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Ein Sensillum von lateinisch sensus Empfindung Gefuhl Sinn Plural Sensilla auch Sensille Plural Sensillen ist in der Physiologie ein aussenliegendes haarahnliches Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Umweltreizen Bei Gliederfussern werden Sensilla als Teil des Exoskeletts aus einem Borstenhaar oder Poren und zwei Sinneszellen Rezeptor durch die Cuticula ausgebildet Bei einigen Reptilien befinden sich Sensilla als haarahnliche Beschuppung uberwiegend am Schwanz Die Weiterleitung der chemischen thermischen optischen oder mechanischen Reize erfolgt uber multiterminale ganglionale Rezeptorzellen A Cuticula und Epidermis 1 Epicuticula 2 Exocuticula 3 Endocuticula 2 3 Procuticula 4 Epithelschicht 5 Basalmembran 6 Epithelzelle 6a Porenkanale 7 Drusenzelle 8 Cuticulagrube Bothrion 9 Warmerezeptive Zellen 10 Nervenendigungen 11 Trichobothrium 12 Sensillum 13 Drusenoffnungen Inhaltsverzeichnis 1 Gliederfusser 1 1 Aufbau und Funktion 1 2 Arten von Sensilla 1 2 1 Mechanosensilla 1 2 1 1 Haarsensilla 1 2 1 2 Kuppel oder Campanisensilla 1 2 1 3 Scolopidialsensilla 1 2 1 4 Spaltsensilla 1 2 2 Chemosensillum 1 2 3 Hygro und Thermosensillum 1 2 4 Tubularsensillum 2 Reptilien 3 EinzelnachweiseGliederfusser BearbeitenAufbau und Funktion Bearbeiten nbsp Verschiedene Formen des SensillumsDa Gliederfusser ein starres Exoskelett Aussenskelett besitzen mussen aussere mechanische Reize anders als beispielsweise bei Wirbeltieren an eine erregbare Membran gefuhrt werden Dazu bilden Epithelzellen einen dunnen Chitinfaden in dessen Basis mindestens ein Dendrit einwachst Dieser Chitinfaden ubertragt den mechanischen Reiz mit einem Sternit der Cuticula am Gelenk auf die erregbare Membran Der adaquate Reiz ist ein transversaler Druck auf die Dendritenmembran Je nach Reizart kann die Form des Reizubertragers in vielfaltiger Weise abgewandelt werden zu Stiften Platten Kappen etc siehe Abbildung Arten von Sensilla Bearbeiten Mechanosensilla Bearbeiten Haarsensilla Bearbeiten Typische Mechanorezeptoren werden durch die Haarsensilla reprasentiert 1 2 Sie bedecken den ganzen Korper vornehmlich aber die Beine Es sind zumeist einfache Tasthaare und spezialisierte Trichobothrien die auf Luftbewegungen und auch auf Schalldruckwellen reagieren Ein Haarsensillum ahnelt in der Funktion einer Haarzelle Das Aussenglied des Dendriten gleicht einem starren Zilium und ist dicht mit Mikrotubuli versehen Wo es zur Kraftubertragung in Chitinstrukturen des Gelenks eingezwangt ist bildet es einen sogenannten Tubularkorper besteht aus besonders vielen Mikrotubuli Die Aussengliedmembran wird mit dem darunter liegenden Mikrotubuli Mantel durch Molekulzapfen Konen und nach aussen mit der Dendritenscheide durch Brucken mechanisch verbunden Die Chitinstrukturen des Gelenks die die Hebelkraft auf die Dendritenmembran ubertragen liegen unmittelbar auf der Dendritenscheide In der Dendritenmembran liegen mechanosensitive Ionenkanale die in ihrer Funktion bislang aber noch nicht erforscht sind Es reagiert richtungsspezifisch da transversaler Druck zu einer Depolarisation und transversaler Zug zu einer Hyperpolarisation fuhrt Fur das reizspezifische Aussenglied entsteht durch ionendichte Verbindungen mit benachbarten Epithelzellen ein abgetrennter Rezeptorlymphraum dessen Ionen anders zusammengesetzt sind als in der Hamolymphe die den proximalen korpernahen Teil der Sinneszelle umspult So entsteht uber dem Sensillum ein Gleichspannungpotential das durch den Rezeptorstrom moduliert wird Sensilla reagieren schon auf kleinste Krafteinwirkungen An den Beinen von Insekten antworten sie schon auf Vibrationsamplituden von wenigen Nanometern Die elektrische Arbeit an der Erregungsschwelle betragt etwa 10 bis 16 Ws Ahnlich fur die Auslenkung der Haarsensilla reizen Partikelbewegungen durch Luft oder Wasser die durch Reibung viskose Kopplung die Haare bewegen Haarsensilla haben eine bestimmte Masse und Steife somit eine bestimmte mechanische Resonanzfrequenz die von der Art des Hebelgelenks und den eigenen dynamischen Eigenschaften beeinflusst wird Typisch liegt diese Frequenz im Bereich von 100 bis 200 Hz und ergibt sich aus der von der Auslenkung abhangigen Steife 10 bis 12 N rad der von der Geschwindigkeit der Haarbewegung abhangigen Reibung der von der Beschleunigung abhangigen Massenwirkung 9 bis 10 mg pro Sensillum Es gibt zwei Typen Fadenhaare Aktivierung durch Druck oder Zug daher richtungssensitiv Borsten reiner BeruhrungsrezeptorBorstenfelder haben die Funktion die Gelenkstellungen zu ubermitteln An vielen Gelenken stehen ganze Felder solcher Borsten die je nach Gelenkstellung mehr oder weniger abgebogen werden Kuppel oder Campanisensilla Bearbeiten Sensilla in Kuppel oder Campaniformen messen uber Mechanosensoren die Verformung der Cuticula und registrieren so selbst geringe mechanische Reize 3 Sie sind durch Querkompression Belastung oder Muskelkraft aktivierbar Scolopidialsensilla Bearbeiten Scolopidialsensilla enden unter dem Epithel und reagieren im Korperinneren auf Druck oder Zug 3 4 Spaltsensilla Bearbeiten Spalt oder Lyriforme Sensilla haben dieselben Aufgaben wie Kuppelsensilla jedoch sind sie auf den Vibrationssinn besonders bei Spinnentieren spezialisiert 5 6 Sie werden durch zahlreiche parallele Spalten in der Exocuticula ausserst liegende Cuticulaschicht gebildet Im Zentrum eines jeden Spaltes befindet sich ein sogenannter Kopplungszylinder eine zylinderformige Vertiefung an der der Dendrit Cytoplasmafortsatz einer Nervenzelle der zugehorigen Sinneszelle angreift Spaltsensilla dienen zur Wahrnehmung von Boden und bei Spinnen von Netzvibrationen reagieren aber auch auf Luftschall im Frequenzbereich zwischen 100 und 2500 Hz optimal zwischen 300 und 700 Hz Chemosensillum Bearbeiten Ein Geruchssensillum ist ein Sensillum zur Wahrnehmung chemischer Reize geringer Konzentration auf den Antennen von Insekten 7 Es handelt sich dabei um cuticulare Sinnesorgane Die Riechstoffe gelangen uber Poren 150 bis 50 000 pro Sensillum zu den 1 bis 45 Sinneszellen Ein Geschmackssensillum ist ein Sensillum zur Wahrnehmung chemischer Reize hoherer Konzentration Sie befinden sich auf dem Labellum Spitze der Unterlippe auf dem Tarsus Fuss 8 auf den Labial und Maxillarpalpen Mundwerkzeuge an Lippen und Oberkiefer auf der Russelspitze auf den Antennen sowie im Bereich der Hypo und Epipharynx Anhange der Kopfkapsel unechte Mundwerkzeuge Chemosensilla auf ihren Antennen ermoglichen Ameisen Camponotus japonicus die Unterscheidung von Individuen des eigenen Baues von fremden 9 Hygro und Thermosensillum Bearbeiten Einige Sansilla sind feuchte und temperaturempfindlich 10 11 Tubularsensillum Bearbeiten Die Funktion der Tubularsensilla ist ungeklart 12 Reptilien BearbeitenBei vielen Geckos einigen Agamen und Leguanen finden sich haarahnliche Rezeptoren der Beschuppung besonders am Schwanz 13 Es handelt sich dabei um Mechano oder Thermorezeptoren einige werden auch mit Gerauschentwicklungen in Verbindung gebracht 14 15 Ihnen wird haufig die Funktion zugesprochen die Stelle zum Abwurf des Schwanzes im Gefahrfall zu determinieren und die zuckenden Bewegungen des Schwanzteiles zu initiieren 16 17 Sie haben sich entwickelt aus feinen Auslaufern der Schuppen die durch einen Lotuseffekt die Benetzungsfahigkeit mit Wasser vermindern Einzelnachweise Bearbeiten H I Runion P N R Usherwood Tarsal receptors and leg reflexes in the locust and grasshopper In Journal of Experimental Biology 49 Nr 2 1968 S 421 436 Rainer F Foelix I Wu Chu Wang The morphology of spider sensilla I Mechanoreceptors In Tissue and Cell 5 Nr 3 1973 S 451 460 doi 10 1016 S0040 8166 73 80037 0 a b A K Bromley J A Dunn M Anderson Ultrastructure of the antennal sensilla of aphids In Cell and Tissue Research 205 1980 S doi 10 1007 BF00232289 Eric Hallberg Bill S Hansson Arthropod sensilla Morphology and phylogenetic considerations In Microscopy Research and Technique 47 1999 S 428 439 doi 10 1002 SICI 1097 0029 19991215 47 6 lt 428 AID JEMT6 gt 3 0 CO 2 P Andrew S French Paivi H Torkkeli Mechanotransduction in spider slit sensilla In Canadian Journal of Physiology and Pharmacology 82 Nr 8 9 2004 S 541 548 doi 10 1139 y04 031 Friedrich G Barth Ein einzelnes Spaltsinnesorgan auf dem Spinnentarsus seine Erregung in Abhangigkeit von den Parametern des Luftschallreizes In Zeitschrift fur Vergleichende Physiologie 55 1967 S 407 449 doi 10 1007 BF00302624 Ulla Klein Sensillum lymph proteins from antennal olfactory hairs of the moth Antheraea polyphemus Saturniidae In Insect Biochemistry 17 Nr 8 1987 S 1193 1204 doi 10 1016 0020 1790 87 90093 X Tamara Elmore Rickard Ignell John R Carlson Dean P Smith Targeted mutation of a Drosophila odor receptor defines receptor requirement in a novel class of sensillum In The Journal of Neuroscience 23 Nr 30 2003 S 9906 9912 Mamiko Ozaki et al Ant nestmate and non nestmate discrimination by a chemosensory sensillum In Science 309 Nr 5732 2005 S 311 314 doi 10 1126 science 1105244 F Yokohari The sensillum capitulum an antennal hygro and thermoreceptive sensillum of the cockroach Periplaneta americana L In Cell and Tissue Research 216 Nr 3 1981 S 525 543 Volker Hartenstein James W Posakony A dual function of the Notch gene in Drosophila sensillum development In Developmental Biology 142 Nr 1 1990 S 13 30 doi 10 1016 0012 1606 90 90147 B Volker Storch Robert P Higgins M Patricia Morse Ultrastructure of the body wall of Meiopriapulus fijiensis Priapulida In Transactions of the American Microscopical Society 1989 S 319 331 Uwe Hiller Morphology and electrophysiological properties of cutaneous sensilla in agamid lizards In Pflugers Archiv 377 Nr 2 1978 S 189 191 doi 10 1007 BF00582851 Natalia G Nikitina Natalia B Ananjeva The skin sense organs of lizards of Teratoscincus Genus Squamata Sauria Gekkonidae PDF In Herpatologia Petropolitana 2003 S 291 295 A P Russell A M Bauer Caudal morphology of the knob tailed geckos genus Nephrurus Reptilia Gekkonidae with special reference to the tail tip In Australian Journal of Zoology 35 Nr 6 1987 S 541 551 doi 10 1071 ZO9870541 Anthony P Russell Erica K Lai G Lawrence Powell Timothy E Higham Density and distribution of cutaneous sensilla on tails of leopard geckos Eublepharis macularius in relation to caudal autotomy In J Morphol 2014 doi 10 1002 jmor 20269 Aaron M Bauer Anthony P Russell Morphology of gekkonid cutaneous sensilla with comments on function and phylogeny in the Carphodactylini Reptilia Gekkonidae In Canadian Journal of Zoology 66 Nr 7 1988 S 1583 1588 doi 10 1139 z88 231 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sensillum amp oldid 219079711