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Klassifikation nach ICD 10B73 OnchozerkoseICD 10 online WHO Version 2019 Onchozerkose oder Onchozerkiasis ist eine in den tropischen Gebieten Afrikas und Amerikas vorkommende Krankheit des Menschen Die chronische Krankheit wird durch Filarien der Art Onchocerca volvulus aus der Gruppe der Fadenwurmer verursacht und fuhrt bei etwa 10 Prozent der Erkrankten zur unheilbaren Erblindung der sogenannten Flussblindheit Nach Angaben der Christoffel Blindenmission sind weltweit rund 30 Millionen Menschen mit Filarien infiziert von denen uber 99 Prozent in Afrika leben Der Name Flussblindheit geht auf den Ubertragungsort der Krankheit zuruck da Kriebelmucken als Zwischenwirte fungieren 1 Durch Onchozerkose eingetrubte Augen eines erblindeten BetroffenenFlussblindheit zahlt zu den sogenannten Big Five den funf haufigsten Vernachlassigten Tropischen Krankheiten die auch als NTDs engl neglected tropical disease bezeichnet werden und gemeinsam 90 Prozent der armutsassoziierten Tropenkrankheiten ausmachen 2 Die Erblindung entsteht durch das Absterben der Wurmer die durch den gesamten Korper wandern konnen in den Augen und die daraus resultierenden Entzundungen Nach einer langsamen Eintrubung des Auges erblinden Betroffene vollstandig und irreversibel 1 Inhaltsverzeichnis 1 Infektionsweg 2 Therapie 3 Bekampfung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseInfektionsweg Bearbeiten nbsp Lebenszyklus von Onchocerca volvulusKrankheitsubertrager der Onchozerkose sind Kriebelmucken der Gattung Simulium etwa S damnosum und S neavei in Afrika und S callidum und S metallicum in Mittelamerika ferner S ochraceum in Mittel und Sudamerika Die blutsaugenden Kriebelmucken fungieren als Zwischenwirte die von erkrankten Menschen Mikrofilarien aufnehmen In den Mucken entstehen aus den Mikrofilarien Wurmlarven mit denen sie beim Blutsaugen wiederum Menschen infizieren Nach der Ubertragung der Wurmlarven auf den Menschen dauert es uber zehn Monate bis sich daraus geschlechtsreife Fadenwurmer entwickeln Die Fadenwurmer die eine Lebensdauer von bis zu 17 Jahren haben lagern sich als Parasiten im Bindegewebe ein und erzeugen Mikrofilarien Die ausgewachsenen mannlichen und weiblichen Wurmer leben meist zu mehreren verknauelt in bis zu 5 cm grossen Onchozerkomen in der Unterhaut wahrend die sehr kleinen Mikrofilarien das Bindegewebe durchstromen Man trifft die Mikrofilarien jedoch auch in den Augen an wo sie Sehbehinderungen bis Erblindungen verursachen konnen Der Ausdruck Flussblindheit lasst sich von dem Vorkommen der Krankheit meist in der Nahe von Fliessgewassern ableiten Grund hierfur ist die Tatsache dass die Larven der Kriebelmucke in solchen Gewassern aufwachsen und im adulten Stadium Warmbluter in der naheren Umgebung aufsuchen Therapie BearbeitenDurch Behandlungen mit Ivermectin das die Mikrofilarien abtotet und Suramin zur Bekampfung der Adultwurmer ist eine vollstandige Heilung moglich Suramin ist die Wirksubstanz des 1916 von Oskar Dressel und Richard Kothe synthetisierten Germanin dem ersten Heilmittel gegen die Schlafkrankheit und andere durch Trypanosomen verursachte Erkrankungen Ein neuer Ansatz in der Bekampfung der Onchozerkose besteht in der Gabe eines Antibiotikums Doxycyclin Dieses ist gegen die fur den Fadenwurm essenziellen Endosymbionten der Gattung Wolbachia gerichtet Eine sechswochige Behandlung mit Doxycyclin bewirkt die Sterilisation der weiblichen Wurmer 3 Bekampfung Bearbeiten nbsp Kind fuhrt eine durch Onchozerkose erblindete AngehorigeAnfang der 1970er Jahre kam es in Afrika zu einem starken Anstieg der Krankheitsfalle besonders in Burkina Faso Neben den schweren gesundheitlichen Folgen entwickelte sich zunehmend ein okonomisches Problem da viele fruchtbare Flusstaler verlassen wurden und dieses zu Einbussen in der Nahrungsproduktion und sozialen Problemen fuhrte Unter Mitwirken der Weltgesundheitsorganisation wurde seit 1974 das Onchocerciasis Control Programme OCP zur Bekampfung ausgetragen anfanglich in den sieben westafrikanischen Staaten Benin Burkina Faso Ghana Elfenbeinkuste Mali Niger und Togo Zehn Jahre spater schlossen sich Guinea Guinea Bissau Senegal und Sierra Leone dem Programm an Lange war kein geeignetes Medikament bekannt die Behandlung der Onchozerkose erfolgte mit Diethylcarbamazin welches massive Nebenwirkungen wie z B die Mazzotti Reaktion hat Kern des Programms war die grossflachige Bekampfung der Larven der Kriebelmucke mit Insektiziden bzw Larviziden und die neuerliche Besiedlung der Ufergebiete 4 Ab 1988 erfolgte die Behandlung mit dem Wirkstoff Ivermectin bzw dem Medikament Mectizan Das Programm wurde 1995 in African Programme for Onchocerciasis Control APOC umbenannt und auf 24 Staaten erweitert Bis 2012 wurden uber 100 Millionen Menschen behandelt und 95 der Flache der betroffenen Regionen abgedeckt 5 1992 wurde ein Programm zur Bekampfung der Onchozerkose auf dem amerikanischen Kontinent initiiert wo sie 2011 noch in sechs Staaten Brasilien Kolumbien Ecuador Guatemala Mexiko Venezuela in 13 Einzelherden vorkam 6 Dieses war so erfolgreich dass in mehreren Staaten die Ausrottung der Krankheit bestatigt werden konnte Kolumbien 2013 Ecuador 2014 Mexiko 2015 7 Im September 2015 gab das Programm bekannt dass Onchozerkose auf dem amerikanischen Kontinent nur noch in einem abgelegenen Grenzgebiet von Brasilien und Venezuela vorkommt 8 9 2015 erhielten William C Campbell und Satoshi Ōmura den Medizin Nobelpreises fur die Entdeckung des Arzneistoffes Avermectin der gegen Fadenwurmer wirkt und wesentlicher Bestandteil der Bekampfung der Onchozerkose ist 10 In der neuen Roadmap der Weltgesundheitsorganisation ist die Bekampfung von Onchozerkose wieder enthalten 11 Das in London 2012 formulierte Ziel die Erkrankung durch Bereitstellung von Medikamenten bis 2020 unter Kontrolle zu bringen wurde jedoch nicht erreicht siehe hierzu auch Massnahmen zur Bekampfung vernachlassigter tropischer Krankheiten 12 Siehe auch BearbeitenParasiten des Menschen Wurmerkrankung Jean Hissette DracontiasisLiteratur BearbeitenBruce Benton Riverblindness in Africa Taming the Lion s Stare Johns Hopkins University Press Baltimore 2020 ISBN 978 1 4214 3966 2 A Hoerauf D W Buttner O Adjei E Pearlman Onchocerciasis In BMJ 2003 Jan 25 326 7382 S 207 210 Review PMID 12543839Einzelnachweise Bearbeiten a b Ursachen und Vorkommen von Flussblindheit Christoffel Blindenmission abgerufen 2 Juli 2021 Medizin Vernachlassigte Tropenkrankheiten Es trifft immer die Armen Deutsche Welle abgerufen 1 Juli 2021 Doxycyclin zur Chemotherapie der Filariosen Elimination von Wolbachien essenziellen bakteriellen Endosymbionten in den Wurmern Ellen de Nesnera River blindness battle A success story In Africa Report Jhg 31 Nr 1 Januar Februar 1986 S 31 African Programme for Onchocerciasis Control APOC WHO abgerufen am 7 Oktober 2015 Ken Gustavsen Adrian Hopkins Mauricio Sauerbrey Onchocerciasis in the Americas from arrival to near elimination In Parasites amp Vectors 4 2011 S 205 doi 10 1186 1756 3305 4 205 Onchocerciasis World Health Organization abgerufen am 3 Oktober 2015 Brazil and Venezuela border is the last place in the Americas with river blindness Outbreak News Today abgerufen am 3 Oktober 2015 Onchocerciasis Elimination Program for the Americas OEPA World Health Organization abgerufen am 3 Oktober 2015 Jan Andersson Hans Forssberg Juleen R Zierath Avermectin and Artemisinin Revolutionary Therapies against Parasitic Diseases The Nobel Assembly at Karolinska Institutet 5 Oktober 2015 abgerufen am 5 Oktober 2015 ENDING the NEGLECT to ATTAIN the SUSTAINABLE DEVELOPMENT GOALS engl Weltgesundheitsorganisation abgerufen 2 Juli 2021 London Declaration on Neglected Tropical Diseases Weltgesundheitsorganisation abgerufen 2 Juli 2021 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Onchozerkose amp oldid 237567353