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Die Gerromorpha Wasserlaufer i w S sind eine Teilordnung der Wanzen Heteroptera Die Verwandtschaftsgruppe umfasst weltweit etwa 1900 beschriebene Arten 1 In Europa sind 51 von ihnen nachgewiesen 2 Die rauberisch auf der Wasseroberflache lebenden Wanzen kommen zwar uberwiegend in Gewassern mit Susswasser vor einige Arten der Unterfamilie Halobatinae Familie Wasserlaufer Gerridae leben aber auch am offenen Meer 3 Die Tiere sind perfekt an das Leben auf der Wasseroberflache angepasst 4 GerromorphaGemeiner Teichlaufer Hydrometra stagnorum SystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta ohne Rang ParaneopteraOrdnung Schnabelkerfe Hemiptera Unterordnung Wanzen Heteroptera Teilordnung GerromorphaWissenschaftlicher NameGerromorphaPopov 1971Wasserlaufer Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise 3 1 Paarung 3 2 Entwicklung 3 3 Naturliche Feinde 4 Fossile Funde 5 Taxonomie und Systematik 6 Belege 6 1 Einzelnachweise 6 2 Literatur 7 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Gerromorpha weisen insbesondere beim Bau ihrer Beine und des Thorax eine grosse Variabilitat auf die die Bandbreite der Spezialisierung der verschiedenen Arten an ihr Leben auf der Wasseroberflache widerspiegelt Insbesondere bei den langbeinigen Gerridae ist dies erkennbar Gemeinsam ist allen Gerromorpha eine feine hydrophobe Behaarung auf Kopf Thorax und auf Teilen des Abdomens Die Imagines besitzen am Kopf drei Paar inserierende Trichobothrien in tiefen Gruben Am Praetarsus befinden sich dorsal und ventral ein Arolium 5 Zwischen den Geschlechtern liegt ein Sexualdimorphismus vor da die Weibchen meist erkennbar grosser als die Mannchen sind Gerade bei den grosseren Arten ist dies jedoch nicht selten umgekehrt Bei den Gerrinae und hier insbesondere bei den Gattungen Aquarius Gerris und Limnoporus nimmt der Grossenunterschied verhaltnismassig mit zunehmender Durchschnittsgrosse der Tiere ab Mit Ausnahme des Polymorphismus der Flugel sind die meisten Gerromorpha innerhalb ihrer Art im Aussehen nahezu einheitlich Innerhalb einer Population der gleichen Art treten Individuen mit langen und kurzen Flugeln auf und oder es gibt Individuen die gar keine Flugel haben 4 Verbreitung BearbeitenDie Gruppe ist weltweit weit verbreitet und fehlt nur auf Antarktika Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in der Neotropis im zentralen und westlichen Afrika Madagaskar und in der indo australischen Region Zahlreiche Arten sind aber auch vom sudlichen Asien dem Malaiischen Archipel und Neuguinea vor allem in feuchten Bodenlebensraumen und in Fliessgewassern bekannt Die Gerromorpha sind auffallig stark in marinen Lebensraumen des Indo Westpazifik nachgewiesen wo etwa 150 Arten in 16 Gattungen und 5 Familien vorkommen Die meisten Arten der marin lebenden Meerwasserlaufer Halobates leben zwar in Kustennahe es gibt jedoch mehrere Arten die vollstandig ozeanisch verbreitet sind 4 Die Wanzen besiedeln eine Vielzahl verschiedener Lebensraume Sie umfassen das Pleuston Oberflache des Freiwassers und auch die Oberflachen die durch Algen oder Wasserpflanzen besiedelt werden Besiedelt werden stille oder langsam fliessende Gewasser aber auch Wildbache die Gezeitenzone wie z B Mangroven und Korallenriffe und der offene Ozean Daruber hinaus gibt es mehrere Arten verschiedener Untergruppen die feuchte Landlebensraume wie etwa feuchte Erde oder feuchten Kies und Steine an Quellen und Hygropetrisches Biotope mit Algen und Laubmoos Bewuchs besiedeln Es werden nicht nur permanente sondern auch temporar feuchte Lebensraume besiedelt Bei den ozeanisch lebenden Meerwasserlauferarten ist die Verbreitung vor allem an die Oberflachentemperatur des Wassers gebunden Individuenstarke Populationen findet man nur an Orten wo die Temperatur uber 24 C liegt 4 Lebensweise Bearbeiten nbsp Mehrere Individuen der Gattung Gerris beim Aussaugen einer ins Wasser gefallenen Honigbiene Gerromorpha sind rauberische Aasfresser die mit ihren fur Wanzen typischen stechend saugenden Mundwerkzeugen Nahrung aufnehmen Zwar ernahren sich einige wenige Arten von toten Wirbeltieren und greifen sogar lebende Fische an die meisten Arten ernahren sich jedoch von Insekten Die grosseren Weibchen konnen dabei anders als die Mannchen auch grossere Beutetiere angreifen Auch wenn die Wanzen gewissen Einfluss auf diverse am Wasser schlupfenden Insekten haben ernahren sie sich doch hauptsachlich von solchen Insekten die unbeabsichtigt auf dem Wasser landen wie etwa Heuschrecken So sind sie z B in Reisfeldern wichtige Nutzlinge gegen an den Pflanzen fressende Insekten Einzelne Tiere fressen meist kleinere Beute es kommt jedoch auch haufig vor dass viele gemeinsam grossere Beutetiere fressen Interessant daran ist dass die ersten am Beutetier ankommenden Wanzen meist weniger Nahrung abbekommen als spater hinzukommende da diese die bereits durch die Nahrungssafte der anderen verflussigte Beute mit weniger Muhe aufnehmen konnen Dies fuhrt sogar dazu dass einzelne Tiere tendenziell langer an solcher Beute fressen auch wenn Fressfeinde nahen 4 Paarung Bearbeiten Die Mannchen verschiedener Gerromorpha verursachen Wellen auf der Wasseroberflache um Weibchen anzulocken So senden z B die Mannchen von Gerris remigis wenn sie von den Weibchen getragen werden Signale zwischen 90 und 100 Hz aus die Konkurrenten abschrecken und vermutlich auch das Beutegluck der Weibchen verbessern Es gibt auch Arten die Signale unterschiedlicher Frequenz fur das Abschrecken von Konkurrenten und das Beeinflussen der Weibchen verwenden Es sind vier grundsatzliche Paarungsmechanismen bekannt ein monogamieahnliches Verhalten das durch das Bewachen des Weibchens durch das Mannchen nach der Paarung resultiert oder das sich durch die Monopolisierung des ersten Mannchens durch den Bau des weiblichen Apparates zur Speicherung des Spermas ergibt Polygynie durch die Verteidigungshandlung eines Mannchens an einem bestimmten Eiablageplatz reine Dominanz oder Polygynie an einem Lek sowie Polygynie im gemischten Konkurrenzkampf samt der verlangerter Suche nach paarungsbereiten Weibchen und Bewachung von diesen nach der Eiablage 4 Je nach Art konnen die Weibchen in Reaktion auf Signale des Mannchens nach der Paarung zur Eiablage stimuliert werden wobei die Mannchen diesfalls versuchen ihre Dominanz gegenuber anderen Mannchen zu behalten sie konnen die Eier jedoch auch alleine unabhangig vom Verhalten des Mannchens ablegen Weibchen von Arten bei denen kein ausgepragtes Balzverhalten vor der Paarung stattfindet wehren sich zunachst gegen das Mannchen bevor sie die Paarung gestatten wobei damit vermutlich der potentielle Partner auf die Paarungstauglichkeit untersucht wird Die Kampfe zwischen den Geschlechtern die insbesondere bei grossen Populationsdichten haufiger werden sind fur die Weibchen ressourcenbindend Weibchen mit einem Partner der erfolgreich andere Mannchen vertreibt konnen sich besser auf die Nahrungssuche konzentrieren was fur sie vorteilhafter ist obwohl sie durch das angehangte Mannchen leichter ein Opfer fur Fressfeinde werden 4 Entwicklung Bearbeiten Gerromorpha durchleben in der Regel funf sehr selten vier Larvenstadien Wahrend ihrer Entwicklung wachsen die Korperanhangsel proportional schneller als der restliche Korper sodass erkennbar ist dass die rasche Entwicklung des Bewegungsapparates hohe Prioritat hat Die Entwicklungsdauer ist indirektproportional mit zunehmender Temperatur und dauert in den gemassigten Breiten und den Tropen zwischen 40 und 65 Tage Deutlich schneller entwickeln sich aber beispielsweise die Arten der Gattungen Mesovelia und Halobates Die langste Zeit der Entwicklung benotigen die Tiere in der Regel im Stadium des Eis und der zwei letzten Larvenstadien 4 Die meisten Arten sind in ihrer Reproduktionsrate anpassungsfahig sodass es lokal vermischte Populationen geben kann die univoltin teilweise bivoltion oder multivoltin sind Nur wenige Arten sind obligatorisch univoltin und bringen daher immer nur eine Generation pro Jahr hervor Manche tropischen Arten sind uber das ganze Jahr hinweg aktiv es gibt jedoch auch Arten die z B in Trockenzeiten nicht aktiv sind oder ihre Aktivitat an die Chlorophyllkonzentration das Oberflachenwasser anlehnen wie etwa die ozeanisch lebenden Arten der Gattung Halobates die ihre grosste Reproduktionsaktivitat dann haben wenn das Chlorophyll die geringste Konzentration aufweist Arten der gemassigten Breiten uberwintern als Adulte an Land flugunfahige in isolierten Lebensraumen meist nahe dem Wasser flugfahige suchen sich aber in der Regel einen Ort weiter abseits der Gewasser Es gibt aber auch Arten bei denen die Eier uberwintern 4 Naturliche Feinde Bearbeiten Neben dem Wetter das die Populationsdichte der Gerromorpha durchaus stark beeinflussen kann spielt neben den sonstigen naturlichen Feinden der haufig zu beobachtende Kannibalismus eine signifikante Rolle bei der Populationsentwicklung So zeigte sich beispielsweise bei einer Untersuchung dass Nymphen der Art Gerris pingreensis sich deutlich besser entwickelten wenn man ihnen die Moglichkeit gab kleinere Vertreter ihrer Teilordnung zu fressen Die adulten Tiere unterschieden bei ihrer Jagd schliesslich nicht zwischen Artgenossen und anderen Vertretern der Teilordnung Kannibalismus tritt aber nicht bei allen Arten der Gerromproha auf Er nimmt generell verstarkt mit abnehmendem Nahrungsangebot zu und wird durch die Komplexitat des Lebensraumes eingeschrankt 4 Vertreter der Gerromorpha werden ausserdem von einer ganzen Reihe aquatischer und semiaquatischer Wirbelloser wie z B Schwimmkafern Dytiscidae Ruckenschwimmern Notonectidae Libellen und Raubspinnen Pisauridae in relevantem Ausmass erbeutet Daruber hinaus haben auch Parasitoide die die Eier befallen grossen Einfluss auf die Populationsentwicklung Es ist denkbar dass diese manche Arten derart zusetzen dass diese sich nur dort temporar stabil entwickeln wo uberwinternde parasitoide Wespen keine idealen Lebensbedingungen vorfinden Neben all diesen zahlen auch Vogel und Fische zu den unspezifischen Feinden und gelten Milben und Trypanosomatida als Parasite die Populationen schwachen konnen 4 Fossile Funde BearbeitenFossilfunde von Vertretern der Gerromorpha sind nur vereinzelt bekannt Arten der Hydrometridae und Gerridae sind aus dem oberen Palaozan aus Danemark bekannt und datieren ungefahr mit 55 Millionen Jahren vor heute Da die meisten Funde der Mesoveliidae und Veliidae jedoch aus der unteren Kreide datieren ist davon auszugehen dass die meisten Familien der Gruppe vermutlich im fruhen Mesozoikum entstanden 4 und die Gruppe damit seit etwa 120 Millionen Jahren existiert Fossil sind zumindest 35 Arten aus sechs Familien bekannt Stand 2005 1 Taxonomie und Systematik BearbeitenDie Monophylie der sieben Teilordnungen der Wanzen wurde aufgrund molekularer Phylogenie in einer Multigen Studie aus dem Jahr 2012 bestatigt Diese zeigte dass die Gerromorpha mit der Teilordnung der Dipsocoromorpha nachst verwandt ist 6 Eine phylogenetische Untersuchung der Subtaxa der Gerromorpha im Jahr 2005 bestatigte die nahe Verwandtschaft zwischen den Gerridae Hermatobatidae und Veliidae die gemeinsam die Uberfamilie Gerroidea bilden Es zeigten sich auch sonst auf Familienebene keine Widerspruche zu den lange Zeit als Basis der Diskussion betrachteten von Spencer und Andersen 4 im Jahr 1994 aufgezeigten Verwandtschaftsverhaltnissen der Gerromorpha Lediglich die Monophylie der Veliidae ware in der ursprunglichen Betrachtung nicht mehr gegeben weswegen die Gattung Ocellovelia Unterfamilie Ocelloveliinae als Schwestergruppe zu den ubrigen Veliidae gestellt werden musste Gleichzeitig sind jedoch noch viele Fragen hinsichtlich der Verwandtschaftsverhaltnisse der Gruppen unterhalb der Familienebene offengeblieben So zeigte sich zwar eine nahe Verwandtschaft zwischen den Unterfamilien Halobatinae und Ptilomerinae der Gerridae die Verwandtschaftsverhaltnisse innerhalb dieser Familie konnten ansonsten kaum aufgeschlusselt werden Auch zeigte sich dass die Unterfamilie Veliinae der Veliidae vermutlich nicht monophyletisch ist 1 Folgendes Kladogramm ergibt sich anhand obiger Erkenntnisse 1 4 6 Dipsocoromorpha Gerromorpha Huftwasserlaufer Mesoveliidae Zwergwasserlaufer Hebridae Hydrometroidea Paraphrynoveliidae Macroveliidae Teichlaufer Hydrometridae Gerroidea Hermatobatidae Bachlaufer Veliidae Wasserlaufer Gerridae Belege BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Jakob Damgaard Nils M Andersen Rudolf Meier Biology of Water Striders Interactions Between Systematics and Ecology In Systematic Entomology 30 Jahrgang 2005 S 289 309 englisch Nepomorpha Fauna Europaea abgerufen am 12 Oktober 2013 Ekkehard Wachmann Albert Melber Jurgen Deckert Wanzen Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise 77 Teil Band 1 Cimicomorpha Dipsocoromorpha Nepomorpha Gerromorpha Leptopodomorpha Cimicomorpha Teil 1 Goecke amp Evers Keltern 2006 ISBN 3 931374 49 1 S 60 a b c d e f g h i j k l m n John R Spence Nils Moller Andersen Combining molecular and morphological analyses of water strider phylogeny Hemiptera Heteroptera Gerromorpha effects of alignment and taxon sampling In Annual Review of Entomology 39 Jahrgang 1994 S 101 128 englisch Wilfried Westheide Gunde Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Einzeller und Wirbellose Tiere 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 34695 8 S 687 a b Min Li Ying Tian Ying Zhao Wenjun Bu 2012 Higher Level Phylogeny and the First Divergence Time Estimation of Heteroptera Insecta Hemiptera Based on Multiple Genes PLoS ONE 7 2 e32152 doi 10 1371 journal pone 0032152 open access Literatur Bearbeiten Ekkehard Wachmann Albert Melber Jurgen Deckert Wanzen Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise 77 Teil Band 1 Cimicomorpha Dipsocoromorpha Nepomorpha Gerromorpha Leptopodomorpha Cimicomorpha Teil 1 Goecke amp Evers Keltern 2006 ISBN 3 931374 49 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gerromorpha Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerromorpha amp oldid 215800153