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Die Kriebelmucken Simuliidae sind eine Familie der Zweiflugler Diptera und gehoren zu den Mucken Nematocera Weltweit leben etwa 2400 Arten dieser Tiergruppe mehr als 50 Arten sind aus Deutschland bekannt Es handelt sich dabei um meist kleine Mucken mit Korperlangen zwischen zwei und sechs Millimetern Kriebelmuckeneine Kriebelmucke WeibchenSystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta Ordnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Mucken Nematocera Teilordnung Stechmuckenartige Culicomorpha Familie KriebelmuckenWissenschaftlicher NameSimuliidaeNewman 1834Die Weibchen fast aller Kriebelmucken Arten 97 6 Prozent der Arten 1 sind obligate Blutsauger bei warmblutigen Wirtsarten darunter auch dem Menschen Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Saugrussel und Saugakt 2 Lebensweise 3 Fortpflanzung 4 Larvalentwicklung 5 Schadwirkung bei Mensch und Nutztieren 5 1 Kriebelmucken als Plageerreger 5 2 Kriebelmucken als Krankheitsubertrager 6 Phylogenie 7 Systematik 8 Fossile Belege 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenKriebelmucken 2 3 sind kleine Zweiflugler mit einer Korperlange zwischen zwei und sechs Millimetern Ihr Korperbau ist robust und gedrungen mit kurzen Beinen sie ahneln daher im Habitus eher kleinen Fliegen Sie sind in der Regel schwarz gefarbt deshalb englisch blackflies einige Arten besitzen aber eine gelbe bis orangefarbene Tonung oder ein silbrig helles Zeichnungsmuster Die Geschlechter lassen sich an der Ausbildung der Komplexaugen leicht erkennen Bei den Mannchen sind diese sehr gross sie stossen in der Kopfmitte in breiter Linie zusammen holoptisch bei den Weibchen viel kleiner und breit durch die Stirn Frons voneinander getrennt Zudem besitzen Mannchen zwei Typen von Ommatidien die der oberen etwas grosseren Augenhalfte sind viel grosser und meist heller gefarbt mit ihrer Hilfe werden in den Paarungsschwarmen die Weibchen erkannt Punktaugen Ocellen fehlen in beiden Geschlechtern Die Antennen bestehen meist aus elf Segmenten selten weniger sie sind perlschnurartig an den Gliedergrenzen eingeschnurt kurz und meist zur Spitze hin verengt konisch Die Mundwerkzeuge bilden einen kurzen Saugrussel der nach unten weist Auffallig sind die beiden verlangerten viergliedrigen Unterkiefertaster deren drittes Glied vergrossert ist es tragt Sinnespapillen die als Geschmacksorgane Chemosensoren dienen Der Kopf ist kugelig er ist meist schmaler bei den Mannchen manchmal genauso breit wie der Rumpfabschnitt Der Rumpf der Kriebelmucken ist kurz und hoch gewolbt was den Tieren ein gebuckeltes Aussehen verleiht Die glasklaren oder etwas rauchig getrubten ungezeichneten Flugel sind breit und kurz von abgerundet ovaler Form Im Flugelgeader kommen Queradern nur zur Flugelbasis hin vor Die ersten drei Langsadern zum Flugelvorderrand hin Costa Subcosta und erster Radiusast sind dunkel gefarbt beborstet und deutlich starker als die ubrigen Adern Die drei Beinpaare besitzen zapfenformig verlangerte Huften und funf Fussglieder Das letzte tragt zwei starke Krallen die bei Arten die an Vogeln saugen an der Basis einen lappenartigen Fortsatz besitzen Der langgestreckt ovale Hinterleib verengt sich zur Spitze hin etwas er besitzt neun frei sichtbare Segmente Die Kopulationsorgane der Mannchen an ihrer Spitze sind fur die Artbestimmung wichtig da die Arten in ihrer Korpergestalt sehr ahnlich und sonst nur schwer unterscheidbar sind Saugrussel und Saugakt Bearbeiten Beide Geschlechter der Kriebelmucken tragen einen kurzen Saugrussel Dieser wird nur von den Weibchen zum Blutsaugen eingesetzt Der Russel der Mannchen ist im Bau etwas vereinfacht Beide Geschlechter saugen zur eigenen Ernahrung Nektar aus Bluten die Blutmahlzeit dient nur zur Bildung der Eigelege Kriebelmucken sind Poolsauger das bedeutet sie reissen mit den Mundwerkzeugen eine kleine Wunde und saugen das aus verletzten Kapillaren austretende Blut auf das sich in einer kleinen Blase unter der Haut ansammelt Sie stechen also nicht wie etwa die Stechmucken direkt Blutgefasse an Der Stechrussel 4 besteht aus dem Labrum dem Hypopharynx den Mandibeln und den Laciniae der Maxillen Beim Stechakt werden zunachst das verlangert dreieckige Labrum und der Hypopharynx vorgeschoben und gegen die Haut gedruckt Dort werden sie durch am Ende sitzende Zahne verankert Anschliessend wird mit den gezahnten Mandibeln in einer scherenartigen Bewegung ein Loch in die Haut geschnitten Das Labrum wird in die Wunde vorgestreckt deren Seitenrander durch die Laciniae abgestutzt werden Die gezahnten Laciniae dienen zusatzlich zur Verankerung so dass beim Zug der Muskeln an ihnen der gesamte Russel in die Wunde hineingezogen wird Der messerartige gezahnte lange Hypopharynx unterstutzt das Eindringen weiter Zwischen Laciniae und Labrum ist ein Nahrungskanal ausgebildet durch den das Blut eingesaugt wird Gleichzeitig wird durch einen Speichelkanal zwischen Hypopharynx und Mandibeln Speichel abgegeben der die Blutgerinnung unterdruckt Eine Blutmahlzeit einer weiblichen Kriebelmucke dauert einige Minuten bei den meisten Arten etwa drei bis sechs Minuten 3 Oft kommt es zu einem mehr oder weniger langen Nachbluten Der Stich kann sehr schmerzhaft sein vor allem wenn Nerven getroffen werden manchmal wird er aber erst bemerkt wenn durch den abgegebenen Speichel Juckreiz einsetzt 5 Lebensweise BearbeitenBeide Geschlechter der Kriebelmucken sind Nektarsauger und fliegen entsprechend Pflanzen an die grosse und offene Nektarien besitzen etwa Weiden Efeu oder Pastinak Ausschliesslich die Weibchen sind bei fast allen Arten zusatzlich Blutsauger an Vogeln und Saugetieren Eine solche Blutmahlzeit ist notwendig zur Eientwicklung Die Wirtsfindung geschieht sowohl durch eine Kohlendioxidspur olfaktorisch als auch optisch Ist ein potentieller Wirt gefunden wird zunachst ein Probebiss angesetzt enthalt die gefundene Flussigkeit Adenosindiphosphat ADP oder Adenosintriphosphat ATP so setzt der Vollsaugvorgang ein Dabei sind sowohl die Wirte als auch die Positionen des Saugvorgangs artspezifisch So saugt Simulium equinum bevorzugt an den Ohrmuscheln von Pferden und anderen Grosssaugern Simulium erythrocephalum demgegenuber an der Bauchhaut der Tiere Etwa 2 4 Prozent der Arten besitzen unterentwickelte Mundwerkzeuge und sind nicht mehr imstande zu stechen bei ihnen nehmen die Weibchen keine Nahrung mehr auf Die Nahrstoffe fur das Eigelege werden hier bereits im Larvenstadium eingelagert sogenannte autogene Arten Fortpflanzung BearbeitenDie Kriebelmucken bilden zur Partnerfindung Schwarme in der Nahe grosserer dunkler Gegenstande z B bei Baumen Dabei darf der Wind nicht zu stark sein maximal 10 m s und die Lichtstarke muss uber 5000 Lux betragen Es werden keine Mischschwarme aus verschiedenen Arten gebildet Der Mechanismus zur Erkennung der Artgenossen ist jedoch bislang unbekannt Die Weibchen werden beim Uberfliegen dieser Schwarme von unten von einem Mannchen angeflogen die Begattung beginnt direkt anschliessend in der Luft und wird am Boden fortgefuhrt In der Geschlechtsoffnung des Weibchens hinterlasst das Mannchen eine Spermatophore Bei wenigen nur etwa 10 3 Arten kommt Parthenogenese eingeschlechtliche Fortpflanzung ohne mannliche Befruchtung vor Larvalentwicklung Bearbeiten source source source source source source source Eine Kriebelmucke tupft ihre Eier auf die Wasseroberflache eines Baches nbsp Larve einer Kriebelmucke nbsp Larven in der Stromung ausgerichtet nbsp Larvenstadien 1 Puppe 2 LarveDie Anzahl der Eier ist artspezifisch Sie reicht von etwa 50 bei Prosimulium ursinum bis zu 1000 bei Simulium reptans pro Weibchen Die Eier werden immer an oder in Fliessgewasser abgegeben Haufig geschieht dies durch Auftupfen auf die Wasseroberflache Simulium erythrocephalum legt die Eier an Wasserpflanzen in Hohe des Wasserspiegels Simulium equinum taucht unter und legt die Eier auf der Unterseite von schwimmenden Blattern ab Simulium morsitans wiederum legt die Eier an Pflanzenstangel oder in Erdspalten oberhalb der Wasserlinie ab Die Gelege sind haufig von einer Gallertmasse umgeben die zu Beginn der Entwicklung bis zu 68 Wasser aufnimmt Diese wasserhaltige Gallerte wirkt beim Trockenfallen der Eier als Austrocknungsschutz Die Larven der Kriebelmucken sind ausschliesslich in Fliessgewassern zu finden wobei die artspezifischen Anspruche an die Wasserqualitat die Fliessgeschwindigkeit und an andere Faktoren sehr stark variieren Einige Arten der Kriebelmuckenlarven dienen dementsprechend als Leit oder Monitororganismen zur Bestimmung der Wassergute und Wasserqualitat mittels des Saprobiensystems So werden einige Arten der Gattung Simulium und Prosimulium als Zeigerarten fur Gewasserguten im Bereich der Guteklassen I bis II betrachtet Kennzeichnend fur die Larven der Kriebelmucken ist der unpaare und einziehbare Brustfuss Scheinfusschen sowie der Hakenkranz am Hinterende der Larve Beide sind mit mehreren Hundert Hakchen bewehrt die radiar angeordnet sind Mit Hilfe des hinteren Hakenkranzes sind die Larven an Pflanzenteilen Steinen oder anderen Substraten in einem Gespinst aus sehr elastischer Seide befestigt die durch Drusen im Bereich der Mundwerkzeuge Labialdrusen gebildet wird und mit dem Brustfusschen abgenommen und auf dem Substrat aufgetragen wird Der Korper wird aus dieser Position heraus frei in die Stromung gestellt Eine Fortbewegung der Larven geschieht nach Art der Spannerraupen durch Klettern an einem Faden oder einfach durch Verdriftung Die Atmung erfolgt uber die Haut ausserdem dienen Analpapillen zur Osmoregulation durch Ionenaufnahme Die meisten Kriebelmuckenlarven besitzen zur Nahrungsaufnahme einen Fangkescher Auf der Oberlippe stehen dabei zwei jeweils einen Haarfacher tragende ein und ausklappbare Fortsatze Diese sind von einem zahen Schleim uberzogen in dem sich mit der Stromung treibende Nahrungspartikel Detritus und Kleinstorganismen verfangen Zur Nahrungsaufnahme werden diese Facher an den Mandibeln entlang gezogen der Schleim bleibt in den Haarborsten oberhalb der Mandibeln hangen Einige Kriebelmuckenlarven haben keinen Fangkescher und ernahren sich durch Abweiden des Substrates Nach sechs bis neun Larvenstadien sind die Larven ausgewachsen und spinnen einen pantoffelformigen Kokon welcher auf dem Substrat befestigt wird In diesem findet die Verpuppung statt Das Vorderende des Kokons ist dabei offen und gegen die Stromung gerichtet An dieser Stelle liegen die Spirakulumkiemen der Puppe Die Form und die Anzahl der Lamellen auf dieser Atmungsstruktur ist artspezifisch verschieden genauso wie die Form des Kokons in dem die Puppe mit Hakchen des Hinterendes verhakt ist Das Innere der in der Kieme enthaltenen Kiemenfaden ist uber eine basale Offnung wassergefullt die aussere Wand besteht aus zahlreichen senkrecht abstehenden reich verzweigten Stutzen Das Hohlraumsystem zwischen den Stutzen ist luftgefullt und entnimmt dem umgebenden Wasser Sauerstoff durch Diffusion Durch eine bislang noch weitgehend unbekannte Struktur steht es mit dem Tracheensystem in Verbindung und ermoglicht so der Puppe die Atmung Die Uberwinterung erfolgt in Mitteleuropa in der Regel als Larve in Nordeuropa als Ei Letztere sind frostresistent und konnen unversehrt eingefroren werden Die Verpuppung erfolgt erst nach Erreichen einer Schwellentemperatur welche etwa bei den untersuchten Simulium Arten bei circa vier Grad Celsius liegt Dadurch kommt es zu einer zeitgleichen Puppenentwicklung sowie zu einer Synchronisation des Schlupfens aus der Puppenhulle im Fruhjahr In Mitteleuropa werden eine bis sechs Generationen pro Jahr gebildet in tropischen Tieflandflussen konnen sich bis zu 16 Generationen pro Jahr bilden Bei einigen Arten wie etwa Simulium erythrocephalum gibt es deutliche Unterschiede zwischen der ersten Generation im Fruhjahr und spateren Generationen Saisondimorphismus Schadwirkung bei Mensch und Nutztieren BearbeitenEtwa zwei Drittel aller blutsaugenden Kriebelmucken Arten saugen an Saugetieren etwa ein Drittel der Arten an Vogeln einige Arten an beiden andere Wirbeltierwirte werden nicht angenommen Die Wirtsspezifitat der Arten ist sehr unterschiedlich nicht wenige Arten sind polyphag mit mehr als 30 bekannten Wirtsarten In fast allen biogeographischen Regionen der Welt akzeptieren etwa 10 Prozent der Arten oder etwas weniger auch den Menschen als Wirt wobei keine Art existiert die ausschliesslich und spezifisch am Menschen saugt Von den am Menschen oder seinen Haustieren saugenden Arten gelten aber nur wenige als ernstere Schadlinge oder Lastlinge von den 60 am Menschen nachgewiesenen Arten in Nordamerika etwa weniger als ein Drittel davon Typischerweise resultiert als Folge eines Stichs nur eine kleine rote Stichquaddel die gelegentlich anschwellen kann Da die einzelnen Weibchen aber ausserst hartnackig sein konnen und meist nicht ohne Blutmahlzeit von einem einmal lokalisierten Wirt ablassen konnen sie ausserst lastig werden 3 Bei Kriebelmucken sind Arten zu unterscheiden die Menschen und Tiere belastigen und solchen die zu Gesundheitsschaden fuhren konnen etwa als Vektoren von Krankheitserregern Weltweit gelten nur etwa 50 Arten als okonomisch oder medizinisch bedeutsame Schadlinge wenn man die Kleinarten des medizinisch bedeutsamen Simulium damnosum Artenkomplexes als eine Art wertet In Europa westlich von Russland sind das die Arten Simulium posticatum beim Menschen und Simulium colombaschense nur historisch Simulium equinum Simulium erythrocephalum Simulium lineatum Simulium ornatum s l und Simulium reptans am Weidevieh Anders als etwa in Nordamerika kommen als Schadlinge an Geflugel bedeutsame Arten hier gar nicht vor 3 Kriebelmucken als Plageerreger Bearbeiten Eine Reihe haufiger Kriebelmuckenarten konnen durch ihr massenhaftes Auftreten sehr lastig werden Neben zahlreichen Stichen konnen bereits die wolkenartig dicht in manchen Lebensraumen auftretenden Schwarme zu einer Belastigung fuhren indem etwa zahlreiche Tiere in Mund und Nase eindringen und unbeabsichtigt in die Lungen inhaliert werden In Europa zahlen dazu die Arten Simulium truncatum S maculatum S posticatum S reptans S erythrocephalum und alle Arten von Simulium Untergattung Wilhelmia 5 in Nordamerika S jenningsi 3 Bei einigen Arten wird auch der Mensch als Wirt angenommen Der Biss ist haufig schmerzhaft und hat eine lokale Blutverdunnung sowie Blutergusse zur Folge da mit dem Speichel der Mucke Blutgerinnungshemmer in die Wunde gelangen Bei sensibilisierten Personen kann der Stich von Kriebelmucken zu recht starken lokalen allergischen Reaktionen fuhren die in der Regel nicht Immunglobulin E moduliert sind 6 Dabei wird als Reaktion auf den Stich korpereigenes Histamin in der Wunde freigesetzt daneben enthalt aber auch der Speichel der Mucken selbst Histamin 7 8 Symptome sind Quaddel und Knotchenbildung bis hin zu ausgedehnten Erythemen und Odemen begleitet von anhaltendem Juckreiz gelegentlich schmerzend Starke Reaktionen fuhren zum Anschwellen der gesamten Extremitat bei Stichen in die Augenlider zum Zuschwellen des Auges Durch unkontrolliertes Kratzen kann eine Lymphangitis ausgelost werden Wiederholte Stiche fuhren gelegentlich zum Krankheitsbild der Simuliose auch black fly fever mit Kopfschmerz Schuttelfrost Ubelkeit und Brechreiz Anschwellung und Weichheit der Lymphknoten akut schmerzenden Gelenken und Mattigkeit Von anekdotischen Berichten unklarer Substanz aus Russland vor dem 20 Jahrhundert abgesehen sind keine Todesfalle durch Kriebelmucken Stiche beim Menschen verburgt 5 3 Beim Weidevieh kommt es in Deutschland meist im April bis Juni zu oft zahlreichen zusammenfliessenden nadelstichartigen Blutungen an schwach behaarten Hautpartien wie Euter Hodensack und Vorhaut Schenkelinnenseite Bauchflache Mund Nase und After es konnen sich subkutane Schwellungen Odeme ausbilden Im Atemwegstrakt kann es durch Laryngitis und Pharyngitis zu Atembeschwerden kommen Nach haufigen Stichen kommt es gelegentlich zum Krankheitsbild der Simuliotoxikose durch eine uberempfindliche Reaktion auf die im Speichel der Mucken enthaltenen Toxine diese konnen binnen zwei bis vier Tagen zum Tod fuhren Ausserdem droht eine Blutvergiftung Toxamie 9 Bei Massenbefall konnen Kriebelmucken so den Tod von Weidetieren herbeifuhren Neben Herz Kreislauf Versagen und massiven Hautirritationen kommen die Tiere besonders infolge der durch die Parasiten verursachten Panik und damit verbundenen unkontrollierten Flucht zu Schaden Vorbeugend werden daher an Sammelplatzen Insektizide eingesetzt Besonders beruchtigt ist die Kolumbatscher oder Golubatzer Mucke Simulium colombaschense in den Donaulandern auf dem Balkan Uber diese Art kann man in Brehms Tierleben 1920 lesen Die beruchtigtste europaische Gnitze ist die Kolumbatscher Mucke so genannt nach den serbischen Dorfe Kolubazs wo sie der Aberglaube der Bevolkerung aus einer Felshohle entkommen lasst in der vermeintlich Ritter St Georg den Lindwurm erlegte Ferner heisst es dort In den Gegenden der ganzen unteren Donau verbreiten sie Furcht und Schrecken bei Mensch und Vieh Zu Tausenden und Abertausenden kriechen die kaum flohgrossen Gnitzen den Weidetieren Pferden Rindern und Schafen in Nase Ohren und Maul stechen und saugen Blut so dass die gemarterten Tiere wie tollwutig davonrasen und schliesslich vor Erschopfung tot zusammenbrechen Anmerkung Gnitzen und Kriebelmucken wurden zu dieser Zeit noch zu einer Familie zusammengefasst Fruher wurde die Art fur bis zu 22 000 Todesfalle an Vieh pro Jahr im Donautal verantwortlich gemacht Der letzte grosse Ausbruch im Jahr 1950 verursachte etwa 800 tote Tiere Seitdem sind die Schaden stark zuruckgegangen Moglicherweise ist die Art durch den Bau von Staudammen an der Donau unbeabsichtigt verdrangt worden weil sich die Stromungsverhaltnisse veranderten Die Art kommt in den fruher am starksten betroffenen Bereichen in der Donau heute nicht mehr vor 10 Kriebelmucken als Krankheitsubertrager Bearbeiten Vor allem im subtropischen und tropischen Afrika aber auch in Sudamerika sind Vertreter der Kriebelmucken ausserdem Ubertrager des Fadenwurmes Onchocerca volvulus auf den Menschen Dieser Wurm ist der Erreger der Onchozerkose Flussblindheit die bei etwa zehn Prozent der Erkrankten zur Erblindung fuhrt Bei den Krankheitsubertragern handelt es sich ausschliesslich um einige Vertreter der Gattung Simulium etwa S damnosum und S neavei in Afrika beides eigentlich ein Komplex zahlreicher nahe verwandter extrem ahnlicher Arten und S callidum und S metallicum in Mittelamerika ferner S ochraceum in Mittel und Sudamerika wobei die Krankheit in Amerika weitaus seltener ist sie wurde hier wohl erst mit dem Sklavenhandel eingeschleppt Das Risiko der Erkrankung hangt auch von den spezifischen Lebensraumen der als Vektoren dienende Kriebelmucken ab Simulium damnosum Larven leben spezifisch in Bereichen starker Stromung und Stromschnellen mittelgrosser bis grosser tropischer Flusse je nach Kleinart in Savannen bis hin zu Bergregenwaldern Simulium neavei Arven leben in beschatteten perennierenden Bachen nur innerhalb von Waldern wobei die Larven auf dem Panzer von Susswasserkrabben der Gattung Potamonautes leben Phoresie seltener auch auf anderen bodenlebenden Wirbellosen am Gewassergrund 11 Die lateinamerikanischen Arten Simulium metallicum leben in grossen und Simulium ochraceum in kleinen Bachen die in bewaldeten Bergen entspringen Die Larven der Vektoren Simulium exiguum und Simulium oyapockense besiedeln grosse Flusse im tropischen Regenwald die von Simulium guianense spezifisch felsige Untiefen darin 3 Ausserdem wird der Filariose Erreger Mansonella ozzardi auf den Menschen ubertragen dokumentiert im Nordwesten Argentiniens und im Westen der Amazonas Region in Sudamerika sowie in Panama 3 Siehe auch Parasiten des MenschenPhylogenie BearbeitenIn der traditionellen Systematik aufbauend auf die Arbeiten von Willi Hennig bildeten die Simuliidae zusammen mit den Gnitzen Ceratopogonidae den Zuckmucken Chironomidae und den Dunkelmucken Thaumaleidae die Uberfamilie der Chironomoidea innerhalb der Teilordnung der Culicomorpha Neuere Untersuchungen auf morphologischer 12 und genetischer 13 14 Basis haben diese Gruppierung nur teilweise unterstutzt Zwar erwiesen sich die Culicomorpha ubereinstimmend als monophyletisch Die Uberfamilie der Chironomoidea konnte allerdings nicht aufrechterhalten werden Den Ergebnissen zufolge sind die Zuckmucken das namengebende Taxon nicht dazugehorend wahrend die anderen drei Familien vermutlich eine naturliche Einheit bilden von Borkent als Uberfamilie Simulioidea benannt Schwestergruppe der Simuliidae sind den Ergebnissen zufolge die Thaumaleidae Beide Familien sind als Imagines in der Gestalt morphologisch ahnlich relativ robuste kurzbeinige Formen Antennen kurz bei den Mannchen nicht modifiziert sie weisen allerdings keine unzweideutigen morphologischen Synapomorphien auf und galten bei Untersuchungen auf morphologischer Basis meist nicht als zusammengehorig Systematik BearbeitenZurzeit Stand Anfang 2022 werden nach einer Auflistung des US amerikanischen Entomologen Peter Adler 2415 wissenschaftlich beschriebene Arten von Kriebelmucken taxonomisch anerkannt Davon sind 2398 Arten lebend rezent und 17 nur fossil erhalten 15 Die korrekte Artenzahl anzugeben ist schwierig da bekanntermassen viele morphologisch beschriebene Arten Morphospezies der Kriebelmucken aus zahlreichen genetisch und teilweise auch okologisch unterscheidbaren Linien Kryptospezies bestehen die teilweise als Arten beschrieben wurden teilweise nicht Hier sind noch Anderungen zu erwarten Die Kriebelmucken lassen sich in zwei Unterfamilien einteilen die hier mit den zugehorigen Gattungen aufgefuhrt sind Eine der beiden Simuliinae lasst sich noch weiter in zwei Tribus untergliedern Die Simuliini und die Prosimuliini Die grosse und artenreiche Gattung Simulium mit alleine fast 2000 Arten wird von zahlreichen Autoren aufgespalten Gattungen Eusimulium Nevermannia Wilhelmia Boophthora usw Diese werden heute meist als Untergattungen aufgefasst Die Familie ist morphologisch sowohl im Imaginal wie im Larvalstadium so einheitlich dass es nach Jensen 16 vertretbar ware alle Arten mit Ausnahme der amerikanischen Gattung Parasimulium in eine einzige Gattung zu stellen Familie Kriebelmucken Simuliidae nur rezente Gattungen Artenzahlen der Gattungen Stand 2022 Parasimuliinae Parasimulium 4 Arten Nordamerika Simuliinae Prosimuliini Gymnopais 12 Arten Nordamerika und Sibirien Helodon 36 Arten holarktisch in Europa eine Art Helodon ferrugineus nur in Skandinavien Levitinia 3 Arten West bis Zentralasien Prosimulium 80 Arten holarktisch Twinnia 10 Arten holarktisch in Europa eine Art Twinnia hydroides Urosimulium 3 Arten Mittelmeerraum Simuliini Araucnephia 3 Arten Sudamerika Araucnephioides 1 Art Chile Austrocnephia 5 Arten Australien Austrosimulium 30 Arten Australien und Neuseeland Bunyipellum 1 Art Australien Cnephia 7 Arten holarktisch in Europa zwei Arten Cnesia 3 Arten Argentinien Cnesiamima 1 Art Argentinien Crozetia 2 Arten Endemiten der Crozetinseln Ectemnia 4 Arten Nordamerika eine fossile Art im baltischen Bernstein Ectemnoides 6 Arten Australien Gigantodax 65 Arten Sudamerika und vorgelagerte Inseln wenige Arten bis ins sudliche Nordamerika Greniera 13 Arten holarktisch in Europa zwei Arten Lutzsimulium 4 Arten Brasilien Metacnephia 57 Arten holarktisch Nothogreniera 2 Arten Australien Paracnephia 9 Arten sudliches Afrika Paraustrosiumulium 3 Arten Australien und Chile Pedrowygomyia 5 Arten Sudamerika Protaustrosimulium 4 Arten Australien Simulium 1971 Arten weltweit verbreitet Simulium ornatum Stegopterna 14 Arten holarktisch in Europa eine Art Stegopterna trigonium Sulcicnephia 24 Arten Zentral und Ostasien Tlalacomyia Syn Mayacnephia 16 Arten Nord und Mittelamerika Fossile Belege BearbeitenDie alteste bekannte fossile Kriebelmucke stammt aus dem Mittleren Jura Zentralasiens 17 Daruber hinaus wurden Kriebelmucken in verschiedenen Bernsteinvorkommen gefunden sind aber rar Aus Baltischem Bernstein sind mindestens funf Arten der Gattung Simulium beschrieben ferner liegen aus anderen tertiaren Bernsteinlagerstatten Einzelfunde vor Sizilianischer Bernstein und Dominikanischer Bernstein 18 19 Besonders erwahnenswert ist der Fund einer weiblichen Kriebelmucke im Baltischen Bernstein die sich mit einer Zuckmucke paart Die Fuhler der mannlichen Zuckmucke waren offenbar von Nematoden befallen so dass der erwahlte Geschlechtspartner nicht mehr exakt erkannt werden konnte 20 Literatur BearbeitenRoger W Crosskey The natural history of blackflies John Wiley amp Sons Chichester New York Brisbane Toronto Singapore 1990 ISBN 0 471 92755 4 Klaus Honomichl Heiko Bellmann Biologie und Okologie der Insekten CD ROM Gustav Fischer Stuttgart 1994 ISBN 0 271 00417 7 Ke Chung Kim Richard W Merritt Hrsg Black flies Ecology population management and annotated world list Pennsylvania State University Press University Park London 1987 ISBN 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Teil 6 1956 engl Ubersetzung B R Sharma E J Brill Leiden etc 1990 ISBN 90 04 08871 7 Part 1 Introduction Morphology External Anatomy a b c d e f g h i Peter H Adler John W McCreadie Black Flies Simuliidae Kapitel 14 In Gary R Mullen amp Lance A Durden editors Medical and Veterinary Entomology 3 Auflage Academic Press Elsevier 2019 ISBN 978 0 12 814043 7 Harald W Krenn Horst Aspock Form function and evolution of the mouthparts of blood feeding Arthropoda In Arthropod Structure amp Development Band 41 2012 S 101 118 doi 10 1016 j asd 2011 12 001 a b c Doreen Werner Jorg Grunewald Kriebelmucken Diptera Simuliidae und ihre Rolle als Krankheitsubertrager In Horst Aspock Hrsg Krank durch Arthropoden In Denisia Band 30 2010 S 233 243 zobodat at PDF Richard F Lockey Allergens and Allergen Immunotherapy 3 Auflage Marcel Dekker New York Basel 2004 ISBN 0 8247 5650 9 Abschnitt Blackflies S 361 H P Wirtz Analyse der Histaminanteile im Speichel verschiedener Kriebelmuckenarten Diptera Simuliidae In 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