www.wikidata.de-de.nina.az
Unter Superposition auch Superpositionsprinzip versteht man in der Physik eine Uberlagerung gleicher physikalischer Grossen gemass den Regeln einer Superposition in der Mathematik Das Prinzip lasst sich in vielen Bereichen der Physik und fur verschiedene Grossen nutzen So werden etwa in der linearen Wellentheorie Amplituden an einem Ort zu einem Zeitpunkt uberlagert um Interferenzmuster zu erklaren Bei verschiedenen Kraftfeldern wird die Gesamtkraft durch Addition der Einzelkrafte ermittelt und in der Quantenmechanik werden Zustande in einem Hilbertraum addiert Komplexe Losungen lassen sich so oft als eine Uberlagerung einfacher Losungen darstellen Das Prinzip setzt lineare Beziehungen fur die zu uberlagernden Grossen voraus Bei nicht linearen Theorien wie etwa der Allgemeinen Relativitatstheorie ist es nicht anwendbar Inhaltsverzeichnis 1 Mathematischer Hintergrund 2 Wellenlehre 3 Klassische Mechanik 3 1 Krafte 3 2 Lastfalle 4 Quantenmechanik 5 Thermodynamik 6 Elektrotechnik 7 Literatur 8 Siehe auchMathematischer Hintergrund Bearbeiten Hauptartikel Superposition Mathematik Mathematisch lasst sich eine Superposition als Linearkombination x t i 1 n a i x i t displaystyle x t sum i 1 n alpha i x i t nbsp darstellen Die Summenformel sagt aus dass beliebige Funktionen oder Grossen x i t displaystyle x i t nbsp derselben Art zu einer neuen Grosse x t displaystyle x t nbsp addiert werden konnen Der Faktor a i displaystyle alpha i nbsp gibt die Gewichtung der jeweiligen Komponente an Die Gultigkeit des Prinzips bei vielen physikalischen Systemen ist eine Folge der Tatsache dass sie linearen Differentialgleichungen gehorchen Besitzt eine homogene lineare Differentialgleichung die beiden Losungen f 1 displaystyle f 1 nbsp und f 2 displaystyle f 2 nbsp so ist aufgrund der Summenregel auch ihre Summe f 1 f 2 displaystyle f 1 f 2 nbsp eine Losung Allgemein formuliert ergibt sich Sind f 1 displaystyle f 1 nbsp bis f n displaystyle f n nbsp Losungen einer homogenen linearen Differentialgleichung dann ist auch jede Summe dieser Losungen eine Losung der Differentialgleichung Wellenlehre Bearbeiten nbsp Zwei Wellen durchdringen einander ohne sich zu beeinflussen Hauptartikel Interferenz Physik In der Wellenlehre bedeutet Superposition die ungestorte Uberlagerung Interferenz mehrerer Wellen des gleichen Typs Die relevante Grosse der Uberlagerung ist die Amplitude die Hohe der einzelnen Wellen So konnen sich beispielsweise mehrere elektromagnetische Wellen gegenseitig uberlagern wodurch sich ihre Amplituden zur gleichen Zeit an manchen Punkten gegenseitig verstarken und an anderen gegenseitig abschwachen Der daraus resultierende Amplitudenverlauf wirkt jedoch von moglichen Energieverlusten abgesehen nicht auf die ihm zugrunde liegenden einzelnen Amplitudenverlaufe zuruck Er ist lediglich das Gesamtergebnis der ubereinander gelegten Einzelverlaufe Die Wellen durchqueren einander also ohne sich gegenseitig zu beeinflussen Sie beeinflussen lediglich ihr Ausbreitungsmedium Mathematisch ergibt sich fur die resultierende Wellenfunktion PS x t displaystyle Psi vec x t nbsp der Zusammenhang PS x t i 1 n PS i x t displaystyle Psi vec x t sum i 1 n Psi i vec x t nbsp wobei die PS i x t displaystyle Psi i vec x t nbsp die Wellenfunktionen der ursprunglichen einzelnen Wellen sind Klassische Mechanik BearbeitenKrafte Bearbeiten nbsp Uberlagerung zweier Krafte Hauptartikel Newtonsche Gesetze und Krafteparallelogramm Mechanische Krafte lassen sich ebenfalls uberlagern Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Prinzip der ungestorten Uberlagerung der Krafte Prinzip der resultierenden Kraft oder vom Vierten newtonschen Gesetz Mathematisch formuliert ergibt sich der Zusammenhang F i 1 n F i displaystyle vec F sum i 1 n vec F i nbsp Dieser Ausdruck besagt dass verschiedene Krafte die alle einzeln auf den gleichen Korper wirken dasselbe bewirken als wurde lediglich ihre Summe auf den Korper wirken Als Beispiel lasst sich das Schieben einer Kiste anfuhren Es spielt im Hinblick auf das Endergebnis keine Rolle ob eine Kiste erst nach vorne und dann nach links oder ob sie direkt schrag nach links vorne geschoben wird Lastfalle Bearbeiten Mehrere Lastfalle lassen sich uberlagern jedoch bei nichtlinearen Problemen beispielsweise in der linearisierten Theorie II Ordnung ist dies nicht einfach durch Addition der einzelnen Krafte der jeweiligen Lastfalle moglich sondern erfordert eine Neuermittlung der Schnittgrossen unter Einwirkung samtlicher Belastungen da die Krafte sich umlagern als auch eine Verweichung oder Versteifung des Systems in der verformten Lage vorliegt In der Theorie II Ordnung haben Belastungen auch einen Systemcharakter da die Steifigkeiten insbesondere von der Normalkraft abhangen Quantenmechanik Bearbeiten Hauptartikel Zustand Quantenmechanik Die Superposition in der Quantenmechanik ist vergleichbar mit der aus der klassischen Wellenlehre da quantenmechanische Zustande ebenfalls durch Wellenfunktionen beschrieben werden Zu beachten ist hierbei jedoch dass die quantenmechanischen Wellenfunktionen im Gegensatz zu den klassischen noch keine reale bzw eindeutige Bedeutung haben In der dazu aquivalenten Darstellung mit Zustandsvektoren bedeutet Superposition einfach die Addition oder Linearkombination von Vektoren Mathematisch wird dies in der Bra Ket Notation durch ps i 1 n c i f i displaystyle psi rangle sum limits i 1 n c i varphi i rangle nbsp ausgedruckt Diese Gleichung sagt aus dass sich der Gesamtzustand ps displaystyle psi rangle nbsp durch eine Uberlagerung der moglichen Einzelzustande f i displaystyle varphi i rangle nbsp beschreiben lasst Er wird daher auch Uberlagerungszustand genannt Sind diese f i displaystyle varphi i rangle nbsp alle orthogonal zueinander und normiert so geben die Betragsquadrate c i 2 displaystyle c i 2 nbsp der komplexen Wahrscheinlichkeitsamplituden c i displaystyle c i nbsp die Wahrscheinlichkeit dafur an den zugehorigen Zustand f i displaystyle varphi i rangle nbsp bei einer auf diesen Zustand spezialisierten Messung vorzufinden Als Beispiel wird oft Schrodingers Katze angefuhrt Aber auch die Wellenfunktion eines Teilchens kann als Uberlagerungszustand aufgefasst werden Sie ist die Uberlagerung von Zustanden in denen das Teilchen an jeweils einem Ort lokalisiert ist Thermodynamik Bearbeiten nbsp Superpositionsprinzip bei einem transienten ErwarmungsvorgangDas Superpositionsprinzip wird in der Thermodynamik zur Berechnung von transienten Erwarmungsvorgangen angewandt Uberlagert werden dabei alle Prozesse die zur Warmeabfuhr und zufuhr beitragen Man kann so beispielsweise die Temperatur eines Leistungshalbleiters zu einem gewissen Zeitpunkt t displaystyle t nbsp bestimmen wenn ein Leistungsimpuls auf dieses Bauteil gewirkt hat Im nebenstehenden Beispiel wirkt vom Zeitpunkt t 0 displaystyle t 0 nbsp bis t t 1 displaystyle t t 1 nbsp eine Leistung was eine Erwarmung des Bauteils bewirkt Die Temperatur steigt nach einer Exponentialfunktion an rote Kurve D T k 1 e t t 1 displaystyle Delta T k left 1 e frac t t 1 right nbsp Um nun die Temperatur des Bauteils nach dem Ende der Erwarmung zu ermitteln lasst man den Leistungsimpuls fortwirken und setzt zum Erwarmungsende einen gleich grossen negativen Leistungsimpuls an Daraus resultiert eine negative Erwarmungskurve grune Kurve Die Summe der beiden Erwarmungskurven ergibt dann die Abkuhlfunktion blaue Kurve Elektrotechnik Bearbeiten Hauptartikel Netzwerkanalyse Elektrotechnik In der Elektrotechnik versteht man unter Uberlagerungssatz das Uberlagerungsverfahren nach Helmholtz Es ist ein vereinfachtes Verfahren zur Berechnung linearer elektrischer Schaltungen mit mehreren Spannungs und oder Stromquellen Der Uberlagerungssatz besagt dass die Berechnung fur jede Quelle getrennt erfolgen kann wobei alle anderen idealen Quellen auf den Wert Null gesetzt werden Spannungsquellen werden dabei durch Kurzschlusse ersetzt 0 V und Stromquellen durch Unterbrechungen 0 A die Innenwiderstande der Quellen verbleiben jedoch in der Schaltung Am Schluss erfolgt die lineare Uberlagerung durch vorzeichenrichtige Addition der errechneten Teilergebnisse Ursprunglich wurde der Uberlagerungssatz nur fur Gleichstrom bzw Gleichspannung formuliert Seine Gultigkeit wird jedoch im Rahmen der komplexen Wechselstromrechnung auch auf Wechselstrom und Wechselspannung ubertragen Durch Anwendung der Operatorenrechnung beispielsweise der Laplace Transformation ist er sogar fur beliebige Signalformen gultig Generell gilt der Uberlagerungssatz aber nur fur Schaltungen aus linearen Bauelementen Literatur BearbeitenElektrodynamik J D Jackson Klassische Elektrodynamik 4 uberarbeitete Auflage Walter de Gruyter 2006 ISBN 3 11 018970 4 E Hecht Optik 4 Auflage Oldenbourg 2005 ISBN 3 486 27359 0 Quantenmechanik Claude Cohen Tannoudji Bernard Diu Frank Laloe Quantenmechanik Band 1 3 Auflage de Gruyter 2007 ISBN 978 3 11 019324 4 Siehe auch BearbeitenLineares System Systemtheorie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Superposition Physik amp oldid 231359462