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Birmit ist die Bezeichnung fur ein fossiles Harz das auf eozaner Lagerstatte gefunden wird vermutlich aber umgelagert wurde und tatsachlich aus der oberen Kreidezeit Alter ca 100 Mio Jahre stammt 1 2 Andere Bezeichnungen fur diese Bernsteinart sind Burmit Burma Bernstein Birma Bernstein In seiner Erstbeschreibung verwendet Otto Helm 3 die Bezeichnung Birmit Etwa 150 km nordwestlich von Myitkyina Hauptstadt der Provinz Kachin roter Punkt befindet sich das im Hukong Tal gelegene Fundgebiet Inhaltsverzeichnis 1 Fundgebiet 2 Merkmale des Birmits 3 Gewinnung und Verwendung des Birmits 4 Inklusen 5 Botanische Herkunft 6 Sonstiges 7 Literatur 8 EinzelnachweiseFundgebiet BearbeitenDie verschiedenen Bezeichnungen fur dieses fossile Harz gehen auf sein Fundgebiet in Myanmar fruher je nach Sprachraum als Burma oder Birma bezeichnet zuruck Die Funde stammen aus der Gegend von Mogaung und dem Hukong Tal in dem im Norden des Landes gelegenen Landesteil Kachin sowie aus den dieses Tal bildenden Hohenzugen Im Jahre 2015 wurde eine weitere Fundstatte bei Hti Lin in der deutlich sudlicher gelegenen Magwe Region entdeckt 4 Der Bernstein wird uberwiegend in oberflachennahen Formationen feinlaminierten blauen Sandsteins oder Schiefers gefunden die sich mit Kalksteinlagen und Konglomeraten abwechseln Gelegentliche in Sandstein und Schiefer eingebettete sehr dunne Kohlelagen enthalten ebenfalls kleine Mengen Bernstein 5 Als erster Europaer berichtete der portugiesische Jesuit Alvarez Semedo im Jahre 1613 uber das Fundgebiet im Hukong Tal 4 Merkmale des Birmits BearbeitenIn der Beschreibung von Otto Helm heisst es u a Birmit unterscheidet sich von Succinit dem eigentlichen Ostseebernstein und von Rumanit durch den Mangel an Bernsteinsaure Von den anderen Harzen aus der Gruppe der Retinalithe unterscheidet sich Birmit durch seine feste derbe Beschaffenheit durch seine chemischen Bestandtheile seine oft lebhaften Farbentone und seine blauliche Fluoreszenz 3 Daneben wurde an einigen meist burgunderroten Stucken eine grune Fluoreszenz beobachtet 6 Die von Helm untersuchten Stucke setzten sich aus Kohlenstoff 80 Wasserstoff 11 5 Sauerstoff 8 4 und Spuren von Schwefel zusammen Die Mohs sche Harte von Birmit liegt mit 2 5 bis 3 0 etwas uber der des Succinits 7 Die Angaben uber den Gehalt an Bernsteinsaure gehen indes auseinander Die Farben des Birmits reichen von dunkelbraun uber rot bis klar weingelb 3 Gewinnung und Verwendung des Birmits BearbeitenBirmit wird seit mindestens zweitausend Jahren systematisch gefordert und gehandelt Zu Beginn des 20 Jahrhunderts waren noch einige hundert kleine Minen in Betrieb aus denen aber nur verhaltnismassig geringe Mengen gewonnen werden konnten In der Zeit von 1897 bis 1930 betrug die gesamte Ausbeute lediglich rund 40 Tonnen 8 Anderen Quellen zufolge sollen in den Jahren 1898 bis 1940 insgesamt 83 Tonnen Bernstein gefordert worden sein Im Jahre 1924 soll die Forderung mit rund 4 5 Tonnen ihren hochsten Stand erreicht haben 7 Trotz dieser im Vergleich zum Baltischen Bernstein rund 500 Tonnen jahrlich recht bescheidenen Fordermenge sind offenbar sehr grosse Stucke durchaus nicht selten gewesen In einem Bericht des Palaontologen Fritz Noetling aus dem Jahre 1891 ist von mehr als kopfgrossen Stucken die Rede 3 Im Natural History Museum London befindet sich ein tiefrotes transparentes 15 kg schweres Stuck Nach der Machtergreifung durch das Militar im Jahre 1962 kam die Bernsteinforderung praktisch zum Erliegen ehe sie um die Jahrtausendwende wieder aufgenommen wurde Der Abbau erfolgt durch eine kanadische Gesellschaft auf der Anhohe Noije Bum in den das Hukongtal westlich begrenzenden Hohenzugen wo das fossile Harz in nur geringer Tiefe liegt und im Tagebau gefordert wird 9 Die Produktion betrug in den ersten Jahren Stand 2005 abhangig von der Nachfrage zwischen 10 kg und 500 kg jahrlich 10 Das leicht zu bearbeitende fossile Harz wurde bereits wahrend der Han Dynastie also vor etwa zweitausend Jahren von chinesischen Kunsthandwerkern verwendet Es wird angenommen dass es sich bei dem Rohmaterial uberwiegend um Funde aus dem heutigen Myanmar gehandelt hat Es ist aber auch moglich dass in der direkt ostlich an das eigentliche Fundgebiete angrenzenden chinesischen Provinz Yunnan durch die der Handelsweg des Birmits fuhrte kleinere Lagerstatten existierten Obgleich schon sehr fruh Baltischer Bernstein nach China kam einer der altesten Nachweise ist ein Grabfund aus dem fruhen 11 Jahrhundert 11 durch den Birmit allmahlich verdrangt wurde sind Exporte des Birmits nach China noch bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts belegt 12 In den chinesischen Werkstatten sind wunderbare Buddha Figuren und Tiergestalten sowie Halsketten fur Mandarine aus Birmit Bernstein gefertigt worden 13 Im 19 Jahrhundert befand sich in Mandalay bis 1885 Hauptstadt des Konigreiches Birma eine bluhende Bernsteinindustrie Hauptsachlich wurden Perlen Ohrpflockchen und Zigarrenspitzen produziert 7 Die vermutlich weltweit grosste und bedeutendste Sammlung von Birmit Artefakten befindet sich im American Museum of Natural History New York Die Sammlung umfasst uberdies mehr als 3 000 Arthropoden Ein grosser Teil der Museumssammlung geht auf die Privatsammlung von Isaac Drummond zuruck die das Museum im Jahre 1933 aus dessen Nachlass ubernahm 14 Die mit etwa 1 200 Arthropoden zweitgrosste wissenschaftliche Inklusensammlung dieses Bernsteins befindet sich im Natural History Museum in London Inklusen Bearbeiten nbsp Ohrwurm Astreptolabis ethirosomatia Dermaptera in Birmit Holotypus 15 Die einzige in der Zeit des britischen Protektorats in Birma angelegte Sammlung organischer Einschlusse wurde in den 1920er Jahren vom Naturhistorischen Museum London erworben In jungerer Zeit wurden vom Naturhistorischen Museum New York sowie von einigen Privatleuten bedeutende Sammlungen angelegt Das Alter der Lagerstatte wurde anhand der Fossilien dieses Bernsteins erst kurzlich als oberkreidezeitlich ermittelt nachdem lange Zeit aufgrund der Begleitfauna der Formation aus der das fossile Harz geborgen wird eozanes Alter angenommen wurde Inzwischen sind mehr als 150 Insektenfamilien in Burmesischem Bernstein nachgewiesen darunter die alteste bekannte Bienenart Weitere organische Inklusen in Burmesischem Bernstein sind Vogelfedern Eidechsenreste Wurmer Schlangen Stummelfusser Skorpione Spinnen Pseudoskorpione Milben Zecken Hundertfusser und Tausendfusser Einen ungewohnlich tiefen Einblick in die kreidezeitliche tropische Eidechsenfauna vermitteln zwolf umfassend untersuchte Stucke mit gut erhaltenen Eidechsenresten 16 Von Interesse sind ferner konusformige Vertiefungen in dem fossilen Harz die als Grabgange von Muscheln gedeutet werden die diese im fossilen Harz angelegt haben nachdem es bereits im Wasser lagerte und ausgehartet war Im Korperinneren einer Sandmucke und einer Stechmucke wurde Blut gefunden und in diesem Blut eine Mikrobe der Gattung Leishmania die als Krankheitserreger bekannt ist 1 Botanische Herkunft BearbeitenKernspinresonanzspektroskopische NMR Untersuchungen an Bernsteinproben und Analysen von in Birmit eingeschlossenen Holzfasern deuten auf eine Herkunft des Harzes von einem wahrscheinlich ausgestorbenen Vertreter der Araukarien Araucariaceae Moglicherweise sind auch Baume aus der Familie der Flugelfruchtgewachse Dipterocarpaceae an der Harzproduktion beteiligt gewesen 17 Sonstiges BearbeitenDas chinesische Wort fur Bernstein ist hu p o was so viel bedeutet wie Tigerseele Diese Bezeichnung geht auf einen alten Volksglauben zuruck wonach die Seele eines toten Tigers in den Erdboden eindringt und sich dort zu Bernstein verwandelt Gleichwohl ist den Chinesen mindestens seit dem funften Jahrhundert u Z die wahre Natur des Bernsteins bekannt Der chinesische Gelehrte und Alchimist Tao Hongjing schrieb im funften Jahrhundert u Z Ubersetzung aus dem Englischen d V Es geht die Rede das Harz der Kiefer dringe in das Erdreich ein und verforme sich dort in Jahrtausenden zu Bernstein Zundet man Bernstein an so entsteht ein Duft der dem des Kiefernharzes gleicht In manchen Stucken dieses Bernsteins ist in der Mitte eine einzelne Biene zu sehen die sich weder in Farbe noch durch ihre Form von einer lebenden Biene unterscheidet Sie wird wohl von dem noch flussigen Harz bedeckt und so eingeschlossen worden sein 12 Derselbe Autor warnte seine Landsleute vor gefalschtem Bernstein und verwies zur Unterscheidung von Nachbildungen auf die elektrostatische Eigenschaft des echten Bernsteins Stroh anziehen zu konnen Ab etwa 1910 hauften sich Falschungen aus dem neu entwickelten Kunststoff Bakelit Da Bakelit die gleichen elektrostatischen Eigenschaften hat wie Bernstein und uberdies auch noch farblich dem uberwiegend roten Birmit sehr ahnelt sind Nachbildungen aus diesem Material schwer zu identifizieren 12 Literatur BearbeitenA Ross C Mellish P York amp P Tafforeau Burmese Amber In Biodiversity of fossils in amber from the major world deposits Ed D Penney Manchester UK 2010 ISBN 978 0 9558636 4 6 F Noetling On the occurrence of Burmite a new fossil resin from Upper Burma Records of the Geological Survey of India 26 1 1893 S 31 40 Einzelnachweise Bearbeiten a b A Ross Amber The Natural Time Capsule London 2009 ISBN 978 0 565 09258 0 R D Cruickshank amp Ko Ko Geology of an amber locality in the Hukawng Valley Northern Myanmar In Journal of Asian Earth Sciences 21 Taipeh 2003 S 441 455 a b c d O Helm Mittheilungen uber Bernstein XVI Ueber Birmit ein in Oberbirma vorkommendes fossiles Harz In Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig Neue Folge 8 Band 3 und 4 Heft Danzig 1894 S 63 66 a b M Kazubski Burmite Can it compete with succinite In Bursztynisko 38 Danzig 2016 H L Chhibber Mineral Resources of Burma London 1934 in Rice 1987 P Dahms Mineralogische Untersuchungen uber Bernstein In Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig Neue Folge 8 Band 3 und 4 Heft Danzig 1894 S 97 114 a b c K Andree Der Bernstein und seine Bedeutung in Natur und Geisteswissenschaften Kunst und Kunstgewerbe Technik Industrie und Handel Konigsberg 1937 B Kosmowska Ceranowicz Amber deposits geology resources modern extraction methods In Amber Views Opinions Warschau 2006 S 9 13 Wiederaufnahme der Forderung englisch Memento des Originals vom 4 September 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ambericawest com Poinar Buckley amp Brown The secrets of Burmese amber In Mid America Paleontology Society MAPS 20 Cedar Rapids Iowa 2005 S 20 29 D Quast M Erdrich Die Bernsteinstrasse Archaologie in Deutschland Sonderheft 04 2014 Darmstadt 2013 ISSN 0176 8522 a b c Petty C Rice Amber The Golden Gem Of The Ages 2 Auflage New York 1987 ISBN 0 917007 20 5 B Kosmowska Ceranowicz New data on deposits of amber and other fossil resins In Amber Views Opinions Warschau 2006 S 43 45 David A Grimaldi Amber Window to the Past New York 1996 ISBN 0 8109 1966 4 Engel New earwigs in mid Cretaceous amber from Myanmar Dermaptera Neodermaptera In ZooKeys 130 2011 S 137 152 doi 10 3897 zookeys 130 1293 Juan D Daza Edward L Stanley Philipp Wagner Aaron M Bauer David A Grimaldi Mid Cretaceous amber fossils illuminate the past diversity of tropical lizards In Science Advances Band 2 Nr 3 4 Marz 2016 e1501080 doi 10 1126 sciadv 1501080 Volltext pdf 1 3 MB Poinar Lambert amp Wu Araucarian source of fossiliferous Burmese amber spectroscopic and anatomical evidence In Journal of the Botanical Research Institute Texas 1 Fort Worth 2007 S 449 455 26 271666666667 96 558888888889 Koordinaten 26 N 97 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Birmit amp oldid 234681914