www.wikidata.de-de.nina.az
Als Parasitoid wird ein Organismus in der Regel ein Insekt bezeichnet der in seiner Entwicklung parasitisch lebt den Wirt zum Abschluss der Parasitierung jedoch totet Eine andere Bezeichnung fur dieses Verhalten ist Raubparasit Schatzungen zufolge sind etwa 10 aller Metazoa Arten Parasitoide Eine Brackwespe Trioxys complanatus legt mit ihrem Legestachel ihre Eier in eine BlattlausVon einer Brackwespe Praon sp parasitierte BlattlausVon der Krotengoldfliege Lucilia bufonivora parasitierte Erdkrote Die Larven ragen aus den stark vergrosserten Nasenlochern Inhaltsverzeichnis 1 Systematik 2 Lebensweisen 3 Polyembryonie 4 Beispiele 5 Angewandte Okologie der Parasitoide 6 Fiktion 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseSystematik BearbeitenDer Ausdruck Parasitoid wird in der Regel nur fur Insekten verwendet Es gibt aber auch in anderen Gruppen Organismen mit vergleichbarer Lebensweise Beispiele sind zu finden unter einigen Pilzen 1 z B Insekten parasitierende Kernkeulen wie der Chinesische Raupenpilz und Ophiocordyceps unilateralis oder Entomophthorales wie der Fliegentoter unter Nematoden 2 Gattungen Heterorhabditis und Steinernema und wenigen Protozoen 3 4 Ciliophora Cercozoa Trotz dieser vergleichbaren Lebensweise ist es in diesen Gruppen normalerweise aber nicht ublich von Parasitoiden zu sprechen Einige Biologen kritisieren diesen Sprachgebrauch und fordern eine Vereinheitlichung 5 die sich aber bisher nicht durchgesetzt hat Innerhalb der Insekten gehoren etwa 75 der Parasitoide zu der Insektenordnung der Hautflugler Hymenoptera Die wichtigsten Parasitoidenvertreter innerhalb dieser grossen Gruppe sind die Schlupfwespen Ichneumonidae die Braconidae und die Chalcidoidea Die zweitgrosste Gruppe der Parasitoide kommt bei den Zweifluglern Diptera vor 6 diese umfassen mit etwa 16 000 beschriebenen Parasitoidenarten etwa 20 der Parasitoide Im Gegensatz zu den Hautfluglern bei denen die parasitoide Lebensweise wahrscheinlich nur einmal entstanden ist beim gemeinsamen Vorfahren der Taillenwespen und der Orussidae ist diese Lebensweise hier bei 24 Familien unabhangig voneinander entstanden Die Familie der Tachinidae ist hier besonders auffallig da in ihr fast ausschliesslich Parasitoide vorkommen Zweiflugler sind auch in der Lebensweise vielfaltiger Wahrend die Wirte von parasitoiden Hautfluglern immer Arthropoden sind umfassen sie bei den Zweifluglern ausserdem Strudelwurmer Schnecken Regenwurmer und Amphibien 7 Auch bei wenigen anderen Insektenordnungen wie Kafern Coleoptera und Netzfluglern Neuroptera ist eine parasitoide Lebensweise zu beobachten auch wenn hier weniger Beispiele bekannt sind Die kleine Insektenordnung der Facherflugler Strepsiptera umfasst ausschliesslich Parasitoide 8 Einige Autoren werten diese nicht als Parasitoide weil der Wirt nur sterilisiert wird und den Ausschlupf der Facherflugler Imagines eine Zeitlang wenige Tage uberleben kann Dies zeigt allerdings nur dass unsere mehr oder weniger kunstlichen Kategorien und Sortiersysteme nicht perfekt die Natur wo es viele fliessende Ubergange gibt abbilden Heutzutage geht man davon aus dass etwa 10 der ca eine Million beschriebenen Insektenarten eine parasitoide Lebensweise fuhren Lebensweisen BearbeitenDas im Wirt lebende Lebensstadium des Parasitoids ist seine Larve Die sich aus der Larve entwickelten Imagines sind in der Regel frei lebend und besitzen eine andere Ernahrungsweise In manchen Fallen nehmen sie gar keine Nahrung auf andere sind Blutenbesucher In zahlreichen Fallen ernahren sie sich zumindest teilweise auch von der Haemolymphe der Wirtsarten die sie mit Eiern belegen 9 10 Die meist geflugelten Insektenweibchen legen ihre Eier normalerweise am oder im kunftigen Wirt ab Als Ausnahme verstreuen wenige Gruppen Trigonalidae einige Tachinidae ihre Eier auf Pflanzen wo sie vom kunftigen Wirt unbeabsichtigt mitgefressen werden Die Legimmen unter den Hautfluglern bohren ihr Ei meist mit dem Legebohrer in die Haut ihres Wirts ein Zweiflugler wie die Tachinidae besitzen keinen Legebohrer sie legen in der Regel ihre Eier auf dem Wirt oder in dessen unmittelbare Umgebung ab als Ausnahme haben Arten der Unterfamilie Phasiinae spitze modifizierte Sternite entwickelt die als Legebohrer dienen Andere Legimmen die Parasitoiden unter den Aculeata und die meisten Zweiflugler aus anderen Familien bohren ihre Eier ebenfalls nicht direkt in den Wirt ein Bei diesen Gruppen bohrt sich die geschlupfte Larve durch den Darm die Tracheenwande oder einfach durch die Korperwand Befallen werden bei Arthropoden als Wirten alle Entwicklungsstadien Eier Larven Puppen Imagines besonders haufig aber Larven und Eier Bei vielen Gruppen lebt jeweils eine Parasitenlarve im Wirt bei anderen konnen sich zahlreiche Parasitoide aus demselben Wirtsorganismus entwickeln sog gregare Parasitoide Im anderen Fall eliminieren sich Parasitoidenlarven derselben oder auch verschiedener Arten oft gegenseitig wenn sie sich in einem Wirt antreffen viele haben dazu ein spezialisiertes Larvenstadium mit dolchartigen Kiefern entwickelt Gregarparasitoide von Insekteneiern sind oft besonders klein die kleinsten Insekten uberhaupt gehoren in diese Gruppe Sehr haufig werden Parasitoidenlarven selbst wieder von Parasitoiden befallen man spricht von Hyperparasitismus dabei wird in der Benennung nicht mehr zwischen Parasiten und Parasitoiden unterschieden Weitere ubliche Unterscheidungen nach dem Aufenthaltsort Ektoparasitoide fressen von aussen an ihrem Wirt Oft sind der Kopf oder die Mundwerkzeuge in dessen Korperoberflache verankert Endoparasitoide fressen im Inneren ihres Wirtes Nach dem Einfluss auf den Wirt Idiobionte Parasitoide sind solche bei denen das eierlegende Weibchen den Wirt durch einen Giftstich seltener durch mit applizierte Pathogene lahmt oder immobilisiert Diese Form gilt als die evolutionar ursprunglichere Der Wirt eines idiobionten Parasitoids wachst nicht mehr und ist durch die Bewegungsunfahigkeit leichte Beute fur Pradatoren Die meisten Arten mit dieser Lebensweise belegen deshalb Wirte die geschutzt und versteckt leben z B in Bohrgangen in Holz Idiobionte konnen Endo oder Ektoparasitoide sein Koinobionte Parasitoide lahmen ihren Wirt bei der Eiablage nicht oder nur vorubergehend Der Wirt bleibt weiter aktiv er kann fressen wachsen und sich mehrfach hauten Wahrenddessen frisst der Parasitoid Teile seines Korpers verschont aber zunachst lebenswichtige Organe Kurz vor der Verpuppung oder dem Schlupf des Parasitoids wird der Wirt in der Regel doch noch abgetotet sehr selten bleibt er auch am Leben Vielfach erfolgt dies wenn der Wirt sein Wachstum einstellt z B wenn er sich vom Larvenstadium zur Puppe hauten will Koinobionte sind in der Regel immer Endoparasitoide In der Regel wird jede Insektenart von einer oder mehreren Parasitoidenarten befallen Dies konnen Generalisten mit einem weiten Wirtsspektrum sein oder Spezialisten die oft nur eine einzige Wirtsart akzeptieren Besonders stark befallen werden in der Regel pflanzenfressende phytophage Insekten Genauer untersuchte Phytophage hatten im Durchschnitt zwei bis acht in nicht wenigen Fallen aber auch hundert oder mehr Parasitoide Besonders viele Parasitoide sind auf in Pflanzengallen oder Minen lebende Arten spezialisiert dafur sind diese gut vor Raubern geschutzt Polyembryonie BearbeitenBei einigen Hautfluglerarten mit parasitoider Lebensweise aus den Familien Platygasteridae Braconidae Encyrtidae und Dryinidae teilen sich die Embryonen obligat und entwickeln sich zu zahlreichen Larven weiter die also analog zu eineiigen Zwillingen beim Menschen waren Dieser Entwicklungsgang wird Polyembryonie genannt 11 Polyembryonie ist hier zusatzlich oft mit einer morphologischen Differenzierung der genetisch identischen Larven verbunden die in zwei Morphen oder Kasten auftreten Eine Larvenform entwickelt sich normal zu geflugelten Geschlechtstieren Imagines weiter Die andere Form dient ausschliesslich der Verteidigung gegen andere parasitoide Larven im selben Wirt insbesondere nicht verwandte Artgenossen 12 Polyembryonie tritt auch bei den parasitoiden Facherfluglern Strepsiptera auf Das Verhalten ist dadurch bemerkenswert dass einige morphologisch und ethologisch im Verhalten unterscheidbare Verwandte eine sich nicht selbst fortpflanzende Kaste bilden Damit ist die gangige Definition von Eusozialitat erfullt die man sonst eher mit nicht parasitoiden Hautfluglern in Verbindung bringt Beispiele BearbeitenDas bekannteste Beispiel sind die bereits erwahnten Schlupfwespen Ichneumonidae deren Larven u a in Schmetterlingsraupen heranwachsen Dazu wird das Ei der Wespe an die Raupe gelegt und die schlupfende Wespenlarve bohrt sich in die Schmetterlingsraupe oder die Wespe legt mittels des Legestachels ihr Ei direkt in die Schmetterlingsraupe Nachdem die Wespenlarven geschlupft sind wird die Raupe von innen heraus aufgefressen Dabei werden zunachst die lebenswichtigen Organe geschont damit der Wirtsorganismus moglichst lange lebt Letztendlich stirbt der Wirt zu Beginn der Verpuppungsphase die Schlupfwespenlarven verpuppen sich und die Schlupfwespe verlasst den toten Wirt Die Imagines der parasitoiden Insekten leben als Nektarsauger Pflanzenfresser oder Rauber Angewandte Okologie der Parasitoide BearbeitenEine zunehmende Rolle spielen Parasitoide bei der biologischen Schadlingsbekampfung Fiktion BearbeitenDas Monster aus dem Film Alien von Regisseur Ridley Scott ist ein Parasitoid Es nistet sich in einem fremden Organismus ein um ihn erst im Larvenstatus zu verlassen was den Wirt totet Siehe auch BearbeitenEndoparasit Ektoparasit Kugelfliegen Facherflugler KleptoplastidieLiteratur BearbeitenS B Vinson The behavior of parasitoids In G A Kerkut L I Gilbert Hrsg Comprehensive insect physiology biochemistry and pharmacology Volume 9 Behaviour Pergamon Press Oxford 1985 ISBN 0 08 030810 4 S 417 469 Jeff Waage D Greathead Hrsg Insect parasitoids Academic Press London 1986 ISBN 0 12 728900 3 Symposia of the Royal Entomological Society of London 13 Einzelnachweise Bearbeiten H E Roy D C Steinkraus J Eilenberg A E Hajek J K Pell 2006 Bizarre interactions and endgames entomopathogenic fungi and their arthropod hosts Annual Review of Entomology Band 51 S 331 357 doi 10 1146 annurev ento 51 110104 150941 G C Smart Jr 1995 Entomopathogenic Nematodes for the Biological Control of Insects Journal of Nematology Supplement 27 4S S 529 534 Jaime Gomez Gutierrez William T Peterson J Frank Morado 2006 Discovery of a ciliate parasitoid of euphausiids off Oregon USA Collinia oregonensis n sp Apostomatida Colliniidae Diseases of aquatic organisms 71 S 33 49 Sebastian Hess Michael Melkonian The mystery of clade X Orciraptor gen nov and Viridiraptor gen nov are highly specialised algivorous amoeboflagellates Glissomonadida Cercozoa In Protist Band 164 2013 S 706 747 doi 10 1016 j protis 2013 07 003 Paul Eggleton Kevin J Gaston 1990 Parasitoid Species and Assemblages Convenient Definitions or Misleading Compromises In Oikos Band 59 Nr 3 S 417 421 Donald H Feener Jr Brian V Brown 19979 Diptera as parasitoids Annual Review of Entomology Band 42 S 73 97 doi 10 1146 annurev ento 42 1 73 Jeffrey H Skevington Intimate neighbours Parasitoids and parasites In Jeffrey H Skevington P T Dang 2002 Exploring the diversity of flies Diptera In Biodiversity Band 3 Nr 4 S 8 12 Jeyaraney Kathirithamby 2009 Host Parasitoid Associations in Strepsiptera Annual Revue of Entomology Bnd 54 S 227 249 doi 10 1146 annurev ento 54 110807 090525 M A Jervis amp N A C Kidd 1986 Host feeding strategies in Hymenopteran parasitoids Biological Reviews 61 395 434 doi 10 1111 j 1469 185X 1986 tb00660 x D Giron A Rivero N Mandon E Darrouzet J Casas 2002 The physiology of host feeding in parasitic wasps implications for survival Functional Ecology 16 750 757 Michael R Strand amp Miodrag Grbic 1997 The life history and development of polyembryonic parasitoids In Nancy E Beckage editor Parasites and pathogens effects on host hormones and behavior New York Chapman amp Hall 37 56 Y P Cruz 1981 A sterile defender morph in a polyembryonic hymenopterous parasite Nature 294 446 447 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parasitoid amp oldid 226865661