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Der Menschenfloh Pulex irritans oft auch nur kurz Floh genannt ist ein blutsaugendes Insekt aus der Ordnung der Flohe Siphonaptera MenschenflohDer Menschenfloh Pulex irritans Abbildung aus Medical and Veterinary Entomology 1915 SystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta Ordnung Flohe Siphonaptera Familie PulicidaeGattung PulexArt MenschenflohWissenschaftlicher NamePulex irritansLinnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Vorkommen 3 Ernahrung 4 Entwicklung 4 1 Eiablage 4 2 Junglarven 5 Schadwirkung 6 Menschenfloh als Krankheitsubertrager 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Schemazeichnung des Kopfs des Katzenflohs Ctenocephalides felis Die Ctenidien fehlen beim Menschenfloh nbsp Modell eines weiblichen Menschenflohs Zoologische Sammlung RostockDer Menschenfloh besitzt die generelle Korpergestalt der Flohe und ist auf den ersten Blick nur schwer von anderen Floharten unterscheidbar Wie die meisten Flohe ist er gelblich bis gelbbraun gefarbt flugellos mit Sprungbeinen seitlich abgeflacht mit sehr stabilem Exoskelett stark sklerotisiert Weibchen der Art erreichen etwa 2 5 bis 3 5 Millimeter Korperlange die etwas kleineren Mannchen nur 2 bis 2 5 Millimeter Im Gegensatz zu vielen anderen Flohen fehlen sowohl an den Wangen Genae der Unterkante des Kopfs unterhalb der Augen wie auch am Hinterrand des Halsschilds Pronotum die Zahnkamme oder Ctenidien das sind Reihen aus sehr auffalligen starken meist dreieckig geformten Dornborsten 1 Wichtig fur die genaue Bestimmung der Gattung ist die Gestalt der schwer sichtbaren Antennen Diese sind kurz und konnen in eine Grube eingelegt werden die hinter dem Auge liegt Bei der Gattung Pulex ist die Endkeule der Antennen asymmetrisch geformt ihr erstes Glied blattformig verbreitert ihre Spitze uberragt den Rand des Auges Von anderen Floharten ohne Ctenidien die im Zusammenhang mit dem Menschen und seinen Haustieren verbreitet auftreten kann der Menschenfloh so unterschieden werden Beim Huhnerfloh oder auch Huhnerkammfloh Echidnophaga gallinacea ist der Vorderrand des Kopfs bei Ansicht von der Seite eckig gewinkelt nicht abgerundet wie beim Menschenfloh Schwerer ist die Unterscheidung vom Rattenfloh oder Pestfloh Xenopsylla cheopis der aber in Mitteleuropa nur selten auftritt Bei diesem sind die Mesopleuren ein Sklerit an der Seite des mittleren Rumpfsegments durch eine verstarkte Leiste scheinbar zweigeteilt ausserdem ist die Okularborste eine kleine Borste im Bereich der Augen vor dem auffalligen knopfformigen Auge ansitzend nicht unterhalb von diesem wie beim Menschenfloh Auch die Gattung Tunga mit dem Sandfloh Tunga penetrans ist ahnlich Beim Menschenfloh sind die Rumpfsegmente bei Ansicht von der Seite untereinander etwa gleich gross ausserdem ist bei Tunga die Antenne kurzer ihre Spitze uberragt nicht das Auge 2 3 4 5 Vorkommen BearbeitenDer Menschenfloh kommt weltweit vor 6 Da alle verwandten Arten der Gattung Pulex in Amerika leben und aus den meisten Teilen der Welt keine alten fossilen oder subfossilen Uberreste gefunden worden sind ist die vorherrschende wissenschaftliche Ansicht dass die Art ursprunglich nur in Amerika verbreitet war und erst vom Menschen weltweit verschleppt wurde Ein weithin akzeptiertes Modell 7 sieht den Ubergang auf den Menschen in Sudamerika wo der Mensch durch die Domestizierung des Meerschweinchens Cavia porcellus erstmals in engeren Kontakt mit dem Parasiten geriet Von hier ware er durch kulturellen Kontakt von Menschengruppen uber die Beringstrasse oder moglicherweise auch andernorts uber Bootsverkehr in die Alte Welt eingeschleppt und dort verbreitet worden Der Menschenfloh gehort zu den mobilen Floharten die zwar zur Fortpflanzung und Entwicklung der Larven auf ein Lager einen Bau oder ein Nest angewiesen bleiben aber als Imagines als Ektoparasit auf ihrem Wirt leben und daher von diesem leicht verschleppt werden konnen sobald direkte Kontakte bestehen Uberreste von Flohen sind in archaologischen Ausgrabungen eher selten Sie liegen aus prakolumbianischen indianischen Grabern aus Sud Peru vor die auf etwa 1000 v Chr datiert werden Nimmt man die die Domestizierung des Meerschweinchens die moglicherweise bereits 7000 vor Christus aber wahrscheinlich spatestens etwa 5000 vor Christus erfolgte als Startpunkt ist es bemerkenswert dass bereits fur das europaische Neolithikum etwa 3000 vor Christus die ersten Nachweise des Menschenflohs aus der Alten Welt vorliegen 8 Bemerkenswert ist auch der Fund in der Arbeitersiedlung im agyptischen Amarna die nur etwa 25 Jahre lang im Zeitraum etwa zwischen 1350 und 1323 vor Christus besiedelt war 9 10 Hier wurden in einem Graberfeld die Uberreste von 35 Menschenflohen und einem Katzenfloh gefunden was die verbreitete Prasenz der Art in Nordafrika bereits zum Ende des 2 Jahrtausends vor Christus beweist Da der Mensch die einzige Primaten Art ist die von Flohen befallen wird ist es extrem unwahrscheinlich dass der Mensch der primare Wirt des Parasiten sein kann der Ausdruck Menschen floh fuhrt also etwas in die Irre Als Wirte neben dem Menschen und dem Nagetier Meerschweinchen sind bekannt Schweine etwa auch die sudamerikanischen Nabelschweine Pekaris und das Hausschwein zahlreiche Raubtiere insbesondere Fuchse beim Rotfuchs Vulpes vulpes ist er die zweithaufigste Flohart beim amerikanischen Swiftfuchs Vulpes velox die haufigste 11 Insgesamt ist eine Vielzahl von zumindest gelegentlich befallenen Wirtsarten bekannt darunter neben zahlreichen Nagetieren bemerkenswerterweise mit dem hohlennistenden Kaninchenkauz Athene cunicularia eine Vogelart Der Menschenfloh tritt verbreitet auch auf Haustierarten auf neben Hausschweinen sind auch Hausziegen und selten Hauskatzen als Wirt nachgewiesen Der Haushund ist neben den Schweinen einer der wichtigsten Wirte Weltweit sollen etwa 10 Prozent der Hunde von dieser Art befallen sein 11 In Mitteleuropa ist der Menschenfloh selten geworden Viel haufiger werden Menschen vom Katzenfloh Ctenocephalides felis oder auch vom Hundefloh Ctenocephalides canis befallen Ernahrung BearbeitenAls Nahrung saugt er Blut kann jedoch auch bis zu einem Jahr ohne eine Mahlzeit auskommen Fur den Stich werden feuchtwarme Regionen am Korper bevorzugt Ein einziger Floh kann meist zur Nacht in kurzer Zeit den ganzen Korper mit Stichen ubersaen Normalerweise nimmt der Floh pro Tag eine Blutmahlzeit zu sich Dabei nimmt er wenn moglich oft das Zwanzigfache seines Eigengewichtes auf Ein Teil des angedauten Blutes wird kurz danach wieder ausgeschieden Die Flohstiche sind gelegentlich in einer Reihe angeordnet man spricht auch von Flohstrasse 12 Entwicklung BearbeitenDie Entwicklung des Menschenflohs verlauft uber die Stadien Ei Larve Puppe und Imago Ein solcher Zyklus dauert meist von einigen Wochen bis hin zu acht Monaten Eiablage Bearbeiten Die erste Begattung erfolgt etwa 8 bis 24 Stunden nach einer Nahrungsaufnahme Etwa einen Tag nach der Begattung beginnen die weiblichen Flohe mit der Eiablage Ein Weibchen legt pro Tag jeweils etwa 50 Eier die wahllos auf dem Wirtsorganismus abgelegt werden Sie sind weich oval hell nur etwa mm gross und besitzen keine klebrige Aussenhulle weshalb sie jederzeit vom Wirtskorper abfallen konnen Junglarven Bearbeiten Die Junglarven schlupfen etwa 2 bis 14 Tage nach der Eiablage und verstecken sich vorzugsweise in Teppichen auf Fussboden vor allem an den Ecken und den Wandbereichen in der Nahe der Heizung in Polstermobeln Kissen Matten und Matratzen Das von einem Floh angedaute und wieder ausgeschiedene Blut dient den 5 mm langen weissen fadendunnen Larven als Futter da sie noch nicht saugen konnen Schadwirkung BearbeitenAls typische Reaktion eines Flohstiches entstehen beim Menschen kleine Papeln Diese haben eine rote Farbung sind meist hart leicht erhoht und uben einen mehr oder minder starken Juckreiz aus Durch Aufkratzen dieser Papeln kann es zu Sekundarinfektionen kommen Menschenfloh als Krankheitsubertrager BearbeitenDer Menschenfloh kann beim Blutsaugen gelegentlich auf mechanischem Wege die Erreger des Fleckfiebers und der Beulenpest ubertragen Die Ubertragung erfolgt durch den Kontakt der Flohexkremente oder des kontaminierten Flohkorpers Saugrussel mit der Stichwunde Weiterhin konnen Menschenflohe Zwischenwirte fur verschiedene Bandwurmarten wie z B den Gurkenkernbandwurm Dipylidium caninum sein und diese auch ubertragen Eine Gruppe von Forschern an der Universitat Marseille um Didier Raoult vertritt die Ansicht dass bei Wirtswechsel auch der Menschenfloh neben der Kopflaus Pediculus humanus capitis und der Kleiderlaus Pediculus humanus humanus als Ubertrager der Pest in Frage kommt da alle diese genannten Parasiten Pestbakterien aufnehmen konnen 13 14 Einige Forscher stellen das gesamte zeitweise weithin als Standard akzeptierte Modell die Pest ware durch die Hausratte und ihren Parasiten Rattenfloh Xenopsylla cheopis auf den Menschen ubertragen worden und diese bildeten das wesentliche Reservoir fur das Uberleben des Pesterregers zwischen den Epidemien nun in Frage Ihren Schlussfolgerungen nach ware der Menschenfloh der wesentliche Vektor der Pest im antiken und mittelalterlichen Europa gewesen wahrend der Rattenfloh eher in Zentral und Ostasien bedeutsam sei 15 Eine Schwierigkeit der Hypothese ist dass der Erreger vom Menschenfloh weitaus weniger leicht als vom Rattenfloh auf den Menschen ubergeht weil es bei diesem nicht zur Blockade des Darms kommt wodurch grosse Mengen Bakterien beim Stechvorgang ins Blut ubergehen Seine Bedeutung als Vektor fur die Krankheit wurde fur Regionen in denen die Pest heute noch endemisch ist wie das afrikanische Tansania aber sehr wahrscheinlich gemacht 16 Bedeutsam ist dass Menschenflohe die Krankheit direkt von Mensch zu Mensch ubertragen konnen ein Zwischenwirt wie die Hausratte ist nicht erforderlich Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Menschenfloh Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Pulex irritans Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Helmut Pabel Parasiten Flohe Auf drpabel de Memento vom 5 Oktober 2007 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Hubert Schumann Flohe Siphonaptera In Hans Joachim Hannemann Bernhard Klausnitzer Konrad Senglaub Hrsg Stresemann Exkursionsfauna 7 Auflage Band 2 2 Wirbellose Volk und Wissen Berlin 1990 ISBN 3 06 012558 9 S 300 Frans G A M Smit Siphonaptera In Royal Entomological Society of London Hrsg Handbook for the identification of British insects Band 1 Nr 16 Eigenverlag London 1957 S 1 91 Gunvor Brink Lindroth Frans G A M Smit The fleas Siphonaptera of Fennoscandia and Denmark In Fauna Entomologica Scandinavica Band 41 Brill Leiden Boston 2007 ISBN 978 90 474 2075 0 S 137 ff Harry D Pratt John S Wiseman Fleas of public health importance In U S Department of Health Education and Welfare Hrsg public health series Nr 772 US Government Printing Office Washington 1962 S 17 E Fred Legner Key to Siphonaptera of medical importance University of California Richard C Russell Domenico Otranto Richard L Wall The Encyclopedia of Medical and Veterinary Entomology CABI Wallingford OX Boston MA 2013 ISBN 978 1 78064 037 2 S 117 Paul C Buckland Jon P Sadler A Biogeography of the Human Flea Pulex irritans L Siphonaptera Pulicidae In Journal of Biogeography Band 16 Nr 2 1989 S 115 120 JSTOR 2845085 Eva Panagiotakopulu Paul C Buckland A thousand bites Insect introductions and late Holocene environments In Quaternary Science Reviews Band 156 2017 S 25 35 doi 10 1016 j quascirev 2016 11 014 Eva Panagiotakopulu Fleas from pharaonic Amarna In Antiquity Band 75 2001 S 499 500 Eva Panagiotakopulu Pharaonic Egypt and the origins of plague In Journal of Biogeography Band 31 Nr 2 2004 S 269 275 doi 10 1046 j 0305 0270 2003 01009 x a b Gerhard Dobler Martin Pfeffer Fleas as parasites of the family Canidae In Parasites amp Vectors Band 4 Nr 139 2011 S 1 11 doi 10 1186 1756 3305 4 139 Hans Jurgen von der Burchard Stechmucken Die Springerelite Auf planet wissen de Stand vom 1 Juni 2009 abgerufen am 4 Juli 2012 D Raoult et al Experimental model to evaluate the human body louse as a vector of plague In The Journal of Infectious Diseases Band 194 Nr 11 Dez 2006 S 1589 1596 PMID 17083045 D Raoult et al Body lice yersinia pestis orientalis and black death In Emerging Infectious Diseases Band 16 Nr 5 Mai 2010 S 892 893 PMID 20409400 Anne Karin Hufthammer Lars Walloe Rats cannot have been intermediate hosts for Yersinia pestis during medieval plague epidemics in Northern Europe In Journal of Archaeological Science Band 40 2013 S 1752 1759 doi 10 1016 j jas 2012 12 007 Anne Laudisoit Herwig Leirs Rhodes H Makundi Stefan Van Dongen Stephen Davis Simon Neerinckx Jozef Deckers Roland Libois Plague and the Human Flea Tanzania In Emerging Infectious Diseases Band 13 Nr 5 2007 S 687 693 doi 10 3201 eid1305 061084 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Menschenfloh amp oldid 234645128