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Als Halophile oder Halotolerante abgeleitet vom griechischen hals halos Salz werden Organismen bezeichnet die in Umgebungen mit erhohter Salzkonzentration leben Als Salz gilt dabei nicht nur Kochsalz sondern auch jedes andere Mineralsalz Halophile d h salzliebende Organismen sind derart an hohe Salzkonzentrationen angepasst dass sie ihr Wachstum einstellen oder sterben wenn die Salinitat unter eine bestimmte Schwelle sinkt Je nach Grad der Anpassung unterscheidet man schwach moderat oder extrem Halophile Halotolerante d h Salz ertragende Organismen gedeihen grundsatzlich auch in salzarmer Umgebung Viele von ihnen sind jedoch konkurrenzschwach und werden in salzhaltige Lebensraume verdrangt Durch ihre Fahigkeit sich an hohere Salzkonzentrationen anzupassen erlaubt ihre breite okologische Nische es ihnen salzhaltige Biotope zu besiedeln Inhaltsverzeichnis 1 Lebensraume 2 Anpassung 3 Extrem Halophile 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLebensraume Bearbeiten nbsp Der Mono Lake ein Salzsee in KalifornienKennzeichnend fur alle Lebensraume mit erhohter Salinitat ist eine reduzierte Wasseraktivitat Wasser ist hier durch losliche Salze gebunden und kann nur durch spezielle Anpassungen im Zellkorper gehalten werden Zusatzlich wirken hohe Ionenkonzentrationen nachteilig auf Stoffwechselprozesse Solche Umgebungen bilden beispielsweise Salzseen saline Verdunstungsbecken Kustenstreifen aber auch kleinraumige Standorte wie die Oberflache von Wustenpflanzen Der Salzgehalt dieser Lebensraume variiert und kann den einer gesattigten 30 prozentigen Kochsalzlosung erreichen Die Salzzusammensetzung der einzelnen Standorte kann sich aber erheblich unterscheiden Ist die Salinitat thalassohaliner Standorte weitgehend durch Natriumchlorid bestimmt so sind viele athalassohaline Salzseen reich an Calcium Magnesium oder Carbonat In diesem Falle den sogenannten Sodaseen fuhrt der hohe pH Wert dazu dass die hier lebenden Organismen auch alkaliphil oder alkalitolerant sind Zusatzlich kann die Salinitat kontinuierlichen oder schlagartigen Anderungen unterliegen z B beim Austrocknen eines Sees bei der Vermischung von Wassermassen in Astuarien in Gezeitenzonen oder bei heftigen Regenfallen Anpassung BearbeitenLiegt die Salzkonzentration in der Umgebung eines Organismus hoher oder niedriger als im Zellkorper zwingt dies immer zu einer Anpassung denn unterschiedliche Salzkonzentrationen sind stets bestrebt sich auszugleichen Nur Wasser kann aber zwischen Zellinnerem und Umgebung diffundieren Salzionen konnen Zellmembranen nur schwer uberwinden Dies fuhrt zu folgender Situation Liegt die Konzentration in der Umgebung niedriger diffundiert Wasser in die Zelle ein Dies ist zum Beispiel im Lebensraum Susswasser der Fall die Umgebung ist hypoosmotisch Liegt die Konzentration hoher verliert der Organismus Wasser Dies ist zum Beispiel in Salzseen der Fall hier ist die Umgebung hyperosmotisch In beiden Fallen kommt es zu einer Veranderung der Salzkonzentration im Inneren des Organismus Lebensprozesse sind jedoch stets an eine bestimmte Verfugbarkeit von Wasser und damit an bestimmte Salzkonzentrationen in der Zelle gebunden Fast alle Organismen regulieren daher aktiv ihre innere Salzkonzentration Mehrzellige Organismen die in einer hyperosmotischen Umgebung leben haben hierfur spezielle Organe entwickelt zum Beispiel Salzdrusen oder Nieren Halotolerante und halophile Einzeller erreichen die Anpassung durch zwei verschiedene Strategien Die erste Moglichkeit ist die Aufnahme der anorganischen Salze in das Cytoplasma Salt in Strategie Diese Variante findet man vor allem bei halophilen Einzellern Deren Lebensprozesse d h vor allem deren Enzyme sind derart an hohe Salzkonzentrationen angepasst dass ihre Funktionalitat bei abnehmender Salzkonzentration verloren geht Die zweite Moglichkeit ist die Akkumulation organischer Verbindungen im Zellinneren die als kompatible Solute oder Osmoprotektanten bezeichnet werden Organic osmolyte Strategie Diese Variante bevorzugen halotolerante Einzeller Steigt die Salzkonzentration in der Umgebung produziert die Zelle osmotisch aktive organische Substanzen zum Beispiel bestimmte Kohlenhydrate Aminosauren Polyole Betaine und Ectoine Diese kleinen Molekule sind ahnlich wie Salze gut wasserloslich und entfalten dieselbe osmotische Wirkung Sie beeinflussen jedoch den Zellstoffwechsel nicht negativ Extrem Halophile Bearbeiten nbsp Phototrophe halophile Einzeller farben das Wasser dieser Salzgewinnungsanlage Je nach Salzgehalt dominieren bestimmte Arten in den einzelnen Becken nbsp Salinen oder Salzkrebs Artemia salina nbsp Haloquadratum walsbyiHalophile und halotolerante Organismen sind in allen Domanen des Lebens zu finden 1 Die erfolgreiche Besiedelung der besonders salzhaltigen Lebensraume bleibt jedoch Einzellern wie Bakterien Archaeen und einigen Algen vorbehalten Bei einigen dieser Einzeller fand man ungewohnliche und bisher einzigartige Zellformen namlich drei und viereckige Zellen Extrem halophile Einzeller leben in Salzseen Salinen oder gepokelten Lebensmitteln 2 Selbst in gesattigter Kochsalzlosung 5 mol l NaCl konnen bestimmte Archaeen leben wachsen jedoch nur langsam Diese Mikroorganismen leben meist aerob chemoorganotroph oder phototroph betreiben also Photosynthese Einige dieser phototrophen Einzeller konnen Licht durch Bakteriorhodopsin fur den auswarts gerichteten Protonentransport nutzen Der entstehende Protonengradient uber die Zellmembran kann zur ATP Synthese verwendet werden Dieser Vorgang stellt eine einfache und vermutlich ursprungliche Art der Photosynthese dar Phototrophe halophile Einzeller sind die Ursache fur die intensive Farbe die Salz und Sodaseen oder Meersalzgewinnungsanlagen haben Die Pigmente dieser Organismen sind so hoch konzentriert dass sie quasi durch die gesamte Nahrungskette wandern Sie farben halophile Krebse die sich von den Mikroorganismen ernahren und schliesslich die Flamingos die ihrerseits die Krebse fressen Extrembiotope sind haufig artenarm Dies gilt auch fur Standorte mit hohen Salzkonzentrationen Auch alkalische Sodaseen sind zwar artenarm dafur aber extrem individuenreich Sie verfugen deshalb neben Astuarien und Riffen uber die hochste Rate an Biomasseproduktion und gehoren zu den produktivsten Okosystemen der Welt Einige Gattungen halophiler Einzeller Prokaryoten Halobacterium Halococcus Ectothiorhodospira Halorhodospira Haloanaerobium Halobacteroides Eukaryoten DunaliellaHalobacterium noricense und verschiedene Halococcus salifodinae wurden u a im Bad Ischler Salzberg und im Salzbergwerk Altaussee gefunden 3 4 5 Haloquadratum walsbyi Salzquadrat eine Art der Gattung Haloquadratum in der Familie der Halobacteriaceae ist auf hochste Salzkonzentrationen angepasst Grun und flach quadratisch optimiert es die Photosynthese durch Aufschwimmen und dominiert weltweit in Becken in denen Meerwasser zur Salzgewinnung eindickt bevor mit einem Anstieg der Magnesiumchlorid Konzentration in der flussigen Phase jedes Leben stirbt Siehe auch BearbeitenSalzpflanzen zur Anpassung hoherer Pflanzen Halobakterien Extremophile VersalzungLiteratur BearbeitenKlaus Hausmann et al Extremophile Mikroorganismen in ausgefallenen Lebensraumen VCH Verl Ges Weinheim 1995 ISBN 3 527 30068 6 S 87 ff Francisco Rodriguez Valera Halophilic bacteria CRC Press Boca Raton 1988 ISBN 0 8493 4366 6 Einzelnachweise Bearbeiten Sergiu Fendrihan Andrea Legat Marion Pfaffenhuemer Claudia Gruber Gerhard Weidler Friedrich Gerbl Helga Stan Lotter Extremely halophilic archaea and the issue of long term microbial survival In Reviews in Environmental Science and Bio Technology Band 5 Nr 2 3 Juli 2006 S 203 218 doi 10 1007 s11157 006 0007 y Helga Stan Lotter Extrembiotope Mikroorganismen in permischen Salzsedimenten S 10 13 in Spektrum der Wissenschaft Dossier Leben im All 3 2002 Spektrum d Wiss Verl Heidelberg 2002 ISBN 3 936278 14 8 M Pfaffenhuemer M N Spilde P J Boston H Stan Lotter Analysis of Ancient Austrian Rock Salt by using Electronmicroscopic techniques Online PDF 10 kB Helga Stan Lotter et al Microorganisms in the ancient terrestrial Subsurface in Joseph Seckbach et al From fossils to astrobiology records of life on Earth and the search for extraterrestrial biosignatures Springer Dordrecht 2009 ISBN 978 1 4020 8836 0 S 240 Uberlebenskunstler Besonderheiten von Halobakterien aus permischem Salz In fwf ac at Fonds zur Forderung der wissenschaftlichen Forschung 17 Mai 2002 abgerufen am 13 Juli 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Halophilie amp oldid 237569914