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Die Stubenfliege Musca domestica lat musca Fliege domesticus hauslich auch Gemeine Stubenfliege oder Grosse Stubenfliege zur Unterscheidung von der Kleinen Stubenfliege ist eine Fliege aus der Familie der Echten Fliegen Muscidae StubenfliegeStubenfliege Musca domestica SystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Fliegen Brachycera Familie Echte Fliegen Muscidae Gattung MuscaArt StubenfliegeWissenschaftlicher NameMusca domesticaLinnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Vorkommen 3 Lebensweise 4 Fortpflanzung und Entwicklung 5 Nutzen und Schaden 5 1 Die Stubenfliege als Krankheitsubertrager 5 2 In der Abfallwirtschaft 5 3 Fliegenmaden als Futtermittel 6 Verwechslungsmoglichkeiten 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Anatomie der Stubenfliege A Kopf 1 Facettenauge 2 Fuhlerborste Arista 3 Fuhler Antenne 4 Unterkiefertaster Palpus maxillaris 5 Oberlippe Labrum 6 Lippe Labium 7 Loffelchen Labellum 8 Stempel B Thorax 9 Prascutum 10 Vorderes Atemloch Stigma 11 Halsschild Scutum 12 Basicosta 13 Calypter 14 Schildchen Scutellum 15 Flugel 16 Flugelader 17 Propleuron 18 Prosternum 19 Mesopleuron 20 Mesosternum 21 Metapleuron 22 Metasternum C Abdomen 23 Hufte Coxa 24 Oberschenkel Femur 25 Unterschenkel Tibia 26 Seta 27 Fuss Tarsus 28 Haltere 29 Hinteres Atemloch Stigma 30 Hinteres AbdomensegmentDer Korperaufbau entspricht im Allgemeinen jenem der Echten Fliegen Als morphologische Unterscheidungsmerkmale zu anderen Arten dienen Grosse Farbung und Flugeladerung Sie besitzen leckend saugende Mundwerkzeuge Erwachsene Stubenfliegen sind sechs bis sieben Millimeter lang ihr Korper ist grau und hat vier Langsstreifen auf dem Thorax Die Unterseite des Rumpfes ist gelblich ihre Extremitaten sind schwarz der Korper ist komplett mit Haaren bedeckt Sie haben rote Facettenaugen Die Korper der weiblichen Fliegen sind etwas grosser und ihr Augenabstand ist meist etwas grosser als bei mannlichen Exemplaren In Ruhestellung sind die Flugel in engem Winkel gespreizt Aufgrund des ahnlichen Aussehens konnen sie leicht mit Gemeinen Stechfliegen verwechselt werden Vorkommen BearbeitenMusca domestica kommt fast uberall auf der Welt vor Kosmopolit lediglich in Wusten sowie polaren und hochalpinen Landschaften ist sie nicht zu finden Ihre Verbreitung ist meist mit dem Menschen assoziiert da in dessen Nahe das grosste Nahrungsangebot vorherrscht Stubenfliegen werden unter anderem fur Forschungszwecke und als Tierfutter 1 gezuchtet Lebensweise BearbeitenDie Stubenfliege lebt nach ihrem Schlupf aus der Tonnchenpuppe 6 bis 70 Tage je nach Umgebungstemperatur und Nahrungsangebot wobei Weibchen meistens etwas langer leben als Mannchen Die Fluggeschwindigkeit betragt ungefahr 2 9 Meter pro Sekunde rund 10 km h die Fliege schlagt dabei etwa 180 330 mal pro Sekunde mit ihren Flugeln 2 Fliegen konnen Buttersaure als Indiz fur Faulnis und Darmausscheidungen riechen An den Fussendgliedern Tarsen besitzen sie Chemorezeptoren mit deren Hilfe sie Zucker schmecken konnen Ihre Eier legen sie in faulenden Stoffen und Exkrementen Koprophagie ab von denen sich die Larven ernahren Die Imagines saugen an samtlichen nahrhaften Flussigkeiten und auch an festen wasserloslichen Stoffen die sie mit Hilfe ihres Speichels auflosen konnen wie beispielsweise Zucker Nach Landung auf senkrechten Flachen richten sich Stubenfliegen immer rasch mit dem Kopf nach abwarts aus In Stuben konnen sie nach einem halben Salto an der Decke landen 3 Ihr Verhalten und ihre Lebensdauer sind sehr stark von den Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Feuchtigkeit abhangig wobei die Optimaltemperatur zwischen 20 und 25 C liegt und ab einer Minimaltemperatur von 15 C eine Immobilisierung stattfindet Dies erklart auch die Entwicklung zu einem tagaktiven temporalen Spezialisten mit der hochsten Populationsgrosse in den Sommermonaten Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten nbsp Larve einer StubenfliegeAls holometabole Insekten durchleben die Stubenfliegen eine vollstandige Metamorphose die eingeteilt wird in Ei drei Larvenstadien Puppe und Imago Ihre Eier legen die Weibchen in sich zersetzendes organisches Material ab beispielsweise Dung Mull Kompost und Nahrungsmittel Dort entwickeln sich anschliessend die Larven In den Sommermonaten legen Weibchen mehrmals zwischen 150 und 400 Eier pro Eiablage mit einem Intervall von drei bis vier Tagen 4 Durch gute Umgebungsbedingungen beispielsweise in Stallen sind bis zu 15 Generationen pro Jahr moglich plurivoltin 5 Die Umgebungstemperatur beeinflusst die Zeit die die Eier brauchen um zur Schlupfreife heranzuwachsen Bei 16 C schlupfen die Larven in 46 Stunden bei 19 C in 19 Stunden und bei 30 C in nur 10 Stunden 6 Die kopf und beinlosen Fliegenmaden konnen sich auf glatten Flachen nur unbeholfen mit Korperkrummen fortbewegen Sie ernahren sich vom organischen Material Substrat auf dem sie geschlupft sind und erreichen eine Lange von 12 mm Die Ernahrung wird durch Mundwerkzeuge mit zangenartigen Mundhaken ermoglicht Die Atmung erfolgt uber Hautatmung und Stigmen die sich am Korperende befinden Nach zweimaliger Hautung im Laufe des Wachstums wird am Ende des dritten Larvenstadiums der Inhalt des Verdauungstrakts entleert Es beginnt eine durch genetische Veranderungen hervorgerufene Immobilisierung der Maden Ihre Haut verhartet sich und die Larven entwickeln sich zu Tonnchenpuppen die deutlich kleiner und dunkler sind als die Larven Innerhalb einer solchen Puppe beginnt eine Verwandlung die je nach Temperatur 3 bis 8 Tage dauert Nach vollendeter Entwicklung wird durch Pressen aus der sogenannten Bogennaht am Kopf eine Blase fur das Schlupfen ausgebildet die es der Imago ermoglicht die Puppe durch eine Offnung am Kopfende zu verlassen Deckelschlupfer Schon 3 Tage nach diesem Schlupfakt paaren sich die Stubenfliegen und anschliessend sind die Weibchen zur ersten Eiablage bereit Die Metamorphose vom Ei zur Fliege kann bei guten Umweltbedingungen in 7 Tagen abgeschlossen sein in gemassigten Breitengraden dauert sie 2 bis 3 Wochen 7 Abgesehen von uberwinternden Tieren betragt die Lebensdauer einige Wochen Mit ihrem Tupfrussel immer wieder einmal Flussigkeit und Nahrstoffe aufnehmend kann eine weibliche Stubenfliege im Winterhalbjahr in einer nicht zu warm temperierten Kuche gut 10 Wochen uberleben Nutzen und Schaden BearbeitenDie Stubenfliege als Krankheitsubertrager Bearbeiten Stubenfliegen gelten gemeinhin als Schadlinge da sie trotz Putzens als Vektor fur Krankheitserreger dienen Beispielsweise sind sie Ubertrager diverser Infektionskrankheiten wie Ruhr Typhus Cholera Salmonellosen Kinderlahmung und Maul und Klauenseuche Die Ubertragung der Erreger erfolgt insbesondere uber die Ausscheidungen der Fliegen Ihre Funktion als Krankheitsubertrager ist auf ihre Nahrungsquellen zuruckzufuhren da sie eine Vorliebe fur menschliche und tierische Korperausscheidungen wie Schweiss und Kot sowie eiternde Wunden haben Des Weiteren dient Aas Nekrophagie als proteinreiche Nahrungsquelle fur die Eiablage und Larvenentwicklung 8 Eine grossraumige Bekampfung Insektenschutz ware aber nicht unbedingt zielfuhrend da einerseits eine sehr schnelle Resistenzausbildung gegen Insektizide stattfindet und die Populationsgrosse ohnehin durch naturliche Fressfeinde eingedammt wird Um die Verbreitungsorte und Ubertragung von Krankheiten einzuschranken empfiehlt sich also bloss ein ausreichender Standard von Hygiene und sauberer Umgang mit Abfall und Zersetzungsprodukten In der Abfallwirtschaft Bearbeiten Die Fahigkeit von Stubenfliegenlarven sich in einer Vielzahl von verrottenden organischen Stoffen zu ernahren und zu entwickeln ist wichtig fur das Recycling von Nahrstoffen in der Natur Dies konnte genutzt werden um immer mehr Abfallmengen zu bekampfen 9 Stubenfliegenlarven konnen in Tiermist auf kontrollierte Weise in Massen aufgezogen werden wodurch die Abfallmenge reduziert und die Umweltrisiken bei der Entsorgung minimiert werden 10 11 Fliegenmaden als Futtermittel Bearbeiten Die Stubenfliege wird als Futterinsekt genutzt In der EU ist sie fur den Einsatz in der Aquakultur zugelassen 12 Dort gibt es Ansatze die Larven der Stubenfliege als Proteinquelle einzusetzen und damit das konventionelle Fischmehl zu ersetzen Basis dazu ist Blut aus Schlachtereien 13 AgriProtein erhielt fur diese Idee den Innovationspreis fur Afrika 2013 14 Verwechslungsmoglichkeiten BearbeitenDer Wadenstecher Stomoxys calcitrans sieht der Stubenfliege zum Verwechseln ahnlich und ist in der Lage menschliche Haut zu durchstechen um Blut zu saugen Der Stich ist schmerzhaft und kann auch Krankheiten ubertragen Siehe auch BearbeitenFliegentoterLiteratur BearbeitenJason H Byrd James L Castner Forensic Entomology The Utility of Arthropods in Legal Investigations Taylor amp Francis Group LLC 2010 ISBN 978 0 8493 9215 3 Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Gustav Fischer Verlag Jena 1996 ISBN 3 437 20515 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stubenfliege Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten J Hwangbo u a Utilization of house fly maggots a feed supplement in the production of broiler chickens In Journal of Environmental Biology 30 Jahrgang Nr 4 2009 S 609 614 PMID 20120505 Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Gustav Fischer Verlag Jena 1996 S 629 Frieder Sauer Fliegen und Mucken nach Farbfotos erkannt S 132 Johannes Keiding The housefly biology and control Training and information guide World Health Organization Vector Biology and Control Division 1986 Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Gustav Fischer Verlag Jena Jena 1996 S 680 Fliegen Abgerufen am 31 Juli 2019 Heiko Joachim Koch Forensische Entomologie Pra und postmortale Leichenbesiedlung durch Insekten 2002 benecke com PDF 4 5 MB Diplomarbeit Katharina Schmitt Forensische Entomologie Die Entwicklung nekrophager Insekten zur Bestimmung der Leichenliegezeit 2010 benecke com PDF 2 8 MB Facharbeit B F Miller J S Teotia T O Thatcher Digestion of poultry manure by Musca domestica In British Poultry Science 15 Jahrgang Nr 2 Marz 1974 S 231 doi 10 1080 00071667408416100 PMID 4447887 H Cickova B Pastor M Kozanek A Martinez Sanchez S Rojo P Takac Biodegradation of pig manure by the housefly Musca domestica a viable ecological strategy for pig manure management In PLOS ONE 7 Jahrgang Nr 3 2012 S e32798 doi 10 1371 journal pone 0032798 PMID 22431982 PMC 3303781 freier Volltext bibcode 2012PLoSO 732798C F X Zhu W P Wang C L Hong M G Feng Z Y Xue X Y Chen Y L Yao M Yu Rapid production of maggots as feed supplement and organic fertilizer by the two stage composting of pig manure In Bioresource Technology 116 Jahrgang Juli 2012 S 485 491 doi 10 1016 j biortech 2012 04 008 PMID 22541952 Verordnung EU 2017 893 der Kommission vom 24 Mai 2017 zur Anderung der Anhange I und IV der Verordnung EG Nr 999 2001 des Europaischen Parlaments und des Rates sowie der Anhange X XIV und XV der Verordnung EU Nr 142 2011 der Kommission in Bezug auf die Bestimmungen uber verarbeitetes tierisches Protein auf eur lex europa eu abgerufen am 18 Februar 2019 AgriProtein s managing director sees maggots as next protein alternative Innovation Prize for Africa Winner Uses Flies and Waste to Make Food Memento vom 16 September 2013 im Internet Archive Normdaten Sachbegriff GND 4183816 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stubenfliege amp oldid 233555046