clavus bezeichnet wird Die Hinterflugel sind immer vollstandig hautig konnen aber auch fehlen Die Beine folgen in ihrem Aufbau dem Schema der Insektenextremitaten Sie bestehen aus der Hufte Coxa dem Schenkelring Trochanter Schenkel Femur Schiene Tibia und Fuss Tarsus Der Fuss verfugt uber Krallen Haftlappen und Haare an der Spitze In Anpassung an ihre spezifischen Lebensweisen konnen die Beine zu Lauf Sprung Fang oder Schwimmbeinen umgestaltet sein Hinterleib Bearbeiten nbsp Rotbeinige Baumwanze Pentatoma rufipes Der Hinterleib der Wanzen besteht aus elf Segmenten sowie dem nichtsegmentalen Endabschnitt des Telsons Die Segmente sind mehr oder weniger stark abgeflacht Sie bilden ruckenseitig dorsal das Tergum beziehungsweise die einzelnen Tergite bauchseitig ventral das Sternum oder die einzelnen Sternite Die festen Tergite und Sternite sind uber dehnbare Intersegmentalhautchen miteinander verbunden Die seitlichen Anteile der Segmente das Connexivum werden aus dorsalen und ventralen Laterotergiten also vom Tergum abgeleitete Sklerite gebildet Sie konnen sehr in die Breite gehen Deren Ausbildung und Farbmuster sind vielfach bestimmungsrelevant Bei den Mannchen ist das neunte Segment Trager der Geschlechtsorgane welche sich bei den Weibchen auf das achte und neunte Segment verteilen In bestimmten Segmenten liegen die Atemoffnungen Stigmen In der Regel sind acht Paare in den vorderen Hinterleibssegmenten ausgebildet Bei landlebenden Wanzen sind die Atemoffnungen mit einem Verschlussapparat mit eigener Muskulatur versehen Korperbau der Wanzen nbsp nbsp nbsp A KopfB Thorax Rumpf C Abdomen Hinterleib 1 Fussklauen2 Fuss Tarsus 3 Tibia4 Femur Schenkel 5 Schenkelring Trochanter 6 Hufte Coxa 7 Mesosternum8 Komplexauge9 Fuhler10 Kopfschild Clypeus 11 Oberlippe Labrum 12 Buccula13 Antennifer14 Kehle Gula 15 Saug und Stechrussel Rostrum 16 Propleuron17 Mesopleuron18 Offnung der Duftdrusen19 Verdunstungsbereich20 Metapleuron21 Urosternite22 Stigmen23 Laterotergite24 Gonapophyse25 Pronotum26 Schildchen Scutellum 27 Clavus28 Corium29 Embolium30 MembranLebensweise der Wanzen BearbeitenErnahrung Bearbeiten nbsp Lederwanze saugt an RhabarberWanzen sind hauptsachlich Pflanzensaftesauger es gibt jedoch auch eine Reihe von rauberisch lebenden Arten oder auch Ektoparasiten die wie die Bettwanze Cimex lectularius Blut saugen Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten nbsp Lederwanzen Coreus marginatus bei der Paarung nbsp Elasmucha grisea betreibt Gelege und BrutpflegeDie einzelnen Wanzenarten paaren sich in unterschiedlicher Weise Die ausgefallenste ist jene der Bettwanzen wobei das Mannchen das Weibchen ohne Werbeverhalten uberfallt und sofort begattet Sichelwanzen sitzen stundenlang auf den Weibchen und umklammern es mit den Beinen Hinterleib an Hinterleib paaren sich viele Baumwanzen Pentatomidae Feuerwanzen Pyrrhocoridae Randwanzen Coreidae und Stelzenwanzen Berytidae Netzwanzen Tingidae sitzen rechtwinklig zueinander Bei den Rindenwanzen sitzt das Mannchen unter den Weibchen Die Weibchen etlicher Wanzenarten verfugen uber einen gut ausgebildeten Legebohrer Ovipositor Damit werden die Eier in die Erde oder in Pflanzenteile eingebohrt Viele Arten besitzen dagegen nur einen stark zuruckgebildeten Legeapparat Diese Arten verscharren die Eier oder kleben sie in Gruppen von meist 20 bis 30 Eiern an beispielsweise Pflanzenteile an Die Weibchen der mediterranen Randwanze Phyllomorpha laciniata kleben ihre Eier oft auf die Flugel der Mannchen Die Weibchen mancher Arten fugen den Eipaketen spezielle Ballen zu in denen sich symbiotische Bakterien befinden Die frisch geschlupften Nymphen zum Beispiel der Kugelwanze Coptosoma scutellatum saugen diese auf Sie werden in einem besonderen Mitteldarmabschnitt gespeichert Etliche Arten der Wanzen betreiben Brutpflege beispielsweise die Fleckige Brutwanze Elasmucha grisea Die Eier werden von den Muttertieren bis zum Schlupfen der Jungen und auch noch einige Zeit danach bewacht und zeitweise mit dem Korper bedeckt Bei der tropischen Raubwanze Triatoma flavida besaugen die Jungtiere das Muttertier Bei Gefahr wenden die Nymphen dem Angreifer ihren Hinterleibsrucken mit den Duftdrusen entgegen nbsp Nymphe der Zweispitzwanze Picromerus bidens nbsp Die Weichwanze Stenodema laevigataWanzen machen bei der Entwicklung vom Embryo zum erwachsenen Tier Imago meist funf durch Hautungen getrennte Nymphenstadien ohne Puppenstadium durch Damit sind Wanzen hemimetabol Dabei werden die Nymphen dem ausgewachsenen Tier schrittweise immer ahnlicher Systematik der Wanzen Bearbeiten Hauptartikel Systematik der Wanzen Die Systematik der Wanzen ist noch nicht abgeschlossen Fruher teilte man die Wanzen nach ihrer Lebensweise in die Gruppen Hydrocorisae Wasserwanzen Amphibiocorisae Wasserlaufer und Geocorisae Landwanzen Inzwischen unterscheidet man 23 Unterfamilien in den folgenden sieben Teilordnungen Cimicomorpha Dipsocoromorpha Enicocephalomorpha Gerromorpha Leptopodomorpha Nepomorpha PentatomomorphaFossile Belege BearbeitenDie altesten Fossilien dieser Insektenordnung stammen aus dem Perm 3 Eine besonders reichhaltige Fauna lieferten Sedimente des Lias aus Mecklenburg sowie eozaner oligozaner Baltischer Bernstein Bei den in Bernstein eingeschlossenen Heteroptera handelt es sich zumeist um terrestrische Arten es sind aber auch einige Formen aus den vorwiegend in Gewassern lebenden Teilordnungen Nepomorpha und Gerromorpha identifiziert worden Teichlaufer Hydrometridae wurden auch in oberkreidezeitlichem Burmit etwa 100 Mio Jahre und etwas jungerem Cenomanium 85 Mio Jahre franzosischen Bernstein gefunden 4 5 Wanzen als Schadlinge BearbeitenVor allem unter den Raubwanzen Reduviidae gibt es Ubertrager verschiedener Krankheiten beispielsweise die Chagas Krankheit die unter anderem von Rhodnius Arten ubertragen wird Zur Schadwirkung einiger Arten beim Menschen und ihrer Funktion als Krankheitsubertrager siehe Triatominae Einige wenige Wanzenarten konnen bei Massenauftreten Schaden an Kulturpflanzen anrichten Zu den bekanntesten gehoren der Spitzling Aelia acuminata an Getreide die Beerenwanze Dolycoris baccarum an Beerenobst oder die Kohlwanze Eurydema oleraceum an Kohl Literatur BearbeitenN M Andersen The semiaquatic bugs Hemiptera Gerromorpha Phylogeny adaptations biogeography and classification Entomonograph Vol 3 Scandinavian Science Press Klampenborg 1982 Jurgen Deckert Ekkehard Wachmann Die Wanzen Deutschlands Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2020 ISBN 978 3 494 01636 8 K H C Jordan Wasserwanzen Die Neue Brehm Bucherei Band 23 A Ziemsen Verlag Leipzig Wittenberg Lutherstadt 1950 Martin Mahner Systema Cryptoceratorum Phylogeneticum Insecta Heteroptera Stuttgart E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Zoologica Heft 143 ISBN 3 510 55029 3 R T Schuh J A Slater True bugs of the world Hemiptera Heteroptera Classification and natural history Cornell University Press Ithaca 1995 Wolfgang Stichel Illustrierte Bestimmungstabellen der deutschen Wanzen Berlin 1925 1938 Illustrierte Bestimmungstabellen der Wanzen II Europa 4 Bande General Index Berlin 1955 1962 Erwin Stresemann Hans Joachim Hannemann Bernhhardt Klausnitzer Konrad Senglaub Exkursionsfauna von Deutschland 3 Bande Band 2 Wirbellose Insekten Gustav Fischer Verlag 1999 ISBN 3 8274 0922 5 Ekkehard Wachmann Albert Melber Jurgen Deckert Wanzen Band 1 Dipsocoromorpha Nepomorpha Gerromorpha Leptopodomorpha Cimicomorpha Tingidae Anthocoridae Cimicidae Reduviidae Goecke amp Evers Keltern 2006 ISBN 3 931374 49 1 Band 2 Cimicomorpha Microphysidae Miridae Goecke amp Evers Keltern 2004 ISBN 3 931374 57 2 Band 3 Pentatomomorpha I Aradidae Lygaeidae Piesmatidae Berytidae Pyrrhocoridae Alydidae Coreidae Rhopalidae Stenocephalidae Goecke amp Evers Keltern 2007 ISBN 978 3 937783 29 1 Band 4 Pentatomomorpha II mit Pentatomoidea Cydnidae Thyreocoridae Plataspidae Acanthosomatidae Scutelleridae Pentatomidae Goecke amp Evers Keltern 2008 ISBN 978 3 937783 36 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wanzen Heteroptera Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien homepage univie ac at Einfuhrung in die Biologie der Heteroptera koleopterologie de Fotosammlung Mitteleuropaischer Wanzen wanzen nrw de Wanzen in Nordrhein Westfalen mit Erklarungen Grundlagen Fotos unter wissenschaftlichem Lektorat Cornelia Hesse Honegger wissenskunst ch Studien Aquarelle vieler Wanzen und anderer Insekten mit Schwerpunkt auf Deformationen infolge radioaktiver Niedrigstrahlung weltweit golddistel de Webseite mit vielen Makrofotos geeignet zur Bestimmung von Wanzen und anderen InsektenQuellen BearbeitenEkkehard Wachmann Wanzen beobachten kennenlernen J Neumann Neudamm Melsungen 1989 ISBN 3 7888 0554 4 Einzelnachweise Bearbeiten Heteroptera in der Fauna Europaea Stand 19 Marz 2015 Jurgen Deckert und Ekkehard Wachmann Die Wanzen Deutschlands Entdecken Beobachten Bestimmen Quelle amp Meyer Verlag Wiebelsheim 2020 ISBN 978 3 494 01636 8 Muller Lehrbuch der Palaozoologie Band II Teil 3 Jena 1978 Wichard Grohn Seredszus Wasserinsekten im Baltischen Bernstein Remagen 2009 ISBN 978 3 941300 10 1 Grohn Einschlussen im Baltischen Bernstein Kiel Hamburg 2015 ISBN 978 3 529 05457 0 Normdaten Sachbegriff GND 4189091 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wanzen amp oldid 234724329