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Dieser Artikel beschreibt die rezente Gattung der Pfeifhasen fur die im Deutschen gleichnamige Familie siehe Ochotonidae Pfeifhasen Ochotona manchmal auch Pikas genannt ist die einzige heute noch vertretene Gattung der Familie der Pfeifhasen Ochotonidae aus der Ordnung der Hasenartigen Lagomorpha Sie besteht aus rund 30 lebenden Arten Ihren Namen erhielten die Tiere wegen der hohen Tone die sie als Warn und Erkennungssignal von sich geben Pikas sind uber weite Teile der Nordhalbkugel vor allem in kalteren Gebieten und in Gebirgsregionen verbreitet Die meistens tagaktiven Tiere leben teilweise in Kolonien und ernahren sich ausschliesslich von Pflanzen PfeifhasenAmerikanischer Pfeifhase Ochotona princeps SystematikKlasse Saugetiere Mammalia Unterklasse Hohere Saugetiere Eutheria Uberordnung EuarchontogliresOrdnung Hasenartige Lagomorpha Familie OchotonidaeGattung PfeifhasenWissenschaftlicher NameOchotonaLink 1795 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Allgemeine Merkmale 1 2 Merkmale des Schadels 2 Verbreitung 3 Lebensweise 3 1 Ernahrung 3 2 Fortpflanzung 4 Systematik 5 Gefahrdung und Schutz 6 Belege 7 Literatur 8 WeblinksMerkmale BearbeitenAllgemeine Merkmale Bearbeiten Obwohl die Pfeifhasen die nachsten Verwandten der Hasen sind unterscheiden sie sich von diesen ausserlich sehr deutlich Sie sind vergleichsweise klein und erreichen je nach Art eine Korperlange von 13 bis 30 Zentimetern im Durchschnitt etwa 20 Zentimeter Der Korper ist gedrungen und eiformig dabei sind die Arten sehr ahnlich und homogen gebaut Der Kopf ist rundlich die Ohren sind in der Regel und vor allem im Vergleich zu den Hasen klein und rund bis oval Die Beine sind relativ kurz wobei die hinteren Gliedmassen etwas langer als die vorderen sind Die Vorderfusse besitzen jeweils funf Zehen die Hinterfusse jeweils vier Zehen Das dichte und weiche Fell ist meistens graubraun sandgelb oder rotlich braun gefarbt wobei die Oberseite haufig etwas dunkler als die Unterseite ist sie kann jedoch auch deutlich heller oder weiss sein Bei einigen Arten kommt Melanismus vor bei diesen gibt es entsprechend vollstandig schwarze Individuen Der Schwanz ist sehr kurz und nicht sichtbar da er unter einem Hautlappen verborgen ist 1 Merkmale des Schadels Bearbeiten 2 0 3 2 261 0 2 3Zahnformel der Pfeifhasen Der Schadel der Pfeifhasen ist langlich und im Vergleich zu den meisten Hasen deutlich kleiner Die Seiten der Stirnbeine besitzen keinen Processus supraorbitalis und an den Seiten der Nasenbeine befindet sich ein grosses Schadelfenster 1 Innerhalb der Arten stellt die Ausbildung der Offnungen des Gaumens ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal dar Bei einigen Arten sind die Schneidezahnfenster mit dem Gaumenfenster verschmolzen und bilden entsprechend ein einziges in der Regel birnenformiges Fenster Die Tiere der Gattung besitzen im Oberkiefer jeweils zwei Schneidezahne Incisivi gefolgt von einer langeren Zahnlucke Diastema sowie von drei Vorbackenzahnen Praemolares und von zwei Backenzahnen Molares Im Unterkieferast sind nur ein Schneidezahn sowie nur zwei Pramolaren vorhanden dafur drei Molares Insgesamt besitzen die Tiere also 26 Zahne 1 Verbreitung BearbeitenPfeifhasen sind in Asien sowie mit zwei Arten im westlichen Nordamerika verbreitet In Asien reicht ihr Verbreitungsgebiet von der Wolga uber Zentralasien bis Sibirien und Hokkaidō eingeschlossen die Mongolei das westliche China und die Himalaya Region Die beiden amerikanischen Arten leben in Nordamerika vom ostlichen Alaska bis in die nordwestlichen Vereinigten Staaten Palaontologisch sind Pfeifhasen auch in Europa nachgewiesen Der Steppenpfeifhase Ochotona pusilla kam in historischer Zeit bis in die Ukraine vor uber fossile Funde ist die Art bis auf die Iberische Halbinsel 2 und Grossbritannien 3 nachgewiesen Lebensweise BearbeitenPfeifhasen sind vorwiegend in gemassigten und kuhleren Klimaregionen anzutreffen Ihr Lebensraum umfasst sowohl Steppen und offene Graslander als auch gebirgige Regionen bis 6000 Meter Seehohe wo sie vor allem in Gerollhalden und zerkluftetem Gelande zu finden sind Sie sind vorwiegend dammerungsaktiv sind aber auch tagsuber zu sehen Obwohl etliche Arten in kalten Gegenden leben halten sie keinen Winterschlaf Vertreter der Art Ochotona curzoniae konnen Kalteperioden bis zu 30 C uberstehen indem sie ihren taglichen Energieverbrauch ohne in einen Winterschlaf zu verfallen um bis zu 30 drosseln Dies geschieht durch schilddrusenvermittelte Reduktion der Korpertemperatur und korperlichen Aktivitat Durch eine weitere hier erstmals beobachtete Methode erreichen sie eine zusatzliche Einsparung von Energie In Gegenwart von domestizierten Yaks fressen sie deren Kot Sie gleichen damit ihre eigene Darmflora an diejenige der Yaks an die an die Wetterbedingungen optimal adaptiert sind und konnen somit auch in Anwesenheit ihrer grossen Nahrungskonkurrenten gut uberleben 4 Wahrend die steppenbewohnenden Arten oft in grossen Gruppen zusammenleben und Erdbaue graben sind die gebirgsbewohnenden Arten eher einzelgangerisch Sie markieren ihr Territorium mit Kot oder Drusensekret und verteidigen es vehement gegen Artgenossen Ernahrung Bearbeiten nbsp Pika in den kanadischen Rocky Mountains beim GrasfressenDie Nahrung der Pfeifhasen besteht vorwiegend aus Grasern Krautern und Pflanzenstangeln Fur die nahrungsarmen Winter legen sie Nahrungsvorrate aus Heu an Dazu beissen sie Graser knapp oberhalb der Wurzel ab lassen sie manchmal in der Sonne trocknen und bringen sie dann in ihre Baue Ein Lager eines einzelnen Tieres kann bis zu sechs Kilogramm Heu umfassen Fortpflanzung Bearbeiten Ahnlich wie die Hasen sind Pfeifhasen durch eine hohe Fruchtbarkeitsrate gekennzeichnet Zwei oder dreimal oder auch ofter im Jahr bringt das Weibchen bis zu zwolf Jungtiere zur Welt Neugeborene sind nackt und hilflos wachsen aber sehr schnell Sie werden nach drei bis vier Wochen entwohnt und erreichen die Geschlechtsreife oft schon im ersten Lebensjahr Systematik Bearbeiten nbsp Pfeifhasen in Kham nbsp Altai Pfeifhase Ochotona alpinus Die taxonomische Einordnung und die innere Systematik der Pfeifhasen ist schwierig und veranderte sich uber die Zeit mehrfach was auf die grossen Ahnlichkeiten der einzelnen Arten zuruckgefuhrt werden kann Vor allem in den letzten Jahren wurden teilweise starke Verschiebungen innerhalb der phylogenetischen Systematik der Tiere auf der Basis molekularbiologischer und kraniometrischer Merkmale vorgenommen Dabei wurden teilweise bereits als etabliert betrachtete Arten mit anderen synonymisiert oder zu Unterarten anderer Arten erklart teilweise jedoch auch neue Unterarten und Arten beschrieben Die Gattung wird heute in insgesamt etwa 30 lebende Arten unterteilt wobei der konkrete Artstatus einzelner Arten und auch die Zuordnung und Verteilung von Unterarten sehr stark abhangig von der jeweils betrachteten Quelle ist 5 6 Die folgende Systematik orientiert sich dabei an den Darstellungen von Andrei Alexandrowitsch Lissowski in seiner Revision von 2014 7 und im Handbook of the Mammals of the World von 2016 6 Untergattung Ochotona Gansu Pfeifhase Ochotona cansus Tsing Ling Pfeifhase Ochotona syrinx Der Schwarzlippige Pfeifhase Ochotona curzoniae bewohnt das Hochland von Tibet Der Daurische Pfeifhase Ochotona dauurica ist ebenfalls ein Steppenbewohner Er lebt in Sudostrussland der Mongolei und Nordchina Nubra Pfeifhase Ochotona nubrica Der Steppenpfeifhase Ochotona pusilla bewohnt Steppen in Russland und Zentralasien Fruher war die Art auch in der Ukraine und im westlichen Russland verbreitet ist dort aber ausgestorben Wegen Lebensraumverknappung gilt die Art als gefahrdet Der Afghanistan Pfeifhase oder Rotliche Pfeifhase Ochotona rufescens ist in den Gebirgen Turkmenistans des Irans und Afghanistans beheimatet Ochotona sikimaria 8 Moupin Pfeifhase Ochotona thibetana Thomas Pfeifhase Ochotona thomasi Untergattung Pika Der Altai Pfeifhase Ochotona alpina bewohnt Gebirgsregionen in Kasachstan China und Sibirien Silber Pfeifhase Ochotona argentata Der Alaska Pfeifhase Ochotona collaris lebt im ostlichen Alaska und im nordwestlichen Kanada Yukon British Columbia Der Korea Pfeifhase Ochotona coreana Der Hoffmann Pfeifhase Ochotona hoffmanni Der Nordliche Pfeifhase Ochotona hyperborea lebt in Sibirien in Korea und auf der japanischen Insel Hokkaidō Der Mandschurische Pfeifhase Ochotona mantchurica Der Kasachstan Pfeifhase Ochotona opaca Mongolischer Pfeifhase Ochotona pallasi Der Amerikanische Pfeifhase Ochotona princeps bewohnt Gebirgsregionen im sudwestlichen Kanada und im Westen der USA Der Turuchan Pfeifhase Ochotona turuchanensis Untergattung Conotha Der Rotohr Pfeifhase Ochotona erythrotis Der Forrest Pfeifhase Ochotona forresti Der Glover Pfeifhase Ochotona gloveri Ili Pfeifhase Ochotona iliensis Der Koslow Pfeifhase Ochotona koslowi Der Ladakh Pfeifhase Ochotona ladacensis Der Grossohr Pfeifhase Ochotona macrotis Der Royle Pfeifhase Ochotona roylei Der Rote Pfeifhase Ochotona rutila Wilson amp Reeder 2005 unterscheiden neben diesen Arten noch Ochotona huangensis nach Lissowski 2016 eine Unterart des Daurischen Pfeifhasen 6 den Muli Pfeifhasen Ochotona muliensis von Lissowski als Synonym des Glover Pfeifhasen betrachtet und den Himalaya Pfeifhasen Ochotona himalayana von Lissowski als Synonym des Royle Pfeifhasen betrachtet Hinzu kamen der Gaoligong Pfeifhase Ochotona gaoligongensis und der Schwarze Pfeifhase Ochotona nigritia 5 die aktuell als Synonyme und Farbvarianten des Forrest Pfeifhasen betrachtet werden 6 Ochotona sikimaria traditionell eine Unterart von Ochotona thibetana wurde 2016 in den Artstatus erhoben 8 Der Sardische Pfeifhase Prolagus sardus lebte noch in geschichtlicher Zeit auf Korsika Sardinien und angrenzenden Inseln Bejagung und Konkurrenz durch eingeschleppte Tiere durften die Grunde fur das Aussterben dieser Art gewesen sein Die letzte Sichtung stammt aus dem 18 Jahrhundert Der Korsische Pfeifhase fruher Prolagus corsicanus lebte auf Korsika und stellt nach heutiger Ansicht eine Unterart dar nbsp Pfeifhase mit Heu fur die HohleGefahrdung und Schutz BearbeitenPfeifhasen bewohnen eher abgeschiedene vom Menschen unberuhrte Regionen In Zentralasien und China werden sie manchmal als Plage betrachtet da sie Felder verwusten und Baume anknabbern Manchmal nehmen Menschen auch ihre Heuvorrate um sie an ihr Vieh zu verfuttern was dazu fuhrt dass viele Tiere verhungern In manchen Regionen zum Beispiel in der Ukraine und im westlichen Russland sind sie ausgestorben andere Arten sind durch Zersiedlung ihres Lebensraumes selten geworden Die IUCN listet zwei Arten als bedroht und mehrere andere als gefahrdet Belege Bearbeiten a b c Family Ochotonidae Genu Ochotona In Andrew T Smith Yan Xie A Guide to the Mammals of China Princeton University Press 2008 S 275 ISBN 978 0 691 09984 2 Cesar Laplana Paloma Sevilla Juan Luis Arsuaga Mari Carmen Arriaza Enrique Baquedano Alfredo Perez Gonzalez Nieves Lopez Martinez How Far into Europe Did Pikas Lagomorpha Ochotonidae Go during the Pleistocene New Evidence from Central Iberia PLOS One 4 November 2015 doi 10 1371 journal pone 0140513 C T Fisher D W Yalden The steppe pika Ochotona pusilla in Britain and a new northerly record Mammal Review 23 November 2004 doi 10 1111 j 1365 2907 2004 00052 x Proceedings of the Natural Academy of Sciences 118 e2100707118 2021 zitiert nach Science 373 6555 S 658 6 August 2021 Digitalisat a b Don E Wilson amp DeeAnn M Reeder Hrsg Ochotonidae in Mammal Species of the World A Taxonomic and Geographic Reference 3rd ed a b c d A A Lissovsky Ochotona In Don E Wilson T E Lacher Jr Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Lagomorphs and Rodents 1 HMW Band 6 Lynx Edicions Barcelona 2016 S 47 ff ISBN 978 84 941892 3 4 Andrey A Lissovsky Taxonomic revision of pikas Ochotona Lagomorpha Mammalia at the species level In Mammalia 2014 78 2 199 216 doi 10 1515 mammalia 2012 0134 a b N Dahal A A Lissovsky Z Lin K Solari E A Hadly X Zhan U Ramakrishnan Genetics morphology and ecology reveal a cryptic pika lineage in the Sikkim Himalaya Molecular Phylogenetics and Evolution 106 2016 S 55 60 doi 10 1016 j ympev 2016 09 015Literatur BearbeitenJoseph A Chapman John E C Flux Hrsg Rabbits Hares and Pikas Status Survey and Conservation Action Plan PDF Datei 10 7 MB International Union for Conservation of Nature and Natural Resources IUCN Gland 1990 S 43 46 ISBN 2 8317 0019 1 A A Lissovsky Ochotona In Don E Wilson T E Lacher Jr Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Lagomorphs and Rodents 1 HMW Band 6 Lynx Edicions Barcelona 2016 S 28 ff ISBN 978 84 941892 3 4Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ochotona Album mit Bildern Videos und Audiodateien Video und Infos auf GEO de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfeifhasen amp oldid 230892176