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Die Elektrostatik ist das Teilgebiet der Physik das sich mit ruhenden elektrischen Ladungen Ladungsverteilungen und den elektrischen Feldern geladener Korper befasst Styropor Polstermaterial wird vom Fell einer Katze elektrostatisch angezogenBlitze als Folge von elektrostatischer AufladungDie Phanomene der Elektrostatik ruhren von den Kraften her die elektrische Ladungen aufeinander ausuben Diese Krafte werden vom coulombschen Gesetz beschrieben Ein klassisches Beispiel ist dass geriebener Bernstein Teilchen anzieht siehe Geschichte Auch wenn die Krafte klein erscheinen ist die elektrische Kraft z B im Vergleich zur Gravitation ausserordentlich stark So ist die elektrische Kraft zwischen einem Elektron und einem Proton beide bilden zusammen ein Wasserstoffatom um ungefahr 40 Grossenordnungen grosser als ihre gegenseitige Massenanziehung Die Elektrostatik ist ein Spezialfall der Elektrodynamik fur unbewegte elektrische Ladungen und stationare d h zeitlich gleichbleibende elektrische Felder Die Elektrostatik findet ihr Analogon in der Magnetostatik die sich mit stationaren Magnetfeldern befasst wie sie beispielsweise von zeitlich gleichbleibenden elektrischen Stromen erzeugt werden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ubersicht 3 Das elektrische Feld 4 Elektrostatische Approximation 4 1 Potential und Spannung 4 2 Energie des elektrischen Feldes 5 Vorkommen Erzeugung Anwendungen statischer Ladungen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSchon im Altertum war bekannt dass bestimmte Materialien wie beispielsweise Bernstein nach dem Reiben an einem Tuch oder Fell kleine leichte Teilchen anziehen siehe Reibungselektrizitat William Gilbert setzte die Arbeiten von Petrus Peregrinus aus dem 13 Jahrhundert fort und fand heraus dass auch andere Stoffe durch Reibung elektrisiert werden konnen und entwickelte das Versorium eine fruhe Bauform eines Elektroskops 1 Er fuhrte in seinem 1600 erschienenen Buch De Magnete Magnetisque Corporibus et de Magno Magnete Tellure deutsch etwa Uber den Magneten Magnetische Korper und den grossen Magneten Erde den dem Neulateinischen entlehnten Begriff electrica fur die Erscheinungen ein die er im Zusammenhang mit dem Bernstein entdeckte elektron stammt vom griechischen Wort fur Bernstein 2 Ubersicht BearbeitenDie von einer gegebenen Ladung Q auf ein Objekt ausgeubte Kraft ist proportional zur Ladung q des Objektes Sie lasst sich also durch die Gleichung F q E displaystyle F q cdot E nbsp beschreiben E ist die Feldstarke des die Ladung Q begleitenden elektrischen Feldes Von einem ausseren elektrischen Feld werden in elektrischen Leitern und Isolatoren unterschiedliche Effekte hervorgerufen Die freien elektrischen Ladungen in Leitern z B die Leitungselektronen der Metalle verschieben sich makroskopisch solcherart dass das elektrische Feld im gesamten Inneren des Leiters verschwindet siehe faradayscher Kafig Dieses Phanomen wird Influenz genannt Andererseits reagieren die lokal gebundenen Ladungen in einem Isolator also die Elektronen und Kerne der Atome durch eine gegenseitige Verschiebung wodurch der Isolator polarisiert wird Das von einem elektrostatischen Feld E auf eine Probeladung q wirkende Kraftfeld F ist konservativ das heisst dass die potentielle Energie W der Probeladung im elektrostatischen Feld nur abhangig ist von der Position x der Probeladung nicht aber vom Weg auf dem die Probeladung nach x bewegt wurde Das bedeutet auch dass sich das elektrostatische Feld als Gradient eines elektrischen Potentials ϕ displaystyle phi nbsp darstellen lasst Die potentielle Energie einer Probeladung im Potential ist also W q ϕ displaystyle W q cdot phi nbsp Die Differenz zweier elektrischer Potentiale entspricht der elektrischen Spannung Das Verschwinden des elektrischen Feldes E 0 displaystyle E 0 nbsp ist gleichbedeutend mit raumlich konstantem elektrischen Potential ϕ displaystyle phi nbsp konst Das Feld und damit auch das Potential einer beliebigen Ladungsverteilung in einem homogenen Isolator lasst sich leicht anhand der aus dem coulombschen Gesetz abgeleiteten Gesetzmassigkeiten berechnen Das Feld in einem Leiter verschwindet Eine solche Berechnung ist bei raumlichen Anordnungen von Leitern Nichtleitern und Ladungen nur in wenigen Fallen einfach Das elektrische Feld Bearbeiten Hauptartikel Elektrisches Feld nbsp Illustration des elektrischen Feldes und der Aquipotentialflachen um eine positive Ladung im Raum nbsp Feldlinien einer positiv geladenen unendlich ausgedehnten EbeneFur den elektrostatischen Spezialfall stationarer magnetischer Felder B 0 displaystyle dot vec B 0 nbsp und verschwindender elektrischer Strome j 0 displaystyle vec j 0 nbsp folgt aus dem coulombschen Gesetz und der Definition des elektrischen Feldes E F Q displaystyle vec E vec F Q nbsp fur das von einer Punktladung Q am Ort x displaystyle vec x nbsp erregte elektrische Feld E displaystyle vec E nbsp am Ort x displaystyle vec x nbsp E x k Q x x x x 3 displaystyle vec E vec x kQ frac vec x vec x left vec x vec x right 3 nbsp Das elektrische Feld ist ein gerichtetes Vektorfeld Fur eine positive Ladung ist es genau von der Ladung weg fur eine negative Ladung zur Ladung hin gerichtet was gleichbedeutend ist mit der Abstossung gleichnamiger und der Anziehung entgegengesetzter Ladungen Seine Starke ist proportional zur Starke der Ladung Q und umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstands von Q Der Proportionalitatsfaktor k siehe Dielektrizitatskonstante ist die Coulomb Konstante k 1 4 p e 0 displaystyle k 1 4 pi varepsilon 0 nbsp im SI Einheitensystem und k 1 displaystyle k 1 nbsp im gaussschen Einheitensystem Das Mass der elektrischen Feldstarke in SI Einheiten ist E S I V m N C k g m s 3 A displaystyle E mathrm SI frac mathrm V mathrm m frac mathrm N mathrm C frac mathrm kg cdot mathrm m mathrm s 3 cdot mathrm A nbsp Das von einer Menge an Ladungen Qi erregte Feld ist die Summe der Teilbeitrage Superpositionsprinzip E x k i Q i x x i x x i 3 displaystyle vec E vec x k sum i Q i frac vec x vec x i left vec x vec x i right 3 nbsp Oder im Fall einer kontinuierlichen Raumladungsverteilung r das Integral E x k r x x x x x 3 d 3 x displaystyle vec E vec x k int rho vec x frac vec x vec x left vec x vec x right 3 mathrm d 3 x nbsp Das gausssche Gesetz beschreibt dass der Fluss des elektrischen Feldes durch eine geschlossene Oberflache A proportional zur Starke der von der Oberflache umschlossenen Ladung Q ist E d A Q r d V displaystyle int vec E cdot mathrm d vec A sim Q int rho mathrm d V nbsp Der gausssche Integralsatz verknupft Fluss und Divergenz eines Vektorfeldes E d A E d V displaystyle int vec E cdot mathrm d vec A int nabla cdot vec E mathrm d V nbsp woraus folgt dass die Divergenz des elektrischen Feldes proportional zur Raumladungsdichte ist E r displaystyle nabla cdot vec E sim rho nbsp Ein konservatives elektrisches Feld kann durch den Gradienten eines skalaren elektrischen Potentials ϕ displaystyle phi nbsp beschrieben werden E ϕ displaystyle vec E nabla phi nbsp Woraus die Poisson Gleichung folgt r E ϕ D ϕ displaystyle rho sim nabla cdot vec E nabla nabla phi Delta phi nbsp Elektrostatische Approximation BearbeitenDie Gultigkeit der elektrostatischen Approximation beruht auf der Annahme von rotationsfreien elektrischen Feldern E ϕ 0 displaystyle vec nabla times vec E vec nabla times vec nabla phi equiv vec 0 nbsp Betrachtet man das Faraday sches Induktionsgesetz unter oberer Annahme so folgt hieraus dass das zeitlich veranderliche Magnetfeld verschwindet B t 0 displaystyle rightarrow partial vec B over partial t vec 0 nbsp Mit anderen Worten ausgedruckt Die Elektrostatik macht keine Annahme daruber ob zeitlich konstante Magnetfeldern existieren oder nicht Weiterhin schliesst die Approximation die Anwesenheit zeitlich veranderlicher elektrischer Felder sowie elektrische Strome nicht aus Wenn magnetische Felder oder elektrische Strome existieren so durfen sich diese nicht oder schlimmstenfalls nur sehr langsam mit der Zeit verandern Elektrostatik sowie Magnetostatik konnen beide auch als Galileischer Grenzfall fur den Elektromagnetismus betrachtet werden Potential und Spannung Bearbeiten Hauptartikel Elektrisches Potential Hauptartikel Elektrische Spannung Die Potentialdifferenz U D ϕ displaystyle U Delta phi nbsp zwischen zwei Punkten bezeichnet man als elektrische Spannung Das Produkt aus der Ladung eines Teilchens und der Spannung zwischen zwei Punkten ergibt die Energie die man benotigt um das Teilchen von einem Punkt zum anderen zu bringen Die Einheit des elektrischen Potentials und der elektrischen Spannung ist Volt Gemass der Definition von Potential und Spannung gilt Volt Joule Coulomb Das Potential berechnet sich wie folgt ϕ E d s displaystyle phi int vec E cdot mathrm d vec s nbsp Die Integrationsgrenzen ergeben sich aus der Wahl des Nullniveaus Oft wird dies willkurlich in unendlicher Entfernung festgelegt Eine Punktladung Q displaystyle Q nbsp die sich am Ort x displaystyle vec x nbsp befindet verursacht am Ort x displaystyle vec x nbsp das Potential ϕ x k Q 1 x x displaystyle phi vec x kQ frac 1 left vec x vec x right nbsp Im Fall einer kontinuierlichen Raumladungsverteilung ist das elektrische Potential durch das folgende Integral gegeben ϕ x k r x x x d 3 x displaystyle phi vec x k int frac rho vec x left vec x vec x right mathrm d 3 x nbsp Ist es nicht moglich eine analytische Losung des Integrals zu finden so kann man 1 x x displaystyle 1 vec x vec x nbsp in eine Potenzreihe entwickeln siehe Multipolentwicklung oder bei Legendre Polynom Das Konzept der Spannung stosst an seine Grenzen wenn dynamische Vorgange auftreten Fur veranderliche Magnetfelder lasst sich zwar noch eine Induktionsspannung definieren jedoch ist diese nicht mehr uber eine Potentialdifferenz definierbar Auch ist die fur eine Bewegung der Ladung von einem Punkt zum anderen benotigte Energie nur so lange gleich der Potentialdifferenz zwischen den Punkten wie die Beschleunigung vernachlassigbar klein ist da nach der Elektrodynamik beschleunigte Ladungen elektromagnetische Wellen aussenden die ebenfalls in der Energiebilanz berucksichtigt werden mussen Energie des elektrischen Feldes Bearbeiten Hauptartikel Elektrische EnergieIn einem Plattenkondensator besteht ein naherungsweise homogenes Feld Ist die Ladung der einen Platte Q displaystyle Q nbsp und die der anderen Platte entsprechend Q displaystyle Q nbsp und betragt die Grosse einer Plattenflache A displaystyle A nbsp so ergibt sich das E displaystyle vec E nbsp Feld betragsmassig zuE Q e 0 A displaystyle E frac Q varepsilon 0 A nbsp wobei e 0 displaystyle varepsilon 0 nbsp die elektrische Feldkonstante ist Ist der konstante Plattenabstand d displaystyle d nbsp und bringt man eine infinitesimal kleine Ladung d Q displaystyle mathrm d Q nbsp von der einen auf die andere Platte so muss gegen das elektrische Feld die infinitesimale Arbeit d W displaystyle mathrm d W nbsp mit dem Betrag d W d F d E d Q d displaystyle mathrm d W mathrm d F cdot d E cdot mathrm d Q cdot d nbsp verrichtet werden Der Energieerhaltung wegen muss diese Arbeit zu einer Erhohung der Energie des Kondensators fuhren Diese kann aber nur im elektrischen Feld stecken Durch den Ladungsubertrag erhoht sich die Feldstarke um betragsmassige d E d Q e 0 A displaystyle mathrm d E frac mathrm d Q varepsilon 0 A nbsp Auflosen nach d Q displaystyle mathrm d Q nbsp und Einsetzen in die Arbeit ergibt d W e 0 A d E d E displaystyle mathrm d W varepsilon 0 cdot A cdot d cdot E cdot mathrm d E nbsp Nun ist aber V A d displaystyle V A cdot d nbsp gerade das Volumen des Plattenkondensators in dem sich das komplette E Feld befindet im idealen Plattenkondensator lasst sich zeigen dass das E Feld ausserhalb des Plattenkondensators verschwindet d h dort ist E 0 displaystyle vec E 0 nbsp Aufintegrieren und Teilen durch V displaystyle V nbsp ergibt die Energiedichte ϱ el W V 1 2 C U 2 A d 1 2 e 0 E 2 1 2 D E displaystyle varrho text el frac W V frac 1 2 cdot frac C cdot U 2 A cdot d frac 1 2 varepsilon 0 E 2 frac 1 2 DE nbsp wobei D displaystyle D nbsp die dielektrische Verschiebung ist Vorkommen Erzeugung Anwendungen statischer Ladungen BearbeitenVorkommen in der Natur und im Alltag Gewitterwolken Elektrostatisches Feld der Erde Elektrostatische Entladung z B nach dem Aufladen durch Laufen uber Teppichboden Benutzen von Kunststoff Gelandern Sitzen auf Sesseln mit Kunstfaser Bezug Kammen mit Plastik Kamm Ausziehen eines Kunstfaser PulloversErzeugung hoher Spannungen durch Transport statischer Ladungen in Forschung Lehre Industrie Elektrisiermaschine Bandgenerator InfluenzmaschineAnwendungen Elektrofilter elektrostatisch unterstutztes Spritzlackieren Fixierung von Papierblattern auf Flachbettplottern und X Y Schreibern Pulverbeschichten XerographieSiehe auch BearbeitenElektrischer WindLiteratur BearbeitenJohn David Jackson Klassische Elektrodynamik Walter de Gruyter Berlin 1982 ISBN 3 11 009579 3 Wolfgang Demtroder Experimentalphysik Bd 2 Elektrizitat und Optik Springer Berlin 2004 ISBN 3 540 20210 2 Wolfgang Nolting Grundkurs Theoretische Physik Band 3 Springer 2007 ISBN 978 3 540 71251 0 Hartmut Berndt Elektrostatik Ursachen Wirkungen Schutzmassnahmen Messungen Prufungen Normung VDE Verlag Berlin 1998 ISBN 3 8007 2173 2 D M Taylor P E Secker Industrial electrostatics fundamentals and measurements Research Studies Press Taunton 1994 ISBN 0 86380 158 7 Jen Shih Chang Handbook of electrostatic processes Dekker New York 1995 ISBN 0 8247 9254 8 Dreizler Ludde Theoretische Physik 2 Elektrodynamik und spezielle Relativitatstheorie Springer Berlin 2005 ISBN 3 540 20200 5 David J Griffiths Introduction to Electrodynamics Pearson 2008 ISBN 978 0 13 919960 8 Gunter Luttgens Sylvia Luttgens Wolfgang Schubert Static Electricity Understanding Controlling Applying Wiley 2017 ISBN 978 3 527 80332 3 google com Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Elektrostatik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Elektrostatik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikibooks Elektrostatik Lern und Lehrmaterialien nbsp Wikibooks Formelsammlung Elektrostatik Lern und Lehrmaterialien Versuche und Aufgaben zur Elektrostatik LEIFI Einzelnachweise Bearbeiten Karoly Simonyi Kulturgeschichte der Physik Harri Deutsch Thun Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 8171 1379 X S 320 330 Hans Peter Sang Geschichte der Physik Band 1 Klett Stuttgart 1999 ISBN 3 12 770230 2 S 48 56 Normdaten Sachbegriff GND 4151975 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektrostatik amp oldid 230019625