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Die Baldachinspinnen oder Deckennetzspinnen Linyphiidae sind eine Familie der Echten Webspinnen Araneomorphae und gehoren dort zur Uberfamilie der Radnetzspinnen Araneoideae Die Familie umfasst weltweit 618 Gattungen und 4667 Arten 1 Stand August 2020 BaldachinspinnenLinyphia triangularisSystematikKlasse Spinnentiere Arachnida Ordnung Webspinnen Araneae Unterordnung Echte Webspinnen Araneomorphae Teilordnung EntelegynaeUberfamilie Radnetzspinnen Araneoidea Familie BaldachinspinnenWissenschaftlicher NameLinyphiidaeBlackwall 1859Sie werden derzeit in sechs Unterfamilien eingeteilt In Mitteleuropa sind ca 500 Arten nachgewiesen Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise und Beutefang 3 Lebensraume und Luftschiffen als Ausbreitungsstrategie 4 Systematik der Linyphiidae 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDiese meist nur 1 5 bis 3 mm in seltenen Fallen auch bis zu 8 mm grossen Spinnen werden meist nur im Morgentau anhand ihrer Netze wahrgenommen die sie haufig in Bodennahe in Wiesen oder in der Strauchschicht horizontal und leicht gewolbt wie ein Baldachin weben Auffallig sind auch die Faden im Spatsommer und Herbst mit denen sie sich im Wind fortbewegen sowie die Winteraktivitat einiger Zwergspinnen Unterfamilie Erigoninae nbsp Netz der Baldachinspinne im MorgentauLebensweise und Beutefang Bearbeiten nbsp nbsp Neriene peltatas Bauchseite ist dunkler gefarbt als ihr Rucken nbsp Prosoma von Frontinella pyramitelaDie Farbung der Baldachinspinnen tarnt sie gegenuber ihren Feinden wenn sie unter ihren horizontal gespannten Netzen hangen Die nach oben weisende Bauchseite ist dunkler gefarbt und gegen den Boden nur schwer zu erkennen Der Rucken dagegen ist heller gefarbt so dass er gegen den hellen Himmel ebenfalls wenig Kontrast aufweist Der Baldachin in dessen Mitte die Deckennetzspinnen auf der Unterseite sitzen wird von unten durch Faden gespannt Nach oben ziehen die Spinnen klebrige Absturzfaden in denen sich die Beute verfangt Haufig schuttelt die Spinne ihre Beute aus diesen Faden auf das darunter liegende Netz die Leimfaden in der Decke und in den Absturzfaden spielen dabei nicht bei allen Gattungen eine gleich grosse Rolle Die Spinne beisst dann mit ihren Cheliceren durch das Netz in die Beute und betaubt diese Abschliessend beisst sie ein Loch in die Decke und zerrt ihre Beute zum Verzehr durch extraintestinalen Verdauung nach unten Die beschadigte Decke und die Absturzfaden werden erst nach der Nahrungsaufnahme repariert Das Netz der Baldachin oder Deckennetzspinnen weist entfernte Ahnlichkeiten mit den Netzen der Trichterspinnen Agelenidae v a der Labyrinthspinnen Agalena die mehrere Decken ubereinander weben und mit denen der Kugelspinnen Theridiidae auch Haubennetzspinnen genannt auf Diese weben klebrige aufgelockerte und diffuse Decken Die Lauerstellung der Baldachinspinnen ist jedoch deutlich von diesen unterscheidbar Geschlechtsreife Mannchen weben selten eigene Netze sondern begeben sich auf die Suche nach einem Weibchen Noch langere Zeit nach der mehrere Stunden dauernden Paarung lebt das Mannchen mit dem Weibchen im selben Netz halt sich allerdings eher am Netzrand auf Lebensraume und Luftschiffen als Ausbreitungsstrategie BearbeitenDie Familie ist weltweit verbreitet und besiedelt ganz unterschiedliche Lebensraume aller Klimazonen von den Tropen Kongo Labullula annulipes uber Strande im Seetang Himalaya Piniphantes himalayensis bis an die arktischen Kusten Die mit Abstand artenreichsten und am weitesten verbreiteten sind die nahezu allgegenwartigen Gattungen Erigone Bathyphantes Leptyphantes und Walckenaeria Walckenaera In Mitteleuropa ausserordentlich haufig sind Erigone atra und Bathyphantes gracilis Im Unterschied zu anderen Spinnengruppen bei denen sich nur die Jungtiere mit Hilfe eines Flugfadens vom Wind verfrachten lassen um bei zu grosser Populationsdichte der Konkurrenz und dem Kannibalismus durch Artgenossen zu entgehen fliegen bei den Arten in der Familie Linyphiidae auch die erwachsenen Tiere zu Tausenden vom Sommer bis in den Winter wobei dies eine erfolgreiche Strategie zur Verbreitung darstellt Die Spinnen strecken dazu ihren Hinterleib in die Luft und produzieren einen sogenannten Flugfaden Ist der Faden lang genug wird er vom Wind erfasst und transportiert die Spinne Dieser Vorgang wird Luftschiffen oder im Englischen ballooning genannt Erwarmt sich die ruhige Luft uber dem Boden durch Sonneneinstrahlung rasch lassen sich die Spinnen emporheben und verfrachten Sie fallen dadurch besonders im Spatsommer Altweibersommer und im Winter auf Sie konnen kurzzeitig massenhaft auftreten Beim Transport durch die Luft erreichen Baldachinspinnen Hohen von mehreren Tausend Metern und fliegen bis zu mehreren Hundert Kilometer weit So wurden sie aus Flugzeugen gefangen und Charles Darwin berichtete 1832 in seinem Tagebuch 100 km vor der Kuste Sudamerikas hatten sich unzahlige kleine Spinnen in der Takelage seines Forschungsschiffes verfangen Inzwischen weiss man dass sie die Hohe und Flugdauer durch die Lange ihres Fadens anpassen konnen Allerdings uberleben nur die wenigsten ihre Reisen Die meisten landen auf dem Wasser in ungeeigneten Lebensraumen oder werden von Vogeln gefressen Der britische Volksmund kennt die luftverfrachteten Spinnen unter dem Namen money spider die wenn sie auf einem landet finanzielles Gluck bescheren soll neue Kleider webt Systematik der Linyphiidae BearbeitenDerzeit wird die Familie nach Andrei V Tanasevitch in sieben Unterfamilien eingeteilt Dubiaraneinae Millidge 1993 87 Arten Erigoninae Emerton 1882 2141 Arten Ipainae Saaristo 2007 26 Arten Linyphiinae Blackwall 1859 819 Arten Micronetinae Hull 1920 1113 Arten Mynogleninae Lehtinen 1967 115 Arten Stemonyphantinae Wunderlich 1986 14 ArtenKladogramm 2 N N Stemonyphantinae N N Mynogleninae N N Erigoninae Linyphiinae Linyphiini Micronetini Pimoinae Dubiarareneinae Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Baldachinspinnen Linyphiidae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Linyphiidae im World Spider Catalog Checkliste der Spinnen Mitteleuropas Arachnologische Gesellschaft e V Die Gemeine Baldachinspinne Linyphia triangularis auf naturkamera de Wie Spinnen zu Flugen uber hunderte Kilometer aufbrechen derstandard atLiteratur BearbeitenHeiko Bellmann Spinnen beobachten bestimmen Naturbuch Verlag Augsburg 1992 ISBN 3 89440 064 1 Dick Jones Der Kosmos Spinnenfuhrer Kosmos 1990 ISBN 3 440 06141 8 Rainer F Foelix Biologie der Spinnen Thieme Stuttgart 1979 ISBN 3 13 575802 8 Suresh P Benjamin amp Samuel Zschokke 2004 Homology behaviour and spider webs Web construction behaviour of Linyphia hortensis and L triangularis Araneae Linyphiidae and its evolutionary significance Journal of Evolutionary Biology 17 120 130 Einzelnachweise Bearbeiten Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern World Spider Catalog Version 17 5 Linyphiidae Abgerufen am 12 Oktober 2016 Kladogramm nach Tree of Life Project Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baldachinspinnen amp oldid 236079032