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Trichobothria Einzahl Trichobothrium altgriechisch 8ri3 thrix Gen trixos trichos deutsch Haar und altgriechisch bo8rion bothrion Grubchen sind sehr lange Tasthaare Setae bei einigen Gliederfussern 1 Sie sind beweglich in Aussparungen der Cuticula eingelenkt und dienen als mechanosensitive Sinnesorgane welche besonders auf Luftschwingungen ansprechen und ein Horen ermoglichen 1 Vor allem treten sie an den Beinen und Pedipalpen von Spinnentieren auf 1 Aber auch einige Insekten wie Kafer 2 3 und Schnabelkerfe 4 tragen Trichobothria Im Laufe der Evolution sind Trichobothria wahrscheinlich dreimal parallel entstanden 4 Die Entwicklung von Trichobothria kann bei Skorpionen bis in die Kreidezeit zuruckverfolgt werden 5 Trichobothria einer WolfsspinneDie Orientierung durch Trichobothria heisst Orthobothriotaxis 5 Eine andere viel kleinere Form von Oberflachensensoren der Cuticula stellen Sensilla dar A Cuticula und Epidermis 1 Epicuticula B Details der Epicuticula 1a Cementum 1b Wachsschicht 1c Epicuticula externa 1d Epicuticula interna 2 Exocuticula 3 Endocuticula 2 3 Procuticula 4 Epithelschicht 5 Basalmembran 6 Epithelzelle 6a Porenkanale 7 Drusenzelle 8 Cuticulagrube Bothrion 9 Warmerezeptive Zellen 10 Nervenenden 11 Trichobothrium 12 Sensillum 13 DrusenoffnungenInhaltsverzeichnis 1 Struktur und Funktion 2 Wahrnehmung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseStruktur und Funktion BearbeitenDa Gliederfusser einen harten und starren Panzer aus Sklerotin und Chitin besitzen mussen mechanosensitiven Ionenkanalen in Nervenmembranen mechanische Aussenreize durch das Exoskelett zugefuhrt werden Auf Stromungen des Mediums meistens Luftbewegungen reagieren Trichobothria hochsensibel weil die Haargebilde aus Chitinfaden einer Cuticulagrube entspringen Die grosste bislang bei einer Spinne festgestellte Zahl an Trichobothria betragt bei der mittelamerikanischen nachtaktiven stillsitzend auf Insekten lauernden Jagdspinne Cupiennius salei etwa 100 Trichobothria je Bein Die feinen im Durchmesser 5 bis 15 µm dunnen Faden ragen nur um 100 bis 1500 µm aus der Cuticulaoberflache heraus Damit sie sich uberhaupt durch geringste Luftbewegungen auslenken lassen sind sie durch eine dunne gespannte Membran in die Cuticula eingebracht Mit wachsender Fadenlange nimmt die Erregungsschwelle ab sie liegt bei Luftgeschwindigkeiten von weniger als 1 mm s Der Auslenkungswinkel wird durch den Rand der Cuticulagrube auf maximal 25 bis 35 begrenzt Kafer konnen verschieden lange Trichobothria unterschiedlicher Typen am Hinterleib tragen und damit horen dies kann der Kommunikation untereinander dienen 2 Schnabelkerfe wie Wanzen tragen Trichobothria an ihren Antennen 4 Wahrnehmung BearbeitenFliegende Insekten erzeugen Luftvibrationen von Frequenzen bis etwa 600 Hz und da sich Trichobothria wie Tiefpassfilter verhalten reagieren sie auf solch tiefe Frequenzen Je langer die Fadenhaare sind desto besser werden niedere Frequenzen ubertragen So lasst sich die Schwingungsempfindlichkeit an den fur ihre Lebensweise wichtigen Frequenzbereich anpassen An jeder uberstromten Flache bildet sich ein Film unbewegter Luft Aus dieser sogenannten Grenzschicht mussen die Haare herausragen damit die Trichobothria richtig reagieren konnen Mit abnehmender Stromungsfrequenz wachst die Dicke dieser Grenzschicht Die Haarlange ist optimal angepasst wenn sie umgekehrt proportional zur Wurzel aus der Reizfrequenz ist So wie lange Trichobothria sich fast gleich gut in alle Richtungen auslenken lassen gibt es stattdessen bei den kurzen Richtungsselektivitat die nicht durch die asymmetrischen Rander der Cuticulagruben hervorgerufen wird sondern durch die Eigenschaften der Gelenkmembran An der Insertion von drei oder vier mechanosensitiven Dendriten werden die Trichobothria innerviert dabei antwortet jeder Dendrit auf einen bestimmten Auslenkungssektor Also entsteht die Richtungsempfindlichkeit erst beim Transduktionsprozess durch die Lage der Dendriten im Gelenk Es ist noch nicht genau erforscht ob der Druck auf die Dendritenmembran der adaquate Reiz ist Die Kraftubertragung von den Luftpartikeln auf das Haar geschieht viskos der Faden wird durch die Reibung der Luftpartikel am Haarschaft mitgenommen Durch Reibung befordern feine Fiederungen am Haar diese Kraftubertragung Bei den meisten Trichobothria betragt das Amplitudenverhaltnis zwischen Haarauslenkung und Luftpartikelbewegung 1 2 bis 1 1 Es gibt auch einzelne Trichobothria bei denen die Haarauslenkung grosser ist als die Luftpartikelbewegung Die Haarauslenkung korreliert mit der Luftpartikelbeschleunigung und der Geschwindigkeit letzteres nennt man auch Schallschnelle Die Schallschnelle ist nur im Nahfeld bemerkbar da sie mit der Entfernung sehr schnell abnimmt realistisch sind Werte von bis zu 30 cm Dieser sensorisch erfasste Raum ist bezogen auf die Korpergrosse einer Spinne ausreichend Die Jagdspinne Cupiennius salei kann mit diesen Vibrationssensoren die durch unterschiedliche Haarlangen insgesamt einen ausreichend weiten Bereich von Luftschwingungsstarken und frequenzen rezipieren ihre Beute ausmachen So kann sie sogar fliegende Insekten aus der Luft fangen Beispielsweise kann sie eine summende Fliege aus 30 cm und eine mit den Flugeln schlagende Fliege aus 70 cm Entfernung bemerken Die Hauptnahrung der Spinnen sind auf den Blattern laufende Insekten diese erzeugen in ihrem Umkreis von 20 mm Luftstromungen auf die die Trichobothria reagieren wodurch sich die Spinne in Richtung Beute orientiert Literatur BearbeitenRainer F Foelix Biology of Spiders Harvard University Press Cambridge MA u a 1982 ISBN 0 674 07431 9 Pierre P Grasse Traite de Zoologie Anatomie Systematique Biologie Tome 6 Onychophores Tardigrades Arthropodes Trilobitomorphes Chelicerates Masson et Cie Paris 1968 Jeffrey W Shultz Evolutionary Morphology And Phylogeny of Arachnida In Cladistics Vol 6 Nr 1 1990 ISSN 0748 3007 S 1 38 Weblinks BearbeitenDer Lufthauch der die Fliege ankundigt Bericht von Veronika Schmidt Die Presse 26 Mai 2012Einzelnachweise Bearbeiten a b c Peter Gorner A proposed transducing mechanism for a multiply innervated mechanoreceptor trichobothrium in spiders In Cold Spring Harbor Symposia on Quantitative Biology Band 30 Cold Spring Harbor Laboratory Press 1965 doi 10 1101 SQB 1965 030 01 010 a b Kazimir V Draslar Functional properties of trichobothria in the bug Pyrrhocoris apterus L In Journal of Comparative Physiology 84 Nr 2 1973 S 175 184 Ales Skorjanc Samo Batagelj Kazimir Draslar Thermal acclimatization does not affect the resting activity of type T 1 trichobothrium in the firebug Pyrrhocoris apterus Heteroptera In Acta Biol Slov 50 Nr 2 2007 S 85 92 a b c J Zrzavy Antennal trichobothria in Heteroptera a phylogenetic approach In Acta Entomologica Bohemoslovaca 87 Nr 5 1990 S 321 325 a b Michael E Soleglad Victor Fet Evolution of scorpion orthobothriotaxy a cladistic approach In Euscorpius 2001 Nr 1 2013 S 1 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trichobothrium amp oldid 219069327