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Unter biologischer Schadlingsbekampfung versteht man die bewusste Einbringung von Viren oder Lebewesen durch den Menschen um die Population bestimmter schadlicher Tiere oder Pflanzen zu dezimieren Schadlingsbekampfung Hierbei wird meist auf Organismen zuruckgegriffen die als naturliche Feinde Rauber Schmarotzer und Krankheitserreger der unerwunschten Art bekannt sind Es ist auch moglich Individuen so zu verandern dass sie die Population ihrer eigenen Artgenossen schadigen Ausserdem konnen auch Organismen eingesetzt werden welche durch ihre Ausscheidungen fur unerwunschte Arten bedrohlich sind Der Asiatische Marienkafer Harmonia axyridis wurde in den USA und Europa zur biologischen Schadlingsbekampfung eingefuhrt Die oft damit gleichgesetzte Verwendung von Produkten die nur auf der Verminderung des Einsatzes von Pestiziden oder Insektiziden basieren ist irrefuhrend und steht eher mit dem Begriff Biologischer Pflanzenschutz in Verbindung Die biologische Schadlingsbekampfung ist nicht auf die Landwirtschaft begrenzt sondern wird von alters her auch in der Vorratswirtschaft angewendet Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip der biologischen Schadlingsbekampfung 2 Beispiele 3 Leistung von Nutzlingen 4 Gefahren 5 Siehe auch 6 Dokumentarfilm 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweisePrinzip der biologischen Schadlingsbekampfung BearbeitenDie biologische Schadlingsbekampfung macht sich das Prinzip zunutze dass in einem ausgewogenen Okosystem normalerweise keine Schadlinge im Sinne einer ubermassigen Vermehrung auftreten da eine negative Ruckkoppelung zwischen Rauber und Beutezahlen bzw Fressfeind und Nahrungspflanze das Gesamtsystem stabilisiert Allerdings ist auch unter naturlichen Bedingungen ein Massenauftreten von Arten bekannt siehe Heuschreckenplage und Lemminge Eine Forderung der biologischen Schadlingskontrolle ist daher die Aufrechterhaltung einer Mindest Artenvielfalt Die Ansiedelung von Nutzlingen wird unterstutzt und oder diese werden gezuchtet und im betroffenen Bereich ausgesetzt Beispiele BearbeitenSeit etwa 10 000 Jahren werden Katzen gezuchtet um durch Mausejagd Vorratsraume weitgehend von Kleinsaugetieren frei zu halten Klassische Beispiele fur die biologische Schadlingsbekampfung sind die Anbringung von Nistkasten zur Ansiedlung insektenfressender Vogel oder von Sitzstangen fur Greifvogel zur Dezimierung von Nagetieren Ackerbau oder Singvogeln Obstanbau Durch Fledermauskasten kann ein Bestand der dammerungs und nachtaktiven Flugsauger zur Dezimierung von Stechmucken beitragen aber auch einem Maikaferbefall entgegenwirken und Nachtschmetterlinge dezimieren deren Raupenstadien Frassschaden an Baumen hinterlassen Ein moderneres Beispiel ist die Bekampfung von im Boden lebenden Insektenlarven wie die des Gefurchten Dickmaulrusslers Otiorhynchus sulcatus oder des Gartenlaubkafers Phyllopertha horticola mit insektenpathogenen Nematoden der Gattung Heterorhabditis bacteriophora Die ausgebrachten Nematoden befallen die Schadlingslarven wonach ein mitgebrachtes Bakterium Xenorhabdus diese totet bzw fur die Nematoden als Nahrung aufbereitet Nematoden gelten als ungefahrlich fur Pflanzen und zeigen keine Auswirkungen auf Warmbluter Ihre Wirkung auf Nicht Zielorganismen Non targets ist aufgrund zu geringer Untersuchungen aber noch umstritten Eine weitere wichtige Gattung ware Steinernema Unter anderem zur Bekampfung von Engerlingen des Mai Juni und Gartenlaubkafers konnen z B Pilze wie Beauveria und Metarhizium eingesetzt werden 1 Solche Pilze wirken pathogen auf bestimmte Insekten Im Bio Anbau speziell im Bio Weinbau werden auch Marienkafer und ihre Larven gegen Blattlause eingesetzt Problematisch hieran ist dass hierzu weltweit der Asiatische Marienkafer Harmonia axyridis verwendet wurde welcher nun die einheimischen Arten in Europa und Nordamerika zu verdrangen droht Auch bestimmte Schlupfwespen z B der Gattung Trichogramma konnen gezielt gezuchtet und gegen einige fur den Menschen unerwunschte Insekten eingesetzt werden Ihr Einsatzgebiet liegt in der Vorratswirtschaft 2 sowie in der Landwirtschaft beispielsweise gegen den Maiszunsler Ostrinia nubilalis Die Schlupfwespen konnen aber auch eingesetzt werden um eine von Nagekafern befallene Kirchenausstattung zu behandeln Einen solchen Einsatz fuhrte die Kirchengemeinde der Dorfkirche Melzow in der brandenburgischen Gemeinde Oberuckersee durch 3 4 Ein weiteres Beispiel fur biologische Schadlingsbekampfung in diesem Fall durch Pflanzeninhaltsstoffe ist die Biofumigation die sich in einigen Pflanzen enthaltenes Isothiocyanat Senfol zunutze macht um bodengebundene Krankheitserreger zu reduzieren Auf den Wiesen im Bereich von Flugplatzen werden zur Vermeidung von Vogelschwarmen oft Strategien der biologischen Schadlingsbekampfung angewendet Leistung von Nutzlingen Bearbeiten 5 Nutzlinge Nutzlingsleistung pro Tag Nutzlingsleistung bis zur VerpuppungRaubmilben 5 Spinnmilben 30 50 SpinnmilbenRaubwanzen Orius 30 Spinnmilben 200 SpinnmilbenKugelkafer 30 Spinnmilben 250 SpinnmilbenMarienkafer 10 50 Blattlause 400 BlattlauseFlorfliege 30 50 Blattlause 200 500 BlattlauseSchwebfliege 10 40 Blattlause 150 600 BlattlauseBlutlauszehrwespe Aphelinus mali bis 90 Parasitierung im HerbstSan Jose Schildlaus Zehrwespe Prospaltella perniciosi 70 90 Parasitierung im HerbstBlattlauszehrwespe 200 1000 BlattlauseGefahren BearbeitenBiologische Schadlingsbekampfung mit Unwissen kann immense okologische und wirtschaftliche Schaden anrichten Die Besiedelung des australischen Kontinents aber auch vieler anderer Regionen kann Zeugnis davon ablegen z B Kaninchen und Fuchsplage in Australien Ein bekanntes Beispiel ist die Einfuhrung der Aga Krote in Australien die sich ursprunglich zur Bekampfung eines Zuckerrohrschadlings vorgesehen selbst zu einer Plage entwickelte Okologisch bedenklich ist die biologische Schadlingsbekampfung immer wenn nicht fur das Biotop und die Region typische und dort fremde Organismen vom Menschen massenhaft eingebracht werden Siehe auch BearbeitenListe von NutzlingenDokumentarfilm BearbeitenArte Insekten Die besseren Schadlingsbekampfer Regie Claude Julie Parisot Frankreich 2016 53 Min YouTube Literatur BearbeitenJost Martin Franz Aloysius Krieg Biologische Schadlingsbekampfung Paul Parey Verlag Berlin u a 1972 ISBN 3 489 66526 0 Weblinks BearbeitenVorratsschutz raue Parasitensitten Fachartikel Bio Aktuell 02 09 PDF Datei 483 kB Einzelnachweise Bearbeiten Engerlingsbekampfung mit entomopathogenen Pilzen Agroscope abgerufen am 26 Oktober 2020 Aufstellung der Hamburger Verbraucherzentrale mit Bezugsadressen u a fur Schlupfwespen Memento vom 23 Oktober 2010 im Internet Archive Torsten Heidecke und Judith Auer Bald kein Wurm mehr drin Die Bekampfung des Holzwurms in der Dorfkirche Melzow veroffentlicht in Forderkreis Alte Kirchen Berlin Brandenburg Hrsg Offene Kirchen 2021 S 87 bis 89 Schadlingsbekampfung mit Nutzlingen Webseite der Firma APC mit einem Video der eingesetzten Technik abgerufen am 2 Januar 2022 Karl Lind Biologischer Obstbau Leopold Stocker Verlag Graz 1998 ISBN 3 7020 0833 0 S 145 Normdaten Sachbegriff GND 4006862 6 lobid OGND AKS LCCN sh85100294 NDL 00570277 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biologische Schadlingsbekampfung amp oldid 236722970